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"Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
RE: "Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
in Buchempfehlungen 16.12.2014 11:18von Hemma • 589 Beiträge
Advent und Liturgie
Besondere Zeiten bedürfen besonderer Liturgien.
Wenn die Kirche besondere Feste begeht oder sich auf selbige vorbereitet, so hat sie immer auch Besonderheiten in ihrer heiligen Liturgie hervorgebracht. Das gilt heute, jedoch noch vermehrt für frühere Formen des kirchlichen Kultes. Und dies ist nicht nur verständlich, sondern sogar und bisweilen notwendig:
Nur das Besondere kann Besonderes greifbar machen, deshalb braucht es einen bestimmten Typus von Liturgie, der nicht zu kalt und zu nüchtern sein darf, und welcher deutlich sakral und gegenüber dem Alltäglichen „abgehoben“ sein muss, um jenes vermitteln zu können, was eigentlicher und wesensmäßiger Inhalt ist.
Die klassische Adventliturgie ist in dieser Hinsicht bestimmt das Rorateamt, welches seinen Namen vom Introitus des entsprechenden Meßformulares der klassischen römischen Liturgie erhalten hat: „Rorate, coeli, desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem“ (Jes 45,8).
„Tauet von oben herab, ihr Himmel, und die Wolken mögen den Gerechten herabregnen: es eröffne sich die Erde und der Heiland keime hervor!“.
Auch wenn das Rorateamt für sich genommen eine gewöhnliche Votivmesse ist, so hat sich dennoch etwas besonderes um diese Messe herum entwickelt: sie wird meist im Kerzenschein begangen und sie wird nur am ganz frühen Morgen gelesen, so lange es noch dunkel ist.
Das bringt die drängende Forderung des Heiligen Apostelfürsten Paulus zum Ausdruck, vom Schlafe aufzustehen da der Tag vorangerückt ist:
die Liturgie der Kirche ist im Grunde eine kosmische, d.h. eine die Schöpfung Gottes mit einschießende Liturgie, welche den übernatürlichen und eschaltologischen Gehalt ihrer Botschaft mit natürlichen und daher auch dem Menschen besonders gemäßen Mitteln zu verdeutlichen versteht.
So knüpft die Roratemesse den gesamten Advent hindurch an die Lesungen des ersten Adventsonntages an, in welchen Paulus von dem nahen Heil und der nahen Wiederkunft des Herrn spricht, und dies mit Bildern aus dem natürlichen Zeitenlauf tut. Indem dieser übernatürliche Gehalt des Glaubens durch die Art und Weise, wie die Roratemesse begangen wird (in der Dunkelheit am frühen Morgen bei Kerzenschein und Anbruch des Tageslichtes) zum Ausdruck gebracht wird, stellt sie den Menschen auf sinnenfällige Weise dieses Noch-nicht-aber-bald vor Augen. Und wie könnte man sich dabei nicht an die Feier der Osternacht erinnert fühlen, welche auch den Nacht-Tag-Dualismus der Natur zu Hilfe nimmt, um das Festgeheimnis eindrücklich zu untermalen?
Der Anfang der Heilsgeschichte verweist so bereits auf das Ziel, welches dann selbst der neue, ewige Anfang vollendeten Seins wird.
Auch hier sagt uns die Liturgie: Christus ist noch nicht hier, es ist sozusagen noch dunkle Nacht um uns, aber wir sind knapp vor dem Einbrechen des Tageslichtes. Das bezieht sich sowohl auf die Weihnacht, welche kurz bevorsteht und auf welche wir uns vorbereiten, als auch auf die „endgültige Weihnacht“ des Jüngsten Gerichtes, auf die letzte Ankunft des Heilandes, welche kurz bevorsteht, deren genaue Stunde wir aber nicht kennen, was aber nur bedeutet, allzeit bereit zu sein wie die klugen Jungfrauen – „scientes, quia hora est iam nos de somno surgere“ – wissend, dass die Stunde vom Schlafe aufzustehen bereits gekommen ist“, (Röm 13, 11) wie es St. Paulus in der Epistel des erstens Adventsonntages so eindringlich formuliert.
Die Rorateämter knüpfen also an diese Aufforderung des Apostels gewissermaßen an und bereiten den Menschen so einerseits auf das liturgische Fest der Niederkunft Christi vor 2000 Jahren vor, andererseits aber auch auf die erwartete Ankunft Christi zum Jüngsten Gericht.
Das Tun der Kirche zielt ebenso auf das Jüngste Gericht ab und ist die „Kleine Liturgie“, welche die himmlische „große Liturgie widerspiegelt. Was ist aber rechte Liturgie sonst, wenn nicht die Anbetung des Lammes, wie die Apokalypse Christus umzeichnet?
Die Anbetung ist der einzig rechte menschliche Akt, den er setzen kann, wenn er die Gottheit des Erlösers erkennt.
Die Hirten, die Engel, die Sterndeuter, die Geheilten, die Frauen, die Apostel, sie alle beten Christus an. Die Liturgie ist dabei die kirchliche, offizielle Form kultischer Anbetung des Schöpfers. Und weil der Knabe in der armseligen Krippe unser Heiland, Schöpfer und Erlöser ist, die zweite Person der göttlichen Dreifaltigkeit, bereitet sich die Kirche auf die Niederkunft ihres Heilandes nicht in erster Linie durch Vorträge und Aktionen vor (so wichtig freilich auch die theologische Durchdringung der göttlichen Offenbarung ist), sondern vorrangig durch Liturgie, das heißt durch Anbetung der göttlichen Dreifaltigkeit. Venite adoremus! Ruft uns die Kirche ganz besonders in dieser Zeit adventlicher Parusieerwartung zu.
Die Liturgie nimmt zwar im Abendmahlsaal ihren Anbeginn, als hier das Golgothageschehen vorweggenommen wird – ohne das Kreuzesopfer bliebe jede Liturgie leer und ohne Seele -, aber sie zieht uns in das Gericht, zu welchem eben dieser König sitzt, der zu Weihnachten in die Welt gekommen ist, um uns aus unserer Sündenverstricktheit zu retten und um uns so überhaupt erst das Gericht halten zu können, ohne welches wir bereits vom Augenblick unserer Empfängnis an vorgerichtet gewesen wären!
Weil kirchliche Liturgie die höchste Form der Gottesanbetung ist, können wir nur dann recht vor Gott sein, wenn wir auch die Liturgie recht begehen.
In dieser rechten Liturgie kann nicht der Mensch im Mittelpunkt stehen, sondern Gott allein. Liturgie kann und darf nicht Alltag sein, so wie es heute oft gesagt oder getan wird, sondern sie ist gerade das Gegenteil, sie ist Hinaustreten aus unserer normalen Welt und vorkostendes Eintauchen in die ewige Liturgie des Himmels: in der Liturgie, so sie recht begangen wird, stehen wir mit einem Bein in der ewigen Herrlichkeit Gottes!
Doch wenn dies bereits schon allgemein gilt, weshalb ist dann gerade Weihnachten und Ostern eine so stark liturgisch geprägte Zeit? Weshalb ist gerade hier die Liturgie so reich entfaltet, und von besonders eminenter Bedeutung, wo wir doch in jeder Liturgie ein Stück weit in den Himmel eintreten?
Nun, eben deshalb, weil Weihnachten und Ostern die Kristallisationspunkte sind, welche für unser Heil entscheidend sind. Und wo sich das Heil für den Menschen entscheidet, dort muss sich ganz klar auch die Anbetung der Kirche verdichten.
Ohne Kreuz kein Heil, und ohne Menschwerdung kein Kreuz!
In der Fleischnahme des Sohnes wird Gott selbst sichtbar. Und wie der Vater im Sohn sichtbar und so dem Menschen offenbar wird, so bleibt diese Offenbarung und daher auch der Sohn in der Liturgie sichtbar.
Auf eine Formel gebracht könnten wir das so sagen: der Vater kommt im Sohn, und der Sohn bleibt in Liturgie seiner Kirche.
Die Liturgie ist das sichtbare Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit, und der Sohn ist die sichtbare Person des verborgenen Gottes. In je unterschiedlicher und spezifischer Weise sind Menschwerdung und Liturgie offenbarende Momente: was im Sohne kommt und in ihm offenbar wird, das bleibt in Liturgie präsent und offenbar.
In der Liturgie erweist der einzelne Mensch wie auch die Kirche im Gesamten Christus als einer einzigen gottmenschlichen Wirklichkeit Anbetung und damit eine gemäße Verehrung. Von daher erschließt sich auch, weshalb der vielfach gehörte Satz: „ich kann Gott auch in der Natur oder zu Hause die Ehre erweisen und an ihn glauben, dazu muss ich nicht in die Kirche gehen“ von Grund auf falsch ist.
Wenn Liturgie allgemein Anbetung der Allerheiligten Dreifaltigkeit ist, dann ist deren Gipfel und Höhepunkt das Heilige Messopfer: denn in diesem kommt Christus selbst herab auf Erden. Wenn wir also diesem hochheiligen Opfergeschehen in frommer Andacht beiwohnen, so tun wir im Grunde genommen nichts anderes als das, was die Hirten und die Weisen aus dem Osten getan haben: sie kamen zu Jesus, um ihn anzubeten.
Folglich ist Liturgie, und ganz speziell das Heilige Messopfer in besonderer Weise nicht nur dem Kargeschehen zugeordnet, sondern ebenso auch jenem göttlichen Akt, welcher mit dem Kreuzesopfer so untrennbar verbunden ist, nämlich der weihnachtlichen Herabkunft auf Erden in der Menschwerdung Gottes.
RE: "Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
in Buchempfehlungen 24.12.2014 00:15von Hemma • 589 Beiträge
Das Gloria
Das Gloria gilt mit einer gewissen Berechtigung als ein liturgischer Gesang, welcher besonders der heiligen Weihnacht zugeordnet ist.
Es ist dabei von seiner Entstehung her eigentlich kein Gesang, welche von Anfang an für den liturgischen Gebrauch geschaffen worden war, sondern ist ursprünglich eine Art allgemeiner Festgesang gewesen, etwas vergleichbar mit unserem „Großer Gott wir loben Dich“ (Te Deum laudamus). Es galt als der „englische Hymnus, also als Engelsgesang.
Gerade deshalb war das Gloria wohl auch in manchen Zeiten ein Gesang, welcher für die Liturgie nur sehr restriktiv zugelassen war und für besondere Feste bzw. besonderen Würdenträgern reserviert blieb.
Das Gloria hebt mit dem Gesang der Engel an, von welchem die Geburt des göttlichen Kindes begleitet war (Lk 2,14) und ist schon allein von daher ein zutiefst weihnachtlich geprägter Gesang: Gloria in excelsis Deo, et in terra pax hominibus bonae voluntatis. (Manche Versionen kennen auch die Wendung in altissimis anstatt in excelsis).
Die deutsche Übertragung im liturgischen Gloria ist überaus mangelhaft und gibt nicht den lukanischen Text wieder: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade.“
In der Bibelübersetzung hingegen lesen wir: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“.
Beide Versionen sind nicht ganz korrekt und stellen mehr eine tendenziöse Interpretation als eine wirkliche Übersetzung dar. Eine Übersetzung welche näher am eigentlichen Text bleibt müsste etwa lauten: „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Frieden den Menschen guten Willens“.
Dieser Gesang der Engel ist entgegen einer weitverbreiteten Meinung kein Gesang der an den neugeborenen Heiland gerichtet war (diese Meinung rührt wohl daher, dass wir in zahlreichen Abbildungen die Englein mit einem Spruchbanner auf dem geschrieben steht: Gloria in ecxelsis Deo“ über der Krippe schweben sehen). Vielmehr handelt es sich um einen Gesang der Himmelsboten, welcher das Lob Gottes und die Verkündigung des freudigen Gnadenereignisses miteinander verbindet. Der Situationszweck ist dabei aber sicherlich die Kundgabe der Geburt an die Hirten.
Die Engel sind es, welche die Hirten auf die Geburt Gottes aufmerksam machen. Auf diese Nachricht hin begeben sie sich zu besagtem Stall und finden alles so wie es ihnen zuvor gesagt worden war. Auf diese Verifikation hin beginnen auch die Hirten unter den Menschen zu verbreiten, wer das Kind in Wirklichkeit ist (Lk 2, 6-20).
Die Engel sind Boten Gottes, die dessen Nachricht an die Menschen überbringen. Es handelt sich also um eine göttliche Offenbarung. Diese Offenbarung ist auf das Ereignis in Bethlehem bezogen und gibt an, was diese Geburt des Kindes bewirkt. Der Gottessohn bringt, nachdem der Mensch seinen Urzustand verloren hatte, wieder den Frieden auf Erden. Und dieser Friede erstreckt sich nicht, wie es so oft heißt, „auf die Menschen seiner Gnade“, sondern „auf die Menschen die guten Willens sind“.
Dies ist ein wesentlicher Unterschied. Der Friede den Christus bringt ist nämlich kein Friede wie die Welt ihn zu geben vermag. Der Friede den Christus bringt ist kein geringerer als die Versöhnung des Menschen mit Gott.
Die Menschen werden nicht horizontal untereinander und miteinander versöhnt, sondern es handelt sich um einen vertikalen Frieden zwischen Gott und jedem einzelnen Menschen. Erst wenn dieser vertikale Friede zwischen Gott und dem Menschen hergestellt ist, kann überhaupt der horizontale Friede untereinander entstehen und dauerhaft bestehen.
Dieser Friede wird dem Menschen aber nicht einfach so übergestülpt, Gott drängt dem Menschen nichts auf, auch nicht sein Heil. Viel mehr möchte, ja fordert er das aktive Mittun des Menschen. Der Friede der zwischen Gott und dem Menschen herrschen soll ist deshalb an eine Bedingung geknüpft: er richtet sich an jene Menschen, „die guten Willens sind“.
„Guten Willens zu sein“ bedeutet, dass der Mensch nach Heiligkeit strebt und die Gebote Gottes erfüllt. Er passt sich Gott an und versucht, seinen eigenen Willen dem Willen Gottes nachzuformen. Kein Wille ist letztlich gut, der nicht dem Willen Gottes entspricht.
Die Formulierung „und auf Erden Friede den Menschen guten Willens“ fordert den Menschen im Grunde. Sie macht deutlich: Gott erwartet sich etwas vom Menschen, er stellt eine Forderung an ihn. Gerade dadurch wird Gott dem Menschen gerecht und entspricht seiner Natur, zu welcher auch Entscheidungsfreiheit gehört. Der Mensch kann, ja muss das Seinige dazu beitragen, dass Friede sein kann zwischen dem Geschöpf und seinem Schöpfer.
Die Wendung „Friede den Menschen seiner Gnade“ hingegen entspricht diesem Sachverhalt nicht sondern verändert die Aussage. Gnade ist etwas, das man unverdient geschenkt bekommt, was also gleichsam mit einem geschieht. Freilich ist auch dort die Gnade vorhanden und wirksam, wo der Mensch von sich aus etwas tut und beiträgt, wo er mitopfert und gute Werke vollbringt, „um eine Gnade zu erhalten“, wie man einst so schön sagte.
Der Mensch kann sich das Wirken Gottes nicht in dem Sinn verdienen, dass er Gott zu einem Handeln verpflichten könnte, oder dass Gott ihm auf Grund der menschlichen Werke gleichsam etwas schulden würde. Der Mensch hat niemals ein Anrecht auf Gottes Wirken. Aber umgekehrt gilt nicht weniger, dass der Mensch nicht der Willkür Gottes ausgeliefert ist.
Er lässt sich anrühren durch unser gutwilliges Tun und Mühen und übersieht es nicht. Wir können ihm, wenn wir es ein wenig vereinfacht und bildlich ausdrücken wollen, durch unsere guten Werke, durch unser Streben nach Heiligkeit und unser aufrichtiges Mühen um den rechten Glauben sein Gnadenwirken „entlocken“.
Von daher steht die göttliche Gnade nicht im Gegensatz zu den menschlichen Werken, sondern sie kommt diesen entgegen. Die Gnade Gottes kommt dem Menschen zuvor. Dieser antwortet auf die Gnaden Gottes durch seine Werke und sein Streben, und Gott seinerseits antwortet auf das Tun des Menschen mit weiteren Gnaden.
Die Formulierung „die Menschen seiner Gnade“ ist von daher nicht vollkommen falsch, denn die Gnade Gottes ist immer und überall beteiligt. Nichts wäre ohne sie. Sehr wohl aber ist in dieser Übersetzung die Akzentuierung eine falsche. Nichts könnte sein und werden, wenn Gott es nicht durch seinen Willen wollte. Aber wir sind der Gnade Gottes nicht „ausgeliefert“. Diese Wendung legt aber genau dies gefährlich nahe, geradezu so, als ob Gott willkürlich seine Gnade und seinen Frieden austeilen würde.
Denn, so müsste man sich fragen, will Gott den Frieden dort nicht, wo kein Friede ist?
Hat Gott dort, wo die Gnade offensichtlich nur gering zugegen ist, keine Gnade hinzugeben wollen? Zählt der gute Wille im Menschen überhaupt für Gott oder ist es letztlich egal was der Mensch will und wie er sein Wollen umsetzt? Fordert er vom Menschen Dinge, gerade auch im Bereich des moralischen Verhaltens, ohne deren Mühen um die treue Einhaltung Rechnung zu tragen? Teilt Gott vollkommen unabhängig vom Verhalten des Menschen seine Gnaden aus und hält sie zurück?
Gott wäre ein willkürlicher Gott, wenn dem so wäre!
Die Wendung „den Menschen die guten Willens sind“ hingegen ist besser dazu geeignet aufzuzeigen, dass es auch am Menschen gelegen ist die Gnade wirken zu lassen und sie anzunehmen.
Gott geht nicht am Menschen vorbei, sondern will sein aktives Mittun, er bindet ihn gleichsam in seinen Heilsplan ein. Der gute Wille des Menschen, welcher in seinem aufrechten Mühen um das rechte Tun konkret werden muss, auch wenn er in der konkreten Umsetzung immer wieder fallen mag, ist eine Voraussetzung für den Frieden Gottes.
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Dort wo wahrer Friede Einkehr hält, ist also auch der gute Wille des Menschen zugegen, und zugleich gibt dieser Zustand Gott die Ehre die ihm gebührt.
Dieser Friede kommt durch das Kind in die Welt, welches im Stall zu Bethlehem geboren wird. Der wahre Friede ist also in Jesus Christus gelegen.
Fragen wir uns aber auch, worin denn dieser Friede eigentlich besteht.
Friede ist nicht die Abwesenheit von Zank und Streit, wie es gerne suggeriert wird, sondern Friede bedeutet ein Ruhen in der göttlichen Ordnung: pax autem est tranquillitas ordinis.
Das Vorhandensein der göttlichen Ordnung ist eine wesentliche Voraussetzung für das Bestehen können von Frieden. Wahrer Friede ist somit vornehmlich eine dogmatisch angebundene Größe, welche weiter reicht als bloß in das Innerweltliche.
Der Unfriede wird gerade dadurch gesät, dass sich manche von der Wahrheit und der göttlichen Ordnung abspalten. Wo alle in der Wahrheit geeint sind, dort herrscht automatisch Friede, so wie auch im Himmel Friede herrscht, wo alle Seelen sich der göttlichen Gegenwart erfreuen, weil sie ohne Abstriche zu machen in der Wahrheit sind.
Es ist also nicht derjenige der Unruhestifter, der in der Minderheit ist, sondern immer derjenige, der sich von der Wahrheit, in welcher ihrer Dimensionen auch immer, loslöst und abspaltet. Unabhängig ob es eine Mehrheit oder eine Minderheit ist, die sich von der Wahrheit loslöst. Dabei gilt immer: Bezugspunkt und Maß sind nicht „die anderen“, auch nicht die Mehrheit, sondern allein Christus.
Wer sich von ihm und seinem Willen entfernt spaltet, und der daraus entstehende Unfriede geht auf dessen Konto. Es kann keinen legitimen Zwang geben, sich auf Grund von einem oberflächlichen Scheinfrieden im Sinne einer Nicht-Unruhe, sich von der Wahrheit, der Gerechtigkeit, dem Guten oder dem Willen Gottes zu lösen.
Deshalb ist (auch wenn uns manche Medien oft das genaue Gegenteil suggerieren wollen) derjenige als Friedensstifter, der an der Wahrheit Gottes fest hält und diese auch unter Widerstand und Anfeindungen unverkürzt verkündet.
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Wenn wir diese Wahrheit nicht wieder mehr ins Licht zu rücken vermögen, so hat dies eine Konsequenz: Wir verlieren die Weihnacht.
Weihnachten, so hat man den Eindruck , wird mehr und mehr seines ursprünglichen Charakters, seines wahrhaft „christ-lichen“ Charakters beraubt. Man feiert es zwar, und feiert es auch gerne, aber der eigentliche Festinhalt, jenes wunderbare Festmysterium, welchem wir nicht genug Gloria singen können, bleibt doch auf der Strecke.
Die Weihnacht steht und fällt mit ihrem Inhalt. Man will aber gerne auf die Wahrheit Jesu Christi verzichten, nicht aber auf den Geldsegen, den seine Geburt alljährlich mit sich bringt.
Daran sieht man schon, dass es in Wahrheit nicht das Glaubensmysterium der Menschwerdung Gottes ist, welches die breite Masse feiert.
Noch deutlicher wird dies daran sichtbar, dass man Weihnachten selbst seinem Inhalt nach immer häufiger interreligiös verträglich umdeutet, und so wird aus dem Fest der Geburt des Wéltenerlösers das (neoheidnische) Fest des Friedens.
Nun, ganz falsch ist dies insofern nicht, da, von einer korrekten Dogmatik ausgehend, tatsächlich der Friede untrennbar mit dem Jesusknaben verbunden und einer unter den vielen Aspekten ist. Dennoch ist es verkürzt und deshalb nicht gerechtfertigt, von Weihnachten als dem Fest des Friedens zu sprechen, weil der Friede, den man benennt, gerade in jenem, was man um des Friedens selbst willen verschweigt, gelegen und begründet ist.
Weihnachten ist nur dann wirklich ein Friedensfest, wenn es das Fest des Herrn bleibt, das Fest der Fleischwerdung des einzigen und wahren Gottes. Darüber hinaus ist der Friede, den das „Friedensfest“ uns zu geben vorgibt nicht jener Frieden, den Weihnachten meint.
Doch worin besteht Friede überhaupt?
Den ersten Hinweis im Neuen Testament finden wir in der Botschaft der Engelsschar, die am Himmel erschien als der Heiland geboren war (Lk 2,11 ff.): Heute ist der Retter geboren! Gott in der Höhe sei die Ehre, und auf Erden Friede den Menschen guten Willens.
Die Menschwerdung Christi und der Friede auf Erden stehen im Zusammenhang, mit Christus kam der Friede in die Welt. Die Gottesherolde geben davon Kunde.
Dagegen scheint jedoch das Wort dieses Friedensfürsten selbst zu stehen, wenn er sagt (Lk 12, 51ff. und sehr ähnlich auch noch in Mt 10,34 ff.).
„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Hause leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.“
Derjenige, der von der Wahrheit kündet und den Vater offenbart ist also gekommen um das Schwert zu bringen, nicht den Frieden? Tatsächlich müssen wir sagen, dass die Situation, welche der Heiland beschreibt, sehr zutreffend ist. Der Glaube spaltet….
Man kann nicht um des Friedens willen die Wahrheit aufgeben, denn dann wird der Unfriede zum Dauerzustand, weil alles in Unordnung gerät.
Deshalb bedarf es ganz besonders auch in der Kirche einer leidenschaftlichen Streitkultur, die nicht auf die Person oder den Medienapplaus abzielt, sondern auf die Wahrheit.
Der himmlische Friede besteht im vollkommenen Geordnetsein, im Eingefügtsein in Gottes Fügung. Wenn alles seiner Bestimmung entspricht so wie es von Gottes unendlicher Weisheit gedacht ist, dann herrscht Friede.
http://www.kathbuch.net/medien/Auf%20dem...thlehem-mp3.mp3
RE: "Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
in Buchempfehlungen 04.01.2015 23:27von Hemma • 589 Beiträge
Die Engel Gottes
Aus dem Weihnachtsbrauchtum sind Engel kaum weg zu denken. Selbst Menschen, welche kaum oder gar keinen Bezug mehr zur Welt der Transzendenz haben, umgeben sich besonders zur Adventzeit mit Darstellung dieser Geschöpfe Gottes.
Freilich ist dies oftmals zu einem bloßen, wenn auch schönen Brauchtum verkommen, aber dennoch ist die starke Engelskonnotation zur Weihnacht im Grunde genommen mehr als logisch.
Engel erinnern uns nämlich immer an die Liturgie, denn wo rechte Liturgie stattfindet, dort geschieht auch Anbetung, und wo angebetet wird, da sind auch immer die Engel Gottes präsent.
Die Apokalypse schildert uns die adventlichen Ereignisse als eine große, himmlische Liturgie, in welcher die Engel eine tragende Rolle spielen. Sie sind es nämlich letztlich auch, welche am Ende den großen Weltenrichter begleiten werden, wenn er zum Jüngsten Gericht wiederkommen wird (vgl. Mt 16,26; Mt 25, 31, 2, Thess 1,7; Mk 8, 38), und er wird sie aussenden um die Auserwählten aus allen Himmelsrichtungen zusammenzuführen (Mk 13,27; Mt 13, 41.49; Mt 24,31) damit so die Engel als Erntearbeiter des Herrn seine Ernte einfahren, welche das Ende der Welt und somit das Gericht ist. (Mt 13,39).
Die Engel, welche „im Himmel stets das Angesicht des Vaters sehen“ (Mt 18,10), sind damit tief in die himmlische Liturgie eingebunden, was jedoch auch automatisch bedeutet, dass die Anbetung zu ihrem ureigensten Aufgaben zählt.
Denn vor dem Angesicht des Allerhöchsten ist allein die Anbetung rechtes Sein vor Gott, weil Gott allein der Allheilige ist. Diese Anbetung erfüllt sich im dreifachen Heilig-Ruf, wie er auch im Sanctus Eingang in die heilige Messliturgie gefunden hat (vgl. Jes 6,3; Apk 4,8b).
Die Existenz der Engel wäre der menschlichen Vernunft unzugänglich, wenn sie uns nicht von Gott selbst in seiner Offenbarung mitgeteilt worden wäre. Doch Gott offenbart nichts um des Menschen Neugier zu befriedigen und auch nicht, um ihn rein akademisch zu belehren, sondern die Offenbarung Gottes hat immer den Sinn, dem Menschen zu dessen Heile zu dienen. Gottes Handeln ist stets auf das Heil des Menschen hin ausgerichtet.
In der Offenbarung der Engel, deren Aufgabe der Kult und die Anbetung Gottes sind, erfahren wir also, was gottgemäss und was somit auch für unser Heil förderlich ist: Gott anzubeten und ihm den rechten liturgischen Kult zu erweisen, ja ihn gerade durch den Vollzug des rechten Kultes anzubeten.
Indem die Engel das Angesicht Gottes schauen, sind sie gewissermaßen hineingenommen in die Dreifaltigkeit, und indem sie teilhaben am Gericht Gottes sind sie beteiligt an der Errichtung der basileia, der endgültigen und ewigen Herrschaft Gottes in seinem Reich.
Ihre Aufgabe ist dabei eine zweifache: sie dienen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und sorgen sich um den Menschen, damit dieser seine ewige Bestimmung erlangen kann. Freilich ist ihnen dies nur soweit möglich, als der Mensch sie auch wirken lässt. Dafür hat Gott für jeden Menschen einen persönlichen Engel bereit. Die kirchliche Tradition nennt diesen persönlichen Engel eines jedes Menschen „Schutzengel“. Dies ist kein frommer Kinderglaube, sondern gehört zum festen Glaubensschatz der Kirche.
Die Schutzengel sind von Christus selbst bezeugt (Mt 18, 1ff.). Der biblisch bestens bezeugte Glaube der Kirche an die Schutzengel ist derart fest, dass sie sogar ein eigenes liturgisches Fest zu ihren Ehren eingerichtet hat, nämlich das Schutzengelfest am 2. Oktober.
Der Schutzengel, der selbst das Antlitz Gottes schaut und daher endgültige Heiligkeit erlangt hat, ist uns einerseits also Vorbild, da sich in ihm bereits das abzeichnet, wozu der Mensch bestimmt ist, auch wenn sein Wesen ein anderes ist. Derselbe Engel ist aber nicht nur Vorbild, sondern auch dazu gesandt, um unsere Seele vor dem Verderben zu schützen: dieser Schutz-Engel steht durch seine Gottesschau in einer direkten, unvermittelten Verbindung zu Gott.
Der Engel ist der unmittelbare Exekutor des Willens Gottes, durch welchen dieser (neben anderen Weisen) an uns Menschen handelt, ja man kann geradezu sagen, dass der Herrgott seine Vorsehung durch die Engel vollstreckt. Sie sind seine Boten und Gesandten, deren er sich frei bedient um seine Schöpfung zu lenken, sie zu leiten und seinen Willen umzusetzen.
Von diesen beiden Aspekten ausgehend sehen wir also, dass es nur logisch ist, wenn wir Weihnachten stärker als jedes andere Fest mit Engeln konnotieren, wenngleich man zugleich betonen muss, dass auch in sämtlichen anderen Momenten des göttlichen Erdendaseins in Christus Engel anwesend waren und ihre spezifische Aufgabe hatten.
Doch dass diese verborgenen Geschöpfe Gottes besonders an Weihnachten eine solche Betonung durch die Kirche erfahren, will uns ein zweifaches zeigen: zum einen unterstreicht es, dass der Jesusknabe tatsächlich wahrer Gott ist – denn a) nur Gott wird von den Engeln angebetet, und b) überall wo Gott ist, wird er auch von seinen Engeln begleitet.
Zum zweiten sind die Engel nebst der Anbetung Gottes auch erschaffen, um in der göttlichen Heilsökonomie einen Platz einzunehmen und an der Errichtung des Gottesreiches mitzuwirken – so haben wir etwa bereits gesehen, dass auch die Engel ihre Aufgabe beim Wiederkommen des Herrn zum Jüngsten Gericht haben werden. Da die Krippe aber um des Kreuzes willen ist, d.h. die Menschwerdung um der Erlösung des Menschen wegen erfolgte, deren Frucht das Gericht ist, ist es nur folgerichtig, wenn die Engel auch rund um die Geburt des Heilandes in besonderer Weise anwesend sind.
Zwei Gründe also indizieren diese englische Anwesenheit: die anbetungswürdige Gottheit des Sohnes, sowie der Heilszweck seiner Menschwerdung, an welchem die Engel von Gott als „Erntearbeiter“ beteiligt wurden.
Die Engel sind von daher als gottesdienstähnliche Geister zu bezeichnen, welche zuallererst auf Gott, ihren Schöpfer, hin ausgerichtet sind, in dessen Gegenwart sie alle stehen und dessen Angesicht sie schauen. Ihr Dienst an Gott ist ein zweifacher. Einerseits sind sie die heiligen Anbeter Gottes, welche durch den Kult, welchen sie vollziehen, Gott anbeten und ihn verehren, andererseits sind sie aber auch dessen Diener. Als solche sendet der Schöpfer die Engel zur Schöpfung, konkret zu den Menschen auf die Erde, um ihnen im Auftrag und durch Sendung Gottes beizustehen, ihre Seele für das ewige Heil zu retten.
Somit erkennen wir im Dienst der Engel an den Menschen ein Handeln Gottes an uns. Der Hebräerbrief sagt uns diesbezüglich: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen? (Hebr 1,11).
Sie dienen also Gott, indem sie sich zum Dienst an den Menschen senden lassen, und erhalten somit Anteil am Erlösungswerk Jesu Christi an uns Menschen. Von daher ergibt sich eine Linie Vater-Sohn-Engel-Kirche-Mensch: Der Vater wird im Sohne Mensch um den Menschen das Heil zu wirken, dessen Vermittlung in der Kirche fortbesteht und mit Hilfe der Engel in der Kirche und durch diese die Seelen der Menschen dem erwirkten Heile endgültig zuzuführen.
Die Engel können also nicht selbständig handeln, sondern ihr Tun ist im Grunde genommen ein Tun Gottes an uns Menschen mittels der Engel, denn sie handeln im Auftrag des Vaters bzw. des Sohnes und können dabei freilich allein das von Christus gewirkte Heil den Menschen vermitteln. Die Engel selbst sind im Sohn und auf ihn hin geschaffen, welcher zur Rettung aus der Urschuld Adams Mensch wurde. Gerade ihre starke Christozentriertheit ist es, welche die Engel so eng an das Erlösungsopfer des Sohnes bindet, was im Kolosserhymnus (Kol 1,15-20) klar zum Ausdruck kommt:
"Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, / der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
Denn in ihm wurde alles erschaffen / im Himmel und auf Erden, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; / alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
Er ist vor aller Schöpfung, / in ihm hat alles Bestand.
Er ist das Haupt des Leibes, / der Leib aber ist die Kirche. / Er ist der Ursprung, / der Erstgeborene der Toten; / so hat er in allem den Vorrang.
Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, /
um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, / der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut."
Die Linie Vater-Sohn-Engel-Kirche-Mensch erscheint also auch hier ganz deutlich und zeigt das starke Einbezogensein der Engel in das Erlösungswerk, in welchem sie spezielle Aufgaben übernehmen, stets jedoch in Abhängigkeit von Christus und in einem Unterstehen der Kirche (vgl. Eph 3,10), weil auch die Engel – wie der Mensch auch – durch die Kirche über die Geheimnisse Gottes Kunde erhalten.
Sie sind also nicht unabhängig von der Kirche, sondern gehören zu dieser und nehmen an den verschiedenen Aufgaben der Kirche Anteil.
Anbetung, Liturgie, Kult, Heilsvermittlung etc. ist nichts, was einerseits der Kirche zukommt, und daneben auch noch den Engeln, sondern es sind allesamt Aufgaben, welche die Engel in der Kirche und als Glieder derselben ausführen.
Von diesen Aufgaben der Engel her erkennen wir aber in weiterer Folge eines:
„Engel“ bezeichnet keine Natur, sondern ein Amt! Der Natur nach ist er Geist, dem Amte nach Engel. Dieses Engelsamt, egal ob in der Anbetung oder in der Erfüllung spezieller Aufträge, bringt es mit sich, dass der Engel ein servus Dei ist, ein Knecht Gottes. Das satanische „non serviam! – ich werde nicht dienen!“ ist diesem Amte des Engels diametral entgegengesetzt und dessen absolute Negation.
Ein Engel, der seinem Amte nicht nachzukommen bereit ist, hört damit auf Engel zu sein, ohne dass er dabei jedoch seine Natur verliert. Deshalb ist der Teufel seiner Natur nach das geblieben als was er erschaffen worden ist, hat dessen Amt jedoch unwiederbringlich verloren und in das oppositum absolutum gekehrt.
Nun könnte man sich fragen, weshalb der Teufel anscheinend von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen bleibt und er keine Möglichkeit zur Reue und Umkehr haben soll. Das Gleichnis des verlorenen Sohnes (Lk 15,11-32) lehrt uns doch etwas anderes, könnte man einwenden.
Bei der Beantwortung dieser Frage hilft uns etwas weiter, was wir vorhin bereits kurz angesprochen haben: die Engel stehen in der Gegenwart Gottes und schauen dessen Antlitz. Das ist ein wesentlicher Unterschied der Geistwesen zu uns Menschen:
der Mensch nämlich muss um seine Erkenntnisse ringen, er kann darin voranschreiten und wieder Rückschritte erleiden, er kann Erkenntnisse gewinnen und ihrer wieder verlustig gehen. Der Engel hingegen ist hierbei weniger begrenzt. Seine Erkenntnis ist eine schaudernde Erkenntnis, er muss die Dinge in Wirklichkeit nicht durch einen intelligenten Verstandesakt deduktiv ableiten wie der Mensch es tun muss, sondern er sieht die Dinge so wie sie sind.
Aus diesem Grund sind auch seine Entscheidungen endgültig, weil seine Erkenntnis innerhalb der schöpfungseigenen Grenzen, im Gegensatz zu jener des Menschen, eine vollkommene ist. Somit ist nicht nur die Erkenntnis des Engels eine höhere, sondern in Folge und Abhängigkeit davon auch deren Vernunft und Wille. Weil der Engel aber in der Erkenntnis Gottes nicht voranschreiten kann bzw. nicht voranzuschreiten braucht, sondern die unmittelbare und intuitive Einsicht in die Wirklichkeit und somit auch das Gute hat, ist auch dessen Entscheidung ebenso endgültig wie dessen Einsicht eine unentwickelte und endgültige ist.
Und aus diesem Grund kann es auch keine Verzeihung für die Dämonen und Teufel geben, welche sich ja in ihrer Einsicht in das Wahre dennoch gegen selbige entschieden haben. Ihre Entscheidung ist eine ebenso endgültige wie jene Entscheidung für die Wahrheit der heiligen Himmelsengel. Deshalb kann es keinen zweiten Engelssturz geben, ebenso wie es ausgeschlossen ist, dass der Teufel sich nochmals bekehrt und wieder das Amt eines Engels bekleidet. Seine Entscheidung „non serviam“ ist endgültig und besteht nicht allein in Passivität, sondern in aktiver Auflehnung gegen den Willen Gottes – was Folgen für die mariologischen Implikationen der Weihnacht hat…
Die Engel geben den Glauben der Kirche wieder und somit eine Realität, welche von Gott her stammend ist.
Sie kommen, so stellen wir fest, zwar noch als geliebte Figuren in Brauchtum und Erzählung vor, doch werden sie leider oftmals nicht mehr als eine real existierende und wirkende Wirklichkeit gedacht, welche uns von Gott als Helfer zur Seite gestellt sind und an welche wir uns wenden können und sollen.
Sogar aus den Predigten und Unterrichtsstunden, so scheint es, sind nicht nur Teufel und Dämonen verschwunden, also die personalen Geistwesen der Hölle, welche gefallene Engel sind, sondern ebenso die Engel, die personalen Geistwesen des Himmels.
Dies macht deutlich, wie schwer es dem Menschen von heute fällt, seinen Geist über seine eigene Natur hinaus zu erheben. Der Mensch lebt nicht mehr aus dem Bewusstsein heraus, dass es eine Wirklichkeit gibt, welche über das hinausgeht was dem Menschen selbst zu eigen ist, sondern, dass es darüber hinaus eine Schöpfungsrealität gibt, welche so ganz anders ist als das, was uns in unserem Alltag sichtbar begegnet.
Diese Verengung der Wirklichkeitssicht endet aber letztlich, wenn sie sich weiterentwickelt, auch in der Unfähigkeit, sein Denken ganz vom unsichtbaren, ja mitunter verborgenen Gott her zu entwickeln.
Wie weit der Sinn für die Übernatur verloren gegangen ist, macht sich letztlich im durchschnittlichen Liturgieverständnis bemerkbar: Geist und Seele, also die unleiblichen Wirklichkeiten des Menschen, bleiben selbst in der reinen Leiblichkeit verhaftet und sind weitestgehend unfähig geworden, sich auf das Ganze der Schöpfung hin zu öffnen und sich in die Transzendenz zu erheben.
Der Mensch, der seinen Geist nicht mehr auf die „unsichtbare Welt“, wie wir im großen Glaubensbekenntnis beten, zu öffnen imstande ist, wird sich über kurz oder lang auch gegenüber Gott verschließen, welcher ja ebenso nicht der Natur zuzurechnen ist, auf welche sich aber das Denken vieler Menschen aber immer weiter verengt und dadurch verkrampft.
Diese Schwierigkeit ist allerdings keine neue, bereits die Apostelgeschichte berichtet uns von einem ähnlichen Unvermögen der Sadduzäer, welche behaupteten, es gäbe „weder Engel noch eine Auferstehung der Geister“ (Apg. 23,8). Auch hier also sehen wir die Verbindung: die Leugnung der Engel geht mit einer anderen Leugnung einher, nämlich jener der Auferstehung. Denn mit einem Engelsglauben wird sich nur der schwer tun, welcher sich ganz generell mit Dingen schwer tut, welche auf die Übernatur gerichtet sind. Es ist also mehr als eine rein punktuelle Leugnung, sondern diese basiert auf einem generellen Problem mit der Transzendenz an sich.
Wenn wir das Übernatürliche nicht mehr als Realität denken, sondern als reine Phantasterei abtun, dann wird sehr bald auch Gott, und damit auch Gnade, Liebe, Erlösung und Gerechtigkeit keinen Platz mehr in unserem Denken haben, und irgendwann wird schließlich auch die Menschwerdung Gottes als reiner Mythos der abendländischen Kulturgeschichte abgehandelt werden.
RE: "Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
in Buchempfehlungen 05.01.2015 21:34von Michaela (gelöscht)
Liebe Hemma,
dank sei Dir für diesen umfassenden Artikel.
Ich wußte vieles gar nicht über die Engel. Vor allem freue ich mich auch über unseren Schutzengel. Welche Liebe Gott zu jeder einzelnen Seele hat, ihr einen solchen beizugesellen.
Mögen wir ihn immer erfreuen, in dem wir offen sind für seine Weisung, die immer im Willen Gottes ist.
Wie traurig der Schutzengel wohl ist, wenn Menschen sich in widergöttliche Gesellschaften aufhalten und daran festhalten.
Wir sollten uns bewußt sein, dass auch die Gegner unserer Religion, so lange sie hier leben, einen solchen beigesellt haben. Gott gibt den Menschen nicht so schnell auf wie ich es zu tun in Versuchung bin. So bin ich durch den Artikel von Dir auch ermutigt, für sie zu beten.
Vergelt`s Gott,
Michaela
Habt ihr eure Seelen gereinigt im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe, so habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen,... 1. Petr. 1, 22 - Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig. - Matth. 5, 22
RE: "Auf dem Weg nach Bethlehem", ein geistlicher Adventkalender
in Buchempfehlungen 29.11.2015 14:49von Hemma • 589 Beiträge
Ich möchte wieder auf den wunderbaren geistlichen Adventkalender (Buch mit DVD) von Mag. Michael Gurtner
"Auf dem Weg nach Bethlehem" hinweisen.
http://www.kathbuch.net/pictures/Schrift...20Gurtner_2.jpg
https://gloria.tv/media/yfJ4a1z1sbS
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