Andacht am 5. Januar:
Von der Liebe Jesu
"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)
"Die Fülle der Gottheit wohnt wesentlich Christus inne. Er ist Gott; dein Gott ist Er! - O Mensch! wie irrt ihr doch allenthalben umher und sucht die Güter des Leibes und der Seele anders als in Ihm! - Liebt Ihn, die ewige Schönheit, liebt das Gut, das alle Güter in sich fasst. Verlangt nach Ihm, der alles Gute ist; dies genügt, und vollauf wird euer Verlangen gestillt werden." (Der heilige Anselm)
"Wer vermöchte es je," spricht der heilige Bonaventura von dem seraphischen heiligen Franziskus, "die Liebe zu beschreiben, von der Franziskus, dieser Freund des Bräutigams, durchglüht war? Gleich einer feurigen Kohle war er, der in dem Feuerofen der göttlichen Liebe brannte. Es waren seine Wonnen, Psalmen zu singen, worin das Lob, die Vollkommenheiten, die Liebe, die Wohltaten, die Wunder seines Herrn ertönten; oft zerfloss er in Tränen, und hielt in der Einsamkeit die süßeste Ansprache mit Ihm. Den Namen Jesus sprach und hörte er nie anders als mit innerlichem Jubel; ja er leckte seine Lippen, wenn er ihn ausgesprochen hatte, die Süßigkeit desselben kund zu geben; und von so zarter Andacht und Liebe wurde er dabei ergriffen, dass sein Äußeres gänzlich umgewandelt schien; gleich als ob er süßen Honig gegessen, oder die liebliche Musik gehört hätte." - "Flammend für die Ehre seines Vielgeliebten, und von Sehnsucht durchdrungen, für Ihn zu sterben, machte er sich dreimal auf den Weg die Heiden zu bekehren; und zwar stritt er mit so großem Eifer und Mut, dass er, ob auch sehr schwach und erschöpft von seinen strengen Bußwerken und Fasten, dennoch seinem Gefährten, der stark und kräftig war, voran eilte." "Ja, es flammte," spricht der heilige Bonaventura, "sein Herz so gewaltig von der Liebe Jesu, dass weder Beschwerden, noch Trübsale, noch die bittersten Leiden es vermochten, dies heilige Feuer zu löschen."
Staunend über die göttlichen Vollkommenheiten, rief der heilige Augustinus aus: "Spät liebte ich Dich, o uralte und ewig neue Schönheit; spät liebte ich Dich!" Lieben wir diese allerhöchste Schönheit, und schön werden wir selbst werden, wenn wir lieben was immerdar schön ist. Die Schönheit nimmt im Verhältnis mit der Liebe zu, denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.
In ihrem Buch von den Übungen der göttlichen Liebe lädt die heilige Gertrud die frommen Seelen ein, sich des Tages dreimal eifrig zur Liebe anzuregen; am frühen Morgen nämlich, dann gegen die Mitte des Tages und am Abend; und dies zwar, damit das Herz sich in etwas schadlos hält, dass es dem Herrn seinen Gott nicht immer mit unablässiger Inbrunst liebte. In diesem Buch nennt sie Jesus ihren allerhöchsten Herrn, ihr einziges Gut, die Treue ihres Herzens, und bittet Ihn bei der Liebe zu seiner Liebe um die Gnade, alles was nicht Er selbst ist, als ihm angehörig zu betrachten.
Diese besagte Heilige weihte jede Woche der göttlichen Liebe einen Tag, den sie auch den Tag der Liebe nannte. Sieben Mal flehte sie an diesem Tag zu Gott, sie, als ihr allerhöchster Herr, zu beherrschen und in der Kunst zu unterrichten, Ihn zu lieben.
Verleihe mir, o Gott, dass die Liebe überhand nehme, wo einst die Missetat überhand genommen hatte. Lass Deine Liebe herrschen in dem Herzen, worin einst die Liebe der Welt regierte. Ich liebe Dich, Herr, und zwar um Deiner unendlichen Schönheit willen; nichts auch will ich mit Dir lieben, außer um Deinetwillen. Amen.
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