Am Fest des heiligen Augustinus
Wenn heil`ge Flammen stark das Herz entzünden,
Verzehren sie die letzte Spur der Sünden;
Der Liebe Balsam heilt den alten Schaden,
Und weiht das Herz zum Wohnsitz aller Gnaden.
1. Bekehrungen im hohen Alter sind selten. Augustinus wartete dies hohe Alter nicht ab, er bekehrte sich bereits als junger Mann. Und wie schwer wurde ihm diese Bekehrung. Die Bande, mit denen er gefesselt war, schienen unauflöslich. Und so groß waren die Hindernisse, dass er ihre Überwindung für unmöglich hielt. Ja sein eigener Wille war geteilt. Mal wollte er, mal wollte er nicht. Und seine Angst, seine Kämpfe, seine Unentschlossenheit waren furchtbar. Trotzdem siegte er endlich mit Gottes Gnade. Und so ernst war seine Buße, dass er seine Sünden veröffentlichte und dadurch gleichsam verewigte. Lerne deinen Hochmut überwinden, und alles Übrige wird dir leicht werden.
2. So vollkommen war die Bekehrung dieses großen Heiligen, dass er nie wieder in seine alten Sünden zurückfiel. Die göttliche Liebe hatte gänzlichen Besitz von seinem Herzen genommen. Kaum gab es je ein scharfsinnigeres Genie. Ein Strom feuriger Beredsamkeit fließt in seinen Schriften, und sein Wissen war wie ein Abgrund von Kenntnissen. Alle diese Gaben verwendete er nun, die heiligen Wahrheiten der Offenbarung zu entwickeln, und die Feinde der Kirche zu widerlegen und zu bekehren. Noch heutzutage sind seine Schriften ein belehrendes Licht, und er wird als der tiefsinnigste Lehrer betrachtet und befragt. Worauf verwendest du deine Kenntnisse: zu Gottes Ehre, oder zu deiner Eitelkeit?
3. Mit unermüdlichem Liebeseifer verbreitete Augustinus jenes Feuer, das der Herr auf Erden gesandt hatte, die Herzen zur Liebe zu entzünden. Er begründete und leitete einen der frühesten kirchlichen Orden, predigte, lehrte, unterwies die Katechumenen, und glühte, die Seelen zu bekehren. Und dabei führte er das bußfertigste Leben, und starb auch während er Bußübungen verrichtete. Folgen wir den Lehren und Beispielen dieses großen Heiligen, und entsprechen wir der Gnade mit ebenso großer Treue, und sie wird auch in uns mächtig sein. Er konnte wirklich mit dem Apostel, 1 Korinther 15,10, sagen: „Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.“
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