Entnommen aus dem Buch
"Jenseits der Klischees 36 Katholische Antworten", von Hw Ulrich Filler
Gute Menschen - gute Christen
Klischee:
9. ,,Es ist besser, ein guter Mensch zu sein, als nur die Gebote der Kirche einzuhalten."
Antwort:
Eine solche Aussage stammt natürlich von jemand, der sich für einen "guten Menschen" hält und es mit den Geboten der Kirche nicht so genau nimmt. Doch was ist ein guter Mensch? Nach der spießbürgerlichen Definition ist ein guter Mensch jemand, der nichts Böses tut. Der niemanden umbringt, keine Banken ausraubt und keine alten, hilflosen Rentner um ihr Erspartes bringt. Oder positiv ausgedrückt: Jemand, der sich um seine Familie kümmert, dem Nachbarn den Rasenmäher ausleiht, im Kegelverein ehrenamtlich den Kassenwart macht und für das Pfarrfest einen Kuchen spendiert. Ein sympathischer, angenehmer, hilfsbereiter Zeitgenosse.
Für den Christen reicht das alles nicht aus. Der Christ kann sich nicht vorstellen, ,,gut" zu sein ohne Gott, der ja das Gute selbst ist. Oder konkreter: Ich kann nicht ein "guter Mensch" werden, ohne dass mein ,,Gutsein" auf Gott ausgerichtet ist und von ihm erst seinen Sinn bekommt. Deshalb kann ich nicht ,,gut" sein, ohne die Gebote der Kirche zu be folgen.
Die Gebote der Kirche haben nämlich - wie alle an deren Gebote auch nur den einen Sinn: uns eine Hilfe zu sein auf unserem Weg der Nachfolge Christi, eine Hilfe zu sein bei dem lebenslangen Versuch, ein "guter Mensch" zu werden. Und das heißt eben immer auch: ein heiliger Mensch zu werden. Wir sind nicht dazu berufen, uns im bürgerlichen Leben bequem einzurichten - wir sollen Heilige werden! Christus will nicht, dass wir nur "gute Menschen" im Sinne von ,,anständig" oder „sympathisch" sind, er will, dass wir Heilige werden. Gott will nicht, dass wir nur zufrieden sind - er will uns das vollkommene Glück schenken. Wir sollen nicht nur" hilfsbereite, freundliche, anständige, kuchenbackende Rasenmäherverleiher sein - das alles auch! - wir sind zu viel, viel mehr berufen: Heilige, Könige, Priester und Propheten in Christus, Herrscher im Gottesreich sollen wir sein! Kämpfer für Christus! Menschen, die brennen vom Feuer der Liebe! Geschöpfe, denen eine unantastbare Würde eigen ist, Geschöpfe, die zum vollkommenen Glück, zur totalen Erfüllung, zur ewigen Glückseligkeit berufen sind, zu dem, "was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen be reitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9). Das ist unser Ziel - das und nicht weniger!