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#1

Erkenntnis durch einen Advocatos Diabolos - Anwalt des Teufels?

in Wort- und Begrifferklärungen 25.01.2015 21:01
von Michaela (gelöscht)
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In Beitrag .... hat Jean Marie folgenden Satz geschrieben: " Bitte lasst den Blasius weiterhin so etwas wie einen "advocatus diaboli" sein"

Diese Idee setzt voraus, dass man Erkenntnis gewinnen kann durch sozusagen fehlerhafte Beiträge.

Sowas gibt es als Erkenntnismethode durch aus in dem Sinn von folgendem Weg des Erkennens der Dinge: These - Antithese - Synthese. Man benötigt also unbedingt zur Erkenntnis die Antithese.

Die Frage ist, benötige ich zur Erkenntnis der Wahrheit im absoluten Sinn einen solchen Anwalt des Teufels? Denn darum geht es in einem katholischen Forum wie diesem.

Es sind dialektische Methoden, die eine entsprechenden Advokaten voraussetzen. Vertreter waren der Reihenfolge nach Kant, dann Hegel und das ganze mündete in den unseglichen dialektischen Materialismus. Also ich habe diese Leute genannt, weil sie die Methoden unseres Denkens in der westlichen Welt dominieren.

Tatsächlich kann man mit dieser Methode nur begrenz Erkenntnisse haben. Denn sie brauchen noch ein Instrument der Erkenntnis:

Die Deduktion:

Das heißt Grundwahrheiten deren Quelle Gott sind. Diese führen, so manche These schon von vornherein ad absurdum.

Die Deduktion ist da folgendermaßen, ein Beispiel:

These: These Moslems und Christen glauben an denselben Gott"

Grundwahrheit: Es gibt nur einen Gott und der ist zu erkennen in Jesus Christus - Seht ihr mich seht ihr den Vater -

Prüfung der These: Da weiß man ohne Advokatos Diabolos was die Wahrheit ist.

Braucht man also unbedingt zur Erkenntnis der Wahrheit, sie mehr ist als die Summe ihrer Teile, sondern absolut zu verstehen ist, den Anwalt des Teufels?

Die Antwort überlasse ich den geschätzen Lesern.

LG
Michaela


Off. 3, 15 - 19 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

zuletzt bearbeitet 26.01.2015 02:38 | nach oben springen

#2

RE: Erkenntnis durch einen Advocatos Diabolos - Anwalt des Teufels?

in Wort- und Begrifferklärungen 27.01.2015 07:18
von Jeanne Marie • 3 Beiträge

Liebe Michaela,
an den Universitäten des Mittelalters gab es bei den theologischen Fakultäten das Amt des
advocatus diaboli. Das ging folgendermassen: der Lehrer suchte sich vor Beginn der theologischen Diskussionen einen Schüler aus, der die ROLLE des Gegenspielers übernehmen musste. Das heisst, er sollte sich Argumente ausdenken, die gegen die Wahrheit sprachen, die gerade Gegenstand des Unterrichts war. Die übrigen Studenten sollten versuchen, diese Gegenargumente zu entkräften. Es ging also nicht darum, die Ansicht des Gegners (Teufels) zu übernehmen, sondern sich von anderen Gesichtspunkten her (praktisch
auf UMwegen) sich der einen geoffenbarten Wahrheit zu nähern. Der advocatus diaboli diente also dazu, die Wahrheit vertieft zu verstehen - und nicht etwa,die Studenten von der Wahrheit abzubringen.
Das Amt des Advocatus Diaboli gab es auch bei Heiligsprechungsverfahren,Es diente dazu, im Leben des zukünftigen Heiligen Dinge herauszufinden, die nicht so toll waren , eventuell gegen eine Heiligsprechung tendierten und die dann sachlich entkräftet werden musste. Dieses Amt gibt es heute glaube ich nicht mehr, wurde bei oder nach dem Konzil abgeschafft. Zum Vor- oder Nachteil, das ist noch die Frage

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#3

RE: Erkenntnis durch einen Advocatos Diabolos - Anwalt des Teufels?

in Wort- und Begrifferklärungen 27.01.2015 22:23
von Michaela (gelöscht)
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Liebe Jean Marie,

klasse, dein Beitrag. Der ist richtig fundiert.

Die Scholastiker haben sich ihrer auch bedient.

Bitte erlaube mir dennoch anzumerken, dass obige Methode in dem Kontext der Widerlegung falscher Thesen entstanden ist. Also um zu Erkennen bedarf man ihrer nicht wirklich. Gleichwohl ist sie unter bestimmten Bedingungen eine gute Methode.

Sie ist quasi notwendig geworden, um eben Irrlehren zu widerlegen.

Damit hilft man den Menschen, die in einer solchen verhaftet sind, per Logik und eben sachlicher Widerlegung auf der Vernunftsebene, sich der Wahrheit zu öffnen. Sie ist somit ein legitimes und wirksames Instrument der Verteidigung der wahren Lehren unserer Mutter Kirche.

Ohne Irrlehrer brauchte man sie wohl nicht in Sachen religiöser Erkenntnis.

In einem Forum kann sie aber nur begrenzt wirksam durchgeführt werden. Denn damit sie wirksam ist, so wie oben beschrieben (wie also im universitären Raume) bedarf es eine klare Disputationsdisziplin, sonst kommt man da nicht weiter, sondern nur vom Stöckle zum Ästle in der horizontalen Ebene, nicht jedoch in der vertikalen im Sinne einer Vertiefung.

Ein Forum kann so etwas nicht wirklich leisten.
Die Nachteile, wenn hier gehäuft eben Advokati diaboli (ich hoffe, dass ich den Plural richtig getroffen habe) auftauchen, größer der Vorteil.

Hab aber vielen Dank für diese Erläuterung. Ich fand sie spannend, weil ich eben so etwas auch schon eben in dieser Disziplin betrieben habe. Das ist so interessant. Aber es geht eben nur mit Menschen, die wissen, wie eine solche Disputation abläuft, welche Gesetze/Regeln sie sozusagen hat, damit man auch eben in die Tiefe geht.

LG,
Michaela


Off. 3, 15 - 19 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
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