Marcian-Säule
Der heilige Marzianus, Beichtvater, Priester und Ökonom der Kirche zu Konstantinopel zu den Zeiten des Kaisers Marzian, machte durch Fasten und Almosen sein Gebet wohlgefällig und angenehm vor Gott. Keinen Tag ließ er jemals einen Armen leer von sich gehen, und zur Nachtzeit besuchte er die Bedürftigen der Stadt, um ihnen helfen zu können. Einst hatte er nichts mehr als nur ein einziges Kleidungsstück, und selbst dieses gab er noch einem Armen hin. Dafür empfing er aber in einer Erscheinung ein goldenes Gewand vom Himmel im Jahre Christi 472. – Reiche dem Armen dar, wenn du Gott zu deinen Schuldner machen willst!
Aus dem Römischen Martyrologium:
Der heilige Marcian wurde im Anfang des 5. Jahrhunderts aus einem alten adeligen Geschlecht zu Rom geboren und kam mit seinen gottesfürchtigen Eltern nach Konstantinopel, wo er eine in jeder Hinsicht so treffliche Erziehung erhielt und als junger Mann durch so hohe Tugenden sich auszeichnete, dass er allgemein bewundert wurde und dass der Patriarch von Konstantinopel ihn für würdig hielt, ihm die Priesterweihe zu erteilen. In diesem heiligen Stand offenbarte sich seine Frömmigkeit von Tag zu Tag mehr, und er wurde schließlich mit Übereinstimmung der ganzen Geistlichkeit zum Probst der Patriarchalkirche gewählt, was die höchste Würde nach dem Erzbischof war, und in welchem Amt er die Verwaltung der ungeheuren Kirchenschätze auf sich hatte. Mit so großen Versuchungen dieses Amt verbunden war, so gerecht verwaltete er es, und um seine Sinnlichkeit gänzlich zu unterdrücken, führte er ein armes, abgetötetes Leben, und verwendete nicht nur die ansehnlichen Güter, die er von seinen Eltern geerbt hatte, sondern auch sein ganzes Einkommen dazu, das Elend der Armut zu lindern und unglückliche Verführte wieder auf den Weg der Tugend zu führen. Aus dieser Ursache suchte er unermüdet die Hausarmen auf und verbesserte ihre häuslichen Umstände mit größter Freigebigkeit, damit sie nicht gezwungen wurden, ihre Töchter dem Laster Preis zu geben.
Mit unermüdetem Eifer sorgte der heilige Marcian auch für den Schmuck und die Reinlichkeit der Gotteshäuser. Von seinem eigenen Geld erbaute er in Konstantinopel die prächtige und kostbare Kirche der heiligen Anastasia und die des heiligen Isidor, weswegen ihn Gott noch in seinem Leben mit der Gabe der Wunder verherrlichte. Denn als eines Tages in Konstantinopel eine heftige Feuersbrunst entstand, die eine ganze Reihe Häuser in Asche gelegt und auch die Kirche der heiligen Anastasia schon ergriffen hatte, begab sich Marcian auf das Dach der Kirche und von den Flammen umgeben, flehte er unter häufigen Tränen zu Gott und plötzlich war das Feuer gelöscht und so das herrliche Gotteshaus gerettet. In dieser Kirche der heiligen Anastasia ereignete sich das Unglück, dass eine Frau in gesegneten Umständen von dem hohen Säulengang herabstürzte und tot auf der Erde lag. Das laute Wehklagen der Herumstehenden rief den heiligen Marcian herbei, der, gerührt durch diesen schrecklichen Anblick, sich auf die Knie warf, einige Zeit in der Stille betete, dann die Unglückliche mit dem heiligen Kreuz bezeichnete und zum Leben erweckte.
So lebte und wirkte der heilige Marcian für die Ehre Gottes und für das Seelenheil seiner Mitmenschen bis in sein hohes Alter, wo er am 10. Januar des Jahres 472 im höchsten Ruhm seiner Heiligkeit starb. Sein Leichnam wurde im Kloster des heiligen Johannes des Täufers feierlich beigesetzt.
Liebe Grüße, Blasius