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Das Thema "Erbsünde" wird oft falsch verstanden.
Es sei hier noch einmal verständlich gemacht.
http://www.1000questions.net/de/50q/50q31-de.html
Was ist die Erbsünde?
Der Begriff „Erbsünde” ist mißverständlich. Wenn Sünde etwas Böses ist, das ich in meiner Freiheit selbst tue, dann kann ich eine solche Schuld nicht von meinen Eltern oder anderen Generationen erben. Der Katechismus spricht daher von der Ursünde. Was damit gemeint ist, erzählt die Bibel in seinem ersten Buch Genesis im Kapitel 3 vom sogenannten Sündenfall. In bildhafter Sprache bringt diese Geschichte zum Ausdruck, was wir in der ganzen Geschichte der Menschheit und auch alltäglich erfahren: Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und den Menschen ist gestört. Der Mensch mißbraucht seine Freiheit und gehorcht den Geboten Gottes nicht.
Indem der Mensch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ißt, obwohl es ihm von Gott verboten war, läßt er in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben. Er will selbst enscheiden, was gut und böse ist. Damit mißachtet er seine Grenzen als Geschöpf und stellt sich selbst vor Gott an den ersten Platz. Er will nicht von Gott abhängen und trennt sich so vom Ursprung der Liebe.
Wir alle werden mit einer solchen verwundeten Natur geboren, die zum Bösen neigt. Dieser Bruch in der Beziehung zu Gott hat verschiedene Auswirkungen.
- Den Verlust der Beziehung zu Gott als Kind. Zum ersten Mal hat der Mensch Angst und schämt sich vor ihm. Er versteckt sich: „Ich habe deine Schritte gehört und hatte Angst” (Gen 3,10). Sein Gottesbild ist verzerrt. Der Mensch geht von Gott weg und glaubt, daß sich Gott von ihm entfernt.
- Die innere Harmonie ist zerstört. Gewissen und Verstand sind verdunkelt. So weiß der Mensch nicht mehr, wie er sie in geordneter Weise ausüben soll. Und der Wille selbst, das Instrument der Freiheit, ist geschwächt. „Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will”, stellt der heilige Paulus fest. Der Wille ist tatsächlich unfähig, sich mit Autorität als Meister der Handlung aufzuerlegen. Er läßt sich bestimmen durch verschiedene Leidenschaften, lähmen durch seine Schuld, er gibt klein bei. So behindert er oft das Wachstum der Freiheit. Es ergibt sich der Verlust der tiefen Einheit des Seins; der Mensch ist in seinem Innersten entzweit.
- Ein Bruch der Beziehungen. Das Bestreben, von Gott unabhängig zu sein, wirkt sich auch auf die menschlichen Beziehungen aus. Es stärkt die Neigung des Menschen, allein für sich und nicht für die anderen zu leben. Schuld schiebt er auf andere ab. Der Mitmensch wird zum Rivalen und bedroht das eigene Leben. Oder wir machen andere zum Objekt und gebrauchen sie für unsere eigenen Bedürfnisse. Er macht ihn zum Sklaven oder beutet ihn aus. Wir stäuben uns dagegen, uns helfen zu lassen und können die unterschiedlichen Charaktere nicht ertragen oder andere Kulturen und Traditionen akzeptieren. Das alles erfüllt nicht die Sehnsucht nach Liebe und den Ruf zur Selbsthingabe, der tief im Menschen eingeschrieben ist. So erlebt der Mensch einen inneren schmerzlichen Widerspruch gegenüber sich selbst, Gott und dem Nächsten.
- Das Verhältnis zur geschaffenen Welt ist ebenso gestört. Die Schöpfung ist dem Menschen fremd und feindlich geworden. Er, der den Auftrag erhalten hat, die Erde zu bestellen und zu behüten und wie ein Schutzherr über die anderen Geschöpfe zu herrschen, mißbraucht diesen Auftrag um die Natur für seine Zwecke auszubeuten.
Aber Gott läßt den Menschen und die Schöpfung nicht allein. Deshalb ergreift er die Initiative und sendet seinen eigenen Sohn, damit er unter den Menschen lebt. Gott selbst wird Mensch und spricht so ein klares „Ja” zum Menschen und der Schöpfung.
Jesus Christus, Sohn Gottes und wahrer Mensch, hat uns bis zur Vollendung geliebt und sich am Kreuz selbst hingegeben. So hat er den Bruch zwischen Gott und Menschen geheilt und uns eine neue Beziehung der Kindschaft zum Vater möglich gemacht.
Jeder Mensch, der Jesus Christus als seinen Erlöser annimmt, wird wieder das Kind seines Vaters und findet damit zu sich selbst zurück. Es ist, als wenn er neu geschaffen wird und der alte Bruch zwischen Gott und Mensch ihn nicht mehr belastet. Er ist eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
RE: Was ist die Erbsünde?
in Wenn etwas der Klärung bedarf 02.04.2015 22:40von Aquila • 7.220 Beiträge
Liebe Kristina, liebe Mitleser
Vielen Dank für das Eröffnen dieses Threads mit dem hilfreichen Eingangsbeitrag, liebe @Kristina.
Das richtige Verständnis
Erbsünden-Lehre der Kirche der Lehre ist gerade
heute dringlicher denn je;
unsere Stammeltern
- die ersten erschaffenen Menschen Adam und Eva - waren
vor dem Sündefall
in voller Einheit von Geist und Leib.
"Die Triebe" ruhten denn gleichsam in einer wunderbaren Symbiose mit und im Geist.
Somit war es ihnen
alleine möglich "den Weg der Sünde"
über den Geist zu gehen !
Genau um dies zu erreichen, setzte der
Vater der Lüge, Satan
- selber reiner Geist als gefallener Engel -
alles daran, Adam und Eva zu verführen.
Mehr dazu hier:
Die Ursünde / Erbsünde
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
RE: Was ist die Erbsünde?
in Wenn etwas der Klärung bedarf 03.04.2015 21:30von Kristina (gelöscht)
Lieber Aquila,
ich hoffe, mit dieser Vermutung liege ich richtig:
Die Ursünde, der erste Fall in die Sünde durch die freie Entscheidung zwischen Gut und Böse,
stammt von Adam und Eva.
Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und den Menschen ist gestört, zu sich, dem Nächsten und der Welt.
Sie missbrauchten die Freiheit und gehorchten den Geboten Gottes nicht und so trennten sie sich von von Gott, dem Ursprung der Liebe.
Jesaja 59,1-3
1 Seht her, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, sodass er nicht hört.
2 Nein, was zwischen euch und eurem Gott steht, das sind eure Vergehen; eure Sünden verdecken sein Gesicht, sodass er euch nicht hört.
Die Erbsünde besteht n i c h t aus den persönlichen wiederkehrenden Sünden und Fehlern Adam und Evas selbst, die wir Menschen bis zum Ende der Welt büßen müssen.
Die "Freiheit zur Entscheidung zwischen Gut und Böse", bzw. "Erkenntnis von Gut und Böse" wird mit jeder Entstehung menschlichen Lebens vererbt.
Der Wert des Blutes vor Gott:
Einheitsübersetzung:
5.Mose 12,23
23 Doch beherrsche dich und genieße kein Blut; denn Blut ist Lebenskraft und du sollst nicht zusammen mit dem Fleisch die Lebenskraft verzehren.
24 Du sollst es nicht genießen, sondern wie Wasser auf die Erde schütten.
25 Du sollst es nicht genießen, damit es dir und später deinen Söhnen gut geht, weil du tust, was in den Augen des Herrn richtig ist.
(Bibel Übersetzung: Hamp/Stenzel/Kürzinger im Jahr 1962: 5.Mose 12,23
Halte aber streng daran fest, kein Blut zu genießen; denn im Blut ist das Leben, und das Leben sollst du nicht mit dem Fleisch verzehren!")
1.Mose 9,4
4 Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen.
5 Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder.
6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht.
3.Mose 17,10-11
10 Jeder Mann aus dem Haus Israel oder jeder Fremde in eurer Mitte, der irgendwie Blut genießt, gegen einen solchen werde ich mein Angesicht wenden und ihn aus der Mitte seines Volkes ausmerzen.
11 Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht; denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt.
(Bibel Übersetzung: Hamp/Stenzel/Kürzinger im Jahr 1962: 3.Mose 17,10-11
Denn das Leben des Leibes ist im Blut; ich habe es euch verliehen für den Altar, dass man euch damit Sühne verschaffe; das Blut nämlich erwirkt durch die Seele, die in ihm lebt, Sühne.)
Gott gehört alles Leben:
Hi 12,10 In seiner Hand ruht die Seele allen Lebens und jeden Menschenleibes Geist.
Schon im Alten Testament wurden Tiere zur Sühne der Sünden geschlachtet, obwohl es Gott nicht gefiel (Psalm 51,18; Psalm 40,7)
Der Bundesschluss 2. Mose 24
2.Mose 30,10
9 Ihr dürft auf ihm weder ein unerlaubtes Rauchopfer, noch ein Brandopfer, noch ein Speiseopfer darbringen; auch dürft ihr auf ihm kein Trankopfer ausgießen.
10 An seinen Hörnern soll Aaron einmal im Jahr die Sühne für die Sünden vollziehen; mit dem Blut des Sühneopfers soll man einmal im Jahr auf ihm die Sühne vollziehen von Generation zu Generation. Etwas Hochheiliges ist es für den Herrn.
2.Chronik 29,24; 3.Mose 5,25-26
Hebräer 9,22
22 Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung.
Es braucht "menschliches" Blut, einmalig, unschuldig und rein, bleibend zur Vergebung der Sünden. Das Blut Jesu Christi.
1.Johannes 1,7
7 Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.
Epheser 1,7
7 durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
Hebräer 13,12
12 Deshalb hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten.
Römer 5,9
9 Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden.
Apostel 20,28
28 Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.
Offenbarung 5,9
9 Und sie sangen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern
Einsetzung der Eucharistie, des künftigen unblutigen Sühneopfers Jesu:
Johannes 6,53-58
53 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55 Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.
56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Hebräer 10,1-4
Die endgültige Versöhnung mit Gott
1 Denn das Gesetz enthält nur einen Schatten der künftigen Güter, nicht die Gestalt der Dinge selbst; darum kann es durch die immer gleichen, alljährlich dargebrachten Opfer die, die vor Gott treten, niemals für immer zur Vollendung führen.1
2 Hätte man nicht aufgehört zu opfern, wenn die Opfernden ein für allemal gereinigt und sich keiner Sünde mehr bewusst gewesen wären?
3 Aber durch diese Opfer wird alljährlich nur an die Sünden erinnert,
4;denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen.
1.Korinther 15,56-58
56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz.
57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn.
58 Daher, geliebte Brüder, seid standhaft und unerschütterlich, nehmt immer eifriger am Werk des Herrn teil und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist.
LG
Kristina
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
RE: Was ist die Erbsünde?
in Wenn etwas der Klärung bedarf 03.04.2015 23:21von Aquila • 7.220 Beiträge
Liebe Kristina
Adam und Eva kannten
vor
ihrem Sündenfall der
nur das Gute. ....
also
nur Gott, der das Gute und die Liebe ist
Gott verbot ihnen denn auch vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" zu essen,
weil sie sonst sterben würden (Gen 2,17)
Erst durch den durch teuflische Einflüsterungen Ungehorsam Evas gegenüber Gott erkannte diese das Böse und verführte auch Adam in die Sünde....
die Erbsünde kam in die Welt !
Diese ist wie Du richtig geschrieben hast,
durch Fortpflanzung vererbt wird...
MIT AUSNAHME der ohne Erbsünde - unbefleckt - Empfangenen allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria
aus dem Katechismus:
-
Sie ist eine Sünde,
die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird,
nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen
Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und
Gerechtigkeit ermangelt.
Deswegen ist die Erbsünde
,,Sünde" in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ,,miterhalten", nicht aber begangen hat, ein Zustand,
kein Tat.
Obwohl ,,einem jeden eigen" [Vgl.K. v.Trient: DS 1513.], hat die Erbsünde bei keinem Nachkommen Adams den Charakter einer persönlichen Schuld.
Der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber die menschliche Natur ist
nicht durch und durch verdorben,
wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt.
Sie ist der Verstandesschwäche, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt; diese Neigung zum Bösen wird ,,Konkupiszenz" genannt.
Indem die
Taufe das Gnadenleben Christi spendet,
tilgt sie die Erbsünde und richtet den Menschen wieder auf Gott aus,
aber die Folgen für die Natur, die geschwächt und zum Bösen geneigt ist,;verbleiben im Menschen und verpflichten ihn zum geistlichen Kampf.
-
Stufen zur Vollkommenheit
Der Mensch hat denn die Freiheit sich für Gut oder Böse zu entscheiden, hat aber
nicht das Recht
selbst festzulegen, was Gut und Böse
( "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse dürft ihr nicht essen".),
denn das Erkennen
- d.h. rein, ungetrübt sehen -
ist durch die Erbsünde
verdunkelt !
Die Definition und Entscheidung basiert auf persönlichen Empfindungen, die trügerisch sind.
Daher auch die von Gott gegebenen Zehn Gebote
....
gerade auch
als Erkenntnis des Bösen. .
Siehe bitte hier:
Die 10 Gebote - der grosse Freiheitsbrief
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
RE: Was ist die Erbsünde?
in Wenn etwas der Klärung bedarf 04.04.2015 08:59von Kristina (gelöscht)
http://www.glaubenswahrheit.org/predigte.../1987/19870301/
Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen
Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May
Die Erbsünde
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
„Es geht ein allgemeines Weinen, soweit die stillen Sterne scheinen, durch alle Fasern der Natur.“ Wer von uns hätte dieses allgemeine Weinen noch nicht verspürt! Der Zwiespalt im eigenen Inneren, zwischen dem Wollen des Guten und dem Vollbringen des Bösen – ist das nicht ein Bestandteil dieses allgemeinen Weinens? Die Dunkelheit unseres Verstandes, unsere Unwissenheit, das Vergessen wichtigster Tatsachen, die Schwäche unseres Willens, die Unkraft unserer Vorsätze, ist das nicht ein Ausschnitt des allgemeinen Weinens, das sich durch die ganze Natur hindurchzieht? Und wenn wir in die Familien schauen, die Risse, die Zwiespalte in den Familien, der Unfriede in den Familien an den heiligsten Tagen! Der Krieg aller gegen alle in der Gesellschaft, die Hetze und der Haß, den die Parteien nähren, ist das nicht ein Stück des allgemeinen Weinens, das durch die Natur geht? In der großen Welt zeitweilige Lichtblicke, aber schon wieder dunkle Wolken, Überfälle, Kämpfe, Bürgerkriege. Wahrhaftig: Es geht ein allgemeines Weinen, soweit die stillen Sterne scheinen, durch alle Fasern der Natur. Und nicht nur die Menschenwelt, auch die vom Menschen gestaltete oder verunstaltete Welt nimmt an diesem allgemeinen Weinen teil. Ich glaube nicht, daß es auch nur eine Wüste auf der Erde gibt, die nicht vom Menschen verursacht worden ist. Wir lesen von furchtbaren Überschwemmungen in Spanien. Ja, woher denn? Weil der Mensch die Berge kahlgeschlagen hat, weil die Wälder in Spanien vernichtet sind, so daß das Wasser sich nicht mehr sammeln kann, sondern in den Tälern zusammenströmt und dann die furchtbarsten Verheerungen anrichtet. Es geht ein allgemeines Weinen, soweit die stillen Sterne scheinen, durch alle Fasern der Natur.
Woher kommt denn dieses allgemeine Weinen? Da stoßen wir, meine lieben Freunde, auf Adam und seine Schuld. Adam hat die Ursünde begangen, aber die Ursünde wurde zur Erbsünde. Was Adam angerichtet hat, das hat er für die ganze Menschheit, vom ersten bis zum letzten Tage ihres Bestehens, angerichtet. Das Verhängnis, das er heraufbeschworen hat, vererbt sich fort, denn Adam war der Stammvater der Menschheit, und was der Stammvater verloren hat, das hat er für den ganzen Stamm verloren. Es gibt eine Solidarität, eine Verknüpftheit und eine Verbundenheit des Menschengeschlechtes, die kein Mensch lösen kann.
So müssen wir heute, und das ist ein recht passender Tag, von der Erbsünde sprechen, von Adam und seiner Schuld.
Wir wollen die Lehre über die Erbsünde in vier Sätzen zusammenfassen. Erstens: Die Erbsünde besteht darin, daß Adam durch seine Sünde ein Erbverhängnis heraufbeschworen hat, daß dieses Erbverhängnis durch Abstammung und nicht durch Nachahmung auf alle Menschen übergeht. Es ist also nicht so, daß die Menschen nur dem Adam im schlechten Beispiel, das er gegeben hat, folgen. Das tun sie freilich auch durch die persönlichen Sünden. Aber es gibt auch ein Urverhängnis, das vor jeder persönlichen Sünde liegt, und das ist die Erbsünde. Adam hat nicht nur für sich die Gnade verloren, sondern für das ganze Menschengeschlecht. Adam hat auch nicht bloß einen Erbtod hinterlassen, sondern er hat eine Erbschuld den Menschen weitergegeben. Deswegen werden auch die kleinen Kinder, die einen Tag alt sind, schon getauft, um von der Erbschuld befreit zu werden.
Auch da gibt es heute Irrlehren. Vor wenigen Wochen hat ein Bischof in Rom gefordert, man solle nur noch an Ostern taufen. Man soll also die Kinder ein ganzes Jahr in der Erbsünde lassen, wenn sie nach Ostern geboren werden. Welch ein Unsinn! Vermutlich glaubt er nicht mehr an die Erbsünde. Die Taufe ist nicht nur Aufnahme in die Kirche, sondern sie ist zuerst und zuoberst Tilgung der Erbschuld. Durch Abstammung, nicht durch Nachahmung, wird diese Schuld weitergegeben.
Der zweite Satz lautet: Die Erbsünde besteht wesentlich in dem Beraubtsein der Gnade. Daß die Menschen ohne das übernatürliche Leben zur Welt kommen, das ist das Wesen der Erbsünde. Das Konzil von Trient, das die Erbsünde gegen die Neuerer verteidigen mußte, hat die Erbsünde mors animae genannt – den Tod der Seele. Tod der Seele ist hier zu verstehen als Tod des übernatürlichen Lebens der Seele. Und dieses Geschick wird nur behoben durch die heiligmachende Gnade. Wem in der Taufe die heiligmachende Gnade eingeflößt wird, dem wird der Tod der Seele in das Leben der Seele verwandelt, ihm wird das übernatürliche Leben der Seele geschenkt und der Tod hinweggenommen. Das Wesen der Erbsünde ist also nicht, wie die Reformatoren sagten, die Konkupiszenz. Das Wesen der Erbsünde ist auch nicht die Erbstrafe, wie Abaelard im Mittelalter verkündete, nein, das Wesen der Erbsünde ist das Gnadenberaubtsein, daß also die Natur weitergegeben wird im gnadenentblößten Zustand.
Der dritte Satz lautet: Die Erbsünde wird durch Zeugung weitergegeben. Jedesmal, wenn ein Mensch entsteht durch das Zusammenwirken der Eltern, wird die gnadenentblößte Natur weitergegeben. Deswegen wird die Zeugung nicht schlecht. Sie ist gut in objektiver und subjektiver Hinsicht. Gut, weil eben ein Menschenwesen neu entsteht, und gut, weil auf diese Weise die Menschheit fortgepflanzt wird. Auch Gott begeht kein Unrecht, wenn er den Menschen in dem Zustand des Fehlens der Gnade entstehen läßt, denn er ist nicht verpflichtet, die Menschennatur im Gnadenzustand zu erschaffen. Er ist dazu nicht verpflichtet, und es gibt eben eine Geschichte des Heils und des Unheils. Denn Gott ist kein Popanz, er ist kein Papiertiger, sondern wenn er einmal den Menschen schafft, dann nimmt er ihn auch ernst. Und wenn er dem Adam sagt: Von allen Bäumen darfst du essen, nur von dem einen nicht, dann meint er es auch so. Gott ist anders, als viele, die heute reden im Raume der Kirche, sich ihn vorstellen. Und die Erbsünde bezeugt sein Anderssein, belehrt uns darüber, wie ernst er den Menschen nimmt, wie ernst er die Verflochtenheit der Menschen nimmt, wie ernst er die Solidarität der Menschen nimmt.
Der vierte Satz lautet: Der erbsündige Mensch ist der übernatürlichen Gaben beraubt, in den natürlichen Gaben verwundet. Das ist die Folge der Erbsünde. Diese Folge der Erbsünde bleibt auch in dem erlösten Menschen, abgesehen einmal von dem Gnadenzustand. Der Gnadenzustand wird durch die Taufe wiedergeschenkt. Aber was sonst noch mit der Erbsünde zusammenhängt, das bleibt auch in dem begnadigten Menschen, jetzt nicht mehr als Schuld, sondern als Mittel zur sittlichen Bewährung.
Beraubt der übernatürlichen Gaben, verwundet in den natürlichen Gaben. Verwundet ist der Mensch an Leib und Seele. Daß der Mensch durch die Erbschuld am Leibe verwundet ist, das erfahren wir in den Leiden und im Tod des Körpers. Das ist die Folge der Erbsünde: Leidensfähigkeit und Sterblichkeit des Menschen sind die verbleibenden Folgen der Erbsünde, was den Leib betrifft. Aber auch die Seele bleibt von den Folgen der Erbsünde nicht verschont. Es ist nicht so, daß sie völlig verderbt ist, wie Luther und seine Anhänger behaupten. Der Mensch kann auch im Zustand der Erbsünde natürliche Wahrheiten erkennen und natürliche sittlich gute Akte setzen. Aber er hat vier Wunden der Seele, einmal die Unwissenheit. Er kommt nur schwer zur Erkenntnis der Wahrheit. Es gibt viele Hindernisse für die Erkenntnis der Wahrheit, und mancher fühlt sich wohl in der Unwissenheit und in der Unwahrheit; denn die Wahrheit ist unbequem, die Wahrheit ist anspruchsvoll. Die erste Wunde der Seele ist also die Unwissenheit. Die zweite Wunde der Seele ist die Bosheit, die Willensschwäche im Menschen. Er sieht das Gute, aber er tut es nicht. Nitimur in vetitum – wir neigen zum Verbotenen. Die dritte Wunde der Seele ist die Schwachheit des Willens, die vor Schwierigkeiten zurückschreckt. Der Mensch ist dazu geneigt, die mit dem Tugendstreben, mit dem Sichmühen um sittliche Vollendung gegebenen Schwierigkeiten beiseite zu lassen. Er will bequem und lässig leben. Deswegen geht dem Menschen nichts so schnell und so gut ein wie die Bequemlichkeit. Die sogenannten Reformen, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt und erlitten haben, sind den Menschen deswegen so leicht eingegangen, weil sie bequem sind. Nichts ist dem Menschen lieber als das Bequeme. Und das ist eine Folge der Erbsünde. Er schreckt zurück vor den Schwierigkeiten, die das harte Tugendstreben nun einmal mit sich bringt. Und schließlich die letzte, die vierte Wunde der Seele, das ist die Begierlichkeit, daß sich also das sinnliche Streben im Menschen regt auch gegen die Vernunft. Beispielsweise die ungezügelte Eßlust, die gegen die Vernunft ist. Aber trotzdem sind es Millionen und Abermillionen, die da nachgeben. Und so ist es mit allen anderen Lüsten, Geschlechtslust, Besitzdrang, Machtstreben, Karriere. Alle diese Dinge hängen mit der bösen Begierlichkeit zusammen, Konkupiszenz genannt, einer Folge der Erbsünde, einer Wunde, welche die Erbsünde der Seele geschlagen hat.
Da begreifen wir jetzt auch, meine lieben Freunde, warum wir das Fest Unbefleckte Empfängnis feiern, denn Maria hat ja die Erbsünde sich nicht zugezogen. Ihr sind also diese Wunden erspart geblieben, die wir in uns tragen; und das ist wahrhaft ein Grund, sich zu freuen und zu jubeln, daß es einen, wenigstens einen Menschen gibt, der von diesen Wunden frei war.
Es geht ein allgemeines Weinen, soweit die stillen Sterne scheinen, durch alle Fasern der Natur. Adam, was hast du getan! Adam, was hast du vererbt!
Morgen, meine lieben Freunde, werden wir sehen, wie der, den Gott auserwählt hat, gekommen ist, um die Erbschuld und alle Sünden des Menschen zu tilgen. Es sollte ein zweiter Adam entstehen, wiederum ein Stammbaum begründet werden, wiederum der Anfang eines neuen Geschlechtes gesetzt werden, ein Erlöser erscheinen, der alles das den Menschen vermacht, die guten Willens sind, was er durch sein Leben, Leiden und Sterben uns erworben hat. Lasset uns also hoffen!
Amen.
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
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