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ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

in Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2017 21:43
von Blasius • 3.911 Beiträge

ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL



Entschlafung Mariens (16 Jh.) Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Engen


Das Fest hat eine lange Geschichte. Bereits im 5. und 6. Jahrhundert feiert man im Osten, besonders in Jerusalem die "Entschlafung" ("dormitio") der Gottesgebärerin. Hinter dem Fest stand die gläubige Überzeugung, dass Maria gestorben sei (wie jeder Mensch), dass sie aber "von den Banden des Todes nicht gehalten wurde". In der römischen Liturgie findet sich die Feier der Aufnahme Mariens in den Himmel im 7. Jahrhundert, wobei zunehmend stärker ihre Aufnahme in den Himmel in den Blick genommen wird.
Zur Geschichte des Festes
Seit dem hohen Mittelalter haben viele Kathedralen und viele Kirchen (so auch das Freiburger Münster Unserer Lieben Frau) dieses Fest als Patronatsfest. An vielen Wallfahrtsorten ist der 15. August einer der Hauptwallfahrtstage. In zahlreichen katholischen Ländern ist der 15. August auch staatlicher Feiertag und ein volkstümliches Fest. Das Hochfest ist liturgisch (u. a. mit einer eigenen Vorabendmesse) reich ausgestaltet. Es lohnt sich, die liturgischen Texte zur Vertiefung zu meditieren, das sie vielleicht besser als trockene Aussagen das Festgeheimnis spiegeln.

Inhalt des Festgeheimnisses



Aufnahme Mariens in den Himmel Deckengemälde der Kirche Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, Meersburg


Der Festinhalt gehört verbindlich zum Glauben der katholischen Kirche. Die Aussagen sowohl des Dogmas (1950) als auch des Festes begnügen sich nicht damit, dass Maria wie jeder andere erlöste Mensch an der Herrlichkeit Gottes personal Anteil erhält bei der Auferstehung der Toten. Über sie, die so einzigartig mit ihrem Sohn, Jesus Christus verbunden war, wird mehr gesagt und Größeres gefeiert: Als einziger Mensch (nach Christus) nimmt sie schon jetzt mit Seele und Leib an der himmlischen Herrlichkeit teil. Dabei ist allerdings der volkstümliche Name "Mariä Himmelfahrt" irreführend; er sollte konsequent durch die dogmatisch und liturgisch korrekte Festbezeichnung "Mariä Aufnahme in den Himmel" ersetzt werden: Maria ist nicht aus eigener Kraft, sondern nur kraft der Gottheit ihres Sohnes in die Herrlichkeit aufgenommen worden. Jesus Christus, der leibhaftig auferstanden und seine Menschheit mit in seine Auferstehung und in den Himmel hinein genommen hat, gibt seiner Mutter in einzigartiger Weise schon jetzt Anteil an dieser Wirklichkeit.

Spirituelle Bedeutung

Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel kann in mehrere Richtungen spirituelle Impulse und Anregungen für das praktische Leben geben:

Die Wirklichkeit der Auferstehung Christi wird dadurch bekräftigt, dass der Glaube der Kirche festhält, dass die leibhaftige Auferstehung für alle bestimmt ist, die an Christus glauben und ihm nachfolgen. Ostern geht weiter. Man könnte sagen: Zuerst Christus, dann Maria und dann alle, die zu Christus gehören. Das Fest impliziert Hoffnung.

Maria darf "jetzt schon" beim Herrn sein. Wer beim Herrn ist, hat Anteil an seinem Leben. Maria ist also nicht Vergangenheit, sondern in Gott lebendige Gegenwart. Als solche kann sie für uns eintreten und dem Volk Gottes auf seinem Weg beistehen. Wir können mit ihr im Kontakt sein. Der Himmel ist nicht nur "ewige Ruhe", sondern viel mehr Leben in Fülle. Das Fest impliziert Nähe zu Maria, die eine von uns in der Nähe Gottes ist.

Die Aufnahme Mariens "mit Leib und Seele" in den Himmel impliziert wichtige anthropologische Aussagen: Der Leib des Menschen, der Frau wie des Mannes, ist zur Teilnahme an der Herrlichkeit des Himmels bestimmt. Das widerspricht jeglicher Leib- und Frauenfeindlichkeit in Namen des Christentums. Der Leib ist Tempel Gottes und zur Teilnahme an Gottes Herrlichkeit bestimmt. Der Leib ist also nicht nur Objekt und "ein irdisch Ding". Das Fest impliziert Freude am Menschen und seiner Leiblichkeit.
Am Fest der Aufnahme Mariens werden Heilkräuter gesegnet. Maria ist "die schönste Blume" dieser Erde und im Reiche Gottes. Alle Geschöpfe werden transparent auf Gott hin. Das Fest impliziert die "Sakramentalität" der Dinge und Schöpfungsfreude.


Dr. Rainer Birkenmaier
Fotos: Michael Büchner

http://erzbistum-freiburg.de/html/zum_ho...den_himmel.html


zuletzt bearbeitet 14.08.2017 21:44 | nach oben springen

#2

RE: ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

in Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2017 21:54
von Blasius • 3.911 Beiträge

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ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

Auszug:

Die Aufnahme Mariens "mit Leib und Seele" in den Himmel impliziert
wichtige anthropologische Aussagen:
Der Leib des Menschen, der Frau wie des Mannes,
ist zur Teilnahme an der Herrlichkeit des Himmels bestimmt.


1.Kor. 6,19

Unzucht und christliche Freiheit


12 «Alles ist mir erlaubt» - aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.5

13 Die Speisen sind für den Bauch da und der Bauch für die Speisen; Gott wird beide vernichten. Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib.

14 Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken.

15 Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Dirne machen? Auf keinen Fall!

16 Oder wisst ihr nicht: Wer sich an eine Dirne bindet, ist ein Leib mit ihr? Denn es heißt: Die zwei werden ein Fleisch sein.

17 Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm.

18 Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. 1

9 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst;

20 denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!6

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift


zuletzt bearbeitet 14.08.2017 22:01 | nach oben springen

#3

RE: ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

in Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2018 18:20
von Blasius • 3.911 Beiträge

MEDITATION ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

In der Gemeinschaft der Menschen



Hans Baldung Grien Krönung Mariens im Himmel (1512-16) Hochaltarbild des Freiburger Münsters
Quelle: Erzdiözese Freiburg

Das erste Lied im Evangelium nach Lukas, das Magnificat (Lk1, 46-55), ist dem Innersten Marias abgelauscht. Dieses Lied kann zuerst als Schöpfungslied gehört werden. Es ermutigt jeden Menschen, so zu singen wie Maria singt:
Maria findet über der Freude in ihrem Innersten zum Lob Gottes: Der große Gott tut Großes an mir. Er gibt mir meine Größe, meine Bedeutung. Meine Leben, mein Eigenstes und Innerstes findet Raum in ihm. In seiner Größe entfalte ich, was ich selber im tiefsten bin.
So rühme ich meinen Gott.
So bin ich demütig vor ihm und mit seiner Größe vertraut.

So sehr hier Maria als einzelne Person vor Gott zur Geltung kommt und sich individuell zur Geltung bringt, so sehr sind alle einbezogen: Alle freuen sich an meinem Glück. Und alle sehen in mir, was jeder und jedem einzigartig eröffnet ist:
Alle, die Gott fürchten,
alle, die sich seine Zuwendung gefallen lassen,
sind in ihr erhöht.
Die Arroganz der Gewalt wird an ihr zerbrechen.
Die Angst kann sich bekehren zum Vertrauen.


In der Gemeinschaft der Kirche


Auf diesem Weg finden Israel und die Kirche in Jesus Christus die Mensch gewordene Liebe Gottes – an der Seite eines jeden Menschen.

Diese Menschwerdung der Liebe sich dem Ja-Wort Marias und Josefs anvertraut.
Das Ja Marias dient dem Reich Gottes –
so wie es aufgeht im Namen Jesu –
"wie im Himmel so auf Erden".

Und wieder intoniert Maria , was alle auf den Namen Jesu Getauften bekennen dürfen: Gottes Wort sucht uns, sucht mich und kommt zum Ziel, wenn an seinem Wort meine Antwort wächst, wenn sein Wort in mir und aus mir von neuem zur Welt kommt. (Lk 1, 26-38)

Unter dem Kreuz

Maria gehört zur den Frauen, die die Liebe Jesu bis in die Passion begleiten. Die Frauen kommen irgendwie mit, wenn er die Nacht der verlorenen Liebe auf sich nimmt, damit die Güter des Lebens zu allen gelangen, die hungern, und damit die Todeszellen der Gewalt und der Angst sich zur Liebe hin öffnen können.

Maria gehört zu den Frauen, die der Auferstandene seine zu Gott erhöhte und in Gott verewigte Liebe zuerst erfahren lässt
Aufgenommen in den Himmel

Quelle: Erzdiözese Freiburg



Detail des Hochaltarbildes: Die Erdkugel in der Hand Christi
Quelle: Erzdiözese Freiburg

"Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen." (Joh 12,32)
Die Kirche hat dieses Wort Jesu immer auch und zuerst auf Maria bezogen. Der Weg ihrer Liebe ist durch die Auferstehung Jesu Christi in Gott vollendet und verewigt. Wenn Gott und seine Schöpfung zu ewiger Gemeinschaft verbunden sind, dann ist Maria zuerst dabei.

Im zentralen Bild des Hochaltars im Freiburger Münster hält Jesus Christus, der Auferstandene, die Erde behutsam auf seinem Schoß. Auf dieser Erde spiegelt sich die Gestalt der in den Himmel aufgenommenen und im Himmel gekrönten Maria. Wieder ist Maria Hoffnungsbild für alle. Jede und jeder darf für sich und seine Liebe das Gericht und den Glanz der Ewigkeit erhoffen.

Diese Hoffnung lässt uns noch in Nacht und Todesschatten aufstehen und Wege des Friedens gehen: damit jeder Mensch und mit uns jedes Geschöpf sich geliebt - angenommen - aufgenommen weiß.


Domkapitular Dr. Eugen Maier

Quelle:
https://www.ebfr.de/html/meditation_zum_...immel.html?&;


zuletzt bearbeitet 14.08.2018 18:40 | nach oben springen

#4

RE: ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

in Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria 14.08.2018 20:30
von Blasius • 3.911 Beiträge



Hochfest: Aufnahme Mariens in den Himmel


Als Dogma verkündet wurde es (erst) 1950 – doch dass Maria Mit Leib und Seele
in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde, ist schon seit alters her
eine grundlegende Überzeugung der Christen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Zum Fest wurde sie zuerst in der Ostkirche, nach dem Konzil von Ephesus im 5. Jahrhundert;
die Westkirche übernahm ab dem 7. Jahrhundert.

Wurzel des Festes ist das Nachdenken der Kirche über die genaue Rolle Mariens in der Heilsgeschichte Gottes mit uns. Letztlich wird hier die enge Verbindung Mariens zu ihrem Sohn ausbuchstabiert: Maria, der erste erlöste Mensch… und damit auch Urbild der Kirche.
Was wir für uns dereinst erhoffen, ist an ihr schon Wirklichkeit geworden.

Und noch etwas ist wichtig an diesem Fest. Es zeigt uns nämlich die Einheit von kirchlicher Lehre und christlichem Beten. Was die Christen mehr als tausend Jahre lang gefeiert haben, wurde auch in das kirchliche Lehrgebäude hineingeholt.

Der Mensch soll mit Leib und Seele der Vernichtung entgehen

Pius XII. verkündete fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg feierlich „als ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass … Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“. Die Theologin Barbara Hallensleben liest das Dogma im „historischen Kontext“ seiner Proklamierung. „Während des Kriegs war die Würde des Menschen, auch seines Leibes, Millionen Mal mit Füßen getreten worden. Nach Kriegsende will nun das Dogma eine Perspektive der Hoffnung geben, die den geschlossenen Horizont der zu weiten Teilen totalitär gewordenen Welt übersteigt. Es unterstreicht, dass der ganze Mensch, Leib und Seele, dazu gerufen ist, der Vernichtung zu entgehen und am Leben Gottes teilzuhaben. In diesem Sinn nimmt also das Dogma von 1950 den Tod besonders ernst, bleibt dabei aber nicht stehen.“

In Jerusalem, aber auch in Ephesus in der heutigen Türkei gibt es eine „Dormitio“-Kirche über einem Ort, an dem Maria gestorben sein soll. Die Ephesustradition gründet auf apokryphen Darstellungen – und auf den Visionen der Dülmener Seherin Anna Katharina Emmerick. Die Jerusalemer „Dormitio“ ist eine bekannte Benediktinerabtei auf dem Zionsberg.

Jesus und die Apostel am Totenbett

Für orthodoxe Christen ist der „Heimgang Mariens“ das wichtigste ihrer Marienfeste:
Es schließt im byzantinischen Ritus das liturgische Jahr ab.

In der ostkirchlichen Tradition gehen dem Fest vierzehn strenge Fasttage voraus.

Die Kunst hat den Tod und die Himmelfahrt Mariens oft dargestellt. Besonders berührend sind Bilder, die Maria auf dem Totenbett von den Aposteln umgeben zeigen. Mitten unter den Aposteln steht auf diesen Darstellungen Jesus und hält eine kleine, weiß umwickelte Marienfigur in der Hand - die Seele seiner Mutter...

(vatican news
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/...-15-august.html

Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 14.08.2018 20:33 | nach oben springen

#5

RE: ZUM HOCHFEST DER AUFNAHME MARIENS IN DEN HIMMEL

in Die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria 15.08.2024 08:35
von Blasius • 3.911 Beiträge




Tod und Himmelfahrt Mariä



(Zum 15. August)




Die selige Katharina von Emmerich erzählt: Es war große Trauer und Sorge im Haus der allerseligsten Jungfrau. Sie aber ruhte still und wie todesnah in ihrer Zelle. Der Schleier über ihrem Haupt war in Querfalten auf der Stirn geschürzt; mit Männern sprechend, zog sie ihn über das Antlitz nieder. Selbst ihre Hände waren nur, wenn sie allein war, unbedeckt. Sie nahm in der letzten Zeit nichts, als dann und wann etwas Traubensaft. Als sie erkannte, dass ihr Ende nahe, wollte sie nach dem Willen Jesu die anwesenden Jünger und Frauen segnen und von ihnen Abschied nehmen. Ihre Schlafzelle war geöffnet. Sie saß schimmernd weiß, wie durchleuchtet, aufgerichtet auf ihrem Lager. Sie betete und segnete einen jeden mit kreuzweis gelegten Händen, indem sie seine Stirn berührte und redete dann noch zu allen. Zu Johannes sagte sie, wie es mit ihrem Leib sollte gehalten werden, und wie er ihre Kleider an ihre Magd und eine andere arme Frau aus der Gegend verteilen solle.



Die Männer begaben sich hierauf wieder in den vorderen Raum des Hauses und bereiteten sich zum Gottesdienst, indes die anwesenden Frauen dem Lager der heiligen Jungfrau nahten, niederknieten und ihren Segen empfingen.



Der heilige Petrus brachte bald darauf der Sterbenden das Allerheiligste, von den Aposteln begleitet. Im Betwinkel, neben dem Lager der heiligen Jungfrau, war vor einem Kreuz ein kleiner Altar errichtet worden. Der Tisch desselben war rot und weiß bedeckt und Lichter brannten darauf.



Die allerseligste Jungfrau ruhte still und bleich auf dem Rücken: sie schaute unverwandten Blickes aufwärts, redete mit niemanden, sie war in steter Entzückung und schimmerte von Sehnsucht. Petrus nahte ihr und gab ihr zunächst die heilige letzte Ölung. Er salbte die Gottesmutter aus Büchsen, die der heilige Johannes hielt; und zwar im Angesicht, an Händen und Füßen. Dabei wurde von den Aposteln chorweise gebetet. Dann reichte ihr Petrus das allerheiligste Sakrament. Ohne sich zu stützen, richtete sie sich auf, um es zu empfangen und sank dann wieder zurück, aber wie entzückt und sprach nicht mehr. Mit den heiligen Gefäßen gingen die Apostel indes wieder zum Altar im Vorhaus zurück. Ein paar Frauen waren bei der heiligen Jungfrau geblieben. Später erschienen die Apostel und Jünger wieder am Sterbelager Mariens und beteten stehend.



Das Antlitz der allerseligsten Jungfrau aber war blühend und lächelnd, wie in ihrer Jugend. Sie hatte die Augen mit heiliger Freude gegen den Himmel gerichtet.



Vom Himmel senkte es sich wie zwei Lichtwolken herab, aus denen dem Auge der Erleuchteten viele Angesichte von Engeln erschienen. Zwischen diesen Wolken ergoss sich eine Lichtbahn zu Maria nieder. Sie streckte ihre Arme mit unendlicher Sehnsucht hinauf. Ihre Seele schied als reine Lichtgestalt aus dem Leib und schwebte auf jener Lichtbahn himmelwärts, indes der entseelte heilige Leib, die Arbe über der Brust kreuzend, aus seiner etwas schwebenden Lage zurücksank und sich die Engelchen in den Wolken, unter der heiligen Seele emporschwebend, schlossen.



Die heiligen Frauen gingen wehmütig an die Leichenbereitung. Als alles beendet war, traten die Apostel, Jünger und Anwesenden herein, um das liebe Antlitz noch einmal zu sehen. Unter vielen Tränen knieten sie still um die heilige Jungfrau herum, nahmen dann Abschied, indem sie ihre bedeckten Hände berührten. Der Leib wurde nun verhüllt und der Sargdeckel geschlossen. Es dämmerte schon, als die Beerdigung stattfand. Die heiligen Apostel trugen den Sarg. Sie setzten ihn in einer Grabhöhle nieder. Die Anwesenden gingen noch einzeln hinein, legten Gewürze und Blumen umher, knieten nieder und opferten Tränen und Gebet. Es waren viele. Schmerz und Liebe machte sie verweilen und Nacht war es mittlerweile geworden, als die Apostel den Grabeingang verschlossen. Zerstreut kehrten sie zurück und verweilten noch hie und da betend; einzelne blieben unter Gebet die Nacht über am Grab.



Die Heimgekehrten sahen aus der Ferne ein wunderbares Leuchten über dem Grab Mariens. Sie waren davon sehr gerührt, ohne zu wissen, was es eigentlich sei. Es war, als senke sich vom Himmel eine Lichtbahn gegen das Grab, und eine feine Gestalt in ihr, gleich der Seele der heiligen Jungfrau, begleitet von der Gestalt unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Aus dem Grab aber erhob sich nach Kurzem der Leib Mariens, leuchtend, weil mit der leuchtenden Seele vereinigt, und zog mit der Erscheinung Jesu zum Himmel empor. Eine Glorie von drei Kreisen, von Engeln und seligen Geistern umgaben sie. Dann sank der Glanz wieder ein, und der stille Sternenhimmel bedeckte die Gegend.



Ob die vor dem Grab betenden Apostel und heiligen Frauen alles dies sahen, ist unbekannt; aber anbetend und staunend schauten sie empor. Einige warfen sich erschüttert mit dem Angesicht zur Erde nieder.



Thomas kam einen Tag nach der Beerdigung der Gottesmutter an und war sehr betrübt darüber. Er verlangte, nach dem Grab geführt zu werden. Es geschah. Da es bereits Nacht war, zogen sie mit Leuchten hin. Beim Grabfelsen angelangt, warfen sie sich alle umher auf die Knie nieder. Thomas trat zuerst ein, Johannes folgte, nahte sich dem leichten Korksarg, der in einem steinernen Totenlager ruhte, hob den Deckel und stellte ihn beiseite; nun leuchteten sie in den Sarg und sahen mit tiefer Erschütterung die Grabtücher des heiligen Leibes in der ganzen Form der Enthüllung vor sich liegen. Über der Brust und dem Angesicht waren sie auseinander geschlagen; die Umwindungen der Arme lagen leicht aufgelöst, doch noch in gewickelter Form, wie sie gelegen, aber der verklärte Leib Mariens war nicht mehr auf der Erde. Sie blickten mit aufgehobenen Armen empor, als sei ihnen der heilige Leib erst jetzt entschwunden, und Johannes rief zur Höhle hinaus: „Kommt und staunt! Sie ist nicht mehr hier.“ Da traten sie alle paarweise in die enge Höhle und sahen mit Staunen die leeren Grabtücher vor sich liegen. Hinausgetreten, knieten alle zur Erde; sahen, die Arme gegen den Himmel erhebend, empor; weinten und beteten und priesen den Herrn und seine in Liebe verklärte Mutter, wie treue, gute Kinder mit mancherlei süßen Liebesworten, so wie der Geist sie ihnen auf die Lippen legte.“



Maria, sel`ge frohe,

Du mildes Mutterherz!

Sieh auf uns her, du Hohe,

Wir sehen himmelwärts.



O zieh uns näher, näher

Durch Freude und durch Harm,

Und heb uns höher, höher

Mit treuem Mutterarm.



O nimm uns zum Geschenke,

So unwert wir auch sind,

Maria! und dann lenke

Auch uns zum Himmel hin!



* * *



Im Urteil Gottes über die Sünde der Stammeltern wird ihnen als schärfste Strafe verkündet: „Staub bist du und wirst zum Staub zurückkehren.“ Es ist einigermaßen verwunderlich, dass mit keinem Wort vom Ausschluss von der ewigen Seligkeit die Rede ist. Das wird verständlich, wenn wir beachten, dass die Heilige Schrift des Menschen Sterbenmüssen stets als Symbol und Ausdruck des seelischen Todes sieht. Sie behandelt eben den Menschen, so wie er geschaffen worden ist, als Sinneswesen, bei dem alles geistige Erfassen zuvor eine sinnliche Wahrnehmung nötig hat. Auf ein Sinneswesen macht aber das erfahrbare und Entsetzen einflößende Verfallen des Leibes zum Staube einen tieferen Eindruck als der unsichtbare Seelentod. „Die Sünde hat dem Tod ihre Herrschaft geltend gemacht“, sagt darum St. Paulus.



Aus dem gleichen Grund illustriert uns die Heilige Schrift den Sieg Christi über Sünde und Satan an seinem Triumph über den Tod. In seiner glorreichen Auferstehung hat Christus seinen Sieg eindeutig zur glaubwürdigen Darstellung gebracht. Das Siegeslied des Erlösers lautet darum: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ Ostern ist darum das Hochfest. Denn der Sieg über den leiblichen Tod ist Bürge für das wiedererlangte Gottesleben der Gnade und für unsere ewige Seligkeit. Deswegen ist nach der Heiligen Schrift die Erlösung Christi erst wirklich vollendet, wenn er einst in der Auferweckung der Brüder den Tod endgültig aus dem Menschengeschlecht verjagt hat, wenn es nur noch ewiges Leben gibt.



Mit solchen Augen müssen wir auch die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel sehen. In ihr steckt mehr als nur der Wunsch des verherrlichten Sohnes, seine geliebte Mutter auch dem Leibe nach bei sich zu haben. Darin steckt mehr als bloß eine außerordentliche Belohnung für jene, die wie kein anderer Mensch dem Herrn in seinem irdischen Werk als seine Magd gedient hat. Darin verbürgt sich mehr als nur eine Auszeichnung für die Jungfrau, die der Sünde und dem Satan keinerlei Tribut bezahlt hat.



Mariens leibliche Aufnahme in den Himmel ist der Triumph der Erlösung, ist die herrliche Darstellung dessen, was das Blut Christi uns erworben hat. Da es nicht besonders verwunderlich ist, wenn ein Gottmensch seine eigene Menschennatur in die Höhen des Himmels hinaufführt, so sagt uns Mariens leibliche Verherrlichung, d.h. die Unsterblichkeit eines bloßen staubgeborenen Menschenleibes, mit unübersehbarer Deutlichkeit, dass in Christus unser Verwesliches tatsächlich Unverweslichkeit, unser Sterbliches Unsterblichkeit anziehen wird.



Mit Recht ist darum Mariä Himmelfahrt unserer Kirche höchstes Marienfest. Groß ist Maria gewiss auf Erden, aber noch größer die über den Tod obsiegende Himmelskönigin. Darum jubelte der gesamte katholische Erdkreis, als Pius XII. 1950 diesen Tatbestand zur Würde und Sicherheit einer geoffenbarten Glaubenswahrheit erhob. Wir jubelten, weil auch unser tiefstes Sehnen darin seinen stärksten Ausdruck fand: „Sind wir mit ihm verwachsen durch die Ähnlichkeit mit seinem Tod – nämlich in der Taufe -, so werden wir es auch sein durch die Ähnlichkeit mit seiner Auferstehung“ (St. Paulus).



Kirchengebet



Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast die Unbefleckte Jungfrau Maria, die Mutter Deines Sohnes, mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen; verleihe uns, dass wir, auf das Himmlische allzeit bedacht, ihrer Glorie teilhaftig zu werden verdienen. Amen.



Zur Geschichte des Festes: Mariä Himmelfahrt ist eines der ältesten Marienfeste. Die Liturgie dieses Tages gedenkt zunächst des seligen Hinscheidens der Mutter Maria (wie ja bei allen Heiligen der Todestag als der Geburtstag für den Himmel gefeiert wird). Dann aber gedenkt die Kirche in diesem Festgeheimnis auch der leiblichen Aufnahme Mariens in die Herrlichkeit des Himmels und letztlich feiert sie auch noch die Krönung Mariens im Himmel als Königin aller Heiligen. – Leider haben wir keine genauen geschichtlichen Unterlagen für den Tag, das Jahr und den Ort des Heimganges unserer himmlischen Mutter. Die Überlieferung spricht von 72 Lebensjahren und nennt Jerusalem als Ort des Todes, gelegentlich auch Ephesus.



In den ältesten Zeiten wurde dieses Fest am 18. Januar gefeiert. Kaiser Mauritius (+ 602) veranlasste um die Wende des 6. Jahrhunderts die Verlegung auf den 15. August. In der römischen Liturgie ist das Fest seit dem 7. Jahrhundert verzeichnet. Papst Leo IV. zeichnete es 847 mit Vigil und Oktav aus. – Durch die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) hat dieser Festtag für die gesamte Christenheit einen neuen Glanz erhalten.



(Prof. Dr. Carl Feckes, "So feiert dich die Kirche", Maria im Kranz ihrer Feste, 1957, Steyler Verlagsbuchhandlung)


https://www.marianisches.de/marienfeste/...l;-himmelfahrt/

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