Frohe Botschaft statt „Menschen Lehre“
Der Glaube an Christus
Im Römerbrief heißt es, „der Glaube kommt vom Hören, das Hören aber vom Wort Christi" (10,17). Das bedeutet im Kontext zunächst und vordergründig, daß Christus die Apostel ausgesandt hat, um seine Frohe Botschaft zu verkünden.
Aber trotz dieser äußeren Vermittlung geht es nicht nur um eine menschliche Mitteilung. Wenn auch der Glaube zunächst dem Boten gilt, der als glaubwürdig beurteilt wird, so fordert die Botschaft doch den Glauben an den, der in seinem Wort gegenwärtig ist und wirkt. Bei den Bewohnern von Sichem ist dies einfach zu verstehen:
sie glauben zunächst dem Zeugnis der Frau (Joh 4,39) - dann aber sagen sie ihr: „Jetzt glauben wir nicht mehr wegen deiner Rede; wir selbst haben nämlich gehört und wissen, daß dieser wahrhaft der Heiland der Welt ist" (Joh 4,42). Aber wie ist dies nach der Himmelfahrt des Herrn möglich?
Es heißt im Römerbrief, daß Christus eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht (dynamis) gemäß dem Geist der Heiligung aus der Auferstehung der Toten.
Durch ihn haben wir die Gnade und die Sendung erhalten im Hinblick auf den Gehorsam des Glaubens (1,4f; cf 1,16!). Wie im Deutschen steckt auch im Griechischen die Wurzel „hören" in „Gehorsam". Im Galaterbrief stoßen wir auf die Formulierung „das Gehör des Glaubens" (3,2.5). Schon im 1. Thessalonicherbrief hat der hl. Paulus erklärt, wie dieses besondere Ohr geöffnet wird: "Deshalb danken auch wir Gott ohne Unterlaß, weil ihr das Wort des Gehörs von uns annehmend von Gott empfangen habt, nicht als Wort von Menschen, sondern wie es der Wahrheit entspricht als Wort Gottes, der auch hineinwirkt (energeîtai) in euch, den Glaubenden" (2,13)." Mit den Worten „dynamis" und „energeia" wird eine Kraft der Gnade angesprochen, die den Menschen innerlich ergreift und überzeugt.
Das Verhältnis von der äußeren Vermittlung und ihrer menschlichen Glaubwürdigkeit und der Unmittelbarkeit des göttlichen Glaubens als Geschenk der Gnade können wir auch in der Perikope des ungläubigen, bzw. gläubigen Thomas betrachten (Joh 20,24-29). Dabei erhellt sich auch die Relation von „etwas glauben" und „jemandem glauben". Gegenüber dem Zeugnis der übrigen Apostel zeigt sich Thomas als ungläubig (ou mê pisteusô 20,25): sie bezeugen etwas, was sie gesehen haben, aber das will Thomas selbst verifizieren. So eine Skepsis kann berechtigten Vorwurf verdienen:
„Er warf ihnen ihren Unglauben und ihre Herzensverhärtung vor, weil sie denen nicht geglaubt hatten, die ihn als Auferstandenen gesehen hatten" (Mk 16,14). Dagegen zeigt der Herr in seiner Einladung an Thomas in Joh 20,27 Verständnis für das Bedürfnis nach persönlicher Verifizierung der Fakten, fordert aber zugleich gebieterisch: „Und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!". Doch dieser Glaube gilt jetzt nicht mehr dem Zeugnis der Apostel, sondern seiner Person, die sich ihm zugewandt hat.
Das Evangelium berichtet nun nicht, wie uns aus der christlichen Ikonographie geläufig ist, daß Thomas sich tatsächlich „handgreiflich" überzeugt hätte, sondern das spontane Bekenntnis „mein Herr und mein Gott!" (20,28). In der Aussage „weil du mich gesehen hast, glaubst du "(20,29) darf man die johanneische Ironie oder Doppeldeutigkeit vermuten, die in eine tiefere Ebene führen will.
Das äußere Sehen des Leibes ist nur ein vordergründiger Anlaß, das tiefere Sehen der zum Glauben einladenden Person das eigentliche Motiv. „Einen Menschen berührte er – und erkannte Gott. Er berührte das Fleisch, aber sein Blick erhob sich zum Wort; denn ‘das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt'" (Augustinus, Sermo 258,3). Wenn der Herr daraufhin jene selig preist, die nicht sehen und doch glauben, so ist damit kein blinder Glaube postuliert und angepriesen, sondern die Überzeugung, die sich allein der überzeugenden Kraft des göttlichen Wortes verdankt, die in denen wirkt, die aus der Wahrheit sind und seine Stimme hören (18,37).
Bevor wir diesen Aspekt weiter ausführen, sei bemerkt, daß selbst augenfällige Phänomene, die den sogenannten Naturwissenschaften unerklärlich sind, wie der Mantel des Juan Diego in Guadalupe oder das Leichtuch von Turin, den Glauben der Menschen nicht erzwingen, solange sie sich der Person nicht innerlich zuwenden, die dadurch zu ihnen sprechen will. Die Mitteilung als solche kann Gegenstand von Verifizieren und Wissen sein, aber als Glaubensbotschaft muß sie auf die sich mitteilende Person hin transparent werden. Menschliche Bezeugung und gnadenhafter Einblick sollten dabei ineinander übergehen, ohne einander zu bedingen (cf 1Joh 1,1-3).
Auszug aus:
http://www.kath-info.de/glauben.html
Liebe Grüße, Blasius