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Die Ablehnung des Christentums durch Diesseitskultur
Die Ablehnung des Christentums durch Diesseitskultur
in Predigten 12.08.2014 20:58von Kristina (gelöscht)
http://www.glaubenswahrheit.org/predigte.../1997/19970720/
Die Ablehnung des Christentums durch Diesseitskultur
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Wer auf ein siebzigjähriges Leben zurückschauen kann, dem fällt der gewaltige Unterschied im Verhalten der Christen – der katholischen Christen – gegenüber der Zeit vor etwa 40 Jahren auf. Seit vier Jahrzehnten hat sich in unserer Kirche etwas zugetragen, was einen gläubigen und Gott liebenden Christen nur mit tiefer Erschütterung erfüllen kann. Die kirchenfeindlichen Bestrebungen gibt es seit drei Jahrhunderten. Die Kirche hat sich ihrer mit Erfolg erwehrt. Jeder, der treu zur Kirche stand und ihre Lehre geduldig und zuverlässig annahm, hatte eine Schutzwehr gegen den Ansturm des Unglaubens. Seit knapp 40 Jahren aber hat sich die Lage gewaltig geändert. Damals rief Johannes XXIII. dazu auf, die Fenster der Kirche weit aufzumachen. Es ist nützlich, meine lieben Freunde, die Fenster zu öffnen, wenn die Luft, die von draußen einströmt, rein ist. Aber wir vernehmen Warnungen der Polizei, die Fenster zu öffnen, wenn sich Giftschwaden in der Atmosphäre ausbreiten. Die Polizei sagt dann: Öffnen Sie die Fenster nicht!
Der Aufruf des Papstes Johannes ist offensichtlich mißverstanden worden. Er, der ein frommer, gläubiger Mann war, wollte sicher nicht, daß Giftschwaden in die Kirche eindringen. Aber sie sind eingedrungen! Gein Geringerer als Papst Paul VI. hat davon gesprochen, daß „der Rauch Satans in die Kirche eingedrungen“ sei. Wir alle erleben es täglich in den Zusammenbrüchen in unseren Familien. Die Menschen beten nicht mehr, sie besuchen den Gottesdienst nicht mehr, sie halten sich nicht mehr an die Gebote Gottes. Eltern vernachlässigen ihre Kinder, Kinder wollen von ihren Eltern nichts wissen. Gatten entzweien sich in ungeheurem Maße. In einer Aufstellung in den Vereinigten Staaten wird gezeigt, daß vor 37 Jahren nur 10 Prozent der jugendlichen Menschen in unehelichen Verhältnissen zusammenlebten; heute sind es 60 Prozent.
All das ist auf den Zusammenbruch des Glaubens zurückzuführen. Und wenn wir in dem heutigen Glaubenskampf bestehen wollen, müssen wir den Gegner kennen. Deswegen bemühen wir uns seit mehreren Sonntagen, die offenbarungsfeindlichen Strömungen, die seit 300 Jahren im christlichen Europa aufgetreten sind, kennenzulernen. Wir befaßten uns mit dem philosophischen Angriff auf die Grundlage des Christentums; wir haben am vergangenen Sonntag den Angriff auf die historischen Grundlagen des Christentums kennengelernt. Wir wollen heute auf die Ablehnung des Christentums schauen, die aus einem Lebensgefühl kommt. Es gibt ein modernes Lebensgefühl, dem das Christentum widerwärtig ist. Es gibt eine Ablehnungsfront gegen das Christentum. Die Wertfülle des Christentums sagt vielen Menschen nichts mehr, im Gegenteil, sie sprechen mit Nietzsche: „Es ist unanständig, ein Christ zu sein, und hier beginnt mein Ekel.“
Anfängliche Strömungen dieser Art gab es schon in der Zeit der Renaissance, also im 15. und 16. Jahrhundert. Damals haben einzelne Intellektuelle einen Kult der Diesseitigkeit vertreten und das Christentum erbarmungslos kritisiert. Sie hatten eine leidenschaftliche Zuneigung zu allem, was Leben und Lebensgenuß heißt, und eine ebenso leidenschaftliche Ablehnung gegen die christliche Askese. Sie haben die Parole des Humanismus gegen den Gottesglauben ausgegeben; ihr Ideal war das angeblich heitere und gute Griechentum. Neben die Offenbarungszeugen setzten sie die griechische Philosophen und Sibyllen. Es ist der Kirche noch einmal gelungen, diese Strömungen entweder zu verchristlichen oder jedenfalls eine breite Überflutung der Menschheit durch sie zu verhindern.
Als dann im 18. Jahrhundert Rousseau auftrat, war die Lage ganz anders. Jetzt hatte das Christentum seine Macht, seine äußere Macht verloren, und so konnten sich die Ideen Rousseaus ungehindert verbreiten. Er proklamierte das Eigenrecht des Einzelnen gegen das Recht und die sozialen Bindungen. Er vertrat die Meinung, der Mensch sei gut und bleibe gut, leugnete also die Erbsünde und alle geschichtliche Erfahrung und Selbstbeobachtung. Er billigte der Religion ein Recht zu, aber nur im Rahmen einer Herzensreligion. Die Offenbarungsreligion entwertete er. Er sprach von „sentiment intérieur“, also vom inneren Gefühl; das sei das einzig Richtige an der Religion. Die geschichtlichen Religionen seien zu erklären durch Klima, Volk und Entwicklung. Diese Gedanken Rousseaus hatten eine ungeheure Wirkung. In der Französischen Revolution haben sie ihre politische und militärische Kraft erwiesen. Sie sind bis heute in Frankreich bei weiten Bevölkerungskreisen maßgebend.
In Deutschland waren es die Klassiker, die eine christentumsfeindliche Haltung einnahmen. Sie vertraten eine Gesinnung des heiteren Lebensgenusses. Sie sahen ihr Ideal wieder in dem angeblich frohen und unbeschwerten Griechentum und kamen so zur Antipathie und Ablehnung gegen das Christentum. Goethe war kein Christ; er lehnte die Offenbarungsreligion ab. Für Goethe war Christus nur ein außerordentlicher Mensch, die vornehmste Erscheinung des allgegenwärtigen Geistes.
In einer sehr massiven Weise wurde diese Haltung aufgegriffen von dem einflußreichen Linkshegelianer Heinrich Heine. Er war ursprünglich Jude, ist dann zum Protestantismus übergetreten, hat aber niemals eine tiefgehende christliche Überzeugung besessen. Heine lehnte das Christentum als eine „triste Religion“ ab, weil sie Lebensverneinung predige und aus der Erde ein Jammertal mache. Er forderte den Schönheitskult, den Sinnenkult, den er als „Hellenismus“ dem „Nazarenertum“ entgegenstellte, und diese Botschaft haben die Menschen begierig aufgegriffen; denn er bot ihnen das, was sie eigentlich schon immer wollten, nämlich unbelastet von Geboten und Verboten das Leben genießen und sich dem Lebensgenuß überlassen.
Noch weit radikaler waren dann zwei Männer, die für das 19. und für das 20. Jahrhundert schicksalhaft geworden sind, nämlich Ludwig Feuerbach und Karl Marx. Ludwig Feuerbach erklärte die Religion folgendermaßen. Der Mensch hat egoistische Wünsche. Diese Wünsche kann er auf Erden nicht erfüllen. So schafft er sich eine künstliche, eine illusionäre Erfüllung, indem er sich den Himmel ausdenkt und sich Götter schafft. Die gesamte Religion ist eine Illusion, eine Täuschung, eine Selbsttäuschung. Sie ist aber auch eine gefährliche Täuschung, weil sie den Menschen davon abhält, sich mit ganzer Kraft der Erde zu widmen. Von diesem Ludwig Feuerbach steht in Nürnberg, wo er gelebt hat, ein Denkmal. Auf diesem Denkmal ist eine Inschrift angebracht, die lautet: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Also nicht Gott hat den Menschen geschaffen, sondern der Mensch hat Gott erfunden. Das ist die Botschaft von Feuerbach. Sie wurde aufgenommen von Karl Marx, nur etwas abgewandelt. Er erklärt als die bestimmende Kraft unter den Menschen die wirtschaftlichen Verhältnisse. Je nachdem, wie die ökonomische Basis ist, so ist auch der geistige Überbau. Kultur, Kunst, Recht, Religion erklären sich aus dem wirtschaftlichen Unterbau, den Produktionsverhältnissen. Im Alten Testament war der ökonomische Unterbau das patriarchalische Wesen; so hat man sich Gott wie einen Patriarchen vorgestellt. Im Neuen Testament war der ökonomische Unterbau das Proletariat. Das Christentum ist als Proletarierreligion entstanden. Die Proletarier haben ihre Sehnsüchte und ihre Wünsche in Gott hineinprojiziert; sie haben einen Gott geschaffen, der überlegen ist über ihre Herren, die sie unterdrückten, und der diese Herren einmal richten wird, nachdem sie die Proletarier ein Leben lang unterdrückt haben. Die Religion ist für Marx das „Opium des Volkes“. Das heißt: Das Volk nimmt die Religion an wie ein Betäubungsmittel, um sich zu beruhigen und zu vertrösten. Statt sich auf Erden das Menschenrecht zu erkämpfen, wird es durch die Religion abgelenkt auf eine jenseitige, aber natürlich illusionäre Erfüllung. Daß Karl Marx erfolgreich gewesen ist, das wissen wir alle. Millionen und Abermillionen von Menschen haben diese neue Botschaft aufgenommen. In der Sowjetunion ist sie 70 Jahre lang die beherrschende politische und militärische Macht gewesen, und glauben Sie ja nicht, daß diese Pseudoreligion, die Marx verkündet hat, untergegangen ist. Der Marxismus lebt weiter, auch wenn der Bolschewismus überwunden scheint.
Den Höhepunkt erreicht der Haß gegen die Offenbarungsreligion des Christentums bei Friedrich Nietzsche. Er haßt das Christentum aus drei Gründen. Er haßt es, weil es angeblich die Lebensverneinung predigt und alle gesunden Lebensinstinkte unterdrückt und verwirft. Er haßt es, weil es die Liebe predigt und dadurch das Morbide, Kranke und Schwache am Leben hält. Er haßt es, weil es gleiches Recht für alle fordert und so die aristokratische Herrenrasse daran hindert, ihre Vorstellungen gegenüber den Sklavenseelen durchzusetzen. Er hat das furchtbare Wort gesprochen, daß das Christentum vernichtet werden muß. Ich lese Ihnen einige Sätze aus seinen schlimmsten, haßerfüllten Äußerungen vor:
„Ich verurteile das Christentum; ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je ein Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Korruptionen, sie hat den Willen zur letzten auch nur möglichen Korruption gehabt. Der Parasitismus als einzige Praxis der Kirche, mit ihrem Bleichsuchts- und Heiligkeitsideal jedes Blut, jede Liebe, jede Hoffnung zum Leben austrinkend, das Jenseits als Mittel zur Verneinung jeder Realität. das Kreuz als Erkennungszeichen für die unterirdischste Verschwörung, die es je gegeben hat, gegen Gesundheit, Schönheit, Wohlgeratenheit, Tapferkeit, Geist, Güte der Seele, gegen das Leben selbst. Diese ewige Anklage des Christentums will ich an alle Wände schreien, wo es nur Wände gibt. Ich heiße das Christentum den einen großen Fluch, die eine große, widerlichste Verdorbenheit, den einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist. Ich heiße es den einen, unsterblichen Schandfleck der Menschheit.“
Diese haßerfüllten Tiraden Nietzsches haben ganze Generationen beeinflußt und begeistert. Wir wissen beispielsweise, daß Hitler und Mussolini große Verehrer von Nietzsche waren. Es ist aber auch bekannt, daß bedeutende Schriftsteller und Künstler ihm verfallen sind. Ich denke etwa an den Komponisten Richard Strauß. Er stammt aus einer gläubigen bayerischen Familie, ist aber ein bedingungsloser Nietzsche-Anhänger mit einem grimmigen Haß gegen das Christentum geworden. Nicht umsonst hat er eine Tondichtung „Zarathustra“ geschrieben.
Die letzte Aufgipfelung der genannten Erscheinungen war dann der Nationalsozialismus mit Adolf Hitler. Hitler hat selbst bekannt, daß er Heide sei. Er hat das Christentum als Gift bezeichnet. Sein Ziel war, das Christentum zu vernichten. Er hat dabei auch auf die inneren Zerstörungskräfte im Christentum gebaut. Er wußte, daß vor allem im Protestantismus Theologen am Werke sind, das Christentum auszuhöhlen und zu zersetzen, und darauf hat er große Hoffnungen gesetzt.
Die genannten geistigen Strömungen, meine lieben Freunde, sind keineswegs vergangen. Sie wurden in der Vergangenheit geschaffen, aber sie sind in der Gegenwart wirksam. Was heute in der Gedankenwelt der Intellektuellen, der Schriftsteller, der Redakteure und der Politiker vielfach lebendig ist, das ist der Bodensatz all dieser Erscheinungen, die ich eben kurz vorgestellt habe. Das ist unser Leben. In dieser Welt muß sich das Christentum behaupten. In dieser Umgebung müssen wir versuchen, christlich zu leben. Das geht aber nicht dadurch, daß man Gebete auf Gebete häuft. Ich halte nichts davon, einem christlichen Materialismus der Gebetshäufung zu huldigen. Der Christ muß nicht nur beten, der Christ muß auch kämpfen. Der Christ muß auch denken, und zum Denken braucht es Wissen. Das Wissen muß man sich erwerben. Bruce Marshal sagt nicht zu Unrecht: Ein großer Teil des Unheils kommt daher, daß diejenigen, die beten, nicht denken, und diejenigen, die denken, nicht beten. Und so will ich Sie heute aufrufen, zu Ihrem Gebetseifer den Eifer im Studieren, im Forschen, im Sammeln von Wissen zu setzen, damit wir den Angriffen, den Anstürmen der Feinde gewachsen sind.
Von vielen Aufstellungen läßt sich leicht zeigen, daß sie unzutreffend sind. Ich denke etwa an die Schilderung der Griechen. Das Griechentum war nicht so, wie Heine oder auch Hitler es geschildert haben. eine Welt der Freude, der Lebensbejahung, des Glückes. O nein, die griechische Welt war die Welt der Sklavenherrschaft. Die Sklaven wurden als Sache behandelt. Es war auch die Welt der Päderastie, also der weit verbreiteten Knabenunzucht. Es war auch die Welt der Lebensangst und der Todesfurcht. Das Griechentum war nicht so, wie seine Lobredner es dargestellt haben, das ist eine geschichtliche Lüge. Es ist auch nicht so, daß das Christentum müde und feminin macht, wie meinetwegen Walter Otto behauptet hat. Als ich ein Knabe von 10 Jahren war, meine lieben Freunde, schrieb mit ein Volksschullehrer ins Poesiealbum das Wort von Nietzsche: „Der Krieg und der Mut haben mehr große Dinge getan als die Nächstenliebe. Nicht euer Mitleid, sondern die Tapferkeit rettete bisher die Verunglückten.“ Diese Äußerung von Nietzsche trifft zweifellos nicht zu. Denn Krieg und Mut und Nächstenliebe schließen sich nicht aus. Wenn der Feind über ein Land herfällt, ruft auch die christliche Nächstenliebe zur Abwehr auf. Und Mut ist auch eine christliche Tugend. Ebensowenig schließen sich Tapferkeit und Mitleid aus. Das Mitleid kann geradezu die Tapferkeit hervorrufen und fördern. Weil ich mit einem anderen leide, will ich auch tapfer sein und ihm zu Hilfe eilen und seinen Feinden wehren. Also dieses Wort ist falsch. So könnte man es bei vielen anderen der genannten Äußerungen nachweisen.
Was uns heute bewegt, meine lieben Freunde, ist: Wir müssen uns geistig wappnen, um den Glaubenskampf unserer Zeit bestehen zu können. Mit Mätzchen und Spielereien im Gottesdienst, mit irgendwelchen Happenings und Unterhaltungsveranstaltungen ist der Glaubenskrise nicht beizukommen. Heute geht es um die letzten Wurzeln, um die letzten Gründe. Wenn wir uns heute nicht aufmachen, den Glauben zu einer wirklichen, begründeten Überzeugung zu machen, werden wir den Giftschwaden, die bei uns eindringen, erliegen.
Amen.
1Joh 5,10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, trägt das Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner, weil er nicht an das Zeugnis glaubt, das Gott für seinen Sohn abgelegt hat.
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