Liebe Kristina,
Du versuchst nun die bezeichneten "Gebetstexte" zurechtzubiegen. Deshalb will ich es nochmal sagen: Es geht bei diesen Gebetstexten nicht darum, was wir denken, sondern um die Texte selbst.
Du schreibst:
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Auch ich bete u.a. dieses Gebet und wünschte, dass alle Menschen in den Himmel kommen würden.
Wenn dieses Gebet falsch wäre, bräuchte ich auch nicht für Bekehrungen zu beten.
Auch hier ist der Wunsch, dass alle Menschen gerettet werden und in den Himmel kommen.
Es ist doch eben der springende Punkt, dass im besagten Fatima-Gebet nicht von "alle Menschen und Arme Seelen" steht, sondern von "alle Seelen", also auch die, die ja bereits im Himmel sind, und die, die in der Hölle sind.
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Für den einen oder anderen Menschen ist es aber sehr wichtig, noch einmal zu betonen und auszusprechen, dass diejenigen, die der Barmherzigkeit am meisten bedürfen, auch in den Himmel kommen sollen - eben mit besonderer Barmherzigkeit Gottes.
Man kann nicht von seinem eigenen Selbstverständnis ausgehen.
Das, was Du anführst, kann ich ja nachvollziehen und sehe es auch so. Aber mein Kritikpunkt an dieser Stelle war ein anderer: es heißt ja, dass besonders die Seelen in den Himmel geführt werden sollen, die Christi Barmherzigkeit am meisten bedürften. Gott will aber, dass alle Menschen gleichermaßen in den Himmel kommen, wie es auch die Heilige Schrift aufzeigt (siehe in meiner vorhergehenden Antwort an "Das Fragezeichen"), und nicht die einen besonders und die anderen nicht (so) besonders.
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Das "Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle" ist das gleiche, als wenn ich sage: Bewahre uns vor der Todsünde - oder vor dem Feuer der Hölle.
Das ist in der letzten Konsequenz richtig, doch wäre es theologisch sinnvoller und fruchtbarer statt vom "Feuer der Höllle" von den "Todsünden" zu sprechen, weil diese den Menschen erst in die Hölle führen. Der Blick des Betenden sollte doch eher auf das fixiert werden, was in die Hölle führt, damit wir stets immer daran erinnert werden. Wenn wir hingegen "bewahre uns vor dem Feuer der Hölle" beten, denken wir doch gar nicht an die Ursache, sondern an das Ergebnis, eben an die Hölle. Mit dieser Formulierung soll der Blick des Betenden ganz offenkundig von der Ursache abgelenkt werden.
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"Hier wird "gebeten", dass Gott nur jenen, die nicht an ihn glauben etc., die Sünden verzeihen wolle, uns, die wir an ihn glauben etc., aber auch sündigen, nicht! Haben wir, die wir an Gott glauben etc., Seine Vergebung nicht auch nötig? Sind wir etwa ohne Sünde? Soll nun das Beichtsakrament abgeschafft werden?"
Jesus sagte irgendwo in der Bibel - frei formuliert - "die Kranken brauchen den Arzt", also sind die Kranken diejenigen, die am meisten oder auch besonders unser Gebet brauchen. Das Gebet heißt:
"Ich bitte Dich um Verzeihung für all jene, die nicht an Dich glauben, Dich nicht anbeten, auf Dich nicht hoffen und Dich nicht lieben."
Das geht an dem, was ich schrieb, völlig vorbei! Es geht um folgendes: In dem "Engel-Gebet" beten wir nicht um die Verzeihung auch unserer Sünden, die wir an Gott glauben, ihn anbeten, auf ihn hoffen und ihn lieben, so als hätten nicht auch wir seine Vergebung nötig, sondern nur um die Verzeihung der Sünden all jener, die nicht an ihn glauben, ihn nicht anbeten, auf ihn nicht hoffen und ihn nicht anbeten. Offenbar benötigen wir, die wir an Gott glauben, ihn anbeten, auf ihn hoffen und ihn lieben, seine Vergebung nicht!
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"...heißt es, genauso wie im Barmherzigkeitsrosenkranz, dass wir Gott auch die Gottheit Christi opfern. Das ist doch eine Irrlehre! "
Das ist keine Irrlehre!! Dazu habe ich einen Priester einer Bruderschaft befragt und er erklärte mir, dass sich Jesus als Mensch und Gott für die Menschen hingegeben hat. Als Gott verdemütigt, als Mensch aufgeopfert. Beides ist EINS, beides gehört zusammen.
"Dass die Seele und die Gottheit Christi geopfert worden wären, ist mir von der katholischen Lehre und der Heiligen Schrift her völlig unbekannt."
Jesus war Mensch, mit Leib u n d Seele. Als Mensch empfand Schmerzen und Freude.
Als der Person Gottes gab er sich uns hin. Er ist/war beides. Mensch und Gott und so hat er sich ganz und gar den Menschen hingegeben.
Natürlich war Jesus Christus Gott und Mensch! Dass Christus auch seine Gottheit geopfert hätte, ist nicht Lehre der Kirche! Lehre der Kirche ist das, was im Heiligen Messopfer geschieht: Die Opferung des Leibes und des Blutes Christi, und nicht die Opferung seiner Gottheit! Jesus selbst sagte ja nichts anders: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird", "das ist mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird". Von der Opferung seiner Seele und seiner Gottheit spricht er nicht. Wie also können dann wir anders agieren, indem wir z.B. im Barmherzigkeitsrosenkranz über die Worte Christi bei der Einsetzung des Heiligen Messopfers hinausgehen, indem wir seine Seele und seine Gottheit noch hinzufügen? Dass Christus auch seine Seele und seine Gottheit geopfert hätte, ist weder Lehre der Kirche noch wird dies in der Heiligen Schrift bezeugt! Es handelt sich dabei um eine Lehre, die über die Lehre der Kirche hinausgeht, die die Kirche überhaupt nicht kennt! Verlassen wir aber die lehrmäßige Position der Kirche, dann sind wir gar nicht mehr katholisch (vgl. 2 Joh. 9f.), weil die Kirche das Fundament der Wahrheit ist (1 Tim. 3,15) und nicht Privatoffenbarungen, auch "anerkannte", eigentlich approbierte, erlaubte nicht.
Liebe Grüße
Stefan