Katholisches.info
Magazin für Kirche und Kultur
Was genau ist ein Traditionalist?
Auszug aus:
http://www.katholisches.info/2014/05/06/...traditionalist/
Was ist also ein Traditionalist? Er ist nicht mehr oder weniger als ein Katholik, der dabei geblieben ist, den Glauben genau so zu praktizieren, wie er ihn in seiner Kindheit gelernt hat, oder der denselben unveränderten Glauben von seinen Eltern empfangen hat und ihn seinerseits seinen eigenen Kindern weitergibt.
Ein Traditionalist, mit anderen Worten, ist ein Katholik, der den Glauben lebt, als hätten die kirchlichen Verhängnisse der postkonziliaren Epoche nie stattgefunden – wahrhaftig so, als hätte das Zweite Vatikanum nie stattgefunden. Und die erstaunliche Wahrheit über den Traditionalisten ist, daß nicht eine Lehre oder disziplinäre Norm der Kirche ihm verbietet, so zu glauben und Gott auf genau diese Weise zu verehren, auch wenn das große Übermacht der Katholiken dies nicht länger tut.
Die Katholiken, die schlicht weiter geglaubt und gebetet haben, wie Katholiken vor dem Konzil es immer getan haben, sind dazu gekommen, Traditionalisten genannt zu werden – historisch betrachtet vollkommen unvermittelt. Daß das Wort „Tradition“ jetzt diese verhältnismäßig wenigen Katholiken von der gewaltigen Mehrheit der Kirchenmitglieder unterscheidet, ist das unbestreitbare Zeichen einer Krise, die ungleich jeder anderen ist, welche die Kirche je erlebte. Jene, die dies verneinen, müßten erklären, warum der Glaube nur innerhalb dieser transformierten gewaltigen Mehrheit, korrekt als „neo-katholisch“ beschrieben, kontinuierlich die Leute aus der Hand gibt, wobei viele in die „stille Apostasie“ abfallen, die Johannes Paul II. zuletzt beklagte, nachdem er für so viele Jahre der „konziliaren Erneuerung“ zujubelte, die in Wirklichkeit ein massiver Zusammenbruch des Glaubens und der Disziplin war.
Speziell müßten sie erklären, warum wir nur innerhalb der gewaltigen Mehrheit von „Konzilskatholiken“ die Beobachtung machen, daß
mehr als ein Viertel aller Ehen in Scheidung enden, mit Millionen von geschiedenen und „wiederverheirateten“ Katholiken weltweit, deren andauerndem Ehebruch Kardinal Kasper entgegenkommen will, mit der scheinbaren Unterstützung des derzeit herrschenden Papstes;
Geburten, Taufen, sakramentale Ehen, Bekehrungen und die Teilnahme bei der Messe seit dem Konzil unerbittlich abnehmen;
es eine weitverbreitete Ablehnung der unfehlbaren Lehre der Kirche zu fundamentalen Angelegenheiten des Glaubens und der Moral gibt;
es zu einem plötzlichen und dramatischen Verlust priestlicher Berufungen, der das katholische Priestertum etwas weniger umfangreich hinterläßt als es 1970 der Fall war, sowie seither zu einer drastischen Abnahme der Zahl von Ordensleuten kam – trotz einer Verdoppelung der Weltbevölkerung.
Sie müßten auch erklären, warum nur innerhalb der winzigen Minderheit der Katholiken, die jetzt als Traditionalisten bezeichnet werden, keines dieser Anzeichen kirchlichen Verfalls offenbar wird.
In den vergangenen Tagen scheint die kirchliche Krise, mit der wir nun seit mehr als einem halben Jahrhundert zusammenleben, einen Tiefpunkt erreicht zu haben, von dem es ohne wundersame göttliche Intervention keine Rettung gibt. Die Welt singt dem neuen Papst „Hosanna“, während sie ihn drängt zur endgültigen Vollendung – per impossibile – des Prozeßes der kirchlichen Selbstzerstörung, den Paul VI. in seinen letzten Jahren beklagte, obwohl er ihn selbst in Gang gesetzt hatte. Und doch setzt das neo-katholische Establishment seinen zuversichtlich Marsch jenseits des Punktes, von dem an es kein Zurück mehr gibt, fort, indem es die Anzeichen des Desasters weginterpretiert, während es Traditionalisten von oben herab als hartnäckige Liebhaber der Sehnsucht nach der Vergangenheit behandelt, deren Empfindungen man eine Heimat geben kann, auch wenn sie für die Zukunft der Kirche nicht länger von Bedeutung sind. Aber in Wahrheit sind die Traditionalisten die Zukunft der Kirche, wie die Geschichte über unsere Zeit vermerken wird, wenn sie geschrieben wurde.
Was genau ist ein Traditionalist? Er ist, was jeder Katholik einst war – und wieder sein wird, wenn die Krise vorüber ist.
Text: Christopher A. Ferrara/ The Remnant
Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Bild: The Remnant
Zum Weiterlesen:
http://www.katholisches.info/2014/05/06/...traditionalist/