Eine tröstliche Beschreibung des Todes von Ottilie Neumann, der Schwester Therese Neumanns, erzählt die Freundin der Resl, Annie Spiegel:
"Wenn Resl zu einem Sterbenden gerufen wurde, schaute sie fast jedesmal den Heimgang und das Gericht, welches beim Sterben schon vollzogen wird. Ganz deutlich und genau habe ich das beim Tod ihrer Schwester Ottilie gesehen. Diese erkrankte 1958 schwer und wurde operiert. Nach einer kurzen Besserung wurde sie erneut todkrank. Sie starb 56jährig im Eichstätter Krankenhaus. Mit Ottilie verstand sich Resl am besten. Sie war ein selten guter Mensch. Tief fromm, hilfsbereit und immer freundlich...
Resl blieb die letzten Wochen vor Ottiliens Tod im Eichstätt. Sie sagte oft zu mir: "Dies Opfer verlangt der Heiland nicht von mir. Die Ottilie bettl´ich ihm ab!" Stundenlang betete sie nachts in der Kapelle.
Ottilie selbst wusste, dass sie sterben werde und bereitete sich darauf vor. Ich musste ihr das Sterbekleid, Kreuz, Kranz und Kerze bringen. Wir machten zusammen das Testament...
Am 1. Mai 1959, einem Herz-Jesu-Freitag, war es so weit. Schwester Audita zündete die Sterbekerze an, Resl wehrte ab: "Schwester, lass das, das hat später noch Zeit." Resl hoffte bis zuletzt. Herr Pater Guardian betete die Sterbegebete. Ich stand zu Füßen von Ottilie. Resl saß seitwärts auf einem Stuhl. Plötzlich sprang sie auf. Sie hatte eine Schauung.
Im selben Augenblick war der Tod von Ottilie eingetreten. Ich habe es gar nicht bemerkt, so friedlich schlief sie ein.
Das Gesicht der Resl war voll Freude und wie verklärt. Am Mienenspiel erkannte man, dass sie an etwas Großem teilnahm.
Am Schluss schaute sie nach oben: "Mit!"rief sie, ich musste sie mit Gewalt halten.
Im Zustand der Eingenommenheit fragte ich Resl, was sie gesehen habe.Sie erzählte: Ihre verstorbene Mutter, ihr Bruder Engelbert, der 45jährig 1949 gestorben ist, ihr kleines (verstorbenes) Geschwisterl und Ottiliens Schutzengel kamen, um Ottilie abzuholen. Dann sah sie den Heiland, der plötzlich da war. Er habe Ottilie gut angeschaut. Im hellen Licht verschwand der Zug. Da wollte auch Resl mit. Als sie wieder zu sich kam und Ottilie tot vor sich liegen sah, sagte sie sehr gefasst: "Nun ist es also so weit, wir wollen nicht traurig sein, Ottilie ist im Himmel!"
aus: Therese von Konnersreuth
v. Wolfgang Johannes Bekh