Lieber Andreas
Es ist bei der Benutzung protestantischer Bibel-"Auslegung" Vorsicht geboten,
zumal die fehlende Säule der hl. Überlieferung / der hl. Tradition Vieles zu
einem verbissenen Stückwerk werden lässt.
Unser wahre Glaube ist denn auch
keine
"Religion des Buches"
sondern
des Heiligen Geistes !
Und Dessen Beistand wirkt in der hl. Überlieferung / hl. Tradition !
Und in dieser finden wir denn auch Erklärungen gerade auch bez.
Gottes Zorn.....
Zorn und nicht Rache !
Wäre die Allerheiligste Dreifaltigkeit, Gott ein rächender Gott im Sinne des Wortes,
so gäbe es keine Gnade und keine Erlösung !
Keinen
Heiland Jesus Christus,
Den zur Sühne der Sünden der Welt Mensch gewordenen eingeborenen Sohn Gottes ....
Gottes Fleisch gewordenes Wort....Gott Selbst.
Somit ist denn auch das im Titel beschriebene Ansinnen zu verneinen;
würden wir Gott um menschengedachte Rache bitten,
so müssten wir selber aufgrund unserer immer wieder begangenen Sünden
die ersten Adressaten sein, die diese trifft....
Einer der grossen Apologeten ( Verteidiger ) des wahren Glaubens
ist der aus der Provinz Africa dtammende Kirchenvater
Laktanz ( Lactantius, gest. ca. 320 )
In seinem Werk
"de irae dei" ( Von Gottes Zorn )
erläutert er die Lehre über den Zorn Gottes näher.
Zunächst zeigt er im zweiten Kapitel
die von philosophischen Strömungen jener Zeit vertretenen
- aber auch heute immer noch vorgebrachten -
irrigen Thesen auf, um dann die alleinig wahre Lehre zu definieren:
Aus dem 2. Kapitel: Die Stufen der Wahrheit
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Denn manche behaupten,
daß Gott niemand Gnade erweise und niemand zürne,
daß er vielmehr ruhig und unbekümmert die Güter seiner Unsterblichkeit genieße.
Andere sprechen Gott den Zorn ab und belassen ihm die Gnade;
denn das Wesen, das durch die höchste Vortrefflichkeit sich auszeichne,
dürfe zwar nicht Übles zufügen, aber auch des Wohltuns nicht entbehren.
So stimmen die Philosophen insgesamt bezüglich des Zornes überein, gehen aber in der Gnade auseinander.
Um nun die gestellte Aufgabe der Ordnung nach zu behandeln,
müssen wir folgende Einteilung treffen und einhalten;
da Zorn und Gnade im Gegensatz stehen und einander ausschließen,
so muß man
entweder: erstens den Zorn der Gottheit zuerkennen und die Gnade entziehen;
oder zweitens Zorn und Gnade zugleich entziehen (Epikureer);
oder drittens den Zorn wegnehmen und die Gnade belassen (Stoiker);
oder viertens Zorn und Gnade Gott zuerkennen.
Etwas weiteres außer diesem läßt die Natur der Sache nicht zu,
und so muß sich in einer dieser vier Möglichkeiten die gesuchte Wahrheit finden.
Betrachten wir nun die einzelnen Punkte,
damit uns der geordnete Gang der Untersuchung zur verborgenen Wahrheit führe.
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Im 6. Kapitel schildert er dann die folgerichtige Wahrheit:
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6. In Gott ist Zorn und Gnade.
Dies sind die Meinungen der Philosophen über die Gottheit;
etwas weiteres hat keiner je vorgebracht.
Wenn sich nun all diese Aufstellungen als falsch erwiesen haben,
so bleibt nur jener vierte und letzte Punkt noch übrig,
in dem allein die Wahrheit sich finden muß,
daß Gott folgerichtig auch zürnt,
n a c h d e m
er von Gnade bewegt wird.
Diesen Gedanken haben die Philosophen weder je aufgegriffen noch jemals verteidigt.
An uns ist es, diese Anschauung zur Anerkennung und Geltung zu bringen;
denn hierin liegt Wesen und Kern der ganzen Religion und Frömmigkeit.
Man kann ja Gott keine Ehre schulden,
wenn er für die Verehrung nichts gewährt;
man braucht vor Gott keine Furcht zu haben,
wenn er wegen Verweigerung der Ehre nicht zürnt.
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Und weiter:
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Wenn Gott verzeihen kann,
so kann er auch zürnen.
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Obschon aber die Geduld Gottes
sehr groß und sehr zweckdienlich ist,
so straft er doch,
wenn auch noch so spät,
die Schuldigen und läßt sie im Bösen nicht weiter .
[....]
Wenn ich indes bemerkt habe, daß der Zorn Gottes
nicht zeitlich ist
wie der Zorn des Menschen, weil der Mensch in augenblicklicher Erregung aufbraust
und sich wegen der Gebrechlichkeit nicht leicht beherrschen kann, so müssen wir das so verstehen:
Weil Gott ewig ist, bleibt auch sein Zorn für ewig;
und wiederum:
Weil Gott mit höchster Tugend ausgestattet ist,
so hat er auch seinen Zorn in der Gewalt;
er wird nicht vom Zorn beherrscht,
sondern lenkt den Zorn nach seinem eigenen Wohlgefallen;
und dies widerstreitet sicher nicht dem obigen Worte, daß Gottes
Zorn nicht zeitlich ist.
Denn wäre der Zorn Gottes schlechthin unvergänglich,
so gäbe es nach der Versündigung keinen Raum mehr für Genugtuung und Gnade;
und doch befiehlt Gott selbst dem Menschen, sich vor Sonnenuntergang zu versöhnen;
vielmehr bleibt der Zorn Gottes für immer nur wider
die, welche immerdar sündigen.
Daher wird Gott nicht durch Weihrauch, nicht durch Opfer,
nicht durch kostbare Geschenke besänftigt, lauter Dinge, die vergänglich sind,
sondern durch Änderung des Lebens;
und wer zu sündigen aufhört, der macht den Zorn Gottes vergänglich.
Denn darum straft Gott nicht augenblicklich den Schuldigen,
damit der Mensch die Möglichkeit habe, in sich zu gehen und sein Leben zu bessern..
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Freundliche Grüsse und Gottes Segen