Vatikan verlangt Distanzierung von Medjugorje – Schreiben an US-Bischöfe
(Rom/New York) Eine Klarstellung aus dem Vatikan sorgt für Aufsehen. Rom fordert von Katholiken Distanz zu Medjugorje. Der Apostolische Nuntius für die USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò teilte den Bischöfen der USA mit, daß Medjugorje kein kirchlich anerkannter Erscheinungsort ist. Sowohl Priestern als auch Gläubigen ist daher die Teilnahme an jeder Form von öffentlichen Veranstaltungen, Tagungen, Treffen oder Feiern untersagt, bei denen die Echtheit behauptet oder angenommen wird, so der Nuntius.
Hintergrund für die Klarstellung ist eine für Ende Oktober geplante USA-Reise des Medjugorje-„Sehers“, Ivan Dragicevic. Dragicevic beabsichtigte, in mehreren Pfarreien aufzutreten und an Gebetstreffen und weiteren Veranstaltungen teilzunehmen. Nach der Aufforderung an die US-Bischöfe, solche Veranstaltungen zu unterbinden, mußte Dragicevic die Reise absagen.
USA-Reise des Medjugorje-“Sehers“ Ivan Dragicevic wurde abgesagt
Der Heilige Stuhl forderte von den amerikanischen Katholiken, auf Distanz zum angeblichen Erscheinungsort zu gehen. Eine Aufforderung, die damit für alle Katholiken gilt. Nuntius Viganò richtete ein mit 21. Oktober datiertes Schreiben an die Bischöfe. Darin erinnerte er an eine nach wie vor gültige Feststellung der Glaubenskongregation, daß die Übernatürlichkeit der „Erscheinungen“ in Medjugorje nicht gesichert ist.
Die Aufforderung an den Nuntius tätig zu werden, kam direkt vom Präfekten der Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller. Anlaß im Anlaß für die Distanzierung war vor allem die Ankündigung der Veranstalter, daß es während Dragicevics USA-Aufenthalt zu Marienerscheinungen kommen werde.
Seit 1981 soll in der Herzegowina die „Gospa“ erscheinen
Insgesamt berichteten sechs „Seher“ von „Marienerscheinungen“ im herzegowinischen Medjugorje. „Erscheinungen“, die seit 1981 andauern und je nach Seher in unterschiedlichen Rhythmen und an verschiedensten Orten sattfinden sollen. Die Zahl der berichteten „Erscheinungen“ geht bereits in die Tausende.
Medjugorje wird, trotz kirchlicher Bedenken, jedes Jahr von Hundertausenden Pilgern, und trotz eines 1991 von der damaligen Jugoslawischen Bischofskonferenz verhängten Wallfahrtsverbots auch von Priestern aufgesucht. Unter ihnen befand sich mit Wiens Erzbischof Christoph Schönborn auch ein Kardinal. In Rom sieht man das gar nicht gerne.
2010 setzte Papst Benedikt XVI. Untersuchungskommission ein.
Da der Pilgerstrom nicht abreißt und sich für die Kirche die Frage der seelsorglichen Betreuung dieser Gläubigen stellt, zog Papst Benedikt XVI. die Angelegenheit an sich und setzte eine Untersuchungskommission ein. Ihr Auftrag lautet, die Authentizität des Phänomens Medjugorje zu untersuchen. Vorsitzender der Kommission ist der ehemalige Kardinalvikar von Rom, Camillo Kardinal Ruini.
Nach Anhörung aller Seher und entsprechenden Erhebungen, teilte Kardinal Ruini Benedikt XVI. Anfang 2012 mit, die Kommission werde ihre Arbeit bis Jahresende abschließen. Eine offizielle Entscheidung zu Medjugorje erfolgte jedoch bis heute nicht. Vermutet wird, daß der Amtsverzicht von Benedikt XVI. eine Entscheidung offenließ.
Die unterschlagene Aussage von Papst Franziskus gegen Medjugorje
Am vergangenen 7. September nahm dann unerwartet Papst Franziskus dazu Stellung. In seiner morgendlichen Kurzpredigt kritisierte der Papst „Christen ohne Christus“: „Es gibt eine andere Gruppe von Christen ohne Christus: jene, die etwas Besonderes suchen, Dinge, die selten sind, die auf Privatoffenbarungen zurückgehen“, und zu einem „Offenbarungsspektakel“ gehen, „um neue Dinge zu hören“.
Als konkretes Beispiel nannte der Papst Medjugorje.
Die Nennung des Ortes wurde sowohl in der Zusammenfassung des Osservatore Romano als auch jener von Radio Vatikan unterschlagen.
Der Brief des Nuntius an die US-Bischöfe bestätigt, daß die Beobachtung des Phänomens Medjugorje durch den Vatikan nicht mit dem Wechsel des Pontifikats eingestellt wurde.
Text:Giuseppe Nardi
http://www.katholisches.info/2013/11/06/...n-us-bischoefe/