Der Rosenkranz – etwas für unsere Zeit?
von Martin Lohmann
Mir ist in diesen Tagen ein außergewöhnliches Buch in die Hände gefallen, das ich mit großem geistlichen Gewinn gelesen und auch meditiert habe – und das ich vielen Freunden ans Herz lege. Es ist geschrieben von dem Regensburger Priester und assoziiertem Mitglied der Internationalen Päpstlichen Akademie für Mariologie, Florian Kolfhaus, der im Päpstlichen Staatssekretariat arbeitet. Es trägt den Titel „Der Rosenkranz – Theologie auf Knien“ und ist im Dominus-Verlag (www.dominus-verlag.de, Augsburg 2014, 128 Seiten, 9,90 €) erschienen.
Als Student hatte ich vor langer Zeit einmal das Büchlein von Romano Guardini über den Rosenkranz gelesen und als Schatz empfunden. Das Buch von Florian Kolfhaus ist nicht weniger eine Fundgrube echter Schätze. Der Autor entwickelt ebenso einfühlsam wie theologisch dicht den Zugang zu einer Gebetsform, die für manche auf den ersten Blick etwas Mechanisches oder Langweiliges zu haben scheint, in Wahrheit aber einen unerschöpflichen Reichtum für Herz, Geist und Seele zu erschließen vermag. Das wird gleich zu Beginn der Einführung deutlich im Verweis auf den Apostel Johannes, der in Ephesus von der Mutter Jesu mehr lernt, als er selbst in höchster theologischer Dichte ausdrücken kann: „Der Apostel lernt von Maria, die Jesus besser versteht als alle seine Jünger, so viel, dass alle Bücher der Welt nicht fassen könnten, was man schreiben müsste“.
Rosenkranz? Viele Ave Maria? Ein Gebet durch die Gottesmutter zu Gott? Was hat das mit Theologie zu tun, und warum ist die Theologie auf den Knien so wichtig?
Kolfhaus, selbst Theologe und Priester, verrät das Geheimnis sehr bald, das sich hinter der Verbindung von hoher Wissenschaft und vermeintlich einfachem Gebet verbirgt:
„Ein Theologe, der nicht mehr auf die Knie geht, um sich klein zu machen und somit anzuerkennen, dass sein Verstand wohl vieles verstehen kann, aber doch immer der Gnade bedarf, um in das große Geheimnis des Glaubens einzudringen, ohne es jemals vollkommen ausloten zu können, verfehlt seine hohe Berufung.“
Das Gebet, das demütige noch dazu, kann also nichts Dummes oder Plumpes sein.
Kolfhaus: „je mehr ich über Jesus weiß und von seiner Lehre verstehe, je mehr ich eintauchen darf in das Mysterium seines Lebens und meiner Erlösung, umso mehr werde ich ihn dankbar lieben und alles daran setzen, dass er von anderen erkannt und geliebt wird. Diese Liebe aber, so der hl. Maximilian Kolbe, lernt man nur auf Knien.“
Florian Kolfhaus stellt uns die Gottesmutter als beste Lehrmeisterin Christi dar. Sie kann am besten zeigen, worauf es letztlich ankommt. Sie sei, wie es der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort in seinem Goldenen Buch formulierte, „der Weg, der schnell, sicher und leicht zu Jesus Christus führt und den jedermann beschreiten kann, der Gottes Freund werden will“. Wer den Rosenkranz bete, studiere Theologie auf Knien. Denn in der Tat sei der „Rosenkranz aus dem Wunsch entstanden, mit und durch Maria Jesus zu betrachten, um ihn besser kennen und mehr lieben zu lernen.“
Die Schlichtheit des Rosenkranzgebetes, das der Autor in all seinen Einzelheiten meditativ entfaltet, ist letztlich eine außergewöhnliche Chance, die man überall wahrnehmen und finden kann – im Kirchenraum, daheim, vor einem Bild Mariens oder beim Reisen. Etwas Zeitloses mitten in der Zeit. Weder modern noch altmodisch, aber immer aktuell.
Der Rosenkranz ist eine „hervorragende Schule des Gebetes, eine Akademie , in der der Christ an der Hand Mariens lernt, Perle für Perle, Schritt für Schritt, auf Jesus zuzugehen, mit ihm zu sprechen, auf ihn zu hören und ihn liebevoll zu betrachten. Der Rosenkranz umfasst die drei großen Gebetsformen, die wie Stufen zur Begegnung mit dem Herrn führen: mündliches Gebet, Meditation und Kontemplation. Oxer mir anderen Worten: Wer den Rosenkranz betet, betet mit Mund, Verstand und Herz.“
Ich weiß, dass man die Liebe zu diesem Schatz nicht in einem schnellen Schritt oder per Knopfdruck erreichen kann. Der Rosenkranz erschließt sich für den, der ihn nicht kennt oder gar nicht richtig versteht, erst langsam. Man kann mit wenigen Ave Maria mal beginnen. Aber ich weiß ebenso gut, dass der Rosenkranz, wenn man sich einmal auf ihn eingelassen hat, zu einem kostbaren und täglichen Begleiter werden kann, auf den man nicht mehr verzichten will – und nicht verzichten muss. Manchmal kann es sein, dass man spürt, mit diesem Gebet eine Schnur zum Himmel in der Hand zu haben, eine Verankerung in eine nicht sofort sichtbare, aber doch sehr reale Welt jenseits unserer kalten Leuchtreklamen. Und dann spürt man: In der Ruhe liegt wirklich die entscheidende Kraft.
Florian Kolfhaus reicht uns also ein gar nicht so kleines Schatzkästlein in Form eines Büchleins in die Hand. Es ist ein Büchlein mit einem ausgesprochen hohen persönlichen Nutzwert! Und sehr wohl etwas für unsere Zeit!
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