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#1

Was genau ist ein Traditionalist?

in Wort- und Begrifferklärungen 15.11.2014 08:32
von blasius (gelöscht)
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Katholisches.info
Magazin für Kirche und Kultur



Was genau ist ein Traditionalist?


Auszug aus:
http://www.katholisches.info/2014/05/06/...traditionalist/

Was ist also ein Traditionalist? Er ist nicht mehr oder weniger als ein Katholik, der dabei geblieben ist, den Glauben genau so zu praktizieren, wie er ihn in seiner Kindheit gelernt hat, oder der denselben unveränderten Glauben von seinen Eltern empfangen hat und ihn seinerseits seinen eigenen Kindern weitergibt.

Ein Traditionalist, mit anderen Worten, ist ein Katholik, der den Glauben lebt, als hätten die kirchlichen Verhängnisse der postkonziliaren Epoche nie stattgefunden – wahrhaftig so, als hätte das Zweite Vatikanum nie stattgefunden. Und die erstaunliche Wahrheit über den Traditionalisten ist, daß nicht eine Lehre oder disziplinäre Norm der Kirche ihm verbietet, so zu glauben und Gott auf genau diese Weise zu verehren, auch wenn das große Übermacht der Katholiken dies nicht länger tut.

Die Katholiken, die schlicht weiter geglaubt und gebetet haben, wie Katholiken vor dem Konzil es immer getan haben, sind dazu gekommen, Traditionalisten genannt zu werden – historisch betrachtet vollkommen unvermittelt. Daß das Wort „Tradition“ jetzt diese verhältnismäßig wenigen Katholiken von der gewaltigen Mehrheit der Kirchenmitglieder unterscheidet, ist das unbestreitbare Zeichen einer Krise, die ungleich jeder anderen ist, welche die Kirche je erlebte. Jene, die dies verneinen, müßten erklären, warum der Glaube nur innerhalb dieser transformierten gewaltigen Mehrheit, korrekt als „neo-katholisch“ beschrieben, kontinuierlich die Leute aus der Hand gibt, wobei viele in die „stille Apostasie“ abfallen, die Johannes Paul II. zuletzt beklagte, nachdem er für so viele Jahre der „konziliaren Erneuerung“ zujubelte, die in Wirklichkeit ein massiver Zusammenbruch des Glaubens und der Disziplin war.

Speziell müßten sie erklären, warum wir nur innerhalb der gewaltigen Mehrheit von „Konzilskatholiken“ die Beobachtung machen, daß
 mehr als ein Viertel aller Ehen in Scheidung enden, mit Millionen von geschiedenen und „wiederverheirateten“ Katholiken weltweit, deren andauerndem Ehebruch Kardinal Kasper entgegenkommen will, mit der scheinbaren Unterstützung des derzeit herrschenden Papstes;
 Geburten, Taufen, sakramentale Ehen, Bekehrungen und die Teilnahme bei der Messe seit dem Konzil unerbittlich abnehmen;
 es eine weitverbreitete Ablehnung der unfehlbaren Lehre der Kirche zu fundamentalen Angelegenheiten des Glaubens und der Moral gibt;
 es zu einem plötzlichen und dramatischen Verlust priestlicher Berufungen, der das katholische Priestertum etwas weniger umfangreich hinterläßt als es 1970 der Fall war, sowie seither zu einer drastischen Abnahme der Zahl von Ordensleuten kam – trotz einer Verdoppelung der Weltbevölkerung.
Sie müßten auch erklären, warum nur innerhalb der winzigen Minderheit der Katholiken, die jetzt als Traditionalisten bezeichnet werden, keines dieser Anzeichen kirchlichen Verfalls offenbar wird.

In den vergangenen Tagen scheint die kirchliche Krise, mit der wir nun seit mehr als einem halben Jahrhundert zusammenleben, einen Tiefpunkt erreicht zu haben, von dem es ohne wundersame göttliche Intervention keine Rettung gibt. Die Welt singt dem neuen Papst „Hosanna“, während sie ihn drängt zur endgültigen Vollendung – per impossibile – des Prozeßes der kirchlichen Selbstzerstörung, den Paul VI. in seinen letzten Jahren beklagte, obwohl er ihn selbst in Gang gesetzt hatte. Und doch setzt das neo-katholische Establishment seinen zuversichtlich Marsch jenseits des Punktes, von dem an es kein Zurück mehr gibt, fort, indem es die Anzeichen des Desasters weginterpretiert, während es Traditionalisten von oben herab als hartnäckige Liebhaber der Sehnsucht nach der Vergangenheit behandelt, deren Empfindungen man eine Heimat geben kann, auch wenn sie für die Zukunft der Kirche nicht länger von Bedeutung sind. Aber in Wahrheit sind die Traditionalisten die Zukunft der Kirche, wie die Geschichte über unsere Zeit vermerken wird, wenn sie geschrieben wurde.

Was genau ist ein Traditionalist? Er ist, was jeder Katholik einst war – und wieder sein wird, wenn die Krise vorüber ist.

Text: Christopher A. Ferrara/ The Remnant
Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Bild: The Remnant


Zum Weiterlesen:

http://www.katholisches.info/2014/05/06/...traditionalist/

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#2

RE: Was genau ist ein Traditionalist?

in Wort- und Begrifferklärungen 15.11.2014 12:28
von Aquila • 7.244 Beiträge

Liebe Mitglieder,, liebe Leser/innen

Sehr schön hat ein Kirchenvater
- der hl. Vinzenz v. Lerin ( gest. vor 450 ) -
in seiner Schrift"
Commonitorium" ( Kapitel "Fortschritt im Glauben )
die unabdingbare Notwendigkeit des
Festhaltens an der hl. Überlieferung / der hl. Tradition dargelegt
und gleichzeitig eine prägnante Definition der derselben gegeben:

-

Die Kirche Christi aber, die eifrige und sorgsame
Wächterin der bei ihr hinterlegten
Glaubenslehren,
ändert an ihnen niemals etwas, nimmt nichts hinweg und tut nichts hinzu;
sie schneidet Notwendiges nicht ab und fügt Überflüssiges nicht bei;
sie läßt das Ihrige nicht fahren und eignet sich Fremdes nicht an;
sie ist vielmehr mit aller Sorgfalt nur darauf bedacht,
das Alte treu und weise zu verwalten, und zwar das,
was von alters her ungeformt und keimhaft überliefert war,
genauer zu gestalten und zu feilen,
was schon gehörig ausgedrückt und entwickelt war,
zu kräftigen und zu sichern, was schon klar- und festgestellt war, zu bewahren.


Was hat sie denn auch je anderes durch die
Beschlüsse der Konzilien bezweckt,
als daß das,
was früher mit Einfalt hingenommen wurde, später mit mehr Bestimmtheit geglaubt werde;
was früher lässiger gepredigt wurde, später nachdrücklicher verkündigt werde;
was man früher ruhig bewahrte, später sorgsamer ausgebildet werde?


Das und nichts anderes,
sage ich,
hat die katholische Kirche immer,
durch die Neuerungen der Häretiker veranlaßt,
mit ihren Konzilsbeschlüssen erreicht, daß sie das,
was sie früher von den Vorfahren nur durch mündliche Überlieferung empfangen hatte,
später den Nachkommen auch schriftlich und urkundlich hinterließ,

indem sie in wenige Worte vieles zusammenfaßte und oft zum Zwecke des klareren Verständnisses einen nicht neuen Glaubenssinn mit einem passenden neuen Ausdruck bezeichnete.

-


Freundliche Grüsse und Gottes Segen

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#3

RE: Was genau ist ein Traditionalist?

in Wort- und Begrifferklärungen 15.11.2014 13:44
von blasius (gelöscht)
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Auszug aus:
http://www.kath-info.de/lerins.html

Authentische Glaubensüberlieferung im klassischen Ritus

Die Weisung Depositum custodi hat nun auch eine liturgische Dimension.

Der klassische Ritus der römischen Kirche bezeugt die katholische Glaubenslehre in ihrer Integrität. Die überlieferte Form der Messe erweist sich als klare und vollständige Bezeugung der zentralen Glaubenswahrheiten, als Bekundung des wahren Glaubens, so dass die Norm des Betens (lex orandi) zugleich eine verlässliche Norm des Glaubens (lex credendi) bietet.

Kein Kernelement des Depositum fidei wird verschwiegen, abgeschwächt oder ambivalent formuliert. Unmissverständlich und unverkürzt bekundet die überlieferte Form der Messfeier, was die Kirche glaubt, seit jeher geglaubt hat und stets glauben wird.

Daher wurde die Liturgie als „Tradition in ihrer machtvollsten und feierlichsten Gestalt“ , als „wichtigstes Instrument der Tradition“ (J.-B. Bossuet, États d’oraisons VI (Oeuves V), Paris 1868, 464: „Le principal instrument de la Tradition de l’Église est renfermé dans ses prières“) bezeichnet. Bezeichnend für eine völlige Verkennung dieser Tatsache ist die Forderung des sogenannten Theologen-Memorandums vom Februar vergangenen Jahres, wo es heißt:

„Der Gottesdienst darf nicht in Traditionalismus erstarren“ (Memorandum von Theologieprofessoren und –professorinnen zur Krise der katholischen Kirche, 4. Februar 2011; zitiert nach: www.memorandum-freiheit.de).

Die Feier der Liturgie in ihrer überlieferten Form bildet daher ein ebenso notwendiges wie wirksames Gegengewicht gegenüber allen Verflachungen, Verkürzungen, Verwässerungen und Banalisierungen des Glaubens. Wenn bestimmte Aspekte des Glaubens aus der Liturgie völlig verschwinden oder darin stark abgeschwächt werden, drohen sie allmählich auch aus dem Glaubensbewusstsein der Priester und Gläubigen zu verschwinden. Die überlieferte Form der hl. Messe ist daher ein unerlässliches Korrektiv, das diesem Ausfall wichtiger Glaubenswahrheiten entgegenzuwirken vermag.

Den wertvollen Schatz der überlieferten Liturgie zu bewahren, gehört zur Bewahrung des Depositum fidei.

Der Apostel Paulus mahnte seinen Schüler:

„O Timotheus, bewahre das dir anvertraute (Glaubens-)Gut!“ (1 Tim 6,20).

In zeitloser Aktualität deutete der frühchristliche Mönchspriester Vinzenz von Lérins diese apostolische Weisung, wobei er das zu bewahrende Glaubensgut zugleich auch in kultischer Dimension verstand:

„Wer ist heute jener Timotheus, wenn nicht zum einen generell die ganze Kirche und dann speziell der ganze Stand der Vorgesetzten, die das unversehrte Wissen der Gottesverehrung sowohl selbst besitzen als auch anderen mitteilen müssen?“ (comm. 22, 2). Die überlieferte Messe ist der in Jahrhunderten geformte Ausdruck und bewährte Garant dieses unversehrten Wissens der Gottesverehrung (Vgl. M. Fiedrowicz, Die überlieferte Messe. Geschichte, Gestalt und Theologie des klassischen römischen Ritus, Mülheim / Mosel 2011, 227-293).


Liebe Grüße, blasius

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