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#1

Katharina Emmerich

in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 15.01.2014 11:53
von Simeon • 459 Beiträge

Hallo liebe Forumsteilnehmer,

da gehts auch schon weiter mit dem nächsten Thema, was mich beschäftigt.

Und zwar die Schrift von K. Emmerich.

Einige Bücher habe ich zuhause stehen: Zum Beispiel: Das Leben unseres Herrn Jesus Christus , oder das Leben der Jungfrau Maria.. etc..

Ist es da so ähnlich wie bei Valtorta, von der Kirche her?

Würde mich mal sehr interessieren.

Gruß,

Sel

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#2

RE: Katharina Emmerich

in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 15.01.2014 22:04
von Aquila • 7.243 Beiträge

Lieber Sel

Mit der jetzt seligen Katharina Emmerich ( auch Emmerick geschrieben )
verhält es sich in der Tat
zum Einen ähnlich wie mit Valtorta
- sprich keine kirchliche Anerkennung -
doch zum Anderen wieder auch anders
- sprich kirchliche Imprimatur und Seligsprechung-.

Doch wie das ?

Zunächst zur fehlenden Anerkennung der Schriften durch die Kirche:

Katharina Emmerick hat selber
lediglich drei gleichsam Original- Briefe hinterlassen.
Die anderen Schriften
- so etwa die "Visionen von der Passion Christi"-
stammen v.a. vom deutschen Dichter Clemens Brentano (1778-1842),
der diese selber bearbeitet und mit Anmerkungen versehen hat
.

1833 wurden sie unter dem Titel
"Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi" veröffentlicht.
Es sind also literarische Werke Brentanos,
der derart Mannigfaches dazugedichtet hat,
dass es der Kirche letztendlich nicht möglich ist
zu unterscheiden, was letztendlich von Katharina Emmerick
stammt
.


1927 hat die Ritenkongregation denn auch in einem Dekret festgehalten,
dass diese Texte denn auch in Wirklichkeit von Ckemens Brentano stammten.



Doch warum dann die Imprimatur der Kirche ?

Obgleich die Kirche wie oben gezeigt, festgehalten hat,
dass es sich weder um wörtliche Inspirationen
noch um einen
übernatürlichen Ursprung handelt handelt

( es sind Aufzeichnungen von Brentano anhand der Visionen Katharina Emmericks')
hat sie dennoch die Verwendung dieser Schriften insofern erlaubt,
als dass
"nichts dagegen spricht / nihil obstat".....
d.h. in diesen keine Inhalte gefunden wurden,
die gegen den wahren Glauben sprechen!




In diesem Zusammenhang ist auch die 2004 erfolgte Seligsprechung zu sehen:

Die Kirche hielt fest, dass die Seligsprechung lediglich die
Heiligkeit der Person Katharina Emmerick betreffe
und nicht

als ein Urteil über den Wahrheitsgehalt der Bücher von Clemens Brentano zu sehen sei.
-

“Entscheidend bei einem Seligsprechungs-Prozess
ist nicht,
was über die Person geschrieben ist,
sondern ihre Tugend

-


Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 15.01.2014 22:05 | nach oben springen

#3

RE: Katharina Emmerich

in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 16.01.2014 09:11
von Simeon • 459 Beiträge

Lieber Aquila,

vielen Dank für den Beitrag. Damit kann ich einiges anfangen denk ich.

Lieben Gruß,

Sel

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#4

RE: Katharina Emmerich

in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 16.01.2014 20:51
von Hemma • 589 Beiträge

Lieber Aquila!

Weil ich eine Verehrerin von Anna Katharina Emmerich bin und auch viel Auferbauung durch die Bücher „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ und „Das Leben der hl. Jungfrau Maria“ fand, bitte ich einen Artikel aus der kath. Zeitschrift „Der Fels“ Nr. 8/9 2004 von Arnold Guillet – verfasst vor ihrer Seligsprechung - wiedergeben zu dürfen.

Ein Plädoyer für Clemens Brentano

Wenn von Anna Katharina Emmerich die Rede ist, dann taucht mit stereotyper Regelmäßigkeit der Einwand auf, Anna Katharina Emmerich wäre schon längst selig gesprochen worden, wenn nicht Clemens Brentano gewesen wäre, der in seinen Berichten über die Visionen der Nonne von Dülmen viel eigenes Gedankengut mit verarbeitet habe. So wisse man nicht mit Sicherheit, was nun wirklich von Anna Katharina stamme und was nicht.

In der Karwoche 1990 fand im Franz-Hitze-Haus in Münster ein Symposion über Anna Katharina Emmerich statt. Gerade noch rechtzeitig zu diesem Anlass war im Christiana-Verlag die authentische Biographie von Thomas Wegener „Das Leben der Anna Katharina Emmerick“ mit einem Vorwort von Bischof Dr. Reinhard Lettmann, Münster, in Neuauflage erschienen.
Die Schlussveranstaltung des Symposions fand im Rüschhaus, der ehemaligen Villa der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff statt, in Anwesenheit der beiden Weihbischöfe Voss und Wöste, des Postulators im Seligsprechungssprozess, Joseph Adam aus Luxenburg, vieler Professoren, wie Leo Scheffczyk, Josef Sudbrack S.J und anderer, sowie zahlreicher Emmerichfreunde.

Als mir als letztem Redner das Wort erteilt wurde, stellte ich die Frage: „Gesetzt dem Fall, Sie wären der liebe Gott, wen hätten Sie als Schreiber für Anna Katharina Emmerich bestimmt?“

Vorerst muss man davon ausgehen, dass Anna Katharina Emmerich ihre gewaltigen Visionen über das gesamte Heilsgeschehen nicht zu ihrem privaten Vergnügen, sondern zur Weitergabe an die Kirche erhalten hat.
Thomas Wegener formulierte das in seiner Emmerich-Biographie wie folgt:
„Gott offenbarte seiner Dienerin Anna Katharina wiederholt, dass sie die tiefere Erkenntnis der heiligen Wahrheiten sowie die Anschauung aller seiner Werke die er von Anfang an für die Menschheit vollbracht hatte, nicht für sich allein, sondern zur Erbauung der Gläubigen empfange, um zu beweisen, dass er stets in seiner Kirche lebt und je nach ihren Bedürfnissen barmherzig und weise für sie wirkt. Denn das war ja gerade der Wahnwitz der Zeitgenossen Anna Katharinas, nicht eine Kirche aus Christus und dem Evangelium, sondern die Afterkirche der Freimaurerei und deren „Evangelium“, die menschliche Vernunft, alleine anzuerkennen und in allen Verhältnissen allein wirken zu lassen.

Darum hatte Anna Katharina von Jugend auf die ständige innerliche Mahnung gehabt, sich mitzuteilen. Jedoch es gelang ihr bis in ihr 44. Lebensjahr nicht, jemanden zu finden, dem sie die empfangenen Visionen getreu hätte mitteilen können. Oftmals hatte sie ihren Beichtvater gebeten, sie um Gottes Willen anzuhören; allein nie erreichte sie, dass einer sich die Mühe machte, sie ausführlicher zu vernehmen und den Wert oder Unwert ihrer Mitteilungen näher zu prüfen“ (Wegener S 262).
Anna Katharina Emmerich selbst war sich dessen bewusst und hat sich darüber wie folgt geäußert: „Die vielen wunderbaren Mitteilungen waren mir alle durch die Barmherzigkeit Gottes gegeben, nicht allein zu meiner Belehrung, denn vieles konnte ich nicht fassen, sondern zur Mitteilung, um vieles Verschlossene und Versunkene wieder zu erwecken. Es ist mir dies stets wieder befohlen worden.“

Ein anderes Mal sprach sie also: „Das hat mir mein Bräutigam gesagt, als ich meine Not und mein Elend klagte und dass ich so viele Sachen sähe, die ich nicht verstehe: Die Gesichte gäbe er nicht für mich, sie seien mir geschenkt, sie aufzeichnen zu lassen, und ich müsse sie mitteilen. Es sei jetzt keine Zeit, äußerlich Wunder zu wirken,. Er gebe diese Gesichte und habe immer so getan, um zu beweisen, dass er bei seiner Kirche sein wolle bis ans Ende der Tage“ (Wegener S 263).

Anna Katharina geriet allmählich in einen schweren Konflikt. Auf der einen Seite wurde sie von Christus und auch von der Muttergottes, ihrem Schutzengel und einzelnen Heiligen, wie der heiligen Teresa von Avila, gedrängt, das Geschaute aufschreiben zu lassen, auf der anderen Seite fand sich niemand, der zu dieser Aufgabe sowohl bereit, als auch fähig gewesen wäre. Ihr Beichtvater hatte keine Antenne dafür und weigerte sich hartnäckig ihre Visionen zur Kenntnis zu nehmen. Andere Geistliche in ihrer Umgebung verhielten sich ähnlich.

Anna Katharina Emmerich blieb nichts anderes übrig, als Jesus zu bitten, ihr dieses Charisma zu nehmen. Sie erhielt zur Antwort: Sie solle erzählen, was sie zustande bringen könne, auch wenn sie darum ausgelacht werden sollte. Den Nutzen könne sie jetzt nicht verstehen, das sei nicht ihre, sondern Sache der Kirche. Dass so vieles verloren gehe, ziehe eine große Verantwortung nach sich und großen Schaden, und die Geistlichkeit, welche keine Leute habe, und keinen Glauben, dies aufzufassen, würde schwere Rechenschaft ablegen müssen (Wegener S 263).
Nun blieb Gott nichts anderes übrig, als selbst einzugreifen.

Schon viele Jahre im Voraus zeigte er ihr im Geist jenen Mann, den er für dieses Amt ausersehen hatte, nämlich den Schriftsteller Clemens Brentano aus Berlin, einen Weltmann, der seinen katholischen Glauben verloren hatte und auf Abwege geraten war. Gott hatte für ihn keine Damaskusstunde wie für Paulus vorgesehen. Nein, Anna Katharina Emmerich musste durch ihr Gebet und ihre Sühneleiden seine Bekehrung erwirken.

Wenn man den Werdegang und die berufliche Entwicklung von Clemens Brentano kurz betrachtet, so muss man sich fragen: War dieser verwöhnte und verweichlichte Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie wirklich die richtige Wahl?

Clemens Brentano wurde am 8. September 1778 in Frankfurt a. M. geboren.
Die ersten zwei Jahre verbrachte er in Ehrenbreitstein im Elternhaus seiner Mutter, einer geborenen La Roche. Seine Großmutter mütterlicherseits war Sophie La Roche, eine in der Literatur bekannte Größe, war sie doch die Jugendgeliebte des deutschen Dichters Wieland und mit Goethe bekannt; sie war die Initiatorin moderner Unterhaltungsliteratur in Deutschland.
Sein Großvater mütterlicherseits war Kur-Trier´scher Kanzler.
Die Erziehung und Ausbildung verlief sehr willkürlich im Zickzack-Kurs. Erzogen wurde der Knabe sowohl von seiner protestantischen Großmutter als auch seiner katholischen Tante Möhn aus Koblenz, die ihm religiös nicht viel bieten konnte.
Auf Drängen seines Vaters musste er im elterlichen Haus in Frankfurt eine vierjährige Handelslehre absolvieren, die ihm absolut nicht lag. 1793 brachte der Vater den 15jährigen Clemens an die neue Universität in Bonn. Nach dem Tod seiner Mutter, die für eine akademische Laufbahn plädiert hatte, versuchte der Vater erneut, dem Sohn eine kaufmännische Lehre aufzuzwingen.
Nochmals musste er drei Jahre widerwillig auf dem Kontor verbringen.
Nach dem Tod seines Vaters bezog Clemens Brentano mit Zustimmung seines älteren Bruders die Universitäten Jena, Bonn und Marburg. Nun ließ er seinem dichterischen Genius freien Lauf, verkehrte im Kreis der führenden Dichter und Philosophen mit Goethe, Schiller, Fichte, Schelling, Wieland und Achim von Arnim. Stark beschäftigt war er auch mit der Edition seiner Bücher. 1814 ließ er sich in Berlin nieder, wo er in den obersten Gesellschaftskreisen als genialer und geistreicher Unterhalter gefeiert wurde.
Clemens Brentano war ein „Musiker der Sprache und Künstler der Improvisation, von überquellender Phantasie, ruhelos und von Stimmungen getragen. Dichterisch am bedeutendsten durch seine melodische Lyrik und seine Erzählungen und Märchen…“ (Herder-Lexikon).
Er, der im tiefsten Kern ein religiöser Mensch war, wie Franz Werfel, spürte immer mehr die geistige Haltlosigkeit und innere Leere.

Unter seinen Freunden befanden sich zwei junge Katholiken, Graf Christian von Stolberg und Reingers aus Bayern. An einem literarischen Abend in Berlin verlas Christian von Stolberg einen ausführlichen Brief seines Vaters über die mystischen Erfahrungen der Anna Katharina Emmerich in Dülmen, die Clemens sehr ergriffen. Auch sein eigener Bruder Christian, der bereits in Dülmen gewesen war, drängte ihn, mit Anna Katharina Emmerich Kontakt aufzunehmen, was dieser aber vorerst ablehnte.

Als bahnbrechend erwies sich der Kontakt mit Professor Johann Michael Seiler, dem berühmten geistlichen Schriftsteller und späteren Bischof von Regensburg,.

Nachhaltigen Einfluss hatte auch die Begegnung mit Luise Hensel, einer lutherischen Pfarrerstochter in Berlin, die ihm riet, zur Beichte zu gehen: „Was hilft das, dass sie einem jungen Mädchen das sagen? Sie sind ja katholisch und so glücklich, die Beichte zu haben; sagen Sie Ihrem Beichtvater, was Sie drückt!“ (Wegener, Seite 267).

Nach einer einmonatigen Vorbereitungszeit legte er in der St. Hedwigskirche in Berlin eine Generalbeichte ab und empfing am folgenden Tag die heilige Kommunion. Sein Beichtvater, Probst Taube, war so ergriffen, dass er ihn nach der Beichte umarmte. Nun verstrich nochmals ein ganzes Jahr, bis sich Brentano nach vielem Drängen, auch von Professor Seiler, entschloss, nach Dülmen zu fahren.

Den entscheidenden ersten Eindruck beschreibt er in seinem Tagebuch wie folgt:
„Donnerstag den 24. September 1818 kam ich in Dülmen an. Wesener kündigte mich der Emmerich an, damit sie nicht zu sehr erschrecken möge. Sie nahm mich freundlich an. Durch eine Scheune und alte Kellerräume kamen wir an die steinerne Wendeltreppe, die zu ihr führt. Wir klopften an. Die Schwester öffnete und durch die kleine Küche traten wir in die Eckstube, wo sie liegt. Sie grüßte mich und sprach freundlich: Man kann doch den Bruder in ihm nicht verkennen. Mit innerer Freude bewegte mich ihr reines, unschuldiges Antlitz und die unschuldige frohe Raschheit ihrer Rede.
Ich fand in ihrem ganzen Angesicht und ganzen Wesen keine Spur von Spannung und Exaltation. Ihre Worte sind keine breite Moral, keine schwere Predigt der Entsagung, ebenso wenig eine widrige Süßigkeit. Alles, was sie sagt, ist kurz, einfach, schlicht; aber voll Tiefe, voll Leben. Ich war gleich zu Haus; ich verstand und empfand alles um mich her“ (Brentano, Sämtliche Werke, Bd. 28, 1, S 567).

Als Brentano in ihr Zimmerchen trat, sagte Anna Katharina Emmerich: „Ei, Gott grüß Sie!“ Sie erkannte ihn sofort als jenen, der ihr schon lange vorangekündigt war, ihren Bruder im Geiste und schenkte ihn vom Anfang an ihr ganzes Vertrauen. Er war aber noch viel mehr bestürzt, als sie nach einigen Tagen zu ihm sagte: „Sie waren mir nicht fremd, ich kannte Sie, ehe Sie zu mir kamen. Oft ist mir ein Mann mit dunkler Gesichtsfarbe als bei mir schreibend gezeigt worden. Darum musste ich, als Sie das erste Mal in meine Stube traten, denken: Ah, da ist er ja!“ (Wegener, Seite 263/64).
Das ist in meinen Augen ein sicheres Zeichen göttlicher Fügung. Das ist die Handschrift Gottes, die wir schon aus dem Alten Testament kennen.
Man denke nur an die Traumgesichte Josephs von Nazareth, wie ihn der Engel mehrmals den Willen Gottes offenbarte.

Es gibt noch ein anderes Detail, worin ich ein Zeichen göttlicher Fügung sehe: Anna Katharina Emmerich und Clemens Brentano sind beide am 8. September, am Fest Maria Geburt, geboren. Will Gott damit nicht sagen, dass diese beiden, so sehr sie auch nach Stand, Herkommen und Bildung verschieden sind, wie Zwillingsbruder und Zwillingsschwester zusammen gehören?

In Brentano hatte sich ein gewaltiges Wunder vollzogen. Seine Bekehrung zum katholischen Glauben, die er dem Gebet und dem Sühneleiden der Anna Katharina Emmerich verdankte, und der Umstand, dass er, der gefeierte Dichter seiner Zeit, der Sohn aus gutem Hause, der sich jeden Luxus leisten konnte, 5 ½ Jahre im armseligsten Zimmer von Dülmen am Bett einer schwer kranken Nonne verbrachte, die von ihrer Kammer aus nicht einmal einen Blick zum Himmel tun oder einen Baum im Garten sehen konnte, Tag für Tag ihre Visionen aufschrieb, bis er 48 Foliobände gefüllt hatte, ist außerordentlich.
Diese gewaltige Stoffsammlung musste literarisch bewältigt und in gutes, lesbares Deutsch übertragen werden. Dazu wäre ein überlasteter Landpfarrer wohl kaum in der Lage gewesen. Dazu bedurfte es eines Sprachgenies vom Format eines Brentano. Man achte doch einmal beim Lesen seiner Bücher darauf, wie unerhört klar und präzise er jedes Detail beschreiben kann und wie seine Sprache auch heute noch durch ihre klassische Form besticht.

Die Skeptiker vertreten die Meinung, die Visionen seien ganz oder teilweise eine Erfindung Brentanos. Wenn diese Vermutung zutreffen würde, dann würde die Emmerich und ihre geistliche Behörde in ein falsches Licht geraten; das würde nämlich bedeuten, dass sie Opfer eines Falschmünzers und Wichtigtuers geworden wären und dies nicht einmal gemerkt hätten.
Und wie müsste sich erst Anna Katharina Emmerich vorkommen, die in allen Dingen so kindlich auf Gott und seine Führung vertraut hat?

Wenn man alle Schriften und Bücher von und über die beiden gelesen hat, kann man nur über die Größe und Weisheit Gottes staunen. Damit entfällt auch jene Sorge, Brentano hätte eigene Anschauungen mit hinein verwoben. Soll er doch! Solange er von Gott zu diesem Amt berufen war, hat Gott sicher alles nach seiner Vorsehung gelenkt. Heute weiß man, dass auch die Evangelisten zwar unter der Inspiration Gottes ihre Evangelien verfasst haben, dass sie aber Menschen waren und blieben und dass jeder seine persönlichen Eigenheiten behalten hat, wie einzelne Exegeten nachgewiesen haben.

Wer immer noch Bedenken hat, ob der früher so weltlich gesinnte Brentano wirklich zu dieser armen Charismatikerin in Dülmen passte, sei an einen Parallelfall erinnert.
Zwei Apostel hatten die Evangelien verfasst, Matthäus und Johannes und der Petrusschüler Markus. Gott wollte noch einen vierten Zeugen. Diesen wählte er nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, aus dem Kreis der 72 Jünger, sondern er wählte eine weit gereisten, hochgebildeten griechischen Arzt namens Lukas, der mit der griechischen Kultur vertraut war und sein Evangelium in griechischer Sprache verfasste. Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Seine Wege sind nicht unsere Wege.

In einem Punkt gab es große Spannungen zwischen Anna Katharina Emmerich und ihrer Umgebung einerseits und Brentano andererseits.
Anna Katharina hatte die Herzensschau und die Not ihrer Mitmenschen lag offen vor ihr. In ihrer Herzensgüte konnte sie nicht widerstehen, wenn bedrängte Menschen sie um Rat, geistlichen Trost und Gebetshilfe baten. Diese Sprechstunden der Nächstenliebe gingen aber auf Kosten der Sprechstunden für den Schreiber.
Brentano war sich bewusst, dass hier mystische Bilder und Zusammenhänge von unschätzbarem Wert unwiderruflich verloren gingen, wenn sich die Emmerich zu lange mit einer armen Bäuerin oder einem hilflosen Mann abgab. Deshalb war der tägliche Konflikt zwischen beiden vorprogammiert, da sie zwei Forderungen der Bergpredigt nicht auf einen Nenner bringen konnten: Die Emmerich stand unter der Verheißung: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Brentano stand im Bann der anderen Verheißung: „Selig die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“ Anna Katharina Emmerich hatte ein reines Herz und durfte Gott schauen. Brentano hatte nur den einen Wunsch, dass kein Brosame, der von ihrem Tisch fiel, verloren ginge.
Diese Spannung wurde so groß, dass es einmal beinahe zu einem Bruch gekommen wäre.
Als Brentano nach 3 1/2 Monaten Aufenthalt in Dülmen nach Berlin fuhr, um dort die Zelte endgültig abzubrechen, erhielt er einen Brief von Beichtvater Vikar Lambert, und von Dr. Wesener, worin er in einem harschem Ton gebeten wurde, im Interesse des Hausfriedens nicht mehr nach Dülmen zurückzukehren. Brentano schrieb in seiner Bestürzung versöhnliche Briefe und bat um Verzeihung für seine draufgängerische Art. Nun griff Overberg ein und erklärte, das Aufschreiben der Visionen liege in der Absicht Gottes, und er bat Brentano zurückzukehren.

Brentano hatte lange um seine göttliche Berufung und seinen kirchlichen Status bei der Emmerich gerungen. Er weilte nicht als Privatmann in Dülmen und während der 5 ½ Jahre die er am Krankenlager der Stigmatisierten verbrachte, wurde er von der geistlichen Behörde nicht nur toleriert, sondern er hatte von Generalvikar und Weihbischof Droste zu Vischering (1793 – 1825 Weihbischof von Münster) und seinem geistlichen Vater Bernhard Overberg immer wieder die Zusicherung erhalten, dass er diese Tätigkeit im Auftrag der Kirche erfülle. Damit haben sie seine schriftstellerische Arbeit sanktioniert und sozusagen mit einem kirchlichen Imprimatur versehen.

Brentanos Leben erinnert einen an die Parabel von jenem Schatz, den ein Mann in seinem Acker fand, und der dann hin ging, alles verkaufte, was er besaß, um jenen Schatz zu erwerben (Mt 13, 14-45).

In der Emmerich-Biographie beschreibt Brentano, wie er diesen Schatz gefunden hat:
„Jetzt erkenne ich, was die Kirche ist, dass sie unendlich mehr ist als die Vereinigung von gleichgesinnten Menschen. Ja, sie ist der Leib Jesu Christi, der als ihr Haupt wesentlich mit ihr verbunden ist und ununterbrochen mit ihr verkehrt! Jetzt erkenne ich, welch unermesslichen Schatz von Gnaden und Gütern die Kirche von Gott besitzt und der nur von ihr und in ihr empfangen werden kann!“ (Brentano, Sämtliche Werke Bd 28, 1, Seite 576).
Und an einer anderen Stelle bekennt er:
„ich fühle, dass ich hier eine Heimat finde, und es ahnt mir, als könne ich dieses wunderbare Wesen vor seinem Tod nicht mehr verlassen und als solle mir hier eine Lebensaufgabe zuteil und mein Flehen erhört werden, dass Gott mir doch auf Erden irgendein Geschäft übergeben möge, das meinen Kräften angemessen wäre, und zu seiner Ehre gereichen könnte.
Ich will mich bemühen, den Schatz von Gnaden, den ich hier erblicke, mit gutem Willen nach Kräften einzusammeln und zu bewahren.“
(Wegener, S. 272).

Ich bin überzeugt, dass jenes Vorurteil, Brentano sei der Hemmschuh für die Emmerich gewesen, von jenem Widersacher und Lügner stammt, der es schon immer verstanden hat, unter einem scheinheiligen Vorwand Gottes Heilabsichten zu verdrehen und den Menschen die Freude an Gott und der Kirche zu vergällen.
Nach bald 200 Jahren wird es allmählich Zeit, dass wir jene luziferische Strategie durchschauen und dass wir Gottes Wahl voller Jubel akzeptieren, statt sie zu bemängeln.
Wir haben allen Grund Gott zu danken, dass er seiner Dienerin Anna Katharina diesen „Schreiber“ gegeben hat, einen Sünder zwar wie Augustinus einer war, der sich aber wie jener bekehrte und alle Kräfte seines Geistes und seiner Phantasie zur GOTTES-VERHERRLICHUNG einsetzte.
Wir hoffen, dass mit der Seligsprechung der Anna Katharina auch ihr demütiger Schreiber und Pilger endgültig rehabilitiert wird.


zuletzt bearbeitet 17.01.2014 00:56 | nach oben springen

#5

RE: Katharina Emmerich

in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 16.01.2014 23:38
von Aquila • 7.243 Beiträge

Liebe Hemma

Vielen Dank für diesen sehr informativen Beitrag.
Sicherlich durften auch manch Andere eine Auferbauung durch die Bücher erfahren.

Wie in meinem vorigen Artikel beschrieben, hat denn die Kirche die
Verwendung der Werke auch freigegeben und diese gar mit der
Imprimatur versehen.

Somit ist ausgesagt, dass aus Sicht des katholischen Glaubens
nichts gegen
die richtige Verwendung - gerade auch zur Auferbauung - spricht .
"nihil obstat".

Das Problem liegt bei Clemens Brentanos dichterischen Begabung.
Nicht, dass er bewusst irgendwelche Zusätze oder Abstriche getätigt hätte....
vielmehr hat er die ursprünglichen Aussagen
der sel. Katharina von Emmerick wohl
- sicher in bester Absicht -
derart poetisch verfeinert und ausgeweitet,
dass dadurch leider jegliche Möglichkeit der einwandfreien Feststellung
ihrer ursprünglichen Aussagen nicht (mehr) möglich ist.

Dies schmälert denn aber nicht die erbauliche Verwendung der Bücher.


Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 17.01.2014 12:24 | nach oben springen


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