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5. März Der heilige Gerasimus Abt und Einsiedler
in Unsere Fürsprecher 05.03.2020 07:41von Blasius • 3.923 Beiträge
BILD: Russische Ikone
Gerasimus, in Lycien (in Kleinasien) geboren, widmete sich schon in früher Jugend dem Einsiedler-Leben, um den Gefahren der Welt zu entgehen. Hierauf besuchte er einige Klöster in der Thebais in Ägypten und begab sich dann in das gelobte Land (nämlich Palästina), wo er nahe bei Jericho an dem Fluss Jordan eine große Laura, d. h. ein großes Einsiedler-Kloster für 70 Mönche erbaute. In diesem führte er einen so tugendhaften und heiligen Lebenswandel, daß er einstimmig zum Abt erwählt wurde. Diesem Amt, welches er ungern auf sich genommen, stand er zum großen Nutzen und zur allgemeinen Zufriedenheit der ganzen Ordensgemeinde lange Jahre vor. Er diente allen seinen Untergebenen zum Vorbild in allen Tugenden und zog sie noch mehr durch sein Beispiel, als durch seine heilsamen Lehren zur Nachfolge Jesu. Er war aber im Fasten so strenge, daß er die ganze vierzigtägige Fasten ohne die geringste leibliche Nahrung zubrachte und nur mit dem Empfang des heiligsten Altarssakramentes als der Speise der Engel sein Leben erhielt. Er genoß mit seinen Mönchen die ganze Woche nur Brot und Wasser und einige Früchte. Am Sonntag allein wurden gekochte Speisen verabreicht.
Merkwürdig ist, was seine Lebensgeschichte als sichere Begebenheit erzählt. Es ging der Heilige einst an dem Ufer des Flusses Jordan in Betrachtung göttlicher Geheimnisse auf und ab. Da kam ihm ein Löwe entgegen, der auf drei Füßen daher hinkte und sehr erbärmlich brüllte. Das Tier hatte sich einen spitzen Dorn eingetreten. Weil ihm der Fuß davon anschwoll, und sich an dem verletzten Teile desselben viel Eiter sammelte, so verursachte dies dem Löwen große Schmerzen. Als der heilige Abt nahe bei dem Löwen war, so hob dieser seinen Fuß in die Höhe, als wollte er ihn dem heiligen Manne zeigen und Hilfe von ihm begehren. Der Heilige setzte sich nieder, nahm den Fuß in die Hand, zog den Dorn mit aller Behutsamkeit heraus, drückte das Eiter aus der Wunde und reinigte dieselbe so viel wie möglich. Hierauf wickelte er um den Fuß ein Tuch und sprach zu dem Löwen, er solle nun im Namen Gottes weiter gehen. Allein der Löwe wollte seinen Wohltäter nicht mehr verlassen, sondern folgte demselben, wo er nur immer hinging, wie ein Hündlein nach. Der heilige Abt, welcher dies als eine Schickung Gottes, der uns die Dankbarkeit gegen ihn als unsern größten Wohltäter lehren wollte, ansah, führte den Löwen mit sich in das Kloster und ernährte ihn. Nach einiger Zeit ereignete sich etwas Seltsames mit diesem Tiere. Im Kloster war ein Esel, welcher täglich das Wasser aus dem Flusse Jordan in das Kloster tragen musste. Gerasimus hatte seinen Löwen abgerichtet, den Esel auf die Weide zu führen und dort zu hüten. Ein Kameltreiber aus Arabien traf den Esel auf der Weide ziemlich entfernt von dem Löwen an und entführte ihn heimlich, ohne daß der Löwe es bemerkte. Da nun dieser abends allein in das Kloster kam, glaubte der heilige Abt, der Löwe hätte des Esel zerrissen und aufgezehrt; deshalb befahl er ihm, in Zukunft anstatt des Esels das Wasser aus dem Flusse Jordan herbei zu tragen. Der Löwe gehorchte willig; ein Knecht ging alltäglich mit ihm zum Jordan, schöpfte das Wasser in Geschirr und lud selbe dem Löwen auf, und dieser trug sie ganz geduldig zum Kloster. Eines Tages, als jener diebische Kameltreiber einige Kamele und Esel mit Getreide beladen am Kloster vorbei nach Jerusalem führte, sah der Löwe unter denselben den Esel, der ihm gestohlen worden war. Er eilte sogleich hin, packte den Esel bei dem Zaume und führte ihn zu dem heiligen Abt, der daraus die Unschuld des Löwen erkannte und ihn von der auferlegten Arbeit befreite.
Da starb der heilige Abt. Der Löwe aber war zur Zeit seines Hinscheidens nicht im Kloster. Als er nun heimkam, suchte er seinen Wohltäter und Ernährer überall auf; und da er ihn nirgends finden konnte, fing er auf das kläglichste zu heulen an. Die Kloster-Geistlichen legten ihm seine gewöhnliche Nahrung vor; er rührte aber solche nicht an, sondern fuhr fort, zu suchen und zu heulen. Endlich sagte ihm einer von den Mönchen: „Komm mit mir, ich will dir zeigen, wo unser lieber Vater begraben liegt.“ Der Löwe folgte dem Geistlichen; und als dieser an das Grab kam, nieder kniete, und für den Verstorbenen betete, sprach er zu dem Tiere: „Sieh, da liegt unser heiliger Abt, der dich bisher ernährte.“ Der Löwe, als wenn er alles deutlich verstanden hätte, warf sich nieder auf das Grab und wurde dann auf demselben tot aufgefunden.
Derjenige, der diese Begebenheit erzählt, erfuhr solche aus dem Munde der Mönche des Klosters selbst und setzt hinzu, Gott habe alles dieses, was wir erwähnt, sowohl zur Ehre seines getreuen Dieners Gerasimus, als zu unserer Belehrung geschehen lassen. Das Beispiel des Löwen soll uns nämlich lehren, wie auch wir durch Befolgung der Lehre Jesu unsere schuldige Dankbarkeit gegen ihn, als unsern größten Wohltäter, bezeigen sollen. Daher pflegte auch Gerasimus zu seinen Mitbrüdern zu sagen: Ein so wildes Tier zeigt sich dankbar für eine einzige, so geringe Wohltat: warum soll der Mensch bei der Betrachtung unzähliger und so großer Wohltaten Gottes sich nicht dankbar zeigen? Der heilige Gerasimus starb am 5.März um das Jahr 475. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 163 – S. 164
Liebe Grüße, Blasius
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