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RE: Fastenzeit - Begrifferklärung
in Wort- und Begrifferklärungen 10.03.2024 19:03von Blasius • 3.929 Beiträge
Zum 4. Fastensonntag
Annecy, 20. März 1594 (Fragment) (OEA VII,153-156; DASal 9,50-52)
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn anbeten im Geist und in der Wahrheit (Joh 4,24).
Nachdem Elija Rache an den Propheten Baals am Bach Kischon genommen und das große Gemetzel gemacht hat, wie es (1 Kön 18,40) heißt, sagte er Ahab einen großen Regen voraus. Er befahl seinem jungen Diener, vom Berge Karmel siebenmal gegen das Meer auszuschauen. Beim siebenten Mal sah er eine Wolke kommen, klein wie die Fußspur eines Mannes, und kurz darauf kam eine regenschwere Wolke, ein Wind und ein großer Regen (18,41.45). Wenn ihr die sieben Worte betrachten wollt, die Unser Herr zur Samariterin gesagt hat, werdet ihr in ihnen eine kleine Wolke erkennen, schwer von heiliger Buße. Sie wird dann größer und läßt eine große Schar von Samaritern kommen (Joh 4,30). Ihr seid schon beim fünften Wort, da Unser Herr die Samariterin ihre Sünde bekennen läßt.
Ich glaube, ihr kennt die Geschichte der Auferweckung des Kindes der frommen Schunemitin durch Elischa. Wie es (2 Kön 4,8-35) heißt, wohnte Elischa bei ihr. Als Gegenleistung erbat er ihr ein Kind, aber es starb jung. Sie wandte sich an den Propheten auf dem Berg Karmel, damit er ihrem Kind das Leben erwirke. Elischa kam selbst zur Schunemitin, schloß die Tür hinter sich und dem Knaben, betete zu Gott und legte sich zweimal über den kleinen Knaben; schließlich gähnte das kleine Geschöpf siebenmal, öffnete die Augen und erwachte zum Leben. So paßt sich Unser Herr dermaßen der Samariterin an, als er allein mit ihr ist, daß sie siebenmal gähnte und vom Tod der Sünde zum Leben der Gnade erstand; das sind die sieben Worte, die sie sprach; wir waren beim fünften: Du bist ein Prophet. Ihr müßt euch aber an zwei Dinge erinnern, die ich am Freitag sagte: 1. daß die Umstände die Samariterin Unseren Herrn als Propheten erkennen ließen; 2. daß die Juden die Samariter als Häretiker und Heiden ansahen; ich will mich aber bei den Gründen nicht aufhalten.
Der Ursprung der Samariter ist folgender: Nach der Teilung des Reiches Israel durch Jerobeam (1 Kön 12), die der Schilonite Ahija (1 Kön 11,31) vorhergesagt hatte (es wäre zu lang, sie zu schildern), fürchtete Jerobeam, daß die zehn Stämme seiner Untertanen wieder Liebe zu ihrem ursprünglichen König Rehabeam faßten, wenn sie den Tempel und die ordentliche Nachfolge der Priester in Jerusalem anerkannten. Deshalb errichtete er einen Tempel falscher Götter in Samaria und machte Leute aus dem niedrigen Volk zu Priestern, die nicht in der legitimen Nachfolge Levis waren (1 Kön 12,27-31). Von dieser Spaltung kam nur Unheil nach Israel. Unter Hosea führte schließlich Salmanassar von Syrien alle diese Schismatiker in Gefangenschaft, wie es der Türke mit unseren Schismatikern gemacht hat. Um einer Rebellion vorzubeugen, ließ er sie nach Assyrien ziehen und setzte an ihre Stelle Skythen und Babylonier; das waren böse Leute. Gott sandte Löwen; zur Abhilfe sandte man ihnen einen Priester von den Gefangenen, der sie das Gesetz Gottes lehren sollte. Diese Leute konnten sich aber nicht entschließen, ihren Götzendienst aufzugeben, folglich beteten sie Gott an und verehrten ihn und die falschen Götter (2 Kön 17). Nun darf man annehmen, daß nicht alle abfielen, sondern einige von ihnen aushielten, andere zurückkehrten; so waren die Samariter. Dann kommt ein Betrüger, ein Abtrünniger, der ihnen verschiedene Irrlehren in den Kopf setzt.
Unter dieser Voraussetzung haßten nun die Juden die Samariter, 1. weil sie ihre Besitzungen innehatten, denn Samaria gehörte den Hebräern; 2. weil sie zum Volk der Assyrer gehörten, die die Juden sehr gequält hatten; 3. weil bei ihnen das Heidentum neben der wahren Religion herrschte und jeder sich verhielt, wie es ihm gefiel. 4. Die Samariter hinderten die Juden, die zur Zeit des Artaxeres aus der Gefangenschaft zurückkehrten, die Stadt und den Tempel wieder aufzubauen (Esra, Kap. 4 u. 5). 5. Sie waren unentschiedene Leute, sagt Josephus (XII,7). 6. Weil sie ihnen Ärgernis gaben und ihre Übeltäter zurückhielten, sagt Josephus (XI,8); 7. vor allem aber, weil sie Schismatiker waren und einen Gegenaltar errichtet hatten, indem sie einen Tempel auf dem Berg Garizim bauten und Priester außerhalb der ordentlichen Nachfolge einsetzten. Darüber kam es zum Streit vor dem König von Ägypten, der den Hebräern rechtgab (Josephus XI,XIII); und weil sie nur die fünf Bücher Mose, den Pentateuch, annahmen, die übrigen verspotteten. Das war die hauptsächliche Streitfrage.
In unserem Fall hatte der Herr die Samariterin ihre Sünde bekennen lassen und sie ihr enthüllt; dadurch erkannte sie, daß er ein Prophet sei: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist. Weil es ihr aber mißfiel, bei diesem Gespräch zu bleiben, lenkte sie es auf eine Streitfrage der Religion. Das ist ja bei den falschen Religionen das Gewöhnliche, die Streitgespräche sehr zu fördern, an denen sich das Volk ebenso beteiligen kann wie die anderen. So wird also diese Frau zur Theologin, will ihr Heil suchen und sagt: Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet; ihr sagt, Jerusalem ist der Ort, an dem man anbeten muß. Jakob hat auf diesem Berg angebetet, als er aus Mesopotamien zurückkehrte (Gen 33,18-20); ebenso Abraham (Gen 12,7). Wenn also unsere Väter hier angebetet haben, warum sagt ihr ...
Ihr müßt aber wissen, daß anbeten hier für opfern steht. Was die persönliche Anbetung betrifft, kann sie überall geschehen; nicht aber das Opfern, außer am Ort, den der Herr erwählt hat (Dtn 12,5f). Das war die Frage, die zwischen den Juden und den Samaritern stand, die diese Frau aufwirft. Und ich glaube eine Frau in Genf sagen zu hören: Warum eßt ihr kein Fleisch? Die Apostel haben doch davon gegessen. – – –
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RE: Fastenzeit - Begrifferklärung
in Wort- und Begrifferklärungen 11.03.2024 12:14von Blasius • 3.929 Beiträge
Am Montag der 4. Fastenwoche
(Entwurf) Grenoble, 12. März 1618 (OEA VIII,360-363; DASal 9,187-189)
5. Predigt: Über die helfende Gnade.
5. Diese zuvorkommende Gnade wird in der Heiligen Schrift mit vielen Namen bezeichnet. So wird sie Anziehung genannt: Ziehe mich an dich (Hld 1,3); Berufung: Viele sind berufen (Mt 20,16; 22,14); Stimme: Die Stimme meines Vielgeliebten (Hld 2,8); Zuvorkommen: Sein Erbarmen kommt mir zuvor (Ps 59,11); Erleuchtung: Erhebe dich, der du schläfst, und Christus wird dich erleuchten (Eph 5,14); und so in vielfacher Weise. Anklopfen: Ich stehe an der Tür und klopfe an (Offb 3, 20).
Drei Bezeichnungen beziehen sich jedoch im besonderen auf unseren Gegenstand. 1. Die Gnade wird ein Pfeil genannt. Ps 45,5f: In deiner Würde und Schönheit; für Wahrheit und Milde ...; deine Pfeile sind scharf. Jes 49,1f: Vom Mutterleib an hat der Herr mich gerufen; vom Schoß meiner Mutter an hat er meines Namens gedacht. Adamus wendet diese Stelle auf Christus an; er sagt: Er hat meinen Mund einem scharfen Schwert gleich gemacht und hat mich wie einen erlesenen Pfeil gemacht; in seinem Körper verbarg er mich (Jes 49,2). Gott hat Christus verborgen, doch in welchem Körper? In der Brust des Vaters, im Schoß des Vaters. Welchen Pfeil? Christus selbst, da er in das Herz eindringt durch die Liebe.
Warum aber wird die zuvorkommende Gnade ein Pfeil genannt? 1. weil sie jene durchbohrt, die nicht daran denken. Wie es im umgekehrten Sinn die Bösen machen. Ps 11,1f: Ich vertraue auf den Herrn, denn siehe, die Sünder spannen den Bogen, sie halten ihre Pfeile im Köcher bereit, um sie im Dunkeln auf jene abzuschießen, die aufrichtigen Herzens sind. – 2. Von ferne, weil sich die Sünder entfernt haben. Schöner Vergleich von der Liebe, die einen trifft, und jenen, die die Hirsche von Candia jagen. Siehe die Predigt zum Aschermittwoch (Nr.A 78).
2. Sie wird Einsprechung genannt. Gen 2,7: Er hauchte in sein Angesicht den Odem des Lebens. Der Sünder ist ja tot; er wird lebendig durch die zuvorkommende Gnade.
3. Sie wird Einladung genannt, Aufforderung, damit die freie Entscheidung sichtbar wird. Es ist ja wunderbar, auf wieviele Weisen und auf welchen Wegen er die Herzen verwundet und durchbohrt. Maria von Ägypten sah ein Bild der seligsten Jungfrau, und dieses traf sie wie eine stumme Predigt. Gregor von Nazianz berichtet von einer schamlosen Frau, die dem Laster nachging; als sie ein Bild Polemons, eines sehr eingezogenen Mannes, sah, bekehrte sie sich und floh. Ebenso Gregor von Nyssa, als er eine Darstellung der Geschichte Abrahams sah; der selige Pachomius durch das Beispiel der Nächstenliebe; Augustinus beim Lesen der Stelle Röm 13,13: Nicht in Wollust ...; Pelagia, deren Name Perle bedeutet, auf das Wort des Nonnus. Manche bekehrten sich auf die Worte (Jes 14,11) hin: Unter dich wird Gewürm gebreitet und Würmer werden deine Decke sein. Ein anderer, als er das Wort (Apg 7,55) hörte: Er sah den Himmel offen. Daher werden die Einsprechungen Pfeile genannt, weil sie Leiden verursachen. Franz Borgia, als er die tote Kaiserin sah, etc. Die gewöhnliche Weise ist aber das Wort Gottes.
Durch diese zuvorkommende Gnade wird also unser Wille ange- regt. Sie läßt uns das Gute wollen und vollbringen (Röm 7,18); sie wirkt in uns das Wollen (Phil 2,13). Denn noch brauchen wir die helfende Gnade. Denn sich im allgemeinen bekehren wollen, ist schon etwas Großes; sich schnell bekehren wollen, etwas Größeres; sich jetzt bekehren wollen, das Größte. Doch meist mißfällt, was im allgemeinen gefällt, wenn man es im einzelnen tun soll. Seht (Tob, Kap. 8-10), wie es Raguel hinauszögert, Tobias zurückzuschicken; und Hanna. So halten auch Betuel und Laban Rebekka zurück (Gen 24,55). Dazu kommt die Schwierigkeit der Bekehrung. Mt 26,75: Er ging hinaus und weinte. Alles aufgeben. Gen 21,10: Schicke den Knaben und seine Mutter fort. Joh 11,44: Lazarus kommt aus dem Grab, an Händen und Füßen mit Binden gebunden. 1 Kön 17,21: Elija streckte sich dreimal über den Knaben aus. 2 Kön 4,35: Der Knabe gähnte siebenmal. So Paulus (Apg 9).
1. Hinausgehen, um nachzusinnen (Gen 24,63), um sich zur Reue anzuregen; 2. weinen, aus Reue; 3. bekennen: Petrus brauchte allerdings nicht zu bekennen, weil er sich vor den Augen des Hohepriesters befand.
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RE: Fastenzeit - Begrifferklärung
in Wort- und Begrifferklärungen 12.03.2024 19:27von Blasius • 3.929 Beiträge
Zum Mittwoch der 4. Fastenwoche
(Entwurf) Chambéry, 2. April 1612 (OEA VIII,59-95; DASal 9,151-154)
Ijob (26,13) antwortet dem Schuachiten Bildad auf die Frage nach der Allmacht und Vorsehung Gottes; er lobt unter anderem Gott vor allem, weil sein Geist den Himmel geschmückt hat und aus seiner Schöpferhand die Ringelnatter hervorging. Davon gibt es drei sehr bekannte Auslegungen.
Die erste: Gott sorgt nicht nur für das Große, wie die Zierden des Himmels, d. h. die Ordnung der Sphären, der verschiedenen Bahnen und Bewegungen, der Anordnung der Sterne und der Planeten usw. Er ist vielmehr auch um das Geringste besorgt, wie die Entstehung der Schlange und Natter, das niedrigste und im Wert geringste aller Lebewesen, die von selbst und nicht zufällig entstehen. Er schmückt in der Tat den Himmel durch seinen Geist, da er einmal gesprochen hat, und die Welt wurde für immer geschaffen und es gibt in ihr weder Änderung noch Wechsel der Entstehung und Hervorbringung.
Habt ihr nie gesehen, wie die Glasbläser die Gläser machen? Sie nehmen die Masse mit dem Ende eines hohlen Stabes auf, dann blasen sie hinein und das Glas entsteht, so daß es seine Form nicht mehr ändert. Daher wird (Offb 4,6) der Himmel gläsernes Meer genannt; deutlicher 21,18: Die Stadt selbst ist reines Gold und gleich reinem Glas. 21,21: Der Platz der Stadt ist reines Gold, durchscheinend wie Glas.
Der Himmel wurde durch das bloße Wort Gottes geschaffen (Ps 33,6.9). Auf Anregung des Geistes hat er aus nichts den Himmel geschmückt; er hauchte, und die Sonne entstand, der Mond, die Sterne Orion und Merkur, etc. Er legte die Tierkreise wie einen Gürtel um ihn, etc. Doch für die irdischen Dinge gebraucht er gleichsam die Hände, weil er alles allmählich, in der Abfolge von Werden, Vergehen und Wachsen macht, wie die Hebamme das Kind umsichtig entbindet, wäscht, stillt und wickelt, etc. Die Hand der Vorsehung ist also die Hebamme der ganzen Welt.
Wunderbar ist die Vorsehung für die Schlangen. Mit Fenchel reinigen sie die Augen, sie streifen die Haut ab und erneuern ihre Jugend, und wie die meisten glauben, heilen sie Wunden mit wildem Thymian. Und für uns sollte nicht sorgen, der für die Schlangen sorgt? Die Schlange frißt Staub und entbehrt nicht der Nahrung; das Herz des Menschen nährt sich vom Himmel; sollte der Himmel ihm fehlen? Die Schlange verliert das Gift, wenn sie trinkt; sollte der Mensch nicht das Gift der Leidenschaften verlieren, wenn er mit Himmlischem erquickt wird? Wie sollte Gott, der die treulose Schlange nicht im Stich läßt, den Menschen im Stich lassen, der ihm treu folgt? Das gestrige Evangelium von der Vorsehung Gottes (Joh 6,1-12).
Die zweite Bedeutung ist isagogisch nach der Version der Septuaginta bei Sa: Auf seinen Befehl wurde der abtrünnige Drache getötet. Hervorgebracht, nämlich aus der Welt oder aus nichts. Gewunden, verschlagen, hebräisch flüchtig. Nach dieser Version muß die Stelle folgendermaßen ausgelegt werden. 1. Der Geist des Herrn schmückte den Himmel mit den Chören der Engel. Da aber einer, d. h. der alte Drache, und durch ihn mehrere sich auflehnten, führte, warf und verbannte er sie durch seinen Befehl aus dem Himmel (Offb 12,9). Nach unserer Version aber warf seine starke Hand die bösen Geister wie Ungeheuer hinaus. Als er das himmlische Jerusalem von diesen Ungeheuern schwanger und gleichsam in Geburtswehen sah, entband er als Hebamme mit seiner Hand dieses Ungeheuer. Denn hier findet sich eine Anspielung auf die Geburt, nicht wegen der Leibesfrucht, sondern wegen der Schmerzen. Es ist, als hieße es: Er schmückte den Himmel mit Engeln, da aber unter ihnen einige abtrünnig wurden, entstanden dort Geburtswehen (Ps 48,7). Daher wird die Verstoßung der bösen Geister dem Hervorgehen bei der Geburt verglichen.
Oder einfacher: er ging aus dem Nichts hervor. Er schmückte den Himmel mit Engeln, und durch seine Hand ist sogar der böse Geist aus dem Nichts hervorgegangen; das ist eine emphatische Wiederholung. Auch der böse Geist ist sein Geschöpf und wurde zur Zierde erschaffen wie die anderen, obwohl er durch seine Bosheit verdarb. Der Schwerpunkt liegt auf dem Wort „entbinden“, als ob er sagte: Sorgsam und aufmerksam schuf er ihn und schuf ihn gerade, nicht verdreht, wenn er auch jetzt verdreht und verschlagen ist.
Von dieser Bedeutung kann man einen trefflichen Vergleich zwischen dem Himmel und dem Tempel ableiten, denn der Tempel ist ein Abbild des Himmels. Daher haben die Vorfahren die Kirchen mit Bildern der Heiligen geschmückt, wie Gott den Tempel mit den Kerubim (Ex 25,18), damit die Bilder der Heiligen ein Gleichnis des Himmels seien. In der Kirche wie im Himmel ist der Hof Gottes; und beide sind ein Ort des Gebetes, wie die Geheime Offenbarung (5,8- 14; 8,3) bezeugt; nach ihr sind die Wohlgerüche die Gebete der Heiligen, und die 24 Wesen mit goldenen Harfen beten an. Daher hat Gott aus beiden die Käufer und Verkäufer (Mt 21,12) hinausgeworfen. Der böse Geist wollte die Unabhängigkeit kaufen und stehlen und sich als König des Hochmuts über die anderen erheben; daher der Ausdruck Räuberhöhle. Denn sie waren Räuber, wie meist die Käufer und Verkäufer, wenn sie nicht große Sorgfalt für ihr Herz haben und furchtsam sind. Satan treibt Handel, um Gott die Autorität, den anderen den Gehorsam zu stehlen. Er setzte sich in den Sinn, über die Geschöpfe zu herrschen, die Schafe, Rinder und Tauben (Joh 2,14): die Schafe, d. h. die untergebenen Gläubigen; die Rinder, d. h. die mit Mühen beladenen Prälaten; die Tauben, d. h. die Ordensleute, die durch Kontemplation fliehen; aber auch über die niederen und höheren Ränge der Engel, sogar über die Serafim. Gott aber warf alle hinaus, die er dem Aufruhr verfallen sah. Im Teufel fand er die Habsucht, durch die er König des Himmels sein wollte, und er warf ihn hinaus.
Er machte eine Geißel aus Stricken (Joh 2,15). Wegen der Vorzüglichkeit seiner Natur wurde Luzifer überheblich, und durch diesen Vorzug wird er am meisten gequält. Warum ist er unverbesserlich in seiner Bosheit? Weil er von erhabenster Natur ist. Warum wird er am meisten gequält? Weil er den fähigsten Verstand hat und seinen großen Fall am klarsten erkennt. Dem Knaben macht es wenig Kummer, wenn ihn der Vater enterbt; wenn er aber allmählich heranwächst, berührt ihn der Schmerz darüber um so mehr, je schärfer sein Verstand wird. Je größer der Wunsch zu herrschen ist, um so schmerzlicher ist das Dienen. Satan wurde von höchstem Ehrgeiz getrieben, den Gott ihm beließ, und gerade von diesem Ehrgeiz wird er wie mit einer Geißel gezüchtigt. Denn bleibt der Ehrgeiz, so wächst ihr Hochmut ständig (Ps 74,23), und je höher sie aus Ehrgeiz steigen wollen, um so tiefer fallen sie durch die Erniedrigung.
Am besten gefällt mir die Lehre Epiktets. Wie können wir den Ehrgeizigen bestrafen? Er soll noch ehrgeiziger werden. Verdient der Habsüchtige Strafe? Geh, werde zur Strafe noch habsüchtiger, werde noch ausschweifender, so daß du die Ruhe verlierst, etc. Die Sünder werden ja mit ihren eigenen Sünden bestraft. Seht die Väter und Mütter; sie sündigen, wenn sie darüber lachen, daß sie die Kinder schlechten Reden, den Anfängen der schlimmsten Eitelkeit verfallen sehen. Gott wird daraus eine Geißel machen, und diese Kinder werden ihren Eltern größten Schmerz bereiten etc. „Niemand wird verletzt, außer durch sich selbst“ (Joh. Chrys.). Die Armut schadet weder Ijob noch dem hl. Franziskus; auch dir schadet nichts als deine Ungeduld. Die Verleumdungen schadeten weder den Aposteln noch allen Demütigen; nicht sie schaden dir, sondern dein Stolz und deine Anmaßung, die dich ein erlittenes Unrecht schmerzlicher fühlen lassen.
Doch seid auf der Hut, Brüder! Der den Engeln nicht vergeben hat (2Petr 2,4) wegen eines schlechten Gedankens im Heiligtum, wie wird er euch schonen, wenn ihr hier ausgelassen lacht? Ich wollte mein Blut dafür geben, daß ihr in alle Ewigkeit alle Sünden meidet, und ich beschwöre euch im besonderen, daß ihr Ehrfurcht vor dem Heiligtum habt. Ihr Edlen der Stadt, ihr Frauen, etc., Chambéry ist das Vorbild für ganz Savoyen. Nichts ist Gott wohlgefälliger, nichts euch nützlicher. Gold von Toulouse, Quintus Caepio. Brennus und der Apollotempel in Delphi ...; „er legte Hand an sich“ (Valerius Max. I,1). Wollt ihr, daß euer Haus in Ehren steht, dann haltet das Haus Gottes in Ehren. 1 Sam 5,2.6: Die Philister erobern die Bundeslade mit Waffengewalt und bringen sie in den Tempel des Dagon; und Gott schlug sie mit unsichtbaren Plagen. Ihr bringt oft den Dagon in das Haus Gottes. Es ist gleichermaßen eine Sünde, den Dagon in das Haus Gottes zu bringen oder die Bundeslade in den Tempel des Dagon. Alles könnte uns zum Nutzen sein, etc. Dagon, Getreide, Idol der Habsucht.
Beispiel der hl. Maria von Ägypten. Sie vermochte den Tempel in Jerusalem nicht zu betreten, in dem das Kreuz aufbewahrt wurde, weil sie eine grundverdorbene Dirne war, bis sie vor dem Bild der seligsten Jungfrau von Reue ergriffen wurde. So tritt Christus den Eintretenden im Bild des Gekreuzigten entgegen, um ihnen sogleich Ehrfurcht einzuflößen; so bei Lactanz.
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RE: Fastenzeit - Begrifferklärung
in Wort- und Begrifferklärungen 14.03.2024 20:35von Blasius • 3.929 Beiträge
Zum Freitag der 4. Fastenwoche
Annecy, 6. April 1601 (OEA VII,373-376; DASal 9,100-102)
Herr, den du liebst, der ist krank (Joh 11.3).
Dieses Gebet ist kurz, aber schön und gut geformt. Der Anlaß war die Krankheit des Lazarus: Da war einer krank, nämlich Lazarus. Die das Gebet sprachen, waren zwei heilige Frauen: Seine Schwestern schickten zu ihm und ließen ihm sagen.
Das Motiv oder die Begründung, die sie anführen, ist die Liebe: Den du liebst. Die Wirkung war vor allem die größere Ehre Gottes: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern zur Verherrlichung Gottes. Die Verherrlichung Gottes folgt aus der Auferstehung des Lazarus. Sie ist um so bewunderswerter, 1. weil sie in Gegenwart vieler geschah: Denn viele Juden waren gekommen; 2. weil sie verzögert wurde: Er blieb dennoch zwei Tage an jenem Ort; 3. weil sie sehr feierlich erfolgte: Jesus erhob seine Augen zum Himmel und sagte ... Die zweite Wirkung dieses Gebetes ist, daß die Frauen eine größere Gnade erlangten, als sie erbeten hatten. Sie hatten nur um die Genesung ihres Bruders Lazarus gebeten; Unser Herr erweckte ihn vom Tod.
Der Grund also, weshalb die zwei Schwestern zu Unserem Herrn schickten, ist die Krankheit und das Siechtum des Lazarus. Da war einer krank, Lazarus von Betanien, dem Ort der Maria und Marta. So schickten sie jemand; also baten sie. Ihr Bruder war krank, folglich schickten sie jemand. Sie waren betrübt, deshalb suchten sie Zuflucht beim Herrn.
O heilige Trübsal, gebenedeite Drangsal, die uns beim himmlischen Tröster Zuflucht suchen läßt! Gewiß, unter all den nicht geringen Vorteilen der Drangsal halte ich diesen für einen der hervorragendsten, daß sie uns zu Unserem Herrn zurückfinden läßt. Solange wir im Glück leben, vergessen wir ihn sehr oft; aber im Unglück finden wir zu ihm als unserer einzigen Zuflucht zurück. Wie der Saft der Rebe fault und verdirbt, wenn man ihn zu lange in der Traube läßt, so auch die Seele des Menschen, wenn man sie in ihren Freuden und Vergnügungen beläßt, in ihren Wünschen und Sehnsüchten. Wenn man sie aber bedrängt, dann entströmt ihr der süße Saft der Buße und der Liebe.
So bestätigt der königliche Prophet, daß sich die Hebräer dem Herrn zuwandten, wenn er ihnen Bedrängnisse schickte: Wenn er sie würgte, suchten sie ihn und kamen in der Morgenfrühe zu ihm (Ps 78,34). Das Volk lagerte sich, um zu essen und zu trinken, und erhob sich zum Spiel (Ex 32,6); sie fürchteten sich sehr und schrien zum Herrn (Ex 14,10); und von ihm selbst: Weil deine Hand schwer auf mir lastete, habe ich mich in meiner Not bekehrt, als der Dorn mich stach (Ps 32,4). Trübsal und Leid habe ich gefunden und habe den Namen des Herrn angerufen (Ps 116,3 f). Bedecke ihr Gesicht mit Schmach, Herr, und sie werden deinen Namen anrufen (Ps 83,17), heißt es von den gottlosen Feinden der Kirche. So wandte sich Kaiser Valens an den hl. Basilius, den er verfolgt hatte, als sein Sohn krank war; und der Präfekt Modestus, der denselben Heiligen mit dem Tod bedroht hatte, kam in seiner Krankheit ebenfalls zu ihm (Gregor v. Nazianz, in Monodia de Sto Basilio, Oratio 63, § 54).
Als Jona frei war, floh er vor dem Angesicht des Herrn; im Bauch des Fisches nahm er seine Zuflucht bei ihm (Jona 1,3; 2,1f). Beispiel vom Fleisch, das im Salzwasser nicht verdirbt, wohl aber im süßen. Was von David gesagt werden kann, sagt der hl. Augustinus (Enarr. in Ps 1. § 4): Während er verfolgt wurde, verfaßte er seine Psalmen, im Frieden sündigte er. Ebenso die Arche Noachs (Gen 7,17): Die Wasser stiegen und hoben die Arche in die Höhe. Hiskija bekehrte sich in der Krankheit zu Gott (Jes 38,1f).
Herr, den du liebst, der ist krank. Ein schönes Beispiel dafür, wie man sich an Gott wendet; aber man muß es mit Vertrauen tun wie diese frommen Frauen. Unser Herr ist fern; sie lassen ihm nur sagen: Ecce quem amas, infirmatur; Den du liebst, der ist krank.
Bedingungen für das Gebet
Meine Seele läßt sich nicht trösten (Ps 77,3). Ich setze meine Hoffnung nicht auf meinen Bogen; mein Schwert wird mich nicht retten; aber in deinem Namen werden wir unsere Verfolger verachten. Sie kommen auf Wagen und Rossen, wir aber rufen den Namen Gottes, unseres Herrn an (Ps 20,8).
Weil er seine Hoffnung auf mich gesetzt hat, werde ich ihn befreien (Ps 91,14). Als David von Saul verfolgt wurde (1 Sam 19), sagte er: Ich vertraue auf den Herrn (Ps 11,1). Es ist besser, auf den Herrn zu vertrauen, als sich auf einen Menschen zu verlassen (Ps 118,8). Erbarme dich meiner nach deiner großen Barmherzigkeit (Ps 51,1). Preist den Herrn, denn er ist gut (Ps 118,1). Deshalb lehrt er uns beten: Vater unser (Mt6, 9); und den verlorenen Sohn: Vater, ich habe gesündigt (Lk 15,18); und die Frauen: Den du liebst, der ist krank. Wie wird der nicht alles gewähren, der seinen Sohn hingegeben hat (Röm 8,32)?
Bekenntnis unseres Elends
Den du liebst, der ist krank. Ps 8,5: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst? Ps 136,23: In unserer Erniedrigung hat er unser gedacht. Das lehrt uns der Herr, der sich im Ölgarten auf sein Angesicht niederwarf (Mt 26,39). Jakob: Herr, ich bin all dein Erbarmen nicht wert (Gen 32,10).
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