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Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. auf Kuba "Wir sind Brüder"
Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. auf Kuba "Wir sind Brüder"
in Nachrichten 13.02.2016 19:20von Blasius • 3.922 Beiträge
13.02.2016
Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. auf Kuba
"Wir sind Brüder"
Franziskus hat als erster Papst der Kirchengeschichte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche getroffen. Bei der historischen Begegnung auf Kuba haben beide den Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit betont.
"Wir sind Brüder!", war die auf Spanisch vorgetragene Botschaft des Papstes an den Patriarchen. Schon auf dem Flug von Rom hatte er das russische Kirchenoberhaupt als "meinen lieben Bruder Kyrill" bezeichnet. Um die Bedeutung des Augenblicks weiter aufzuladen, sprach er nun noch vom "Willen Gottes", der sich in dieser Begegnung vollziehe. Kyrill betonte ein wenig nüchterner, dass "jetzt alles leichter ist".
Beide umschrieben so auf unterschiedliche Weise die Tatsache, dass ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nun mit Verspätung die Begegnung zwischen dem "Rom des Westens" und dem nach Byzanz "zweiten Rom des Ostens" vonstattengehen konnte.
Dazwischen lag das aus Moskauer Sicht wenig erfreuliche polnische Pontifikat Johannes Paul II. mit den heftigen Konflikten zwischen Katholiken und Orthodoxen in der Ukraine und der Errichtung römisch-katholischer Bistümer auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion. Theologisch und kirchenpolitisch hatte bereits Papst Benedikt XVI. den Weg zu einer Annäherung geebnet, doch offenbar bedurfte es der entwaffnenden Umarmungs-Diplomatie des lächelnden argentinischen Papstes, um das Eis endgültig zum Schmelzen zu bringen.
Gemeinsame Erklärung
Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill I. haben sich bei ihrem historischen Treffen auf Kuba für die Wiederherstellung der christlichen Einheit und die Zusammenarbeit im Blick auf weltweite Herausforderungen ausgesprochen. Nach einer zweistündigen privaten Unterredung auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna hatten Franziskus und Kyrill I. die gemeinsame Erklärung in einer italienischen und einer russischen Fassung unterzeichnet. Darin beklagen sie, dass weiterhin zahlreiche Hindernisse zwischen den Kirchen und Christen bestünden. Dennoch müssten Orthodoxe und Katholiken versuchen, ein "einmütiges Zeugnis für die Wahrheit zu geben". "Wir sind nicht Konkurrenten, sondern Geschwister", heißt es in dem achtseitigen, 30 Punkte umfassenden Text.
Besorgt äußern sich Franziskus und Kyrill insbesondere über die Verfolgung von Christen in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas. Gemeinsam müssten die Kirchen ihre Stimme zur Verteidigung der Verfolgten erheben. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend handeln, um einer weiteren Vertreibung der Christen im Nahen Osten zuvorzukommen. Zudem sprechen sich die beiden Kirchenführer für die Achtung der Religionsfreiheit aus. Sie beklagen dabei auch Einschränkungen der Rechte von Christen in Europa durch einen "oft sehr aggressiven Säkularismus".
Weiter fordern sie ein gemeinsames Vorgehen gegen die Armut in der Welt sowie Solidarität mit allen Leidenden. Eindringlich unterstreichen beide die zentrale Rolle der auf der Ehe von Mann und Frau gegründeten Familie. Schließlich fordern sie, das unveräußerliche Recht auf Leben zu respektieren, sie verurteilen Euthanasie und äußeren sich besorgt über biomedizinische Experimente.
Unterschiedliche Stimmen zum historischen Treffen
Im Vatikan ist die Begeisterung für den historischen Moment nicht bei allen gleich groß. Osteuropäer an der Kurie erinnern an die große Nähe des Patriarchen zum russischen Präsidenten Putin und an die wieder erwachenden Großmachtansprüche Russlands in der Ukraine, im Kaukasus und im Nahen Osten. Bis zuletzt war unklar, wie weit der Papst dem mitunter kulturpessimistischen und antiwestlichen Grundton des Patriarchen in der gemeinsamen Erklärung entgegenkommen würde.
Der Ökumenische Rat der Kirchen erklärte in Genf, die Begegnung von Franziskus und Kyrill markiere einen großen Schritt, um das Schisma der Kirchen zu heilen. Das Christentum könne nun auf mehr Einigkeit hoffen. Das Treffen inspiriere die Kirchen, die Gesellschaften, die Regierungen und die Weltgemeinschaft, die vielen Kriege politisch zu lösen und Frieden für alle Menschen zu schaffen. Der Weltkirchenrat unterstrich, dass die russisch-orthodoxen Kirche die größte unter seinen rund 350 Mitgliedskirchen ist. Die katholische Kirche ist kein Mitglied des Dachverbandes mit Sitz in Genf, kooperiert aber mit dem Rat.
Auch in Russland wurde das historische Treffen als hoffnungsvolles Zeichen der Annäherung gesehen. Erzpriester Stefan von der Abteilung für Außenkontakte des Patriarchats sprach im staatlichen russischen Nachrichtenkanal "Rossija 24" von einem "historischen und freudigen Ereignis für alle Christen auf der Erde". Regierungschef Dmitri Medwedew lobte das Treffen als "Beispiel einer Annäherung", wie sie auch zwischen Russland und dem Westen stattfinden sollte.
Russlands Katholiken äußerten sich indes zurückhaltender. Der Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi erklärte, von "romantischen Bemühungen, das Ideal der reinen ersten christlichen Gemeinschaft wiederzubeleben", sei nicht die Rede. Der Papst und der Patriarch seien sich weiterhin der geistlichen und historischen Barrieren bewusst, die zwischen beiden Kirchen stünden, sagte Pezzi der Nachrichtenagentur Tass.
(KNA, epd, dpa)
Aus:
http://www.domradio.de/themen/papst-fran...rill-i-auf-kuba
RE: Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. auf Kuba "Wir sind Brüder"
in Nachrichten 16.02.2016 11:58von Blasius • 3.922 Beiträge
12/02/2016
Papst Franziskus \ Begegnungen
Bruderkuss auf Kuba: Franziskus trifft Moskauer Patriarch Kyrill
Moskauer Patriarch Kyrill I. und Papst Franziskus auf Kuba - REUTERS
Ein historisches kirchenpolitisches Treffen im nüchternsten aller Rahmen:
Auf dem Flughafen von Havanna in Kuba sind einander an diesem Freitag Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. begegnet. Es ist das erste Mal, dass Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche direkt miteinander sprechen. Ihre Unterredung hinter verschlossenen Türen in einem Empfangszimmer des kubanischen Flughafens dauerte zwei Stunden. Franziskus und Kyrill unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Das sechs Seiten lange Dokument wurde nicht verlesen, vielmehr wechselseitig überreicht. Danach hielten erst Kyrill, danach der Papst eine kurze Ansprache in der jeweiligen Muttersprache, Russisch und Spanisch. Eine Ikone der in Russland sehr verehrten Muttergottes von Kazan schmückte den kahlen Raum, in dem das Treffen stattfand. Religiöse Gesten im engeren Sinn fehlten; kein gemeinsamer Segen wurde erteilt, kein „betet für uns“ war zu hören.
„Bruder, endlich!“, ließ sich Papst Franziskus vor der Umarmung mit dem Patriarchen vernehmen. „Wir sind Brüder, und es ist ganz klar, dass das hier der Wille Gottes ist.“ Kyrill antwortete: „Es ist schön, sich zu treffen, und trotz aller Schwierigkeiten sind die Dinge jetzt leichter.“ Franziskus zeigte sich beeindruckt und bewegt von der Begegnung. „Wir haben wie Brüder miteinander geredet, wir haben dieselbe Taufe, wir sind beide Bischöfe, wir haben von unseren Kirchen geredet, wir waren einer Meinung darüber, dass die Einheit im gemeinsamen Unterwegssein entsteht“, erklärte er vor den anwesenden Würdenträgern.
Es war „ein sehr reichhaltiges Gespräch“, sagte Patriarch Kyrill, „das uns erlaubt hat, die jeweiligen Positionen zu verstehen und zu fühlen.“ Beide Kirchen könnten nun zusammenarbeiten, „damit kein Krieg mehr ist, damit das menschliche Leben überall respektiert wird, damit sich das moralische Fundament der Familie und des Menschen stärkt.“ Franziskus lobte ausdrücklich Metropolit Hilarion und Kardinal Koch für ihren Einsatz. Besonderes Lob zollte er dem Gastgeberland dieses historischen Treffens: „Ich will nicht weggehen ohne ein Zeichen meines Dankes an Kuba, an das große kubanische Volk und seinen hier anwesenden Präsidenten, für seine aktive Verfügbarkeit.“ Und der Papst fuhr fort: „Wenn das so weitergeht, wird Kuba die Hauptstadt der Einheit.“
In der gemeinsamen Erklärung bekunden katholische und russisch-orthodoxe Kirche ihren Willen, angesichts der Entwicklungen der zeitgenössischen Welt in Zukunft stärker miteinander aufzutreten.
Das Dokument verteidigt die gemeinsamen christlichen Werte, die – auch angesichts der Zuwanderung – das Fundament Europas bleiben müssten. Ein Ja zur Ehe zwischen Mann und Frau und zum Lebensrecht für alle sind dort ebenso festgehalten wie die gemeinsame Sorge wegen Christenverfolgung und religiös fundiertem Terrorismus.
Als Gastgeschenk brachte Patriarch Kyrill eine Kopie der Marienikone von Kazan für den Papst mit. Franziskus verschenkte seinerseits einen silbernen Kelch mit Patene sowie eine Knochenreliquie des heiligen Kyrill aus der römischen Basilika San Clemente.
Kubas Präsident Raul Castro hatte Papst Franziskus am Flughafen empfangen und nach einer kurzen Begrüßung an die Schwelle eines für das Treffen der Kirchenführer vorgesehenen Raumes begleitet. Dem strengen Protokoll zufolge – „jeder Schritt und jeder Atemzug ist abgestimmt“, verriet der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri – betraten Papst Franziskus und Patriarch Kyrill den Raum gleichzeitig durch zwei verschiedene Türen. Sechs Personen nahmen an dem vertraulichen Gespräch teil: an der Seite des Papstes Kardinal Kurt Koch, der päpstliche Ökumene-Verantwortliche, an der Seite des Patriarchen Metropolit Hilarion, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchates. Außerdem waren zwei Dolmetscher für Spanisch und Russisch zugegen.
Das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill war vor einer Woche überraschend angekündigt worden. Bereits seit dem Pontifikat von Papst Johannes Paul II. bemühten sich beide Seiten hinter den Kulissen um ein solches katholisch-orthodoxes Spitzentreffen. Unter anderem waren 1997 die österreichische Stadt Graz sowie später unter Benedikt XVI. das österreichische Stift Heiligenkreuz als Rahmen einer solchen Begegnung im Spiel.
Papst Franziskus hatte signalisiert, er sei zu einem Treffen mit Patriarch Kyrill wann und wo auch immer bereit. Kuba, das der Papst vergangenes Jahr besucht hatte, bot sich an, weil es als nicht-europäischer Ort eine gewisse Neutralität verhieß und überdies zufällig am Schnittpunkt von seelsorgerlichen Unternehmungen beider Kirchenoberhäupter lag: Patriarch Kyrill befindet sich auf Pastoralreise auf der Karibikinsel, während Franziskus dort einen Zwischenstopp einlegte, um danach seine Pastoralreise in Mexiko aufzunehmen.
Drei Delegationen – aus Kuba, Russland und dem Vatikan - hatten sich am Flughafen eingefunden, um das historische Treffen zu begleiten. Anwesend waren unter anderem der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, der Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio Garcia Ibanez, und der Apostolische Nuntius auf Kuba, Erzbischof Giorgio Lingua. Aus dem Vatikan war neben dem Papst und Kardinal Koch der französische Dominikaner Giacinto Destivelle angereist, der am Einheitsrat unter Koch für den Dialog mit der Orthodoxie zuständig ist.
(rv 12.02.2016 gs)
http://de.radiovaticana.va/news/2016/02/...ll_kuba/1208110
RE: Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. auf Kuba "Wir sind Brüder"
in Nachrichten 16.02.2016 12:04von Blasius • 3.922 Beiträge
13/02/2016
Themen \ Ökumene
Zusammengefasst: die gemeinsame katholisch-orthodoxe Erklärung
Unter den Augen der Muttergottes von Kazan: Franziskus und Kyrill in Havanna - REUTERS
Die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche wollen angesichts der Entwicklungen der zeitgenössischen Welt in Zukunft stärker miteinander auftreten. Das ist die Essenz der gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und Patriarch Kyrill am Freitag in Havanna unterschrieben haben. Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte trafen sich Oberhäupter der beiden Schwesterkirchen zu einem persönlichen Austausch, der zwei Stunden auf dem Flughafen von Havanna dauerte. Das dabei unterschriebene Grundlagendokument stellt erstmals eine Charta gemeinsamer Werte und Anliegen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche vor, der zwei Drittel aller orthodoxen Gläubigen der Welt angehören.
Auch wenn „zahlreiche Hindernisse“ zwischen katholischer und russisch-orthodoxer Kirche andauern, drücken beide ihre Hoffnung auf eine Wiederherstellung der von Gott gewollten Einheit aus.
Es folgt eine Reihe gemeinsamer Anliegen und Sorgen. Die erste ist die Christenverfolgung.
Mit Blick auf Syrien und den Irak und den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“, der in dem Dokument nicht genannt wird, rufen der Papst und der Patriarch „alle Länder auf, die in den Kampf gegen den Terrorismus involviert sind, in verantwortungsvoller und umsichtiger Weise zu handeln.“ Sie bekennen sich zum interreligiösen Dialog und weisen zugleich jeden Terror im Namen Gottes scharf zurück.
„Europa muss seinen christlichen Wurzeln treu bleiben“
Die Rede ist auch von den – mehrheitlich islamischen – Asylsuchenden in Europa.
„Wir können nicht gleichgültig sein gegenüber dem Los von Millionen von Migranten und Flüchtlingen, die an die Tür der reichen Länder klopfen“, heißt es in der Erklärung. Allerdings warnen beide Kirchen gemeinsam vor einer „Integration, die die religiöse Identität nicht achtet“; damit ist die christliche Werteordnung Europas und ihre Bedrohung gemeint. „Auch wenn wir für den Beitrag anderer Religionen zu unserer Kultur offen sind, sind wir davon überzeugt, dass Europa seinen christlichen Wurzeln treu bleiben muss.“
Ehe ist zwischen Mann und Frau
Ein sorgenvoller Blick gilt auch verwandten Themen wie der Neudefinition von Familie. Orthodoxe und Katholiken teilten hier dieselbe Auffassung, heißt es in der gemeinsamen Erklärung: Die Familie gründe sich auf die Ehe zwischen Mann und Frau.
„Wir bedauern, dass andere Formen des Zusammenlebens mittlerweile auf die gleiche Stufe dieser Verbindung gestellt werden, während die Auffassung der Vaterschaft und der Mutterschaft als besondere Berufung des Mannes und der Frau in der Ehe aus dem öffentlichen Bewusstsein ausgeschlossen wird.“ Bekräftigt wird auch das Nein zu Abtreibung, Euthanasie und künstlicher Fortpflanzung.
Dankbarkeit äußern der Papst und der Patriarch über die Erneuerung des Christentums in Russland und vielen Ländern Osteuropas, während sie mit Sorge auf säkularisierte Gesellschaften des Westens blicken: dortige Verwandlungsprozesse stellten eine „schwere Bedrohung für die Religionsfreiheit“ bis hin zur offenen Benachteiligung von Christen dar.
Nein zu Proselytismus, Ja zur Zusammenarbeit
Auf religiöser Ebene bekennen sich beide Kirchen dazu, keine Gläubigen der jeweils anderen Gemeinschaft abwerben zu wollen: „Wir sind nicht Konkurrenten, sondern Geschwister“. Überraschend offen werden auch die religiös-politischen Schwierigkeiten in der Ukraine angesprochen.
Katholiken und Orthodoxe seien dazu berufen, brüderlich zusammenzuarbeiten. „Von unserer Fähigkeit, in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam Zeugnis zu geben für den Geist der Wahrheit, hängt zum großen Teil die Zukunft der Menschheit ab.“
(rv 12.02.2016 gs)
http://de.radiovaticana.va/news/2016/02/...C3%A4ru/1208133
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