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"Hölle oder Fegefeuer"
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 24.11.2017 16:03von Heribert (gelöscht)
Ich habe in den letzten Monaten in verschiedene katholische Foren reingeschaut und fand in einem dieser Foren einen interessanten Beitrag. In diesem Forum - rayziboard.com - fand ich auch einige Mitglieder dieses Forums hier. Es liegt, wie ich sah, lange Zeit brach. Dort schreibt jemand über etwas, was mein Interesse geweckt hat. Ich zitiere:
Zitat
Grüß Gott!
Das Thema, das mich seit längerem beschäftigt, ist die Geschichte über den armen Lazarus und den reichen Prasser:
"Es war einmal ein reicher Mann; der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage glänzende Gelage. Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag voller Geschwüre vor seiner Tür. Gern hätte er sich mit den Abfällen vom Tisch des Reichen gesättigt, aber niemand gab sie ihm. Sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Aber auch der Reiche starb und wurde begraben. Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob, sah er von fern Abraham und Lazarus auf seinem Schoß. Da rief er: >Vater Abraham! Erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er eine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut. Bedenke, Kind, daß du dein Gutes in deinem Leben empfangen hast, Lazarus gleichermaßen das Schlechte. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest Qualen. Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte. Dann bitte ich dich, Vater, sende ihn in mein Vaterhaus. Ich habe ja noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören! Nein, Vater Abraham! wenn aber einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren. Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht! " (Lk. 16,19-31)
In der Regel ist man der Meinung, dass der reiche Prasser verdammt, er also in der Hölle sei. Gründe für diese Annahme sind die folgenden Aussagen:
- "Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob ..."
- "... denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut ..."
- "... damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen ..."
- "(Abraham Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte."
Doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich bei diesem "Ort der Qual" ("Unterwelt"), welche von der "Feuersglut" kommt, wirklich um die Hölle handelt, da einige Punkte eher gegen die Hölle und für das Fegefeuer sprechen:
1.) Zunächst ist festzustellen, dass sich der reiche Prasser an den hl. Abraham wendet und ihn um Linderung seiner Leiden bittet, was Verdammte nicht tun, da sie grundsätzlich eine Abscheu gegen Gott und die Seinen haben.
2.) Abraham nennt den reichen Prasser liebevoll "Kind", was ein Verdammter sicherlich nicht ist, nämlich Kind Abrahams. Das besagen ja auch die Stellen in den Evangelien, in denen Johannes der Täufer und Jesus Christus den ungläubigen Schriftgelehrten und Pharisäern die wahre abrahamitische Kindschaft absprechen.
3.) Zudem empfindet der Prasser gegenüber seinen Brüdern Liebe und Zuneigung, da er deren Wohl wünscht, was in der Hölle allerdings nicht gegeben ist, weil dort nicht ein Funke Liebe ist, sondern nur Hass.
Diese drei Punkte scheinen mir eher auf das Fegefeuer hinzuweisen, welches ebenfalls ein "Ort der Qual" ist, in dem "Feuersglut" ist, und das von den Bewohnern des Himmels nicht betretbar ist. Des Weiteren wissen wir ja, dass die Armen Seelen im Fegefeuer für sich selbst nichts tun können, was sich denn auch beim reichen Prasser sehr gut zeigt: Er erbittet für sich selbst die Linderung seiner Leiden. Seine Bitte für sich selbst wurde nicht erfüllt.
Was nun die Bezeichnung "Unterwelt" betrifft, bezog diese sich in der damaligen Zeit noch nicht ausschließlich auf die Hölle. Denken wir dabei nur an den hl. Propheten Samuel, der nach seinem Tod von unten, aus der Welt von unten, emporstieg, und nicht von oben herab kam, und sich der Totenbeschwörerin zeigte.
Was meint Ihr zu diesen Überlegungen?
(Quelle: http://www.razyboard.com/system/morethre...html#go_3989755)
In Anbetracht der logischen Überlegungen des Users bin ich mir nicht mehr sicher, dass es sich bei dem Ort, an dem sich der reiche Prasser befindet, um die Hölle handelt.
RE: "Hölle oder Fegefeuer"
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 24.11.2017 19:28von Kristina (gelöscht)
Lieber Heribert,
hier die Auslegung des Gleichnisses:
https://www.theologie.hu-berlin.de/de/pr...lk-16-19-31.pdf
Erst dann, wenn wir hinausschauen über die kleine Welt, in der uns materielle Güter vergängliches Vergnügen bereiten, wenn wir unser Leben in größeren Zusammenhängen sehen lernen, erst dann sind wir in der Lage zu einem klugen Umgang mit dem, was uns an Gütern zur Verfügung steht.
Keine Jenseitsspekulationen also, keine Geheimlehre über die Kluft zwischen Abrahams Schoß und dem Ort der ewigen Qualen und auch keine Drohung mit Fegefeuer und Höllenstrafen.
Das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus will vielmehr, gemeinsam mit den anderen Gleichnissen aus
dem Lukasevangelium, vor Augen führen: Wenn wir die Güter, die uns zur Verfügung stehen, nur für unseren eigenen Vorteil nutzen, betrügen wir uns letztlich selbst. Unser Leben wird dadurch nicht reicher, sondern immer armseliger, bis wir am Ende mit gänzlich leeren Händen dastehen. Und so ist es auch kein Zufall, dass diese Gleichnisse das Leben immer wieder von seinem Ende her in den Blick nehmen. Sie lenken so den Blick darauf, wie wir unser Leben im Hier und Jetzt so gestalten können, dass es auch dann trägt, wenn man es in seiner Gesamtheit betrachtet.
Was also hätte der Reiche anders, was hätte er besser machen können, um am Ende nicht am Ort der Qualen zu landen, von dem es kein Entrinnen gibt?
Das Gleichnis verweist auf Mose und die Propheten. Wenn man sich an ihnen orientiert, wird einem das Geschick des Reichen erspart bleiben. Was aber findet man bei Mose und den Propheten, das den Reichen
und seine Brüder zu einem anderen Verhalten hätte führen können? Es ist der Wille Gottes, dass Bedürftigen geholfen wird, Arme nicht vergessen und die Güter dieser Erde miteinander geteilt werden. Wenn wir so mit den Gütern umgehen, die Gott uns anvertraut hat, wird genug da sein für alle, gerade auch am Ende, wenn wir zurückblicken und uns fragen:
Was bleibt von dem, was mir wichtig war, trägt es auch jetzt noch, wenn ich nach dem Sinn des ganzen Leben frage?
Das Gleichnis erweist sich so als viel tiefgründiger, als es ein banaler Appell zu mehr sozialer Gerechtigkeit sein könnte, der schnell verhallt und bei dem man morgen schon nicht mehr weiß, woher er kam und an wen genau er sich eigentlich richtete. Und so kann es auch nicht die Aufgabe christli-
cher Kirche sein, zu Fragen des Umgangs mit den Gütern dieser Erde noch einmal mit anderen Worten zu sagen, was auch von Politikern zu hören ist.
Die christliche Botschaft zum Umgang mit Besitz, die Antwort darauf, was unser Leben letztlich trägt, erschöpft sich nicht in der Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit – so wichtig und unverzichtbar diese ist.
Die Erzählung aus dem Lukasevangelium führt uns vielmehr vor Augen, dass unser Leben durch die Orientierung am Willen Gottes Sinn und Erfüllung erfährt.
Darum blickt es vom Ende her darauf, woran wir unser Leben ausgerichtet haben. Und es macht uns deutlich, dass wir uns dann klug verhalten, wenn wir unsere Gaben und materiellen Güter nicht nur zum eigenen Nutzen verwenden.
Dem Reichen bleibt am Ende nur die Bitte, seine Brüder mögen gewarnt werden vor einem Schicksal wie dem seinigen. Mit dieser Bitte richtet sich das Gleichnis auch an uns, die wir uns in der Rolle der fünf Brüder wiederfinden. Es verheißt uns ein Leben, an dessen Ende dann das Heil Gottes
auf uns wartet, wenn wir nicht erst wachsam werden, wenn Außergewöhnliches geschieht wie die Wiederkehr eines Toten, uns nicht erst eine Lazarusklapper auf die Leiden dieser Welt stößt, sondern wir auf die Weisungen Gottes hören, aufmerksam und sensibel sind für die, die unsere Zuwendung brauchen.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft bewahre un-
sere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
2.Tim 3,16: die gesamte Bibel kommt von Gott!
2.Petr 1,20-21: Gott gebrauchte menschliche Schreiber!
1.Kor 2,13: Gott wachte über jedem einzelnen Wort der Bibel!
2.Petr 1,21 Der Empfang und die Weitergabe, bzw. Niederschrift des Wortes Gottes geschah unter der Führung des Heiligen Geistes!
RE: "Hölle oder Fegefeuer"
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 24.11.2017 20:32von Heribert (gelöscht)
Liebe Kristina,
vielen Dank für Deine Mühe!
Diese Bedeutung des Gleichnisses kenne ich schon. Sie ist absolut zentral. Nur ist mir nebenher, seitdem ich den Gedanken des Autors von "Hölle oder Fegefeuer" kenne, wichtig, ob es sich in dem gleichnis wirklich um die Hölle handelt. Denn wenn wirklich die Punkte, die er anführt, auf ein fegefeuer hinweisen, dann wäre das ein weiterer deutlicher biblischer Hinweis auf die existenz des Fegefeuers. Ich sammle ja praktisch alle spezifisch katholischen Bibelstellen, weil ich diese für gespräche und Diskussionen mit Protestanten benötige.
Gott zum Gruß
Heribert
RE: "Hölle oder Fegefeuer"
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 24.11.2017 21:30von Aquila • 7.220 Beiträge
Lieber Heribert
Es handelt sich um die Hölle !
Deine berechtigte Frage nach dem "Warum" der Bitten des reichen Prassers hat ein User in einem anderen Forum wie ich meine trefflich beantwortet:
-
Ein Priester hat in seiner Predigt mal aufgeschlüsselt wieso diese Person folgende bitten richtet.
Er ist in die Hölle will aber seine Familie warnen damit Sie nicht auch in die Hölle kommen. Das geschieht nicht aus Nächstenliebe sondern aus Selbstschutz.
Denn würden seine Angehörigen auch in die Hölle kommen , würden sich die Qualen dieser Person um ein vielfaches vermehren.
Diese Auslegung wird auch durch viele Prophetien über die Hölle und Höllenvisionen bestätigt , in der z.b Unkeusche zusammen leiden müssen sich aber dann gegenseitig um so mehr hassen."
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Eine sehr schlüssige und gut nachvollziehbare Auslegung durch den Priester.
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
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