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Der Heilige Erzengel Michael
Der Heilige Erzengel Michael
Auszug aus einem Bischöflich anerkannten Buch von ca. 1880
Der Heilige Erzengel Michael d. i. „Wer ist wie GOTT“ ist nach der Lehre der Heiligen Schrift und der Überlieferung einer der sieben Geister, welche zunächst am Throne GOTTES stehen; Er ist somit ein besonders hervorragender Diener und Bote des Allerhöchsten, dem GOTT zum Heile Seiner Auserwählten wunderbare Kräfte und wichtige Ämter verliehen hat. Bei dem Propheten Daniel wird der Heilige Michael einer der vornehmsten Himmlischen Fürsten und insbesondere „der Fürst der Juden“ genannt und damit geoffenbart, dass Er der Schutzengel des Auserwählten, von GOTT wunderbar geliebten und beschützten, mit Seinen Offenbarungen und Verheißungen begnadigten Volkes ist. Deshalb heißt Er auch „der große Fürst, der für die Söhne Seines Volkes einsteht und sich erhebt zu seiner Rettung“. Da nun an die Stelle der alten Synagoge die Katholische, Apostolische Kirche getreten ist, da wir durch den Empfang der Heiligmachenden Gnade und durch den Glauben an Jesus Christus, den von den Juden verworfenen und gekreuzigten Erlöser in die Rechte und in das Erbe des alttestamentlichen Volkes Israel eingetreten sind, so wird der Heilige Michael stets verehrt als der Schutzengel der Heiligen Kirche, des regierenden Papstes und aller Seelenhirten, der auf GOTTES Befehl den Antichrist einst töten wird. Dieser Glaube ist in tiefsinniger Weise ausgedrückt im Heiligen Messopfer: Priester und Volk bekennen an den Stufen des Altares reumütig ihre Sünden, „vor GOTT dem Allmächtigen, vor Maria der Seligen Jungfrau, vor dem Heiligen Michael,“ und rufen demütig Maria, den Heiligen Michael... um Ihre Fürbitte bei GOTT dem Herrn an; und der Priester segnet beim Offertorium den Weihrauch mit den Worten: „Durch die Vermittelung des Heiligen Erzengels Michael, welcher zur Rechten des Rauchaltars steht, und aller Seiner Auserwählten möge der Herr diesen Weihrauch segnen und als lieblichen Wohlgeruch aufnehmen.“ In der Offenbarung des Heiligen Johannes wird der Heilige Michael uns vorgestellt als der Mächtige Himmelsfürst und Glorreiche Streiter für die Sache GOTTES. Es ist ein großer Kampf im Himmel entstanden, groß in Ansehung der Kämpfenden, ihrer Zahl und ihrer Macht, groß auch in Ansehung des wichtigen Gegenstandes, weil Lucifer und sein Anhang der Vater der Lüge und der Menschenmörder von Anbeginn, der Teufel nicht bestanden ist in der Wahrheit. Auf der einen Seite kämpften Michael und Seine Engel, Er war Ihr Fahnenträger und Oberfeldherr; auf der andern Seite stand der Drache mit seinen Engeln. „Und es ward hinabgeworfen jener große Drache, die alte Schlange – der Teufel und Satan genannt, - welcher die ganze Welt verführt: er ward hinabgeworfen auf die Erde und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“ Dieser Kampf zwischen den Guten und Bösen, zwischen den Bekennern der Wahrheit und den Kindern der Lüge dauert seitdem fort, und die Christenheit Verehrt im Heiligen Michael und Seinen Engeln ihre Fürbitter und Verteidiger. Daher haben das erst 1806 schmachvoll aufgelöste Heilige römische Reich und der alte Ritterstand, als die irdischen Beschützer und Verteidiger des Reiches GOTTES und der Heiligen Kirche wider Ihre Feinde den Heiligen Michael als ihren Schutzpatron erkoren und verehrt. Der Heilige Apostel Judas Thaddäus erwähnt in Seinem Briefe einen Streit, den der Erzengel Michael mit dem Teufel über den Leichnam des Moses stritt. Die Ausleger geben als Grund dieses Streites an, der Teufel wollte sich der Leiche des Moses, den GOTT im Lande Moab begrub, auf dass Niemand Sein Grab wissen möchte, bemächtigen unter dem Vorwande, er habe wegen der Ermordung des Ägypters ein Recht auf ihn, und in der Absicht, denselben den Israeliten zu zeigen und sie zur abgöttischen Verehrung desselben zu verführen. Der Heilige Michael aber stellte sich zur Gegenwehr, weil Er diese Leiche als die eines Gerechten für GOTT in Anspruch nahm und deshalb sie vor so teuflischem Missbrauche schützte. Darauf stützt sich der christliche Glaube, dass der Heilige Michael den Sterbenden im letzten Todeskampfe tätig beistehe und die abgeschiedenen Gerechten in Seinen besondern Schutz nehme. In diesem Sinne betet die Kirche in Ihrem Offizium: „Dem Erzengel Michael, dem Führer der englischen Heerscharen, hat GOTT die Seelen der Heiligen übergeben, dass Er sie einführe in das Paradies der Freude; denn Er ist der Fürst des Paradieses und aller in dasselbe aufzunehmenden Seelen.“ Es ist daher in der Christenheit ein sehr löblicher und heilsamer Brauch, den Heiligen Michael um eine glückselige Sterbestunde anzurufen; und in den Gebeten der Heiligen Messe legt die Katholische Kirche die Seelen der Abgestorbenen in Seine Hände, dass Er sie in das Reich des Lichtes begleite und ihre Begräbnisstätten auf Erden bewache. Schon Hermas lehrt, dass der Heilige Michael auf dem Sterbebett diejenigen heimsuche, welche im Leben die Gebote des Herrn beobachtet haben, und dass Er ihnen nach dem Tode ihre Sitze anweise. Hieran schließt sich die schon dem Heiligen Basilius und andern Heiligen bekannte Vorstellung, dass der Heilige Michael die Seelen der Verstorbenen wäge, und die christliche Kunst drückt diesen Gedanken so aus, dass der Teufel dieses Wägen mit boshafter Gier beobachtet und sich bemüht, es zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Tradition berichtet, dass schon in der frühesten Zeit die Christen dem Heiligen Erzengel Michael Kirchen, Kapellen und Altäre geweiht haben, von denen einige durch ihr Alter und durch die in denselben geschehenen Wunder und wunderbaren Erscheinungen in der ganzen Katholischen Kirche berühmt sind. So erzählt Metaphrastes, dass der Heilige Michael schon zur Zeit der Apostel zu Thonis erschien und einer dortigen Quelle eine Heilkraft mitteilte, die sehr vielen Kranken schnelle und sichere Hilfe brachte und so viele Wunder wirkte, dass die Stadt Laodicea und die ganze Umgebung den christlichen Glauben annahm. Die freudige Dankbarkeit baute daselbst zu Seiner Ehre eine prachtvolle Kirche, welche jahrhundertelang für das ganze Morgenland ein sehr besuchter und durch unzählige Wunder leuchtender Wallfahrtsort war. Als Kaiser Konstantin der Große seine neue Residenzstadt am Bosporus gründete, erbaute er auch in der Nähe derselben die sehr berühmte St. Micheals Kirche, von welcher der alte Geschichtschreiber Sozomenos erzählt: „Diese Kirche trägt den Namen Michaelion, weil man allgemein glaubt, der große Erzengel erscheine in derselben. Das an diesem Orte große Wunder geschehen, davon bin ich selbst Zeuge, weil mir in einer besondern Bedrängnis und Not eine unvergängliche Wohltat zuteil wurde. Auch viele Andere haben da Wohltaten empfangen; denn wer sich in Unglück und Gefahr befindet, wer von schwerer Krankheit geplagt wird und dort betet, erhält Befreiung von seinem Übel.“ Dann erzählt er die wunderbaren Heilungen des Advocaten Aquilin und des Arztes Probian, zweier ausgezeichneter Männer. Zur Zeit des Heiligen Papstes Gelasius um 493 erschien der Heilige Erzengel Michael auf dem Berge Gargano im Neapolitanischen. Ihm zu Ehren wurde ein prächtiges Gotteshaus errichtet, zu dem das ganze Abendland wallfahrtete. Zahlreiche gnadenvolle Gebetserhörungen fanden daselbst statt.
Zu Rom wütete furchtbar die Pest um 590. Der Heilige Papst Gregor der Große suchte Hilfe im Gebete und ordnete die „siebenfache Litanei“ an: Die Gläubigen zogen in sieben Prozessionen oder Chöre geteilt, betend und singend aus sieben verschiedenen Kirchen aus, um in der Kirche „Maria der Größern“ zusammen zu kommen. Während dieser Andacht sahen die Betenden über dem Grabmahl des Kaisers Hadrian einen Engel schweben, der Sein Schwert in die Scheide steckte. Von dieser Stunde an hörte die Pest auf. Man hielt diesen Engel für den Heiligen Michael, nannte das hadrianische Denkmal von da an die „Engelsburg“ und weihte die auf derselben befindliche Kirche zu ehren des Heiligen Erzengels Michael. Um Ihn als Anführer der Himmlischen Heerscharen zu ehren, waren in Rom am heutigen Tage auch militärische Feierlichkeiten herkömmlich, zum Beispiel der Papst weihte Waffen, Fahnen und so weiter. Nicht minder berühmt war seit dem 10. Jahrhundert eine Erscheinung des Heiligen Michael in der Diözese Abranches in Frankreich. Der Heilige Erzengel Michael befahl, auf einer Felsenspitze (Michaelsberg in der Normandie) eine Kirche zu bauen und dieselbe unter Seinen Schutz zu stellen. So geschah es, und diese Kirche, von Benedictinern lange Jahrhunderte besorgt, war stets eine von unzähligen Pilgerzügen verehrte und mit besondern Gnaden gesegnete Wallfahrtsstätte. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Katholiken ihrem ehrfurchtsvollen Vertrauen auf die Macht dieses Heiligen Himmelsfürsten in neuester Zeit einen schönen Ausdruck gegeben haben durch die Stiftung der St. Michaels Bruderschaft, deren zahlreiche Mitglieder sich zum Gebete für den Schwerbedrängten und zu Almosen für den seines Landes beraubten Papst verpflichten. Sehr beachtenswert ist, dass das Fest des Heiligen Erzengels Michael, welches man schon in den frühesten Zeiten und in vielen Katholischen Ländern feierte vom 8. Jahrhundert an vielfach als gebotener Feiertag begangen wurde und in den Kirchenbüchern „die Kirchweihe des Erzengels Michael“ genannt wird. Da es aber völlig ungewiss ist, welche Kirche gemeint sei, so ist die Auslegung ganz annehmbar, es sei damit die ganze Katholische Kirche als „die Gemeinschaft der Heiligen“ gemeint. Denn der Heilige Erzengel Michael hat dadurch, dass Er die gefallenen Engel aus dem Himmel stürzte, denselben gleichsam zum friedlichen Wohnorte der guten Geister geweiht und dadurch, dass Er auf Erden den Teufel und seinen Anhang von der Katholischen Kirche abwehrt, dieselbe zum sichern Wohnort der Gläubigen geweiht. Deshalb sagt die Volkssprache: „Am Michaelitag ist Kirchweih im Himmel und auf Erden.“
St. Michaels Hymnus
Der Papst Pius VII. hat am 6. Mai 1817 den Gläubigen für jeden Monat einmal an einem beliebigen Tage nach Empfang der Heiligen Sakramente der Buße und des Altars einen vollkommenen Ablass bewilligt, wenn sie während dieses Monats täglich zu Ehren des Heiligen Erzengels Michael folgenden Hymnus nebst Antiphon, Vers und Gebet verrichten:
Jesu, des Vaters Kraft und Licht,
Lass uns der Herzen Zuversicht,
Gleichwie die Engel Dich erhöh´n,
Die Deines Wink´s gewärtig steh´n.
In Schaaren zahllos dicht und hehr
Folgt ihr zum Kampf das Heil´ge Heer,
Als Sieger mit der Kreuzesfah´n
Heilbringend Michael voran.
Er stürzt des Drachen grause Macht
Tief in des Abgrunds finst´re Nacht,
Vom Himmel treibt mit Blitzen Er
Haupt und Rebellen vor sich her.
Den stolzen Feind bekämpfen wir,
St. Michael, wir folgen Dir!
Gegeben wird uns dann zum Lohn
Am Thron des Lamm´s die Siegeskron`!
Dem Vater und dem Sohn zugleich
Und Dir, o Geist, an Gnaden reich,
Sei ewig, wie es ist und war,
Lob, Preis und Ehre immerdar. Amen.
Antiphon:
Glorreicher Fürst, Heiliger Erzengel Michael, sei unser Eingedenk hier und überall und bitte für uns immerdar beim Sohne GOTTES!
V: Im Angesichte der Engel will ich Dir lobsingen;
R: Dich anbeten in Deinem Heiligen Tempel und preisen Deinen Namen.
Lasst und beten.
O GOTT, der Du die Dienste der Engel und Menschen in wunderbarer Ordnung verteilest, verleihe gnädig, dass unser Leben auf Erden von jenen beschützt werde, welche Dir im Himmel unaufhörlich dienen, durch unsern Herrn Jesum Christum.
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