26. Juli - Am Fest der heiligen Anna
Wir preisen, hohe Himmelsfürstin, dich,
Die du die Mutter unsrer Mutter warest,
Und sie, des Heiles Morgenstern, gebarest,
Durch die die alte Nacht dem Tage wich.
1. Wenn der Baum durch seine Frucht erkannt wird: wie groß musste die Weisheit und Heiligkeit der heiligen Anna sein, die den hocherhabenen Vorzug ihr erwarb, die Mutter des göttlichen Heilands zu gebären. Denn es gehörte die Weisheit und Erleuchtung eines Engels, eine vollkommene Liebe und Heiligkeit dazu, ein so heiliges Unterpfand zu erziehen, und von den ersten kindlichen Tagen an zur Heiligkeit anzuleiten. Erleuchtete auch das göttliche Licht diese wunderbare Tochter in größerer Fülle, als selbst ihre heilige Mutter, so empfing sie dessen ungeachtet den ersten Unterricht von ihr, und lernte von ihr beten und Gott verehren. Lieben wir sie also und ehren wir sie mit besonderer Andacht, die Gott selbst durch so außerordentliche Gnaden ehrte.
2. Zur höchsten Ehre gereichte der heiligen Anna die Geburt der jungfräulichen Gottesgebärerin. Allein nicht weniger gereicht es ihr zur Ehre, dass sie diesen hohen Vorzug gleichsam durch ihre wunderbaren Tugenden, zumal durch ihre unvergleichbare Geduld, durch ihr anhaltendes, flammendes Gebet und durch ihre heilige Nächstenliebe verdiente, die an Werken der Barmherzigkeit unerschöpflich war. Wegen ihrer vieljährigen Unfruchtbarkeit vom Volk verachtet, ertrug sie diese Schmach in demütigster und vollkommenster Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen, und betete in allen Dingen die Vorsehung ihres Gottes an. Ganze Tage und Nächte brachte sie in heiligem Gebet und unter Tränen zu, und hinterließ uns das Vorbild eines fürwahr vollkommen heiligen Lebens.
3. Da nun die glorreichen Himmelsbürger in der Seligkeit nur ernten, was sie hier auf Erden gesät haben, und die Treue, mit der sie der Gnade entsprachen, das Maß ihrer Glorie ist: er ermisst dann die große Herrlichkeit dieser heiligsten Ahnfrau unseres göttlichen Heilandes. Ja es strahlt auch die Glorie der Königin des Himmels auf sie selbst zurück, und vermehrt ihre himmlische Freude. Rufen wir sie also in Andacht um ihre mächtige Fürsprache bei ihrer glorreichen Tochter an, die alles bei ihrem göttlichen Sohn vermag, und gehen wir auf den Spuren ihrer Geduld, Liebe und Barmherzigkeit. "Anna betete. Sie sagte: Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, große Kraft gibt mir der Herr. Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; denn ich freue mich über deine Hilfe." (1. Samuel 2,1)
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