Ein weiterer Auszug: 20. Dezember - O Clavis David!
O Clavis David,
et sceptrum domus Israel;
qui aperis, et nemo claudit;
claudis et nemo aperit:
veni, et educ vinctum
de domo carceris,
sedentem in tenebris
et umbra mortis.
O Schlüssel Davids
Und Zepter des Hauses Israel,
der Du öffnest und niemand schließt,
schließest und niemand öffnet:
Komm, führe den Gefesselten aus dem Kerker,
der sitzt in Finsternis
und im Schatten des Todes.
Christus wird heute unter dem Namen des "Schlüssels Davids" angerufen. Schon allein durch den Bezug zu David, der wieder hergestellt wird, ist ein gewisser Zusammenhang mit der gestrigen Antiphon gegeben, und führt so die Kette auch heute wieder nahtlos um ein Glied weiter.
Das Bild des "Schlüssel Davids" ist wieder dem großen Propheten Jesaja entnommen. Im 22. Kapitel schildert er, wie Schebna abgesetzt wird und Eliakim an dessen Stelle eingesetzt:
"An jenemTag werde ich meinen Knecht Eljakom, den Sohn Hilkijas, berufen. Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und lege ihm deine Schärpe um. Ich übergebe ihm dein Amt und er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein. Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen." (Jes 22,20ff.)
Diese Schlüssel Davids sind der Grund der Vollmachten Eliakims: nicht aus sich selbst heraus ist er fähig aufzuschließen und zu versperren, sondern die "Schlüssel Davids" sind es letztlich, welche diese Macht in sich bergen. Eliakim ist nur der Träger, dessen Vollmacht absolut von den Schlüsseln abhängig ist.
Christus selbst ist derjenige, welcher aufschließt und versperrt, welcher Gericht hält und in diesem absolviert und verdammt, d.h. den Zugang zum Vater eröffnet oder verweigert.
Dies ist der eine Aspekt, jener des persönlichen und des allgemeinen Gerichtes.
Mit diesem Gericht, welches am Ende gehalten wird, hängt auch die Binde- und Lösegewalt der Kirche in all ihren unterschiedlichen Facetten zusammen. Diese Gewalt wird im Namen des höchsten Richters ausgeübt, solange das Ende noch nicht gekommen ist. Solange das Weltenende noch nicht da ist, ist der Kirche diese Schlüsselgewalt gegeben, und solange das persönliche Ende noch nicht gekommen ist, kann die Kirche es an den einzelnen Seelen ausüben.
Auch das Beichtsakrament ist ein Gerichtsakt, was leider vielfach übersehen wird.
Doch dass die Kirche, welcher von Christus diese Schlüssel übergeben sind, überhaupt binden und lösen, das heißt versperren und aufschließen kann, indem sie beispielsweise im heiligen Bußsakrament die Sünden vergibt und mit den Ablässen, die sie gewährt die Sündenstrafen nachlässt, setzt voraus, dass Christus selbst vorher durch sein Kreuzesopfer das aufgeschlossen hat, was die Sündenschuld der Stammeltern vorher versperrt hatte.
Wir könnten also etwas vereinfacht sagen:
Christus sperrte dasjenige generell der Menschheit auf, was die Kirche dann im Konkreten und Aktuellen den einzelnen Menschen aufsperrt.
Er machte das ewige Heil der Menschheit wieder zugänglich, während es durch die Kirche dem einzelnen Menschen zugänglich wird. Von daher ist Christus, der aus dem Hause Davids stammte, der Schlüssel, welcher uns das Paradies wieder aufsperrte und zugänglich machte.
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Der "Schlüssel Davids" ist also ein Vorausblick auf die Früchte des Opfers, zu welchem das Kind geboren ist. Er sperrt die Pforten des Paradieses auf, öffnet den Kerker des Limbus, und er ist es auch, der den Satan letztlich in seine eigene Hölle verschließen wird. Wo er sperrt, da sperrt kein anderer. Sein Handeln ist machtvoll, es ist königliches Regieren.
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