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Papst veröffentlicht Lehrschreiben "Evangelii gaudium"
Papst veröffentlicht Lehrschreiben "Evangelii gaudium"
in Apostolische Schreiben 26.11.2013 22:40von blasius (gelöscht)
Papst Franziskus mit Flüchtlingen
© dpa
26.11.2013
Papst veröffentlicht Lehrschreiben "Evangelii gaudium" :
Für eine Kirche der Armen
Papst Franziskus hat sein erstes Lehrschreiben veröffentlicht. In "Evangelii gaudium" prangert er vor allem die ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt an und entwickelt Leitlinien für eine zeitgemäße Verkündung der christlichen Botschaft.
Die Forderung nach einer gerechteren Welt und nach einer Kirche im Dienst der Armen stehen im Zentrum des ersten Lehrschreibens von Papst Franziskus. In dem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums), die der Vatikan am Dienstag veröffentlichte, prangert Franziskus Auswüchse der globalen Wirtschaftsordnung an und entwickelt Linien für eine zeitgemäße Verkündung der christlichen Botschaft sowie für eine Reform der Kirchenstrukturen. Säkularisierung, ein ideologischer Individualismus und ein hemmungsloses Konsumdenken hätten vielfach zu einer "geistigen Wüstenbildung" geführt. Aufgabe der Kirche sei es, darauf neu zu reagieren und den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden.
"In der Wurzel ungerecht"
Als wichtigste Ursache aller sozialen Übel und der Gewalt bezeichnet Franziskus die ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt. Das derzeitige Wirtschaftssystem sei "in der Wurzel ungerecht". Diese Wirtschaft töte, weil sie allein nach dem Gesetz des Stärkeren funktioniere und eine Kultur des Abfalls schaffe, in der Menschen wie Müll behandelt würden. "Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen und kann letztlich überhaupt kein Problem gelöst werden", so der Papst.
Die Kirche muss dagegen nach seinen Worten zuallererst eine "arme Kirche für die Armen" sein, die an die Ränder der Gesellschaft geht.
Bequemes Schweigen
Ihm sei eine verbeulte und beschmutzte Kirche, die auf die Straße geht, lieber als eine Kirche, die sich verschlossen und bequem an die eigenen Sicherheiten klammere, so Franziskus. Zu den Bedürftigen zählten dabei auch die Opfer der neuen Formen von Sklaverei wie die Ausgebeuteten in der Arbeitswelt und der Prostitution. Dabei gebe es viele Arten von Mittäterschaft; auch das bequeme Schweigen zähle dazu.
Für die Neuevangelisierung müsse die Kirche "neue Wege" und "kreative Methoden" entwickeln, heißt es in dem 184 Seiten umfassenden Dokument. Dies schließe eine Reform der Kirchenstrukturen ein. "Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." Namentliche erwähnt Franziskus eine stärkere Rolle der nationalen und regionalen Bischofskonferenzen. Zudem spricht er von einer "Reform des Papsttums", das den gegenwärtigen Notwendigkeiten der Evangelisierung mehr entsprechen müsse.
"Ausufernder Klerikalismus"
Die Laien sollen nach Franziskus' Überzeugung mehr Verantwortung in der Kirche tragen. Dies werde teilweise durch einen "ausufernden Klerikalismus" verhindert. Auch müssten Frauen mehr Raum in der Kirche erhalten, vor allem dort, wo die wichtigen Entscheidungen fielen. Dieses Thema dürfe nicht "oberflächlich umgangen werden".
Franziskus bekräftigt jedoch, das Priestertum sei den Männern vorbehalten und stehe nicht zur Diskussion. Überdies warnt er vor Gruppenbildungen in der Kirche durch rückwärtsgewandte Gläubige, die einem vergangenen Stil von Katholizismus anhingen.
Krise der Familie
Weiter widmet sich der Papst in seinem Schreiben der Krise der Familie, deren Bande durch einen globalisierten Individualismus bedroht seien. Er bekräftigt die Ablehnung von Abtreibung und bekennt sich zu weiteren Anstrengungen für die christliche Ökumene und den Dialog mit Juden und Muslimen.
In seinem Schreiben zitiert der Papst häufig seine Vorgänger Johannes Paul II.
(1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) sowie einige Male auch die Konzilspäpste Johannes XXIII. (1958-1963) und Paul VI. (1963-1978).
Ferner greift er auf die Konzilsdokumente "Lumen gentium" und "Gaudium et spes" zurück. Auffallend oft erwähnt er den Text der lateinamerikanischen Bischofsversammlung in Aparecida von 2007. Ferner verweist er auf Texte der Bischofskonferenzen in Brasilien, Frankreich, USA und den Philippinen sowie auf Texte kontinentaler Bischofssynoden.
(KNA)
RE: Papst veröffentlicht Lehrschreiben "Evangelii gaudium"
in Apostolische Schreiben 26.11.2013 23:20von Aquila • 7.220 Beiträge
Lieber blasius
Ich muss gestehen, dass ich von diesem Schreiben wenig begeistert bin,
zumal es die von Papst Franziskus in letzter Zeit gestreuten Irritationen gleichsam bekräftigt.
Ja, ich bin gar von dem herauszuhörenden Grundton der Abneigung gegen die hl. Tradition
entsetzt.
Hier drei Beispiele ( entnommen aus "radiovatican")
-
[....]
Neue Wege“ und „kreative Methoden“ sollen dazu dienen,
die „ursprüngliche Frische der Frohen Botschaft“ neu zu erschließen.
Jesus soll aus den „langweiligen Schablonen“ befreit werden,
in die wir ihn gepackt haben (11).
Der „Weg einer pastoralen und missionarischen Neuausrichtung (..), der die Dinge nicht so belassen darf wie sie sind“ (25) ist das eine, eine Reform der Strukturen der Kirche das andere, was es dazu braucht.
Papst Franziskus denkt dabei auch an eine
„Reform des Papsttums“, weil er dazu berufen sei, das zu leben, was er von anderen verlange (32).
Auch sein Amt müsse immer mehr der Bedeutung treu werden,
die Christus ihm geben wollte und „mehr den gegenwärtigen Notwendigkeiten der Evangelisierung entspricht“ (32).
Mit Bezug darauf spricht der Papst etwa von der
Bedeutung der Bischofskonferenzen, die „Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen (..) auch einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität“ werden sollten,
wie es das Zweite Vatikanische Konzil gewünscht habe.
„Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen.” (32)
Man dürfe keine Angst haben, die Dinge anzugehen, die zwar historisch gewachsen seien, aber nicht direkt mit dem Evangelium zusammen hingen (43).
Papst Franziskus spricht von denen, die sich für etwas Besseres halten,
die einem Stil von Katholizismus anhingen, welcher der Vergangenheit angehören,
die sich um eine übertriebene Pflege der Liturgie zuwenden, die gesellschaftliche Anerkennung suchen, die zu Funktionären werden.
Papst Franziskus zählt die Versuchungen auf, die alle den einen Kern hätten:
Hier fehle Christus (95).
„Es ist eine schreckliche Korruption mit dem Anschein des Guten.
Man muss sie vermeiden, indem man die Kirche in Bewegung setzt, dass sie aus sich herausgeht, in eine auf Jesus Christus ausgerichtete Mission, in den Einsatz für die Armen.“ (97)
Die Rolle der Laien
Franziskus unterstreicht die Notwendigkeit, die Verantwortung der Laien für die Kirche zu verstärken, teilweise durch mangelnde Ausbildung,
teilweise durch einen „ausufernden Klerikalismus“ spielten sie nicht die Rolle,
die sie spielen sollten,
auch müssten die „Räume für eine wirksamere weibliche Gegenwart in der Kirche noch erweitert werden,“ vor allem dort, wo die wichtigen Entscheidungen getroffen würden. (92,93)
„Die Beanspruchung der legitimen Rechte der Frauen (…)
stellt die Kirche vor tiefe Fragen, die sie herausfordern und die nicht oberflächlich umgangen werden können“. (104)
Im gleichen Zusammenhang stellt Papst Franziskus aber noch einmal fest,
dass das den Männern vorbehaltene Priestertum nicht zur Diskussion stehe,
aber „Anlass zu besonderen Konflikten geben (kann),
wenn die sakramentale Vollmacht zu sehr mit der Macht verwechselt wird“ (104).
Auch die Jugendlichen müssten eine größere Rolle spielen, so der Papst weiter (106).
[....]
-
Fast habe ich mir die Frage gestellt,
ob durch obige Aussagen einer "anderen Kirche" das Wort geredet werden soll !?
Freilich sind diese Tendenzen gleichsam schon "vorangekündigt" worden.....
Wohin steuert Papst Franziskus ?
Hier geht es zur Diskussion über dieses Schreiben:
Apostolische Exhoration "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
RE: Papst veröffentlicht Lehrschreiben "Evangelii gaudium"
in Apostolische Schreiben 27.11.2013 19:51von blasius (gelöscht)
Zitat von Aquila,
Lieber blasius
Schade, dass Du
- leider -
immer noch nicht eingesehen hast, dass die
unfehlbare Lehre der Heiligen Mutter Kirche
keiner
"zeitgemässen Mehrheitsentscheidung" unterliegt.
Wäre dem nämlich nicht so, so wäre das Bekenntnis
"römisch katholisch"
zu sein eine Makulatur und ohne Weiteres durch
"relativ katholisch" ersetzbar....
um schliesslich "human weltethisch wegtoleriert" zu werden.
Lieber Aquila,
das „relativ katholisch“ ist gar nicht weit hergeholt, fast schon Realität.
Auszug:
Der ökumenische Dialog
244. Das ökumenische Engagement entspricht dem Gebet Jesu, des Herrn, der darum bittet, dass » Alle eins sein « sollen (Joh 17,21). Die Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung wäre sehr viel größer, wenn die Christen ihre Spaltungen überwinden würden und die Kirche erreichen könnte, » dass sie die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen Söhnen wirksam werden lässt, die ihr zwar durch die Taufe zugehören, aber von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt sind «.[192] Wir müssen uns immer daran erinnern, dass wir Pilger sind und dass wir gemeinsam pilgern. Dafür soll man das Herz ohne Ängstlichkeit dem Weggefährten anvertrauen, ohne Misstrauen, und vor allem auf das schauen, was wir suchen: den Frieden im Angesicht des einen Gottes. Sich dem anderen anvertrauen ist etwas „Selbstgemachtes“. Der Friede ist selbstgemacht. Jesus hat uns gesagt: » Selig, die Frieden herstellen « (vgl. Mt 5,9). In diesem Einsatz erfüllt sich auch unter uns die alte Weissagung: » Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern «(Jes 2,4).
245. In diesem Licht ist die Ökumene ein Beitrag zur Einheit der Menschheitsfamilie. Die Anwesenheit Seiner Heiligkeit Bartholomäus I., des Patriarchen von Konstantinopel, und Seiner Gnaden Rowan Douglas Williams, des Erzbischofs von Canterbury in der Synode[193] war ein echtes Geschenk Gottes und ein wertvolles christliches Zeugnis.
http://www.vatican.va/holy_father/france...gaudium_ge.html
Liebe Grüße, blasius
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