die frohe Botschaft
Predigt über die Seligkeiten der Bergpredigt.
Geliebteste!
Als unser Herr Jesus Christus die frohe Botschaft seines Reiches verkündete und überall in Galiläa die verschiedensten Krankheiten heilte, sprach man in ganz Syrien von seinen Wundertaten. Grosse Scharen strömten aus dem gesamten Judäa herbei, um beim himmlischen Arzte Heilung zu suchen. Da nämlich unwissende Menschen nur schwer dazu zu bewegen sind, das zu glauben, was sie nicht sehen, und das zu hoffen, was sie nicht kennen, so mussten die, welche treue Anhänger der göttlichen Lehre werden sollten;,. erst durch Wohltaten, die sie an ihrem eigenen Leibe verspürten, und durch sichtbare Wunder dazu angespornt werden, nicht mehr daran zu zweifeln, dass seine Lehre ebenso segensreich sei wie seine Wunderkraft, die sie aus Erfahrung kannten. Um nun die äussere Heilung der Menschen auch ihrer inneren Genesung dienstbar zu machen und nach der Gesundung ihrer Körper auch die ihrer Seelen herbeizuführen, trennte sich der Herr von der Menge, die ihn umgab. Er bestieg einen nahegelegenen Berg und rief seine Apostel herbei, um ihnen von seinem hohen und bedeutungsvollen Sitze aus erhabenere Lehren zu verkünden. Sowohl durch die Art der gewählten Stätte, wie durch das, was er dort tat, wollte er ihnen zeigen, dass er derselbe sei, der dereinst den Moses einer Ansprache gewürdigt hatte (Ex 19,f).
Auf dem Sinai offenbarte sich mehr seine Furcht gebietende Gerechtigkeit, hier seine heilige Milde, so dass nunmehr die Verheissung des Propheten Jeremias in Erfüllung ging, der uns sagt: «Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, wo ich mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund schliessen werde! (Jer 31,33; Hebr 8,8)»- «Nach diesen Tagen, spricht der Herr, werde ich mein Gesetz in ihr Inneres legen, und in ihr Herz werde ich es schreiben (Hebr 10,16).» Wie er zu Moses gesprochen hatte, so sprach er also jetzt auch zu den Aposteln. Rasch grub die Hand des Ewigen Wortes die Gebote des Neuen Bundes in ihre Seelen ein, Jetzt war nicht wie ehedem der Berg von dichten Wolken umhüllt. Auch wurde das Volk nicht durch furchtbare Donnerschläge und zuckende Blitze davon abgeschreckt, sich dem Berge zu nähern (Ex 19,16+21). Nein, ruhig und deutlich drangen die Worte des Herrn zu den Ohren der Umstehenden.
Die Strenge des Gesetzes sollte aufgehoben werden durch das Evangelium der Gnade. An die Stelle knechtischer Furcht sollte ein Verhältnis zwischen Kind und Vater treten.
Leo d.Gr.Sermo 95
Auszug aus:
http://www.kath-zdw.ch/maria/bergpredigt.html