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Die eine wahre Kir­che

in Predigten 30.06.2014 10:20
von Kristina (gelöscht)
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Die eine wahre Kir­che

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Als der böse Feind sah, daß die Göt­zen­tem­pel ver­öde­ten und das Hei­den­tum zusam­men­brach, da ersann er eine neue List. Er ließ näm­lich aus dem Schoße der Chris­ten­heit Irr­leh­ren ent­ste­hen, und so haben sich in den 2.​000 Jah­ren christ­li­cher Geschichte Hun­derte und Aber­hun­derte von selb­stän­di­gen soge­nann­ten Kir­chen gebil­det, die der von Chris­tus gestif­te­ten Kir­che Kon­kur­renz zu machen sich bemüh­ten. Chris­tus aber hat nur eine Kir­che gegrün­det als Trä­ge­rin der Wahr­heit, und es muß, wenn immer diese Kir­che ihre Funk­tion und ihren Auf­trag erfül­len soll, mög­lich sein, sie zu erken­nen, sie zu unter­schei­den von jenen Gebil­den, die ohne und gegen Got­tes Wil­len neben ihr und nach ihr her­vor­ge­bracht wor­den sind.

Diese Mög­lich­keit besteht tat­säch­lich. Es gibt Mit­tel, die wahre Kir­che von spä­te­ren Erzeug­nis­sen zu unter­schei­den.

Ein ent­schei­den­des Merk­mal der wah­ren Kir­che ist, daß sie über­all und immer am meis­ten ver­folgt wird. So hat es der Herr vor­aus­ge­sagt: „Haben sie mich ver­folgt, wer­den sie auch euch ver­fol­gen. Der Knecht ist nicht über dem Herrn. Sie wer­den euch vor Statt­hal­ter und Könige schlep­pen, ja es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst zu tun glaubt.“ An kei­nem Gebilde, das sich auf Chris­tus beruft, hat sich diese Weis­sa­gung des Herrn so erfüllt wie an der katho­li­schen Kir­che. 2.​000 Jahre Kir­chen­ge­schichte sind auch 2.​000 Jahre Ver­fol­gung. Am meis­ten ver­folgt wer­den die­je­ni­gen Chris­ten, seien es geweihte oder unge­weihte, die sich am ener­gischs­ten und am vor­be­halt­lo­ses­ten für Gott, seine Wahr­heit und seine Kir­che ein­set­zen. Ich will aus der 2.​000-jäh­ri­gen Geschichte nur ein Bei­spiel erwäh­nen, näm­lich den soge­nann­ten Kul­tur­kampf in unse­rem deut­schen Vater­land. In die­sem Kul­tur­kampf, der in den Jah­ren 1871 bis 1875 etwa – jeden­falls in sei­ner hei­ßes­ten Phase – tobte, in die­sem Kul­tur­kampf wur­den viele deut­sche Bischöfe ins Gefäng­nis gesperrt. Der Erz­bi­schof von Köln war ein hal­bes Jahr im Gefäng­nis, der Erz­bi­schof von Posen-Gne­sen ein gan­zes Jahr, ebenso der Bischof von Trier ein Jahr und der Bischof von Pader­born, Mar­tin, ein hal­bes Jahr.

241 katho­li­sche Pries­ter wur­den zu Geld- oder Gefäng­nis­stra­fen ver­ur­teilt, weil sie die Messe lasen und Ster­ben­den die Sakra­mente spen­de­ten. 136 katho­li­sche Redak­teure und 261 andere Laien wur­den mit Stra­fen belegt, weil sie die­ses Vor­ge­hen der Regie­rung miß­bil­lig­ten.

Das, meine lie­ben Freunde, ist ein Bei­spiel für die Ver­fol­gung der katho­li­schen Kir­che. Im Kampfe gegen diese Kir­che – das ist das Merk­wür­dige – sind sich alle einig. Es war schon zur Zeit Jesu so; damals wur­den näm­lich Hero­des und Pila­tus Freunde, die vor­her Feinde gewe­sen waren. In der gemein­sa­men Geg­ner­schaft gegen Jesus begrün­de­ten sie ihre Freund­schaft. So ist es auch immer gewe­sen, daß die von der katho­li­schen Kir­che abge­spal­te­nen Gemein­schaf­ten, so unter­schied­lich sie unter­ein­an­der sind und so sehr sie sich gegen­sei­tig bekämp­fen, einig sind in der Able­hung, im Kampfe und in der Ver­un­glimp­fung der katho­li­schen Kir­che. Die Frei­heit wird für alle gewährt, die Pres­se­frei­heit, die Mei­nungs­frei­heit, die Ver­samm­lungs­frei­heit, die Ver­eins­frei­heit, aber wenn alle diese Frei­hei­ten von der Kir­che in Anspruch genom­men wer­den soll­ten, dann wer­den diese Frei­hei­ten ihr ver­sagt.

Die wahre Kir­che ist die­je­nige, die am meis­ten ver­folgt wird. Es ist kein Zwei­fel: Das ist die katho­li­sche Kir­che!

Ein wei­te­res Kenn­zei­chen: Die wahre Kir­che ist da, wo der Fels ist, denn auf einen Fel­sen hat Chris­tus seine Kir­che gebaut. Der Fels aber ist Petrus, und die­ser Fels lebt fort in den Nach­fol­gern Petri. Wo der Papst ist, da ist die Kir­che. Ohne Papst kann die katho­li­sche Kir­che, die Kir­che Christi nicht sein. Und die­je­ni­gen Kir­chen oder Sek­ten, die den Papst bekämp­fen oder ableh­nen, kön­nen nicht die wahre Kir­che Christi sein.

Es gibt vier Merk­male zu den bei­den genann­ten, wel­che die wahre Kir­che aus­zeich­nen. Die wahre Kir­che muß näm­lich einig, hei­lig, katho­lisch und apos­to­lisch sein.

Sie muß einig sein, d.h. die Wahr­heit, die Lehre also, die Gna­den­mit­tel und das Ober­haupt müs­sen einig sein. Das gilt es bei der katho­li­sche Kir­che fest­zu­stel­len. Allen Abwei­chun­gen, allen Ver­ir­run­gen zum Trotz, die – Gott sei es geklagt – auch in die­ser Kir­che vor­kom­men, ist diese Kir­che einig in der Lehre, einig in den Gna­den­mit­teln und Sakra­men­ten, einig im Ober­haupt. Irr­leh­rer ver­lie­ren auto­ma­tisch die Kir­chen­glied­schaft, so daß man also nicht sagen kann: Aber in der katho­li­schen Kir­che wird ja auch Irri­ges gelehrt. Nein, nicht in der katho­li­schen Kir­che! Wer Irri­ges lehrt, ver­liert die Kir­chen­glied­schaft, er ist nicht mehr Glied der Kir­che. Ob das Irrige von den Bischö­fen aus­ge­spro­chen wird oder nicht, spielt keine Rolle, es ist so! Denn zur Kir­chen­glied­schaft gehört not­wen­dig das Bekennt­nis des wah­ren Glau­bens. Wer sich hart­nä­ckig vom katho­li­schen Glau­ben, auch nur von einer Wahr­heit die­ses Glau­bens abwen­det, der geht der Kir­chen­glied­schaft ver­lus­tig.

Diese Kir­che ist hei­lig, d.h. sie hat die Mit­tel und die Fähig­keit, die Men­schen zur Hei­lig­keit zu füh­ren. Ihre Lehre ist groß, erha­ben und wür­dig. Ihre Gna­den­mit­tel, vor allem Bußsa­kra­ment und Eucha­ris­tie, ver­mö­gen den Men­schen zur Hei­lig­keit zu füh­ren. Die evan­ge­li­schen Räte, die beson­ders in den Orden gelebt wer­den, sind vor­züg­li­che Mit­tel der Hei­li­gung. Diese Kir­che ist also fähig, Hei­lige her­an­zu­bil­den, und sie ist darum frucht­bar und hei­lig. In jeder Zeit gibt es offen­kun­dige oder ver­bor­gene Hei­lige. Wir wis­sen das manch­mal nicht, auch wenn es in unse­rer Nähe vor­kommt, daß ein Mensch heroi­sche Tugen­den besitzt. Erst wenn jemand den Schleier lüf­tet, der über sei­nem Leben liegt, da sieht man, wel­che Last ein Mensch trägt, wie er sie wun­der­bar in der Geduld Christi trägt, wie er aus­hält, so wie unser Herr aus­ge­hal­ten hat, und wie er des­we­gen zur Hei­lig­keit her­an­reift.

Die wahre Kir­che muß katho­lisch sein. Katho­lisch heißt soviel wie all­ge­mein, d.h. sie muß die Absicht und die Fähig­keit haben, die Men­schen aller Zei­ten und aller Zonen in sich auf­zu­neh­men; denn der Herr ist für alle Men­schen gestor­ben, er lädt alle ein, sich sei­ner Kir­che anzu­schlie­ßen. Er hat die Apos­tel zu allen Völ­kern gesandt, sie sol­len alle Völ­ker zu sei­nen Jün­gern machen. Und so hat es die Kir­che auch getan. Sie hat die herrsch­süch­ti­gen Römer und die geis­tes­stol­zen Grie­chen, die rau­hen Ger­ma­nen und die frem­den­feind­li­chen Sla­wen in sich zu fas­sen ver­mocht, sie hat ihre Glau­bens­bo­ten aus­ge­sandt in alle Kon­ti­nente, von Aus­tra­lien bis in die Ark­tis, und über­all ist es ihr gelun­gen, Men­schen für sich zu gewin­nen, so daß aus der vir­tu­el­len Katho­li­zi­tät die aktu­elle Katho­li­zi­tät gewor­den ist.

Die wahre Kir­che ist apos­to­lisch, d.h. sie stammt aus den Zei­ten der Apos­tel. Ihre Ein­rich­tung ist im wesent­li­chen die­selbe wie zur Zeit der Apos­tel, und ihre Vor­ste­her hän­gen mit den Apos­teln als ihre Nach­fol­ger zusam­men wie die Glie­der einer Kette. Eben das ist bei der katho­li­schen Kir­che, und in vol­lem Sinne nur – nur! – bei der katho­li­schen Kir­che der Fall. Sie stammt aus der Zeit der Apos­tel. Sie hat das apos­to­li­sche Erbe bewahrt. Ihre Bischöfe ste­hen in der apos­to­li­schen Suk­zes­sion, sind des­we­gen die Nach­fol­ger der Apos­tel. Alle ande­ren sind von ihr abge­spal­ten, haben selbst­ver­ständ­lich aus die­sem gold­hal­ti­gen Berg Gold­gü­ter mit­ge­nom­men, das sind die Spu­ren der Kir­che. Aber es gibt nur eine wahre Kir­che, und das ist die katho­li­sche!

Ein berühm­ter Kon­ver­tit des vori­gen Jahr­hun­derts, näm­lich der Graf Stoll­berg, der vom evan­ge­li­schen Glau­ben zur katho­li­schen Kir­che über­ge­tre­ten ist, wurde ein­mal wegen sei­ner Kon­ver­sion von Pro­tes­tan­ten zur Rede gestellt. Einer sagte zu ihm: „Man wech­selt seine Reli­gion nicht!“ „Sie haben ganz recht,“ sagte Stoll­berg zu ihm, „man wech­selt seine Reli­gion nicht. Wenn meine Vor­fah­ren nicht von der katho­li­schen Kir­che abge­fal­len wären, hätte ich nicht in sie zurück­zu­keh­ren brau­chen.“

Wahr­haf­tig, es ist nun ein­mal so, meine lie­ben Freunde, die eine, wahre Kir­che ist auch heute, trotz aller Ver­un­stal­tun­gen, die Men­schen ihr zufü­gen, trotz aller Miß­bräu­che, die wir nur allzu gut ken­nen, trotz aller Unei­nig­keit, die wir bekla­gen, die wahre, katho­li­sche Kir­che ist auch heute für den, der wil­lens ist, zu sehen und zu erken­nen. Auch heute gilt, was der Mit­ar­bei­ter Luthers, Melanchthon, ein­mal sei­ner katho­li­schen Mut­ter geschrie­ben hat: „Pro­tes­tan­tisch ist bes­ser zu leben, katho­lisch ist bes­ser zu ster­ben.“ Und noch etwas ande­res hat er geschrie­ben: „Die neue Reli­gion hat den Schein für sich, die katho­li­sche Reli­gion hat die grö­ßere Sicher­heit.“

Des­we­gen, meine lie­ben Freunde, wol­len wir allen Ärger­nis­sen, Ängs­ten und Sor­gen zum Trotz bei die­ser Kir­che aus­har­ren, wol­len uns von ihr nicht tren­nen, wol­len ihr unsere Kräfte wei­hen, wol­len dafür beten und arbei­ten, daß sie wie­der erstrahlt als das, was sie nach Got­tes Wil­len sein soll: die Stadt auf dem Berge.

Amen.


Mt 16,18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
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