Wegbereiter der Barmherzigkeit Gottes
Johannes der Täufer hat mit seinem Ruf zur Umkehr und seiner Taufe zur Vergebung der Sünden dem Messias den Weg bereitet. Dieser überbietet ihn noch mit seiner Botschaft von der Barmherzigkeit. Gott geht auf uns Menschen zu, weil er uns unendlich liebt. Die Heiligen des Advents bereiten uns mit ihrem Lebensbeispiel auf das Kommen des Messias vor.
Der Wegbereiter
Johannes der Täufer ist der Bote, der Herold des kommenden Herrn. Der Evangelist Lukas hält seinen Auftritt für so wichtig, dass er ihn in den großen Rahmen der Weltgeschichte einordnet. Das fängt ganz oben beim Kaiser an, geht über die einzelnen Landesherren, die Statthalter, und die kleineren Fürsten. An diesem geschichtsträchtigen Zeitpunkt zog der Täufer in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und die Taufe zur Vergebung der Sünden. So erfüllte sich, was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der Wüste: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken.“
Die Taufe zur Vergebung der Sünden und der Eingliederung in Christus haben wir empfangen in unserer Taufe, doch die ständige Umkehr, die Johannes betont, bleibt einladende Aufgabe.
Gott tut den ersten Schritt
Die Adventslieder und -texte reden nicht vom fordernden Gott, sondern vom barmherzigen Retter, Helfer und Befreier, der den ersten Schritt macht auf uns zu. Unsere Antwort ist gefragt: Jeder Berg soll abgetragen und jede Schlucht ausgefüllt werden. – Wollen wir drangehen?
Vor ein paar Tagen erreichte ich telefonisch einen Freund, den ich schon drei Jahre nicht mehr gesprochen hatte. Der Freund hatte als junger Pater einen schweren Verkehrsunfall, durch den er seitdem querschnittgelähmt ist. Er kann nicht mehr gehen. Ich weiß, dass er jahrzehntelang körperlich und seelisch einen nicht leichten Weg mit Gott gegangen ist und nun durch seine Haltung viel Mut vermitteln kann. Er sagte mir am Ende des Telefonats: „Vergiss es nicht, Gott liebt dich unendlich!“ Ich hörte den Satz nicht als Floskel, sondern als Gnadenwort. Es berührte mich und leuchtete in mir auf: inmitten meiner jetzigen Lebenssituation, mit meinen Stärken und Fehlern: Gott liebt mich unendlich! Tiefe Freue quoll in mir auf. An dieses Wort möchte ich mich gerne halten im Leben und im Tod.
Gott liebt Dich unendlich, vergiss das nie! Es ist mein Adventsvorsatz: ich spreche mir den Satz oft vor, will ihn einsickern lassen und daraus mit neuer Gegenliebe zu Gott und dem Nächsten handeln. Ich weiß: Dann baut die Liebe ebene Straßen inmitten mancher Hindernisse und inmitten unübersteigbarer Schluchten.
Nicht Gericht, sondern Barmherzigkeit
Johannes sprach viel vom strengen Gericht Gottes. Jesus hat das umgemünzt in seine barmherzige Geste gegen Sünder und daneben Geratene. Der hl. Pfarrer von Ars, betonte wiederholt: Es gibt Menschen, die sagen: “Ich habe zu viel Böses getan, der gute Gott kann mir nicht verzeihen”. Das ist eine große Beleidigung. Dadurch setzt man der Barmherzigkeit Gottes eine Grenze, die sie nicht hat. Sie ist grenzenlos. Unsere Fehler sind Staubkörner vor dem Gebirge der Barmherzigkeit Gottes. Dieser barmherzige Gott treibt uns auch zur Versöhnung mit dem Nächsten, zu Güte und Verständnis.
Heute feiern wir St. Nikolaus, den Bischof der Armen, der uns die Erfahrung zuruft: Wer verschenkt, dem verdoppelt der Herr die Gabe, die zurückkommt. Am 4. Dezember gedachten wir des seligen Adolf Kolping, der alles dransetzte, um jungen mittellosen Männern Heimat und Berufsausbildung zu ermöglichen, damit sie eine Familie gründen können.
Umkehren – der Alltag lädt uns in vielen Situationen ein, in neuer Liebe aufzubrechen.
Pater Bernhard Bossert, 06.12.2015
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