
Gott offenbart seinen ,,gnädigen Ratschluß"
Unfasslichkeit der göttlichen Natur
O Gott, du unzugänglich hohes Licht,
Was spricht von dir der Mensch, der Wurm im Staube.
Der Cherub sieht entwölkt dein Angesicht,
Und fasset ewig deine Fülle nicht;
Und sieh, es fasst sie hier der treue Glaube.
1. Unendliche Majestät, ewige, unwandelbare Urschönheit, Allmacht und Weisheit, in Ohnmacht versinkt mein Geist, wenn er den Blick zu dir erhebt, dich zu erkennen, seinen Schöpfer, um durch diese Erkenntnis zu deiner heiligen Liebe sich zu erwecken. Je tiefer er in diesen uferlosen Ozean eindringt, um so mehr erblindet er in deinem göttlichen Urlicht. Denn enge Grenzen sind der endlichen und beschränkten Fassungskraft des Menschen gezogen. Deine Glorie aber übersteigt unendlich die Fassungskraft aller erschaffenen Geister, und so wenig, ja unendlich weniger reicht eine erschaffene Fassungskraft an dein unzugängliches Licht, als ein Zwerg, der seine Hand ausstreckt, die Wolken des Himmels berührt.
2. Was also soll die sterbliche Zunge lallen von dir, o unerfassliche Majestät, da selbst die lichten Seraphim in der schleierlosen Anschauung ihr Antlitz mit ihren Flügeln bedecken, und in sprachlosem Erstaunen dich anbeten. Was immer der erhabenste menschliche Verstand von deiner unendlichen Fülle und Herrlichkeit auszusprechen sich erkühnt, ist, wie entzückend es auch im sterblichen Wort lauten mag, dennoch weit mehr von der Wirklichkeit entfernt, als ihr entsprechend. Ja auch, was die erhabensten Geister von deiner unerschaffenen Urschönheit und Majestät erfassen, sind nur wenige Tropfen, und gegen deine in alle Ewigkeit nie zu überschauende Fülle nicht zu vergleichen.
3. O ewig anzubetende Majestät! Selbst die Erkenntnis des glorreichsten Geistes, den deine göttliche Allmacht erschaffen kann, würde, übersteigt sie auch die Fassungskraft aller erschaffenen Wesen, dennoch als Nichts verschwinden, da auch das allerhöchste Geschöpf von Grenzen umschrieben, und, gegen deine unermessliche Fülle verglichen, weniger als der geringste Tropfen gegen das Weltmeer ist. Dies, Herr, mein Gott, ist das unzugängliche Licht, in dem du allein wohnst, der du allein dich vollkommen erkennst, allein deine ewige Glorie und Seligkeit bist. Preis und flammender Dank dir, der du die Augen der Vernunft und des Glaubens mir verliehen hast, durch die ich wenigstens im Spiegel und Rätsel dies schaue, denn entzückt dieser Schatten schon das Herz: wie unbeschreiblich wird sein Jubel in deiner glorreichen Anschauung sein. "Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit." (Offenbarung 5,13b)
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