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Karfreitag - Die Deutung des Todes Jesu

in Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi 18.04.2014 14:01
von blasius (gelöscht)
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Karfreitag

Die Deutung des Todes Jesu


An den Karfreitag erinnert in fast jeder Kirche das Kreuz. Der Freitag hat auch während des Jahres den Charakter des Gedächtnisses an den Tod Jesu. Durch die Herz Jesu-Verehrung wurde diese Tradition noch einmal neu geprägt. Diese Selbstverständlichkeit des Kreuzes gab es im ersten christlichen Jahrtausend nicht. Viele Jahrhunderte lang hatten es die Christen nicht gewagt, Jesus als den Gekreuzigten darzustellen. Wer durch das Kreuz hingerichtet wurde, galt im römischen Reich als ein verachtenswerter Verbrecher. Der Film "Die Passion Christi" hat die Grausamkeit dieses Todes neu vor Augen geführt. Jesus ist zu dem schmerzlichsten und schmählichsten Tod verurteilt worden, den die damalige Zeit kannte. Für seine Anhänger brach alles zusammen. Gott mußte den Messias, der seine Sendung durch Wunder und überzeugende Worte erwiesen hatte, verlassen haben, wenn er von Heiden auf diese Weise umgebracht werden konnte. Von seinen Anhängern war nicht zu erwarten, daß sie aus diesem Sterben Hoffnung schöpfen würden. Gott mußte handeln, wenn dieser Tod nicht das Ende sein sollte.

Jesus hatte durch die Umwidmung des Paschamahles selbst seinen Tod als Sühnopfer gedeutet. Nach dem Mahl geht Jesus mit den Jüngern in einen Garten und ringt im Gebet um den Willen Gottes. Darauf folgt die Gefangennahme. Jesus wird von der jüdischen Obrigkeit verhört und von dieser an den Oberbefehlshaber der römischen Besatzungsmacht überwiesen. Die Verurteilung erfolgt in einem Hin und Her zwischen Pilatus und der jüdischen Obrigkeit, die wiederum die Menge zu steuern vermag. Pilatus bietet eine Amnestie an, die aber einem anderen Verhafteten, Barabbas, zugute kommt. Bevor Jesus zur Kreuzigung geführt wird, wird er gegeißelt und als Pseudokönig verhöhnt. Dann wird er zur Hinrichtungsstätte geführt und gekreuzigt. Selbst hier verspotten ihn noch seine Gegner. Er stirbt und wird beigesetzt.

Es gibt mehrere Motive, warum die jüdische Obrigkeit Jesus beseitigen will, ja glaubt, beseitigen zu müssen. Johannes berichtet von einer Beratung im Hohen Rat. Dabei spielen politischen Überlegungen eine entscheidende Rolle. Jesus könne Auslöser für eine Aufruhrbewegung sein, die von den Römern niedergeschlagen und mit härteren Unterdrückungsmaßnahmen beantwortet würde (Joh 11,45-53). Der Hohepriester Kaiphas spricht den berühmten Satz: "Es ist besser, daß einer für das Volk stirbt, als daß das ganze Volk zugrunde geht." Die Ablehnung des Boten Gottes durch die Juden wird von den Evangelisten als ein Motiv für den Tod Jesu dargestellt. Im Verhör vor dem Hohen Rat wird Jesus der Gotteslästerung überführt, weil er sich als Messias und Sohn Gottes bezeichnet. Vor Pilatus argumentieren die Hohen Priester, daß Jesus die Königswürde beanspruche und damit die Oberhoheit des Kaisers in Frage stellt. Im Bericht vom Prozeß vor der römischen Instanz wird die jüdische Obrigkeit als treibende Kraft dargestellt, während Pilatus schwankt, ob er ein Urteil im Sinne der Ankläger fällen soll.

Wie haben die Christen eine Antwort auf die Frage gefunden, warum Gott den Tod seines Messias hinnehmen konnte? Im Alten Testament finden sie eine Antwort und entdecken die Konturen eines göttlichen Heilsplans. Das Gebet Jesu im Garten drückt aus, daß Jesus sein Leiden als Willen Gottes akzeptiert.

Vater, alles ist dir möglich. Laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht, was ich will, sondern was du willst geschehe. (Mk 14,36)
Zu den Emmausjüngern sagt der Begleiter, den die beiden dann als Jesus, den Auferstandenen erkennen: Ihr Unverständigen, wie schwer fällt es euch, an all das zu glauben, was die Propheten geweissagt haben. Mußte der Messias nicht dies alles leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen. (Lk 24,25-26) Neben dem Buch der Weisheit (2,12-22) finden sich im zweiten Teil des Jesajabuches Lieder von einem Gottesknecht. In dieser Gestalt sehen die ersten Christen das Leiden Jesu gedeutet. Das vierte Lied vom Gottesknecht wird im Karfreitagsgottesdienst gelesen. Einige Verse zeigen bereits, welche Deutungskraft das Lied für die ersten Christen, die ja Juden waren, haben mußte:
Viele haben sich über ihn entsetzt, denn er sah entstellt aus,
nicht wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.
Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, Könige müssen vor ihm verstummen.
Denn wovon ihnen kein Mensch je erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt …..

Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden,
ein Mann voller Schmerzen, mit der Krankheit vertraut.
Wie ein Mensch, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er bei uns verfemt und verachtet.
Aber er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich genommen.
Wir meinten, er sei vom Unheil getroffen, von Gott gebeugt und geschlagen.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden mißhandelt.
Weil die Strafe auf ihm lag, sind wir gerettet, durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir hatten uns alle verirrt wie die Schafe, jeder ging für sich seinen Weg.
Doch der Herr warf all unsere Sünden auf ihn.
Er wurde geplagt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf.
Wie ein Lamm, das man wegführt, um es zu schlachten,
und wie ein Schaf, das verstummt, wenn man es schert, so tat auch er seinen Mund nicht auf.

Durch Haft und Gericht kam er ums Leben, doch wen kümmerte sein Geschick?
Er wurde aus dem Land der Lebenden verstoßen und wegen der Verbrechen seines Volkes getötet.
Bei den Gottlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte,
obwohl er kein Unrecht getan hat, und aus seinem Mund kein unwahres Wort kam.
Doch der Herr fand Gefallen an seinem mißhandelten Knecht,
er rettete den, der sein Leben als Sühneopfer hingab…
Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er wieder das Licht und wird erfüllt von Erkenntnis …..
denn er gab sein Leben hin und wurde zu den Verbrechern gerechnet.
Er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.
(Jesaia 52,13-53, 12) Vgl. auch die anderen Gottesknechtlieder (Jesaia 42,1-9; 49,1-9; 50,4-9).

In seinem Leidensweg erweist sich Jesus nicht nur als der Gerechte. Die Evangelien sehen im Geschick Jesu Gottes Handeln. So wie Jesus seinen Weg gegangen ist, so handelt Gott. Markus führt den Hörer zu dieser Einsicht. Jesus wird nicht durch Machttaten, durch den Erweis von Überlegenheit als Sohn Gottes erkannt, sondern in seinem Tod: Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
"Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn." (Mk 15,39)

Entwicklung des Karfreitags

Der Gedächtnistag des Leidens und Sterbens Jesu war ein Tag der Trauer und, um das Mitleiden auszudrücken, ein Tag des Fastens. Dieses Fasten ist schon im 2. Jahrhundert bezeugt. Von daher kommt auch der Brauch, an jedem Freitag zu fasten und damit des Leidens Jesu zu gedenken. Anfangs wurde dieser Tag wohl ohne einen Gottesdienst begangen.

Liturgie

In Jerusalem entstand die Verehrung des Kreuzes, das 320 von der Kaiserin Helena wiedergefunden worden war. Im Westen entwickelte sich ein Gottesdienst mit Lesungen und Gebeten; die Verehrung des Kreuzes wurde schon früh an Orten gepflegt, die eine Reliquie des Kreuzes erhalten hatten. Bis heute wird am Karfreitag keine Messe zelebriert. Erst seit dem 7. Jahrhundert wurde eine Kommunionfeier an den Gebetsgottesdienst angeschlossen. Die Hostien werden bereits in der Gründonnerstags-messe konsekriert. Der Zeitpunkt des Karfreitagsgottesdienstes liegt seit dem Mittelalter am Nachmittag. Die Todesstunde Jesu ist nach den Berichten der Evangelien 15 Uhr. Der Karfreitagsgottesdienst hat in der katholischen Kirche eine eigenständige, sehr alte Liturgie, die ihn von anderen Gottesdiensten unterscheidet. Drei Teile bilden die Feier.

1. Wortgottesdienst

Im Mittelpunkt steht die Passion nach Johannes, der zwei Lesungen vorausgehen. Dieser Wortgottesdienst wird mit den "Großen Fürbitten" abgeschlossen, die ein hohes Alter haben.

2. Kreuzverehrung


Das seit dem 5. Fastensonntag vielerorts durch ein Tuch verhüllte Kreuz wird enthüllt. Dabei wird leitmotivisch der Vers gesungen: "Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt". Priester, Meßdiener und auch die Gläubigen nähern sich mit drei Kniebeugen dem Kreuz und küssen oder verehren es auf andere Weise.

3. Kommunionfeier


Es werden dann die bereits am Gründonnerstag konsekrierten Hostien vom Tabernakel zum Altar gebracht. Darauf folgt dann nur die Kommunionausteilung.
Nach dem Gottesdienst wird der Altar wieder abgeräumt.
Die Darstellung des Leidens Christi in Schauspielen geht auf das Mittelalter zurück. Heute wird die Passion gesungen, oft die von J.S. Bach vertonten. Einiges Brauchtum leitet sich vom Trauercharakter des Tages ab. Der Tag darf nicht durch Tanzen entweiht werden. Der Schmied darf weder Hammer noch Nägel gebrauchen, weil sie Leidenswerkzeuge Christi waren. Man soll am Karfreitag weder ein Tier töten, noch ein Tier schlagen.



© www.kath.de

Aus:
http://www.kath.de/Kirchenjahr/karfreitag.php

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