Evangelium nach Lukas 4,24-30.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Wilhelm von Saint-Thierry (um 1085 - 1148), Benediktiner, dann Zisterzienser
Die Gottesschau, 12
„In Israel gab es viele Witwen“
Meine elende Seele, Herr, ist nackt und starr vor Kälte. Sie sehnt sich nach deiner Liebe, die sie wärmt und lebendig macht… In der unendlich weiten Wüste meines Herzens lese ich nicht Holz auf wie die Witwe von Sarepta, sondern nur diese kärglichen Zweiglein hier. Ich will mir etwas zu essen machen mit der Handvoll Mehl und dem bisschen Öl im Krug, und dann heimgehen und sterben (1Kön 17,10f). Nein, Herr, ich werde nicht so schnell sterben, „ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des Herrn zu verkünden“ (Ps 117,17).
So halte ich mich still... und öffne meinen Mund zu dir hin, Herr, und harre auf eine Eingebung. Und manchmal, mein Herr, legst du mir etwas in den Mund meines Herzens; aber du willst nicht, dass ich weiß, was es ist. Ich weiß nur, dass es etwas sehr Köstliches, Süßes, Stärkendes ist, und ich suche weiter nichts. Aber wenn ich es empfange, erlaubst du mir nicht zu erkunden, was es ist... Wenn ich es empfange, möchte ich es festhalten, bei ihm verweilen, es genießen, aber da ist es schon wieder fort... Die Erfahrung lehrt mich verstehen, was du im Evangelium über den Geist sagst: „Man weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht“ (Joh 3,8)… Und ich entdecke in mir, dass er weht, nicht wenn ich will, sondern wenn er es will ...
Zu dir soll ich meine Augen erheben (vgl. Ps 123,1), zu dir, der „Quelle des Lebens“, um nur „in deinem Licht das Licht zu sehen“ (vgl. Ps 35,10)... Zu dir, Herr, zu dir erhebe ich meine Augen… Wie lange wirst du warten? Wie lange noch wird meine Seele sich hinter dir einherschleppen, elend, bang und erschöpft? Verbirg mich bitte, Herr, im Schweigen deines Antlitzes, weit weg von den Machenschaften der Menschen; beschirme mich im Schutz deines Angesichts vor dem Toben der Menschen (vgl. Ps 30,21).
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