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#1

Was ist die Erbsünde?

in Wenn etwas der Klärung bedarf 02.04.2015 21:16
von Kristina (gelöscht)
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Das Thema "Erbsünde" wird oft falsch verstanden.
Es sei hier noch einmal verständlich gemacht.

http://www.1000questions.net/de/50q/50q31-de.html

Was ist die Erbsünde?


Der Begriff „Erbsünde” ist mißverständlich. Wenn Sünde etwas Böses ist, das ich in meiner Freiheit selbst tue, dann kann ich eine solche Schuld nicht von meinen Eltern oder anderen Generationen erben. Der Katechismus spricht daher von der Ursünde. Was damit gemeint ist, erzählt die Bibel in seinem ersten Buch Genesis im Kapitel 3 vom sogenannten Sündenfall. In bildhafter Sprache bringt diese Geschichte zum Ausdruck, was wir in der ganzen Geschichte der Menschheit und auch alltäglich erfahren: Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und den Menschen ist gestört. Der Mensch mißbraucht seine Freiheit und gehorcht den Geboten Gottes nicht.

Indem der Mensch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ißt, obwohl es ihm von Gott verboten war, läßt er in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben. Er will selbst enscheiden, was gut und böse ist. Damit mißachtet er seine Grenzen als Geschöpf und stellt sich selbst vor Gott an den ersten Platz. Er will nicht von Gott abhängen und trennt sich so vom Ursprung der Liebe.

Wir alle werden mit einer solchen verwundeten Natur geboren, die zum Bösen neigt. Dieser Bruch in der Beziehung zu Gott hat verschiedene Auswirkungen.

- Den Verlust der Beziehung zu Gott als Kind. Zum ersten Mal hat der Mensch Angst und schämt sich vor ihm. Er versteckt sich: „Ich habe deine Schritte gehört und hatte Angst” (Gen 3,10). Sein Gottesbild ist verzerrt. Der Mensch geht von Gott weg und glaubt, daß sich Gott von ihm entfernt.

- Die innere Harmonie ist zerstört. Gewissen und Verstand sind verdunkelt. So weiß der Mensch nicht mehr, wie er sie in geordneter Weise ausüben soll. Und der Wille selbst, das Instrument der Freiheit, ist geschwächt. „Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will”, stellt der heilige Paulus fest. Der Wille ist tatsächlich unfähig, sich mit Autorität als Meister der Handlung aufzuerlegen. Er läßt sich bestimmen durch verschiedene Leidenschaften, lähmen durch seine Schuld, er gibt klein bei. So behindert er oft das Wachstum der Freiheit. Es ergibt sich der Verlust der tiefen Einheit des Seins; der Mensch ist in seinem Innersten entzweit.

- Ein Bruch der Beziehungen. Das Bestreben, von Gott unabhängig zu sein, wirkt sich auch auf die menschlichen Beziehungen aus. Es stärkt die Neigung des Menschen, allein für sich und nicht für die anderen zu leben. Schuld schiebt er auf andere ab. Der Mitmensch wird zum Rivalen und bedroht das eigene Leben. Oder wir machen andere zum Objekt und gebrauchen sie für unsere eigenen Bedürfnisse. Er macht ihn zum Sklaven oder beutet ihn aus. Wir stäuben uns dagegen, uns helfen zu lassen und können die unterschiedlichen Charaktere nicht ertragen oder andere Kulturen und Traditionen akzeptieren. Das alles erfüllt nicht die Sehnsucht nach Liebe und den Ruf zur Selbsthingabe, der tief im Menschen eingeschrieben ist. So erlebt der Mensch einen inneren schmerzlichen Widerspruch gegenüber sich selbst, Gott und dem Nächsten.

- Das Verhältnis zur geschaffenen Welt ist ebenso gestört. Die Schöpfung ist dem Menschen fremd und feindlich geworden. Er, der den Auftrag erhalten hat, die Erde zu bestellen und zu behüten und wie ein Schutzherr über die anderen Geschöpfe zu herrschen, mißbraucht diesen Auftrag um die Natur für seine Zwecke auszubeuten.

Aber Gott läßt den Menschen und die Schöpfung nicht allein. Deshalb ergreift er die Initiative und sendet seinen eigenen Sohn, damit er unter den Menschen lebt. Gott selbst wird Mensch und spricht so ein klares „Ja” zum Menschen und der Schöpfung.

Jesus Christus, Sohn Gottes und wahrer Mensch, hat uns bis zur Vollendung geliebt und sich am Kreuz selbst hingegeben. So hat er den Bruch zwischen Gott und Menschen geheilt und uns eine neue Beziehung der Kindschaft zum Vater möglich gemacht.

Jeder Mensch, der Jesus Christus als seinen Erlöser annimmt, wird wieder das Kind seines Vaters und findet damit zu sich selbst zurück. Es ist, als wenn er neu geschaffen wird und der alte Bruch zwischen Gott und Mensch ihn nicht mehr belastet. Er ist eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.


„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
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#2

RE: Was ist die Erbsünde?

in Wenn etwas der Klärung bedarf 02.04.2015 22:40
von Aquila • 7.057 Beiträge

Liebe Kristina, liebe Mitleser

Vielen Dank für das Eröffnen dieses Threads mit dem hilfreichen Eingangsbeitrag, liebe @Kristina.
Das richtige Verständnis
Erbsünden-Lehre der Kirche der Lehre ist gerade
heute dringlicher denn je;

unsere Stammeltern
- die ersten erschaffenen Menschen Adam und Eva - waren
vor dem Sündefall
in voller Einheit von Geist und Leib.
"Die Triebe" ruhten denn gleichsam in einer wunderbaren Symbiose mit und im Geist.

Somit war es ihnen
alleine möglich "den Weg der Sünde"
über den Geist zu gehen !

Genau um dies zu erreichen, setzte der
Vater der Lüge, Satan
- selber reiner Geist als gefallener Engel -
alles daran, Adam und Eva zu verführen.

Mehr dazu hier:

Die Ursünde / Erbsünde

Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 02.04.2015 22:42 | nach oben springen

#3

RE: Was ist die Erbsünde?

in Wenn etwas der Klärung bedarf 03.04.2015 21:30
von Kristina (gelöscht)
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Lieber Aquila,

ich hoffe, mit dieser Vermutung liege ich richtig:

Die Ursünde, der erste Fall in die Sünde durch die freie Entscheidung zwischen Gut und Böse,
stammt von Adam und Eva.

Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und den Menschen ist gestört, zu sich, dem Nächsten und der Welt.
Sie missbrauchten die Freiheit und gehorchten den Geboten Gottes nicht und so trennten sie sich von von Gott, dem Ursprung der Liebe.

Jesaja 59,1-3
1 Seht her, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, sodass er nicht hört.
2 Nein, was zwischen euch und eurem Gott steht, das sind eure Vergehen; eure Sünden verdecken sein Gesicht, sodass er euch nicht hört.

Die Erbsünde besteht n i c h t aus den persönlichen wiederkehrenden Sünden und Fehlern Adam und Evas selbst, die wir Menschen bis zum Ende der Welt büßen müssen.

Die "Freiheit zur Entscheidung zwischen Gut und Böse", bzw. "Erkenntnis von Gut und Böse" wird mit jeder Entstehung menschlichen Lebens vererbt.

Der Wert des Blutes vor Gott:
Einheitsübersetzung:
5.Mose 12,23
23 Doch beherrsche dich und genieße kein Blut; denn Blut ist Lebenskraft und du sollst nicht zusammen mit dem Fleisch die Lebenskraft verzehren.
24 Du sollst es nicht genießen, sondern wie Wasser auf die Erde schütten.
25 Du sollst es nicht genießen, damit es dir und später deinen Söhnen gut geht, weil du tust, was in den Augen des Herrn richtig ist.
(Bibel Übersetzung: Hamp/Stenzel/Kürzinger im Jahr 1962: 5.Mose 12,23
Halte aber streng daran fest, kein Blut zu genießen; denn im Blut ist das Leben, und das Leben sollst du nicht mit dem Fleisch verzehren!")


1.Mose 9,4
4 Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen.
5 Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder.
6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht.

3.Mose 17,10-11
10 Jeder Mann aus dem Haus Israel oder jeder Fremde in eurer Mitte, der irgendwie Blut genießt, gegen einen solchen werde ich mein Angesicht wenden und ihn aus der Mitte seines Volkes ausmerzen.
11 Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht; denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt.
(Bibel Übersetzung: Hamp/Stenzel/Kürzinger im Jahr 1962: 3.Mose 17,10-11
Denn das Leben des Leibes ist im Blut; ich habe es euch verliehen für den Altar, dass man euch damit Sühne verschaffe; das Blut nämlich erwirkt durch die Seele, die in ihm lebt, Sühne.)

Gott gehört alles Leben:
Hi 12,10 In seiner Hand ruht die Seele allen Lebens und jeden Menschenleibes Geist.

Schon im Alten Testament wurden Tiere zur Sühne der Sünden geschlachtet, obwohl es Gott nicht gefiel (Psalm 51,18; Psalm 40,7)

Der Bundesschluss 2. Mose 24
2.Mose 30,10
9 Ihr dürft auf ihm weder ein unerlaubtes Rauchopfer, noch ein Brandopfer, noch ein Speiseopfer darbringen; auch dürft ihr auf ihm kein Trankopfer ausgießen.
10 An seinen Hörnern soll Aaron einmal im Jahr die Sühne für die Sünden vollziehen; mit dem Blut des Sühneopfers soll man einmal im Jahr auf ihm die Sühne vollziehen von Generation zu Generation. Etwas Hochheiliges ist es für den Herrn.
2.Chronik 29,24; 3.Mose 5,25-26

Hebräer 9,22
22 Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung.


Es braucht "menschliches" Blut, einmalig, unschuldig und rein, bleibend zur Vergebung der Sünden. Das Blut Jesu Christi.

1.Johannes 1,7
7 Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.
Epheser 1,7
7 durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
Hebräer 13,12
12 Deshalb hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten.
Römer 5,9
9 Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden.
Apostel 20,28
28 Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.

Offenbarung 5,9
9 Und sie sangen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern

Einsetzung der Eucharistie, des künftigen unblutigen Sühneopfers Jesu:

Johannes 6,53-58
53 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55 Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.
56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.


Hebräer 10,1-4
Die endgültige Versöhnung mit Gott
1 Denn das Gesetz enthält nur einen Schatten der künftigen Güter, nicht die Gestalt der Dinge selbst; darum kann es durch die immer gleichen, alljährlich dargebrachten Opfer die, die vor Gott treten, niemals für immer zur Vollendung führen.1
2 Hätte man nicht aufgehört zu opfern, wenn die Opfernden ein für allemal gereinigt und sich keiner Sünde mehr bewusst gewesen wären?
3 Aber durch diese Opfer wird alljährlich nur an die Sünden erinnert,
4;denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen.

1.Korinther 15,56-58
56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz.
57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn.
58 Daher, geliebte Brüder, seid standhaft und unerschütterlich, nehmt immer eifriger am Werk des Herrn teil und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist.


LG
Kristina


„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)

zuletzt bearbeitet 03.04.2015 21:50 | nach oben springen

#4

RE: Was ist die Erbsünde?

in Wenn etwas der Klärung bedarf 03.04.2015 23:21
von Aquila • 7.057 Beiträge

Liebe Kristina

Adam und Eva kannten
vor
ihrem Sündenfall der
nur das Gute. ....
also
nur Gott, der das Gute und die Liebe ist
Gott verbot ihnen denn auch vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" zu essen,
weil sie sonst sterben würden (Gen 2,17)

Erst durch den durch teuflische Einflüsterungen Ungehorsam Evas gegenüber Gott erkannte diese das Böse und verführte auch Adam in die Sünde....
die Erbsünde kam in die Welt !

Diese ist wie Du richtig geschrieben hast,
durch Fortpflanzung vererbt wird...
MIT AUSNAHME der ohne Erbsünde - unbefleckt - Empfangenen allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria

aus dem Katechismus:
-

Sie ist eine Sünde,
die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird,
nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen
Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und
Gerechtigkeit ermangelt.
Deswegen ist die Erbsünde
,,Sünde" in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ,,miterhalten", nicht aber begangen hat, ein Zustand,
kein Tat.

Obwohl ,,einem jeden eigen" [Vgl.K. v.Trient: DS 1513.], hat die Erbsünde bei keinem Nachkommen Adams den Charakter einer persönlichen Schuld.
Der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber die menschliche Natur ist
nicht durch und durch verdorben,
wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt.
Sie ist der Verstandesschwäche, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt; diese Neigung zum Bösen wird ,,Konkupiszenz" genannt.

Indem die
Taufe das Gnadenleben Christi spendet,
tilgt sie die Erbsünde und richtet den Menschen wieder auf Gott aus,

aber die Folgen für die Natur, die geschwächt und zum Bösen geneigt ist,;verbleiben im Menschen und verpflichten ihn zum geistlichen Kampf.

-

Stufen zur Vollkommenheit

Der Mensch hat denn die Freiheit sich für Gut oder Böse zu entscheiden, hat aber
nicht das Recht
selbst festzulegen, was Gut und Böse
( "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse dürft ihr nicht essen".),
denn das Erkennen
- d.h. rein, ungetrübt sehen -
ist durch die Erbsünde
verdunkelt !
Die Definition und Entscheidung basiert auf persönlichen Empfindungen, die trügerisch sind.

Daher auch die von Gott gegebenen Zehn Gebote
....
gerade auch
als Erkenntnis des Bösen. .

Siehe bitte hier:

Die 10 Gebote - der grosse Freiheitsbrief


Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 03.04.2015 23:24 | nach oben springen

#5

RE: Was ist die Erbsünde?

in Wenn etwas der Klärung bedarf 04.04.2015 08:59
von Kristina (gelöscht)
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http://www.glaubenswahrheit.org/predigte.../1987/19870301/


Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen
Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May



Die Erb­sünde

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Es geht ein all­ge­mei­nes Wei­nen, soweit die stil­len Sterne schei­nen, durch alle Fasern der Natur.“ Wer von uns hätte die­ses all­ge­meine Wei­nen noch nicht ver­spürt! Der Zwie­spalt im eige­nen Inne­ren, zwi­schen dem Wol­len des Guten und dem Voll­brin­gen des Bösen – ist das nicht ein Bestand­teil die­ses all­ge­mei­nen Wei­nens? Die Dun­kel­heit unse­res Ver­stan­des, unsere Unwis­sen­heit, das Ver­ges­sen wich­tigs­ter Tat­sa­chen, die Schwä­che unse­res Wil­lens, die Unkraft unse­rer Vor­sätze, ist das nicht ein Aus­schnitt des all­ge­mei­nen Wei­nens, das sich durch die ganze Natur hin­durch­zieht? Und wenn wir in die Fami­lien schauen, die Risse, die Zwie­spalte in den Fami­lien, der Unfriede in den Fami­lien an den hei­ligs­ten Tagen! Der Krieg aller gegen alle in der Gesell­schaft, die Hetze und der Haß, den die Par­teien näh­ren, ist das nicht ein Stück des all­ge­mei­nen Wei­nens, das durch die Natur geht? In der gro­ßen Welt zeit­wei­lige Licht­bli­cke, aber schon wie­der dunkle Wol­ken, Über­fälle, Kämpfe, Bür­ger­kriege. Wahr­haf­tig: Es geht ein all­ge­mei­nes Wei­nen, soweit die stil­len Sterne schei­nen, durch alle Fasern der Natur. Und nicht nur die Men­schen­welt, auch die vom Men­schen gestal­tete oder ver­un­stal­tete Welt nimmt an die­sem all­ge­mei­nen Wei­nen teil. Ich glaube nicht, daß es auch nur eine Wüste auf der Erde gibt, die nicht vom Men­schen ver­ur­sacht wor­den ist. Wir lesen von furcht­ba­ren Über­schwem­mun­gen in Spa­nien. Ja, woher denn? Weil der Mensch die Berge kahl­ge­schla­gen hat, weil die Wäl­der in Spa­nien ver­nich­tet sind, so daß das Was­ser sich nicht mehr sam­meln kann, son­dern in den Tälern zusam­men­strömt und dann die furcht­bars­ten Ver­hee­run­gen anrich­tet. Es geht ein all­ge­mei­nes Wei­nen, soweit die stil­len Sterne schei­nen, durch alle Fasern der Natur.

Woher kommt denn die­ses all­ge­meine Wei­nen? Da sto­ßen wir, meine lie­ben Freunde, auf Adam und seine Schuld. Adam hat die Ursünde began­gen, aber die Ursünde wurde zur Erb­sünde. Was Adam ange­rich­tet hat, das hat er für die ganze Mensch­heit, vom ers­ten bis zum letz­ten Tage ihres Beste­hens, ange­rich­tet. Das Ver­häng­nis, das er her­auf­be­schwo­ren hat, ver­erbt sich fort, denn Adam war der Stamm­va­ter der Mensch­heit, und was der Stamm­va­ter ver­lo­ren hat, das hat er für den gan­zen Stamm ver­lo­ren. Es gibt eine Soli­da­ri­tät, eine Ver­knüpft­heit und eine Ver­bun­den­heit des Men­schen­ge­schlech­tes, die kein Mensch lösen kann.

So müs­sen wir heute, und das ist ein recht pas­sen­der Tag, von der Erb­sünde spre­chen, von Adam und sei­ner Schuld.

Wir wol­len die Lehre über die Erb­sünde in vier Sät­zen zusam­men­fas­sen. Ers­tens: Die Erb­sünde besteht darin, daß Adam durch seine Sünde ein Erb­ver­häng­nis her­auf­be­schwo­ren hat, daß die­ses Erb­ver­häng­nis durch Abstam­mung und nicht durch Nach­ah­mung auf alle Men­schen über­geht. Es ist also nicht so, daß die Men­schen nur dem Adam im schlech­ten Bei­spiel, das er gege­ben hat, fol­gen. Das tun sie frei­lich auch durch die per­sön­li­chen Sün­den. Aber es gibt auch ein Urver­häng­nis, das vor jeder per­sön­li­chen Sünde liegt, und das ist die Erb­sünde. Adam hat nicht nur für sich die Gnade ver­lo­ren, son­dern für das ganze Men­schen­ge­schlecht. Adam hat auch nicht bloß einen Erb­tod hin­ter­las­sen, son­dern er hat eine Erb­schuld den Men­schen wei­ter­ge­ge­ben. Des­we­gen wer­den auch die klei­nen Kin­der, die einen Tag alt sind, schon getauft, um von der Erb­schuld befreit zu wer­den.

Auch da gibt es heute Irr­leh­ren. Vor weni­gen Wochen hat ein Bischof in Rom gefor­dert, man solle nur noch an Ostern tau­fen. Man soll also die Kin­der ein gan­zes Jahr in der Erb­sünde las­sen, wenn sie nach Ostern gebo­ren wer­den. Welch ein Unsinn! Ver­mut­lich glaubt er nicht mehr an die Erb­sünde. Die Taufe ist nicht nur Auf­nahme in die Kir­che, son­dern sie ist zuerst und zuoberst Til­gung der Erb­schuld. Durch Abstam­mung, nicht durch Nach­ah­mung, wird diese Schuld wei­ter­ge­ge­ben.

Der zweite Satz lau­tet: Die Erb­sünde besteht wesent­lich in dem Beraubt­sein der Gnade. Daß die Men­schen ohne das über­na­tür­li­che Leben zur Welt kom­men, das ist das Wesen der Erb­sünde. Das Kon­zil von Tri­ent, das die Erb­sünde gegen die Neue­rer ver­tei­di­gen mußte, hat die Erb­sünde mors ani­mae genannt – den Tod der Seele. Tod der Seele ist hier zu ver­ste­hen als Tod des über­na­tür­li­chen Lebens der Seele. Und die­ses Geschick wird nur beho­ben durch die hei­lig­ma­chende Gnade. Wem in der Taufe die hei­lig­ma­chende Gnade ein­ge­flößt wird, dem wird der Tod der Seele in das Leben der Seele ver­wan­delt, ihm wird das über­na­tür­li­che Leben der Seele geschenkt und der Tod hin­weg­ge­nom­men. Das Wesen der Erb­sünde ist also nicht, wie die Refor­ma­to­ren sag­ten, die Kon­ku­pis­zenz. Das Wesen der Erb­sünde ist auch nicht die Erb­strafe, wie Aba­el­ard im Mit­tel­al­ter ver­kün­dete, nein, das Wesen der Erb­sünde ist das Gna­den­be­raubt­sein, daß also die Natur wei­ter­ge­ge­ben wird im gna­den­ent­blöß­ten Zustand.

Der dritte Satz lau­tet: Die Erb­sünde wird durch Zeu­gung wei­ter­ge­ge­ben. Jedes­mal, wenn ein Mensch ent­steht durch das Zusam­men­wir­ken der Eltern, wird die gna­den­ent­blößte Natur wei­ter­ge­ge­ben. Des­we­gen wird die Zeu­gung nicht schlecht. Sie ist gut in objek­ti­ver und sub­jek­ti­ver Hin­sicht. Gut, weil eben ein Men­schen­we­sen neu ent­steht, und gut, weil auf diese Weise die Mensch­heit fort­ge­pflanzt wird. Auch Gott begeht kein Unrecht, wenn er den Men­schen in dem Zustand des Feh­lens der Gnade ent­ste­hen läßt, denn er ist nicht ver­pflich­tet, die Men­schen­na­tur im Gna­den­zu­stand zu erschaf­fen. Er ist dazu nicht ver­pflich­tet, und es gibt eben eine Geschichte des Heils und des Unheils. Denn Gott ist kein Popanz, er ist kein Papier­ti­ger, son­dern wenn er ein­mal den Men­schen schafft, dann nimmt er ihn auch ernst. Und wenn er dem Adam sagt: Von allen Bäu­men darfst du essen, nur von dem einen nicht, dann meint er es auch so. Gott ist anders, als viele, die heute reden im Raume der Kir­che, sich ihn vor­stel­len. Und die Erb­sünde bezeugt sein Anders­sein, belehrt uns dar­über, wie ernst er den Men­schen nimmt, wie ernst er die Ver­floch­ten­heit der Men­schen nimmt, wie ernst er die Soli­da­ri­tät der Men­schen nimmt.

Der vierte Satz lau­tet: Der erb­sün­dige Mensch ist der über­na­tür­li­chen Gaben beraubt, in den natür­li­chen Gaben ver­wun­det. Das ist die Folge der Erb­sünde. Diese Folge der Erb­sünde bleibt auch in dem erlös­ten Men­schen, abge­se­hen ein­mal von dem Gna­den­zu­stand. Der Gna­den­zu­stand wird durch die Taufe wie­der­ge­schenkt. Aber was sonst noch mit der Erb­sünde zusam­men­hängt, das bleibt auch in dem begna­dig­ten Men­schen, jetzt nicht mehr als Schuld, son­dern als Mit­tel zur sitt­li­chen Bewäh­rung.

Beraubt der über­na­tür­li­chen Gaben, ver­wun­det in den natür­li­chen Gaben. Ver­wun­det ist der Mensch an Leib und Seele. Daß der Mensch durch die Erb­schuld am Leibe ver­wun­det ist, das erfah­ren wir in den Lei­den und im Tod des Kör­pers. Das ist die Folge der Erb­sünde: Lei­dens­fä­hig­keit und Sterb­lich­keit des Men­schen sind die ver­blei­ben­den Fol­gen der Erb­sünde, was den Leib betrifft. Aber auch die Seele bleibt von den Fol­gen der Erb­sünde nicht ver­schont. Es ist nicht so, daß sie völ­lig ver­derbt ist, wie Luther und seine Anhän­ger behaup­ten. Der Mensch kann auch im Zustand der Erb­sünde natür­li­che Wahr­hei­ten erken­nen und natür­li­che sitt­lich gute Akte set­zen. Aber er hat vier Wun­den der Seele, ein­mal die Unwis­sen­heit. Er kommt nur schwer zur Erkennt­nis der Wahr­heit. Es gibt viele Hin­der­nisse für die Erkennt­nis der Wahr­heit, und man­cher fühlt sich wohl in der Unwis­sen­heit und in der Unwahr­heit; denn die Wahr­heit ist unbe­quem, die Wahr­heit ist anspruchs­voll. Die erste Wunde der Seele ist also die Unwis­sen­heit. Die zweite Wunde der Seele ist die Bos­heit, die Wil­lens­schwä­che im Men­schen. Er sieht das Gute, aber er tut es nicht. Niti­mur in veti­tum – wir nei­gen zum Ver­bo­te­nen. Die dritte Wunde der Seele ist die Schwach­heit des Wil­lens, die vor Schwie­rig­kei­ten zurück­schreckt. Der Mensch ist dazu geneigt, die mit dem Tugend­stre­ben, mit dem Sich­mü­hen um sitt­li­che Voll­endung gege­be­nen Schwie­rig­kei­ten bei­seite zu las­sen. Er will bequem und läs­sig leben. Des­we­gen geht dem Men­schen nichts so schnell und so gut ein wie die Bequem­lich­keit. Die soge­nann­ten Refor­men, die wir in den letz­ten Jahr­zehn­ten erlebt und erlit­ten haben, sind den Men­schen des­we­gen so leicht ein­ge­gan­gen, weil sie bequem sind. Nichts ist dem Men­schen lie­ber als das Bequeme. Und das ist eine Folge der Erb­sünde. Er schreckt zurück vor den Schwie­rig­kei­ten, die das harte Tugend­stre­ben nun ein­mal mit sich bringt. Und schließ­lich die letzte, die vierte Wunde der Seele, das ist die Begier­lich­keit, daß sich also das sinn­li­che Stre­ben im Men­schen regt auch gegen die Ver­nunft. Bei­spiels­weise die unge­zü­gelte Eßlust, die gegen die Ver­nunft ist. Aber trotz­dem sind es Mil­lio­nen und Aber­mil­lio­nen, die da nach­ge­ben. Und so ist es mit allen ande­ren Lüs­ten, Geschlechts­lust, Besitz­drang, Macht­stre­ben, Kar­riere. Alle diese Dinge hän­gen mit der bösen Begier­lich­keit zusam­men, Kon­ku­pis­zenz genannt, einer Folge der Erb­sünde, einer Wunde, wel­che die Erb­sünde der Seele geschla­gen hat.

Da begrei­fen wir jetzt auch, meine lie­ben Freunde, warum wir das Fest Unbe­fleckte Emp­fäng­nis fei­ern, denn Maria hat ja die Erb­sünde sich nicht zuge­zo­gen. Ihr sind also diese Wun­den erspart geblie­ben, die wir in uns tra­gen; und das ist wahr­haft ein Grund, sich zu freuen und zu jubeln, daß es einen, wenigs­tens einen Men­schen gibt, der von die­sen Wun­den frei war.

Es geht ein all­ge­mei­nes Wei­nen, soweit die stil­len Sterne schei­nen, durch alle Fasern der Natur. Adam, was hast du getan! Adam, was hast du ver­erbt!

Mor­gen, meine lie­ben Freunde, wer­den wir sehen, wie der, den Gott aus­er­wählt hat, gekom­men ist, um die Erb­schuld und alle Sün­den des Men­schen zu til­gen. Es sollte ein zwei­ter Adam ent­ste­hen, wie­derum ein Stamm­baum begrün­det wer­den, wie­derum der Anfang eines neuen Geschlech­tes gesetzt wer­den, ein Erlö­ser erschei­nen, der alles das den Men­schen ver­macht, die guten Wil­lens sind, was er durch sein Leben, Lei­den und Ster­ben uns erwor­ben hat. Las­set uns also hof­fen!

Amen.


„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)

zuletzt bearbeitet 04.04.2015 09:02 | nach oben springen


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