POLITIK DALAI LAMA 01.06.16
"Deutschland kann kein arabisches Land werden"
Kritik statt Toleranz: Der Dalai Lama hat überraschend die deutsche Flüchtlingspolitik getadelt. Asylbewerber sollten nur "vorübergehend" aufgenommen werden.
Und: Es seien "mittlerweile zu viele".
„Deutschland kann kein arabisches Land werden“
Für den Dalai Lama sei es "moralisch richtig, Flüchtlinge nur vorübergehend aufzunehmen". Das sagte er im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, obwohl er selbst seit 1959 im Exil lebt.
Seit dem Tibetaufstand im Frühling 1959 lebt der 14. Dalai Lama im indischen Exil. Um so aufmerksamer beobachtet das geistige Oberhaupt der tibetischen Buddhisten die Flüchtlingskrise in Europa. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hat er sich nun überraschend kritisch geäußert.
"Wenn wir in das Gesicht jedes einzelnen Flüchtlings schauen, besonders bei den Kindern und Frauen, spüren wir ihr Leid", sagte der 80-Jährige. "Ein Mensch, dem es etwas besser geht, hat die Verantwortung, ihnen zu helfen."
Andererseits kämen mittlerweile zu viele Menschen in die EU. "Europa, zum Beispiel Deutschland, kann kein arabisches Land werden", befand der Dalai Lama. "Es sind so viele, dass es in der Praxis schwierig ist."
Flüchtlinge sollten beim Wiederaufbau helfen
Er halte es "auch moralisch" für sinnvoll, "dass diese Flüchtlinge nur vorübergehend aufgenommen werden sollten. Das Ziel sollte sein, dass sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen."
Zugleich verurteilte der Dalai Lama jede Form von Islamfeindlichkeit. Die muslimischen Gruppierungen, "die sich in ihren eigenen Ländern umbringen" und somit den Exodus auslösten, repräsentierten nicht den gesamten Islam.
"Die Liebe ist bei jeder Religion Kernbotschaft", betonte der Dalai Lama dem Bericht zufolge. "Bösartige Leute gibt es auch bei Buddhisten, den Christen, den Juden und den Hindus. Nur aufgrund von einigen traurigen Ereignissen, die von einer kleinen Zahl Muslime ausgehen, sollten wir nicht die gesamte muslimische Welt verurteilen."
Quelle: Die Welt