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Der hl. Kirchenlehrer Thomas v. Aquin: Aus "Summa theologiae" ; Engellehre
Der hl. Kirchenlehrer Thomas v. Aquin: Aus "Summa theologiae" ; Engellehre
in Kirchenväter / Kirchenlehrer 11.11.2013 21:56von Aquila • 7.242 Beiträge
Der hl. Thomas v. Aquin ( gest. 1274 )
hat ein ganzes Kapitel in seiner
"summa theologiae" der Engellehre gewidmet.
In dieser unreisst er auch den Fall der rebellischen Engel.
Er behandelt Fragen wie jene nach der Chorzugehörigkeit des obersten gefallenen Engels
oder
und ob dieser oberste der gefallenen Engel die Ursache für die Sünde anderer Engel gewesen sei
oder
ob mehr Engel treu geblieben sind als gefallen sind....
Einige Auszüge:
-
[....]
Es heißt vom höchsten unter den sündigenden Engeln bei Ez 28,14:
,,Du warst ein fittichspannender, schirmender Cherub;
Ich habe dich gesetzt auf den heiligen Berg Gottes."
Nun ist aber der Chor der Cherubim unter dem Chor der Seraphim (Dionysius).
Also war der oberste unter den sündigenden Engeln nicht der oberste unter allen.
[....]
"Wenn jedoch der Beweggrund zur Sünde in Betracht gezogen wird,
so findet er sich stärker bei den höheren als bei den niederen Engeln.
[b]Denn die Sünde der bösen Geister war der Stolz ....
und dessen Beweggrund ist der Rang, welcher größer war bei den höheren.
Und darum sagt Gregor,
jener, der gesündigt hat, war der höchste unter allen.
Und das ist wahrscheinlicher.
Denn die Sünde des Engels ging nicht aus irgendeinem Hang hervor,
sondern allein aus dem freien Wahlvermögen.
Darum scheint der Gesichtspunkt,
welcher vom Beweggrund zur Sünde hergenommen wird,
mehr in Betracht gezogen werden zu müssen. —
Doch darf man deswegen einer anderen Meinung nicht vorgreifen, denn auch im obersten der niederen Engel konnte es einen Beweggrund zur Sünde geben.
[....]
Cherubim wird ausgedeutet als die Fülle des Wissens,
Seraphim als die Glühenden oder die Entzündenden.
Daraus erhellt,
dass die Cherubim
benannt werden vom Wissen, das mit der Todsünde zusammen sein kann,
die Seraphim
von der Glut der Minne, welche mit der Todsünde nicht zusammen sein kann.
Und darum wird der erste sündigende Engel nicht Seraph genannt,
sondern Cherub.
Die göttliche Absicht wird nicht vereitelt,
weder in denen, welche sündigen,
noch in denen, welche gerettet werden,
denn beider Ende erkennt Gott schon vorher und aus beiden hat Er Seinen Ruhm,
da Er die einen in Seiner Güte rettet, die anderen in Seiner Gerechtigkeit bestraft.
Das verstandhafte Geschöpf aber weicht, es sündigt, vom gesollten Ziel ab.
Und das ist nicht sinnwidrig bei irgendeinem erhabenen Geschöpf,
denn das verstandhafte Geschöpf ist von Gott so angelegt worden,
dass es in sein Wahlvermögen gestellt wurde, um eines Zieles willen zu handeln.
So groß auch die Neigung zum Guten gewesen sein mag im obersten Engel,
so hat sie ihm doch keine Nötigung auferlegt.
Darum war er imstande,
ihr in Kraft des freien Wahlvermögens nicht zu folgen.
Wenn die bösen Geister auch zugleich gesündigt haben,
so konnte doch die Sünde des einen für die anderen Ursache zum Sündigen sein.
Denn der Engel bedarf, um eine Wahl zu treffen,
um aufzufordern oder auch um einzuwilligen,
keiner Zeitspanne wie der Mensch, welcher des Nachdenkens bedarf
zur Wahl und zur Einwilligung und der mündlichen Rede zur Aufforderung,
was beides in der Zeit erfolgt.
Es ist aber offensichtlich, dass sogar der Mensch zugleich,
während er etwas schon im Herzen empfangen hat, in demselben Jetzt zu reden beginnt,
und im letzten Jetzt der Rede, in welchem jemand den Sinn des Redenden erfasst,
dem Gesagten zustimmen kann; wie das am meisten erhellt bei den ersten Erkenntnissen, ,,welche ein jeder billigt, sobald er sie hört" (Boethius).
Denkt man also die Zeit, die wir zum Sprechen und Überlegen brauchen, weg,
so ist es den anderen [Engeln] möglich gewesen,
in demselben Jetzt, in welchem der erste Engel sein Verlangen in verstehbarer Rede ausgedrückt hat, in dieses einzuwilligen.
Bei im übrigen gleichen Bedingungen will ein Stolzer eher einem Höheren untertan sein als einem Niedereren.
Wenn er aber eine Würde erlangt unter einem Niedereren,
welche er unter einem Höheren nicht erlangen kann, so zieht er es bei weitem vor,
dem Niedereren untertan zu sein als dem Höheren.
So war es also nicht gegen den Stolz der bösen Geister,
dass sie einem Niedereren untertan sein wollten und in seine Herrschaft einwilligten,
indem sie ihn hierzu als Fürsten und Führer haben wollten,
um aus natürlicher Kraft ihre letzte Seligkeit zu erreichen,
zumal da sie in der natürlichen Ordnung damals ohnehin dem höchsten Engel unterworfen waren.
Wie schon gesagt gibt es beim Engel keine Hemmung,
sondern in seiner ganzen Kraft strebt er auf das hin,
was das Ziel seines Strebens ist,
sei es gut oder schlecht.
Weil nun der
höchste Engel eine größere natürliche Kraft als die niederen besaß,
darum stürzte er mit stärkerer Wucht in die Sünde.
Und darum ist er auch der Bosheit nach der Ärgere geworden.
[....]
Mehr Engel sind treu geblieben, als gesündigt haben.
Denn die Sünde ist gegen die natürliche Neigung;
das aber, was gegen die Natur geschieht, ereignet sich in der Minderheit der Fälle,
denn die Natur erreicht ihre Wirkung entweder immer oder in der Mehrheit der Fälle.
Denen zufolge jedoch, nach welchen der oberste Teufel aus dem höchsten Chor war,
ist es wahrscheinlich,
dass aus jedem Chor einige gefallen sind,
wie auch in jeden Chor Menschen aufgenommen werden zur Ausfüllung der Lücken
unter den Engeln.
Darin wird auch die Freiheit des freien Wahlvermögens nachdrücklicher bestätigt,
das auf jedem Stufengrad der Geschöpfe sich zum Bösen wenden kann. —
In der HI. Schrift jedoch werden die Namen einiger Chöre,
z. B. der Seraphim und der Throne,
nicht den bösen Geistern zugeschrieben,
weil diese Namen genommen sind von
der Glut der Minne und von der Einwohnung Gottes,
welche mit Todsünde nicht zusammen sein können.
Es werden ihnen aber
die Namen der Cherubim, der Mächte und der Fürstentümer zugeschrieben,
weil diese Namen genommen vom Wissen und von der Macht,
welche Guten und Schlechten gemeinsam sein können.
[....]
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Siehe dazu bitte auch das Thema "Himmlische Hierarchie"
"Himmlische Hierarchie"
und
Wesen und Eigenschaften
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