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8. Dezember: Hochfest der Unbefleckten Empfängnis ( der ohne Erbsünde empfangenen) der allerseligsten Jungfrau Maria.
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Nachtrag zum Fest Mariä Empfängnis Die Unbefleckte Empfängnis Mariä durch Offenbarungen dargetan

in Hochfeste der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria Heute 08:30
von Blasius • 4.130 Beiträge



Die heilige Brigitta, so berühmt durch ihre zärtliche Verehrung für Maria und durch die Geheimnisse, die ihr vom Himmel mitgeteilt worden sind, erklärt in mehreren Büchern ihrer Offenbarungen, dass die Unbefleckte Empfängnis Mariä ihr sei geoffenbart worden, dass die heiligste Mutter Gottes ihr versichert habe, es sei eine Wahrheit, dass sie ohne Sünde empfangen worden sei.



Im Orden des heiligen Norbert gilt eine Überlieferung, die besagt, dass die heiligste Jungfrau ihm erschienen sei und ihn aufgefordert habe, zum Zeugnis für ihre Unbefleckte Empfängnis ein weißes Kleid zu tragen.



Die gottselige Johanna vom Kreuz, die heilige Hildegard, die heilige Elisabeth von Ungarn haben ähnliche Offenbarungen erhalten, wie man in ihren von gelehrten und frommen Männern verfassten Lebensgeschichten sehen kann.



Dem heiligen Alphons Rodriguez ist ebenfalls durch Offenbarung kund geworden, dass Maria Wohlgefallen finde an der Andacht, die er zu verrichten pflegte, und die darin bestand, dass er täglich das kleine Choramt ihrer Unbefleckten Empfängnis betete.



Der Verteidiger der Unbefleckten Empfängnis



Johann Duns, Mitglied des Ordens des heiligen Franziskus, hatte vor den Doktoren der Universität in Paris eine These über das Vorrecht der Unbefleckten Empfängnis Mariä zu verteidigen, weswegen er sie anflehte, ihm die erforderliche Geisteskraft zu schenken, um dieses glorreiche Vorrecht auf eine unumstößliche Weise geltend zu machen. Zu den Füßen eines Bildes der Gottesmutter hingestreckt, richtete er mit dem größten Vertrauen diese kurze Anrufung an sie: "Würdige mich, dich zu loben, heilige Jungfrau. Gib mir Stärke wider deine Feinde." Man erzählt, das Standbild der seligsten Jungfrau habe das Haupt geneigt, um ihm zu zeigen, wie wohl ihr seine Bitte gefalle und um ihm ihren Beistand zuzusichern.



Man wendete ihm zweihundert sehr schwere Einwände zu, allein er erwiderte sie mit solcher Klarheit und Schärfe, dass er zum Zeichen des Beifalls den Beinamen Viktor, der Siegreiche, erhielt. Es geschah in Folge der glänzenden Verteidigung dieser These zu Ehren Mariens, dass die Universität zu Paris fortan das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä zu feiern beschloss.



Einführung des Festes der Unbefleckten Empfängnis



Die Einführung des Festes der Unbefleckten Empfängnis reicht weit in die Geschichte der Kirche hinauf. Im Orient fand es schon im 5. Jahrhundert statt. Wir finden es in einer Sammlung am Tag des 9. Dezember, unter dem Namen Empfängnis der heiligen Anna. Der heilige Andreas von Kreta, der im 4. Jahrhundert lebte, erwähnt dieses Fest an diesem Tag ebenfalls. Der heilige Johannes von Damaskus weist im Jahr 721 im Martyrerkalender der Griechen, den er erstellte, auf das Fest der Empfängnis der seligsten Jungfrau hin, indem er beifügt, dass sie unbefleckt gewesen sei. Man ersieht auch aus einer Verordnung des Kaisers Emanuel (1150), dass das Fest in den morgenländischen Kirchen seit langem begangen wurde. Man findet auch in einigen alten Handschriften einige Aufsätze, die zu ihren Ehren von Kaiser Leo VI., zubenannt dem Weisen, verfasst waren, dessen Regierung mit dem Ende des neunten Jahrhunderts beginnt.



Der gelehrte und berühmte Vicomte von Walsh sagt uns in seiner Darstellung der christlichen Feste: "Wenn man alles, was über die Einführung des Festes der Unbefleckten Empfängnis berichtet worden ist, gelesen und studiert hat, gelangt man zu der Überzeugung, dass es im Orient seinen Ursprung hat." Es war dort im 11. Jahrhundert geboten.



Im Abendland wurde das Fest der Unbefleckten Empfängnis zuerst im Jahr 1160, in England vom heiligen Anselm, Erzbischof von Canterbury, bei Gelegenheit eines Wunders eingeführt, das von mehreren Schriftstellern gleichzeitig erzählt wird.



Andere behaupten, der Ursprung dieser Feier müsse der Kirche zu Neapel zuerkannt werden, die sie im 9. Jahrhundert begangen habe. Endlich versichern normannische Schriftsteller, dieses Fest habe in der Abtei Bec im reichen und fruchtbaren Neustrien, seinen Anfang genommen, und sei von da nach Rouen gekommen, wo wir es ganz freudig vom Volk gefeiert finden, wie man in einer alten Geschichte von den Altertümern Rouens sehen kann: "Schon zur Zeit der Einführung des Festes", heißt es darin, "gründete man einen Verein der angesehensten Personen der Stadt, die wieder jährlich aus ihrer Mitte einen Mann erwählten als Vorstand der Genossenschaft, der allen Rednern das Gerüst hält, die in allen Sprachen reden, und der denjenigen vortreffliche und wertvolle Preise gibt, die das Lob der Jungfrau Maria in Betreff der heiligen Empfängnis durch Hymnen, Oden, Sonette, Balladen, Königslieder am schönsten, getreuesten und besten singen."



Diese normannische Feier bestand noch im 17. Jahrhundert. Wir wissen, dass die berühmte Jakobina Paskal im Jahr 1639 dabei eine Partie Verse vortrug mit dem Titel: Die Unbefleckte Empfängnis, und dass sie damit den Preis davontrug. Ihre letzten Verse waren:



"Wie könnt ihr denken, dass die heil`ge Mutter,

Wär` sie ein Tempel der Unlauterkeit,

Zum Tempel Gottes wär` erhoben worden?"



Sieben Jahre zuvor hatte der große Corneille an diesem nämlichen Wettkampf sich beteiligt.



Auch die Kirche von Lyon, wo dieses Fest schon im Jahr 1145 eingeführt war, nimmt die Ehre für sich in Anspruch.



Im Jahr 1270 ließ Simon von Bust, Bischof zu Paris, zum ersten Mal in seiner Kirche das Officium von der Empfängnis feiern, das von seinem Vorgänger war gestiftet worden, der zu diesem Zweck dreihundert Pariser Franken hinterlassen hatte.



Aus allem diesem müssen wir schließen, dass das Fest der Unbefleckten Empfängnis bis in die ersten Jahrhunderte der Kirche hinaufreicht, und dass es im Abendland schon weit verbreitet war, als Papst Sixtus IV. durch seine Bulle vom 1. März 1476 alle Gläubigen aufforderte, aller Orte das Fest der Empfängnis Mariä zu begehen, die er ausdrücklich unbefleckt nannte, und zwar bei folgender Gelegenheit:



Im Anfang des Jahres 1476 verursachte ein plötzliches und außerordentliches starkes Schmelzen des Schnees zu Rom eine so furchtbare Überschwemmung, dass man, wie der Kardinal sich ausdrückt, die Wiederkehr der Sündflut zu schauen glaubte. Verwüstungen und ungeheure Verluste fanden statt, sowohl auf dem Land wie in der Stadt. Dies war jedoch nur das Vorspiel anderer Geißeln. Dem folgte die Pest, die in einigen Tagen diese ganz große Stadt zu einer erschreckenden Einöde machte.



Von dem Strom der Fliehenden mit fortgerissen, verließ der Papst selbst diese Stätte des Todes und der Verlassenheit. Um diese Geißel abzuwenden, führte er durch eine Bulle und reichliche Ablässe feierlich in der ganzen Kirche das Fest der Unbefleckten Empfängnis der seligsten Jungfrau ein.



Das Konzil zu Basel vom Jahr 1439, das zwar nicht als ein allgemeines betrachtet wird, zeigt uns gleichwohl, welches vor dem Erlass Sixtus IV. die Meinung der Kirche war. In seiner 36. Sitzung erklärte er förmlich, dass der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis ein Gott wohlgefälliger, und in Übereinstimmung sei mit dem Cultus der Kirche, dem katholischen Glauben, der gesunden Vernunft und der Heiligen Schrift; dass es niemand gestattet sei, das Gegenteil zu lehren oder zu predigen, und dass ihre Feier dem Gebrauch der römischen Kirche gemäß begangen werden solle, was das Dasein dieses Festes in vielen lateinischen Kirchen beweist.



Im 16. Jahrhundert führte Pius V. das Offizium von der Unbefleckten Empfängnis in das römische Brevier ein, und setzte das Fest auf den 8. Dezember fest. Paul V., Gregor XV. und Alexander VII. begünstigten die Feier dieses Festes durch Privilegien und Ablässe. Gregor XVI. fügte der Litanei zu Ehren der seligsten Jungfrau folgende Anrufung bei: "O Königin, ohne die Makel der Erbsünde empfangen, bitte für uns!" Endlich ist die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis in unseren Tagen einer der Grundbestandteile der katholischen Frömmigkeit geworden. Sie hat unter dem Segen Gottes aller Orte eine glänzende Aufnahme gefunden, und jedermann weiß, dass der Heilige Vater Pius IX. auf das Verlangen der Hirten und Gläubigen sich entschlossen hat, feierlich den Glauben der katholischen Welt zu Rate zu ziehen, und die Unbefleckte Empfängnis zum Glaubenssatz erhoben hat.




Der 8. Dezember 1854



Der Glaubenssatz von der Unbefleckten Empfängnis Mariä



Mit welcher Feierlichkeit die Lehre von der unbefleckten Jungfrau Maria zum Glaubenssatz erhoben worden ist, wird im Folgenden erzählt.



Das Fest zu Rom ist das Fest der ganzen Welt. An dessen Spitze steht das erhabene Oberhaupt der Kirche. Zweihundert Bischöfe, die von allen Enden der Welt, bis von den fernen Landstrichen Chinas, von den Wüsteneien von Amerika, von den entlegensten Inseln des Weltmeeres zusammen gekommen sind, bilden den Hof des Statthalters Jesu Christi, und umgeben ihn gleich einer strahlenreichen Krone. Zwei- oder dreihundert Prälaten, von jedem Rang, jedem Titel, jeder Tracht sind sein Ehrengeleit. Wie herrlich, diesen großartigen, unvergleichlichen Zug die große Treppe Konstantins herabsteigen zu sehen. Welche Mannigfaltigkeit, welcher Reichtum in den heiligen Gewändern. Sechs Kardinalbischöfe, siebenunddreißig Kardinalpriester, elf Kardinaldiakone, ein Patriarch vom Morgenland, zweiundvierzig Erzbischöfe, hundert Bischöfe von jedem Ritus, von jedem Land der Welt, schreiten in zwei majestätischen Reihen einher, im Chorrock und mit der Inful auf dem Haupt. Der Statthalter Jesu Christi folgt ihnen in allem Glanz seiner Pontifikal-Gewänder. Der Gesang der Litanei der Heiligen, der in der Sixtinischen Kapelle begonnen wird, wird durch den Königssaal, die Treppe Konstantins, das Peristyl und das große Schiff der Basilika fortgesetzt. Eine unzählige Menschenmenge drängt sich heran, um den Zug der Kirchenhirten zu schauen und den Segen ihres obersten Hirten zu erhalten, der voll Sammlung, betend und Freude auf den Lippen und in den Augen einherschreitet. Vor der Kapelle des allerheiligsten Sakramentes hält der Zug, und nachdem man der im Tabernakel verborgenen Gottheit seine Anbetung gezollt, schließt der Papst den Gesang der Litanei mit dem treffenden Gebet. Dann bewegt sich der Zug weiter gegen den Beichtaltar, der von kostbaren Papstkronen und Bischofsmützen, vom Kreuz und den Leuchtern, Reliquienkästchen, Blumen und Lichtern erglänzt. Er geht vor dem alten Standbild des ersten Papstes vorbei, desjenigen, der von Christus selbst die Oberleitung der Kirche empfangen, des Felsenmannes Petrus, des Fischers von Galiläa, der oberster Kirchenhirte, der Statthalter Jesu Christi, das Oberhaupt der allgemeinen Kirche geworden ist.



Wenn der Papst auf seinem Thron sitzt, die Bischöfe und Prälaten nach der Reihe, um ihm ihre Unterwürfigkeit zu bezeigen, und seinen geheiligten Fuß oder seine Hand zu küssen, an der der Hirtenring glänzt.



Der Gesang der dritten Stunde ist zu Ende, die Huldigung erstattet. Das heilige Opfer beginnt, und der Hohepriester des allgemeinen Gesetzes tritt an den Altar, um das anbetungswürdige Opfer darzubringen.



Das Evangelium ist in den beiden Sprachen gesungen worden. Es ist der mit solcher Ungeduld erwartete Augenblick, alle Augen sind auf den Thron des Papstes gerichtet. Eine feierliche Stille entsteht in der Versammlung. Alle Herzen erheben sich gen Himmel. Die gesamte Kirche entsendet fünf ihrer Hirten zum Thron des Statthalters Jesu Christi, um ihn zu bitten, endlich dem frommen Sinn des christlichen Volkes zu willfahren und zu bestimmen, dass das Fürwahrhalten der Unbefleckten Empfängnis Mariä ein Artikel der katholischen Glaubenslehre sei. Se. Excellenz, der Kardinaldekan des heiligen Kollegiums, von dem Patriarchen von Alexandria, dem griechischen Erzbischof, einem lateinischen Erzbischof und Bischof begleitet, hat den Auftrag, den Ausdruck des Verlangens der Kirche vor den päpstlichen Thron zu bringen und um ihre inständige Bitte vorzutragen. Der Statthalter Jesu Christi hört auf eine Bitte, die seinem Herzen ebenso angenehm als dem Verlangen seines eigenen frommen Sinnes entsprechend ist, und er erklärt, dass er noch einmal um die Erleuchtung des Heiligen Geistes bitten und den göttlichen Willen befragen will. Ohne seinen Thron zu verlassen, wirft er sich auf die Knie. Die gesamte Kirche wirft sich mit ihm nieder, und er stimmt das Veni Creator an, das von der Geistlichkeit und der ungeheuren Menge der Gläubigen weiter gesungen wird. In der weiträumigen Basilika steigt ein einstimmiges, glühendes Gebet von allen Lippen und ein allvermögendes Flehen zum Thron Gottes auf. Nach Beendigung des Hymnus erhebt sich der Statthalter Jesu Christi und singt das Gebet. Sodann beginnt er vor der gesamten katholischen Kirche, die durch vierundfünfzig Kardinäle, durch einen Patriarchen, durch zweiundvierzig Erzbischöfe, durch hundert Bischöfe, durch zweihundert oder dreihundert Prälaten niederen Ranges, durch mehrere Tausende von Priestern und Ordensherrn von jedem Ritus, aus allen Orden, jeder Tracht und wenigstens fünfzigtausend Gläubigen aller Stände, aus allen Ländern, vertreten ist, die Inful auf dem Haupt und in der Haltung des höchsten Kirchenlehrers, der gehalten ist, die religiösen Aussprüche und die Überlieferungen zu erklären und die Lehrsätze des Glaubens zu verkünden, die Verlesung des Beschlusses mit jener männlichen, wohllautenden, weichen und majestätischen Stimme, die seiner Rede einen unbeschreiblichen Reiz verleiht. Wie er nach der Anrufung der allerheiligsten Dreieinigkeit, der Apostel Petrus und Paulus zu der die Unbefleckte Empfängnis betreffende Stelle kommt, erweicht sich seine Stimme noch mehr, Tränen treten in seine Augen, und wie er die sakramentalen Worte: Wir bestimmen, beschließen und setzen fest, spricht, erstickt ihm das Wort unter seiner Gemütsbewegung, seinen Tränen und er sieht sich genötigt, inne zu halten und den Tränenstrom, der sich aus seinen Augen ergießt, zu trocknen. Gleichwohl sieht man, dass er eine letzte Anstrengung macht, um seine Bewegung zu unterdrücken, und er setzt die Verlesung mit jener festen und würdevollen Stimme fort, die dem Richter in Glaubenssachen geziemt. Das Herz tritt ihm auf die Lippen und man weiß nicht, ob er predigt oder liest, so lebendig, so gefühlvoll ist seine Stimme, und man fühlt, dass der Vater der Christenheit, der hingebungsvolle Sohn Mariens, der oberste Hirte der Kirche und der unfehlbare Richter auf dem Gebiet des Glaubens aus einem Mund sprechen, oder vielmehr, dass der göttliche Geist es ist, der durch seinen Mund spricht und mit dem Ausspruch des Lehrers der Wahrheit die Gefühle eines Maria zärtlich ergebenen Herzens verbindet. Seine Gemütsbewegung erhebt sich wieder, da er nach der Erklärung, dass der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis zu allen Zeiten der Glaube der katholischen Kirche gewesen, dass er folglich von allen ihren Kindern angenommen werden müsse, und nachdem er die Strafen festgesetzt, denen sich diejenigen aussetzen würden, die vermessen genug wären, diesen Glauben anzufechten, auf die Darstellung der Gnaden zurückkommt, die er selbst der heiligsten Gottesmutter zu verdanken bekennt, der Hoffnungen, die er im Betreff der Entfernung der Schäden der Gesellschaft und der Kirche auf ihre Fürsprache baut, und des Glückes, das er fühlt, die Ehre derjenigen erhöhen zu können, die er stets so sehr geliebt und von der alle Güter und Gaben des Himmels ausströmen.



Der Papst hatte kaum das Te Deum angestimmt, als es durch die ganze Basilika tönte, und es war ein unendlicher Hymnus gerührter Dankbarkeit, ein einziger, unbegrenzter, allgemeiner Hymnus an das glorreiche Vorrecht Mariens, ein glühendes, einstimmiges Gebet, das die Artillerie-Salven und das Geläut aller Glocken der Stadt zum Himmel trugen und vor dem Thron der unbefleckten Jungfrau niederlegten.



Es gibt aber in der katholischen Kirche kein schönes Fest, wenn nicht das Volk seine Hauptzierde ist. Wir haben von den Fürsten der Kirche, von allen Rangstufen der Geistlichkeit gesprochen. Wir haben die ganze heilige Hierarchie in Bereitwilligkeit und Liebe wetteifern gesehen. Allein welchen Anteil nahmen die Gläubigen, das Volk daran? Ihnen kommt es zu, ihm seinen wahren Charakter aufzudrücken. Sind die Herzen bewegt worden? Ist es wirklich eine volkstümliche, allgemeine Glaubensmeinung, die man zum Glaubenssatz erhebt, und sehnen sich die Kinder der Kirche so sehr wie man sagt danach, Maria den Titel unbefleckt in ihrer Empfängnis verleihen zu sehen? Ach! Die Antwort auf diese Frage ist gegeben, sie ist hier ganz lebendig. Seht jene Menge, die schon um sieben Uhr früh sich gegen die alte Basilika des Apostelfürsten bewegt, dessen weiten Schiffräume und sogar die sonst so menschenleeren Kapellen füllt, die sich drängt und jeden Augenblick größer wird. Da ist eine fortwährende Ebbe und Flut. Die weiten Eingänge der Basilika genügen diesen Tausenden von Gläubigen nicht mehr, die sich darauf stürzen und sie belagern. Dreißigtausend Personen sind nach der Aussage der Kundigsten in der Kirche beisammen, und die Menge, die von sieben Uhr früh bis ein Uhr nachmittags fortwährend ein- und ausströmt, beträgt wenigstens sechzigtausend Personen, die dem Fest beigewohnt haben. Und welche Sammlung in dieser Menschenmenge! Welcher Ausdruck der Zufriedenheit! Mit welchem Herzen sie betet! Wie die Kirchengebete sie anregen, rühren, und mit welcher Liebe, mit welchem Glauben sie diese Gebete der Anrufung und des Lobes singt! Und wie der übrige Teil der Bevölkerung die Kirchen der heiligen Stadt füllt, wie sehr sie bemüht ist, die Beleuchtung vorzubereiten, die die Nacht dieses schönen Tages in einen mit Sternen besäten Himmel verwandeln soll! Wie sie beim Schall der Glocken, die die Vollendung des großen Aktes verkünden, sich niederwirft und die Jungfrau ohne Makel grüßt! Wie viele heilige Gesänge sind in den Klöstern, in den Familien, in den Heiligtümern der Herzen an sie gerichtet worden!



Es kommt der Abend, und da bricht der Glaube, die Freude des Volkes glänzend hervor, und die ganze Stadt wird ein zu Ehren der Gottesmutter errichteter Tempel. Schon am Abend des vorangegangenen Tages begrüßten, ungeachtet des Regens und des stürmischen Himmels, Millionen Lichter die Morgenröte des kommenden Tages, am Abend des Festes aber ist die Stadt buchstäblich eine feurige Stadt. Kein Balkon, kein Fenster, keine Dachluke, die nicht ihre Lämpchen hätte. Die großen Verbindungsadern der Stadt, der Corso, die Papststraße, Ripetto sind Feuerströme, die öffentlichen Plätze, die Monumente und die Kirchen tragen feurige Gebäude. Das Kapitol funkelt und die Musikkorps begrüßen im Freien, im Namen des römischen Volkes, den Triumph der Himmelskönigin, die auch die Königin der Kirche und von Rom ist. Überall Transparente, Marienbilder, Inschriften zu ihren Ehren, überall die Worte: "Maria ohne Erbsünde empfangen." Eine zahllose Menschenmenge durchzieht die Stadt, die ganze Bevölkerung ist in den Straßen, auf den Plätzen, besonders bei St. Peter, dessen Kuppel ein strahlendes Diadem in die Lüfte hebt. Man möchte sagen, es habe eine besondere Vorsehung gewacht, um dieser Beleuchtung, deren Großartigkeit und Schönheit bekannt ist, einen ungewohnten Glanz zu geben. Eine schwarze Wolke, die einzige am Himmel, die gleichsam erschien, um an Regen, den Sturm des vorhergehenden Tages und der ganzen verflossenen Nacht zu erinnern, bildete hinter der Kuppel einen düsteren und schwarzen Hintergrund, auf dem sich jene Flammenkrone, die die ewige Stadt der Königin des Weltalls zur Huldigung brachte, wundersam hervorhob. O Nacht, schöner als der Tag! O Flammengezelte, entzündet, um das Fest unserer Mutter zu erhellen! O Königin des Himmels! Vermag die Erde dir eine schönere Krone zu bieten?



Dieser Art war das Fest vom 8. Dezember zu Rom, oder vielmehr war dieser Art ein Teil, vielleicht der schwächste Teil dieses unvergänglichen Festes. Übrigens ist dies nur der erste Tag, der Anfang der Feste. Schon am 10. zog eine andere Festlichkeit die ganze heilige Stadt nach St. Paul vor den Mauern. Daselbst sollte der Papst, von den zweihundert Bischöfen und der gesamten Geistlichkeit begleitet, die Basilika des Apostels der Heiden weihen, deren Einweihung somit in Verbindung stehen wird mit dem Triumph der Himmelskönigin. Und dieses zu Rom begonnene Fest wird sich durch den ganzen Erdkreis fortsetzen. Die Glocke von St. Peter wird die Glocken der ganzen Erde in Bewegung setzen, und bis in den öden Landstrichen der neuen Welt und in den entlegensten Gegenden der alten, wird das Wort des obersten Kirchenhirten wiederholt und mit Beifall aufgenommen werden. Überall wird die Unbefleckte Empfängnis verherrlicht werden.







Und Joachim der Gute

Sing mit fröhlichem Mute

Nach des Engels Worte

Zu der Goldenen Pforte.



Der Engel hatte unterdessen

Auch Annas Trauer nicht vergessen;

Dieselbe Botschaft ward ihr so.

Zur Goldenen Pforte kam sie froh,

Wo sie ihr trauter Mann empfing.

Von Gottes Huld es so erging,

Dass ein Kindelein rein und zart,

Maria, empfangen ward,

Gar ohne Makel, ohne Schuld

Und unbefleckt, durch Gottes Huld.



Maria, o du Klare,

Du lichter Morgenstern,

Du Reine, segenbare,

O leucht uns hin zum Herrn!

Von Sünde frei empfangen,

Vom Engelschor verehrt

Und von der Höllenschlangen,

Der falschen, unversehrt,

O Jungfrau keusch und rein,

Kein Lob auf dieser Erde

Kann deiner würdig sein!



(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen

neu erzählt, geordnet und gedichtet von

Richard von Kralik, 1902)


https://www.marianisches.de/marienfeste/...mpfängnis/

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