Wissenswertes über die
Sakramentalien ( keine Sakramente )
Von Hw Pater Deneke von der Petrus-Bruderschaft
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Alle Lebensbereiche des Menschen durchdringt der in Seiner Kirche durch die Zeiten gehende Christus schützend und heiligend mit Seinem Segen.
Nicht nur die Menschen selbst, sondern auch die Schöpfung,
die ja der Nichtigkeit unterworfen ist, aber sehnsüchtig,
in Seufzen und Wehen auf die Vollendung harrt (vgl. Röm 8,18-23),
empfängt aus Seiner Fülle:
Durch die Vollmacht der Kirche werden auch Geschöpfe und vom Menschen
verfertigte Dinge aus dem Herrschaftsbereich des „Fürsten der Welt“
herausgenommen und einbezogen in die Verherrlichung Gottes.
Diese Ausdehnung des Heilswerkes in die verschiedenen Dimensionen des Menschen
und der Welt geschieht vor allem
durch die Sakramentalien.
Die Sakramentalien
finden sich im Alten Testament und im Wirken Jesu vorgezeichnet.
Bereits die alttestamentlichen Riten, Waschungen, Besprengungen und Segnungen
sind klare Vorbilder für unsere Sakramentalien.
Ähnliche Gebräuche im Heidentum zeigen übrigens,
daß solche Zeichenhandlungen, denen eine bestimmte Wirksamkeit zugeschrieben wird, offensichtlich zur leiblich-geistigen Natur des Menschen und zu seiner Eigenart
als religiöses Wesen gehören.
Es ist nicht erstaunlich, daß die Kirche auch von dort manche Elemente übernommen
und in den Dienst der wahren Gottesverehrung gestellt hat.
Wichtiger aber für das Verständnis der Sakramentalien
ist das Wirken Jesu Christi,
der neben der eigentlichen Heils- und Erlösungsgnade auch andere Wohltaten spendete:
Er heilte Kranke, segnete Kinder, trieb Teufel aus, segnete und vermehrte Speisen,
beruhigte den Seesturm, verhalf den Jüngern zu erfolgreichem Fischfang,
wusch ihnen die Füße u.v.a.m.
Bei der ersten Aussendung der Apostel verlieh Er ihnen Vollmacht über unreine Geister,
Krankheiten und jegliche Gebrechen (Mt 10,1).
Die Kirche setzt diese Sendung fort,
indem sie Menschen und Dinge, die uns dienlich sind,
segnet und gegen die Nachstellungen des Teufels schützt.
Sakramentalien sind Quasi-Sakramente,
die kraft der Fürbitte der Kirche wirken.
Sie sind nicht wie die Sakramente einzeln von Jesus Christus,
vielmehr von der Kirche eingesetzt.
Sie wirken auch nicht aus einer von Gott in sie selbst gelegten Wirksamkeit,
sondern bringen das,
was sie bezeichnen, auf die Fürbitte der Kirche hin hervor:
Segen im engen und weiteren Sinne,
aktuelle, helfende und stärkende Gnaden,
Schutz vor den Einflüssen des Bösen,
Weihe an Gott,
um von Ihm in Dienst genommen zu werden.
Spender der Sakramentalien ist eine dazu befugte Person
(je nach Grad der Handlung verschiedenen Ranges),
die sich an den vorliegenden kirchlichen Ritus zu halten hat.
Wie bei den Sakramenten kommt die Wirkung objektiv und unabhängig
von der Würdigkeit des Spenders zustande.
Jedoch bringen größere persönliche Frömmigkeit des Segnenden
und intensivere Bereitung des Empfängers ohne Zweifel
ein höheres Maß an Fruchtbarkeit mit sich.
Im Fall der Beschwörungen ist die Disposition des Exorzisten sogar
von höchster Bedeutung für den Erfolg.
Manche Sakramentalien bereiten auf die Sakramente vor
(so die der Taufe vorausgehenden Riten, die Niederen Weihen)
oder helfen, die Sakramentsgnade zu bewahren
(z.B. Weihwasser, das die in der Taufe geheiligte Seele von läßlichen Sünden reinigt).
Andere bewirken in Nachahmung der Sakramente von Weihe und Ehe eine Standesheiligung,
so z.B. die Jungfrauenweihe und Mönchsweihe.
Die Sakramentalien
unterteilen sich in
Konsekrationen, Benediktionen und Exorzismen.
Konsekration (Weihe):
Eine Person oder Sache wird durch Salbung unwiderruflich von Gott in Besitz und Dienst genommen;
sie erlangt dadurch eine Sakralität, die nicht mehr ins Profane gewendet werden darf
(z.B. Kirch- und Altarweihe, Kelchkonsekration…).
Konstitutive Segnung:
Sie ist eine Unterart der Weihe, bei der eine Person oder Sache ohne Salbung für den
(öffentlichen oder privaten) Gottesdienst bestimmt wird
und dadurch eine bleibende Sakralität empfängt
(z.B. Segnung von Weihwasser, Meßgewändern, Kreuzen, Devotionalien…).
Gewöhnliche Segnung (Benediktion):
Über eine Person oder Sache wird ein rituelles Gebet gesprochen,
damit sie unter Gottes Schutz stehe.
Wird die Segnung direkt über einen Gegenstand gesprochen,
dann gilt sie indirekt auch der Person, die diesen in Gebrauch nimmt
(z.B. Segnung von Personen, Häusern, Tieren, Speisen, Fahrzeugen…)
Beschwörung (Exorzismus):
Eine Person oder Sache soll durch ein rituelles Gebet
der Gewalt und dem Einfluß des Satans entzogen werden.
Manche Sakramente und Segnungen sind mit Exorzismen verbunden,
so die Taufe, die Wasserweihe, die Weihe von Benediktusmedaillen.
Der große Exorzismus über besessene Person darf nur
durch einen vom Bischof beauftragten Priester vollzogen werden.
Drei Anmerkungen für den Sprachgebrauch:
1) Die Einzahl von „Sakramentalien“ heißt (das) Sakramentale.
„Die Taufe ist ein Sakrament, Weihwasser ein Sakramentale.“
2) Obwohl eigentlich die Segenshandlung und der Gebrauch des gesegneten Gegenstandes
das Sakramentale bilden,
nennt man auch den konstitutiv gesegneten Gegenstand
selbst ein Sakramentale
(so z.B. Weihwasser, Bilder, Devotionalien).
3) In der deutschen Sprache benutzen wir auch für die
konstitutiven Segnungen den Ausdruck „Weihe“:
Rosenkränze, Kerzen, Medaillen werden geweiht,
Fahrzeuge, Häuser, Äcker und Speisen hingegen nur gesegnet.
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