Die Juden von Trient, eine durch die allgemeine Kirchenversammlung berühmte Stadt, kamen am Dienstag der Karwoche des Jahres 1475 in ihrer Synagoge zusammen, um die Vorbereitungen für das auf den nächstfolgenden Donnerstag fallende Osterfest zu treffen: sie nahmen sich vor, ihrem Hass gegen Jesus Christus und dessen Jünger, des anderen Tages ihrer Feier ein Christenkind zu opfern. Ein Arzt aus ihnen nahm es auf sich, das Opfer zu liefern. Zur Ausführung seines grauenhaften Vorhabens wählte er den Abend des Mittwochs, wo die Christen in der Mette waren. Als er an der Tür eines Hauses ein Kind allein erblickte, mit Namen Simon, das etwa 2 Jahre alt war, lockte er es durch tückische Schmeicheleien an, und führte es mit sich fort.
Donnerstag abends versammelten sich die Häupter der Juden in einem an die Synagoge stoßenden Zimmer, und begannen um Mitternacht die schauderhafte Handlung. Mit einem Schnupftuch verstopften sie den Mund des Kindes, machten mehrere Schnitte in seinen Leib und fingen das Blut, das von allen Seiten herabrann, in ein Becken auf: die einen hielten seine Füße, die anderen seine Arme, die sie kreuzweise übereinanderlegten. Sodann stellte man es gerade auf seine Füße, obgleich es beinahe ohne Lebenszeichen war. Zwei Ungeheuer der Rotte hielten es aufrecht, während die andern mit Ahlen und Pfriemen die verschiedenen Teile seines Körpers durchstachen. Als das Kind seinen Geist aufgegeben hatte, begannen sie sämtlich um es her zu singen: „So haben wir`s mit Jesus, dem Christengott, gemacht; möchten alle unsere Feinde also auf ewig zu Schanden werden.“
Die Juden, um den Nachforschungen der Behörde zu entgehen, verbargen des Kindes Leiche auf einen Heuspeicher, dann in den Keller, und warfen sie endlich in den Bach: Gott aber ließ zu, dass ein so grauenhafter Frevel entdeckt wurde. Man überführte die Verbrecher ihrer Tat und sie wurden zum Tod verurteilt. Die Synagoge wurde niedergerissen, und eine Kapelle aufgeführt an dem Platz, wo das Kind gemartert worden war. Gott verherrlichte durch mehrere Wunder das unschuldige Opfer. Die Reliquien des heiligen Simon befinden sich in der Peterskirche zu Trient. Sein Name steht im römischen Märtyrerbuch.
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