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Die gottselige Maria von Mörl von Kaltern in Tirol, + 11.1.1868 – Gedenktag: 11. Januar

in Unsere Fürsprecher 11.01.2020 12:33
von Blasius • 3.820 Beiträge




Wie überall in katholischen Ländern, so hat auch hier in Südtirol der fromme Sinn unserer Vorfahren an Straßen und Wegkreuzungen und besonders in den ausgedehnten Weinbergen zahlreiche Kreuze und andere Passionsbilder, sogenannte „Marterln“, aufgestellt, offenbar in der löblichen Absicht, dass die Wanderer und Arbeiter bei ihrem Hasten um des Leibes Unterhalt nicht ganz auf der Seele Sorge vergäßen, und dass sie beim Anblick auch ihr Gemüt doch manchmal zu demjenigen erheben mögen, der uns für sich erschaffen und erlöst und von dem alles Gute und aller Segen kommt.



Desgleichen pflegt auch Gott im Weinberg seiner Kirche und an der Heerstraße des Lebens von Zeit zu Zeit solch lebendige Kreuze oder blutige „Marterln“ aufzustellen, teils um die ganz ins Irdische versunkene Menschheit so recht eindringlich an höhere Wahrheiten zu gemahnen und ihr das schier vergessene erlösende Leiden und Sterben des Heilandes sozusagen lebendig wieder vorzustellen und ins Gedächtnis zurückzurufen, teils auch, um ein Mittel der Fürbitte und Sühne zu haben, um der sündigen und bußescheuen Menschheit Barmherzigkeit erweisen zu können. Eine solche auserwählte, begnadete Seele – wie Gott deren durch die Jahrhunderte schon viele erkoren – ist auch unsere Maria von Mörl, deren wunderbares und leidenvolles Leben ich hiermit im Auszug und in möglichster Kürze nach den wahrheitsgetreuen Aufzeichnungen ihres letzten Beichtvaters, p. Simon Prantauer vom hiesigen Franziskanerkloster (Kaltern), und nach Berichten von Augenzeugen, die sie noch gekannt haben, schildern will.



Dem aufmerksamen Leser ihrer Lebensgeschichte muss es auffallen, dass zwischen ihrem Leben und dem ihres göttlichen Bräutigams, unseres Herrn, eine große Ähnlichkeit besteht. Wie Christus der Herr seine Jugendzeit still und zurückgezogen im Haus seiner Eltern verbrachte, so auch Maria von Mörl. Als Tochter des Josef von Mörl zu Mühlen und Sichelburg und der Maria Sölva am 15. Oktober 1812 zu Kaltern als das zweitgeborene von neun Kindern geboren, zierten sie schon als Mädchen außerordentliche Frömmigkeit und zärtliche Liebe zu den Armen und Kranken. Mit 15 Jahren verlor sie durch den Tod ihre gute Mutter und musste nun bei ihren jüngeren Geschwistern Mutterstelle vertreten und das ganze Hauswesen leiten. Glühend war schon damals ihre Liebe zum leidenden Heiland und zur schmerzhaften Mutter, in deren Nachfolge sie sich abtötete und heiligte. Aber nicht immer sollte sie so still und unbekannt leben – ein Schauspiel sollte sie werden für Engel und Menschen, ein lebendiges Kreuz am Weg des Lebens, den einen Ärgernis und Torheit, den anderen aber Gottes Kraft und zum Heil! . . . Aber wie Christus, ehe er sein öffentliches Leben begann, „vom Geist in die Wüste geführt und vom Teufel versucht wurde“, so auch Maria. Im Jahr 1830 befielen sie verschiedene große und zum Teil außergewöhnliche Leiden und Krankheiten, die sie meist ans Bett fesselten, wozu sich endlich noch unsägliche Seelenleiden und Plackereien von Seite der bösen Geister gesellten. Sie sah sie in verschiedenen Schreckgestalten, als hässliche Männer, die sie fortschleppen wollten, als wilde Tiere, die sie zu zerreißen drohten, die bösen Geister versuchten sie zu verschiedenen Sünden, zum Fluchen und Gotteslästern, zum Ungehorsam gegen den Beichtvater, zu Verzweiflung und dergleichen mehr. Oft wurde sie von unsichtbaren Händen aus dem Bett geschleudert, unter die Bettstelle gepresst, der Kopf stundenlang an die Wand geschlagen. Glasscherben, Drahtstücke, Stecknadeln, Eisennägel und dergleichen wurden unter die Speisen gemischt, in den Mund gestopft, auf das Bett gestreut usw., kurz sie wurde auf verschiedene Weise gepeinigt. Aber wie einst der Herr selbst den Versucher mit dem allmächtigen Wort: „Weiche Satan!“ in die Flucht trieb, so machte auch hier das Machtwort der heiligen Kirche im Exorzismus, den der Beichtvater mit Erlaubnis des Fürstbischofs von Trient über sie anwendete, endlich diesen höllischen Plackereien ein Ende. Für die ausgestandenen Leiden und Ängsten belohnte sie nun der Herr mit außergewöhnlichen Gnaden und Tröstungen, mit der Gabe der Verzückung, der Beschauung, der Weissagung und Herzensdurchforschung und vor allem mit der höchsten Auszeichnung eines Menschen von Zeichen Gottes, mit den heiligen fünf Wundmalen, die sie am 4. Februar 1834 erhielt. Hiermit begann sozusagen ihr öffentliches Leben, denn der Ruf von diesen ihren außergewöhnlichen Zuständen zog bald Tausende aus nah und fern, aus hoch und nieder herbei, Neugierige und Hilfesuchende, und wie einst Christus umherzog „predigend und Wohltaten spendend“, so war sie auch bald all den Tausenden selbst eine stumme Predigt in ihrem Zustand oder ermahnte auch selbst infolge ihrer Herzensdurchschauung solche, deren Gewissen nicht in Ordnung war, erteilte anderen Rat und Trost, Armen und Kranken auch reichliche Almosen – ihre Pfründe einer Haller Stiftsdame verteilte sie auch fast ganz unter die Armen – und führte überhaupt nur ein Leben der Fürbitte, der Buße und Sühne für andere, für besondere und allgemeine Anliegen der ganzen heiligen Kirche. Wie einst der heilige Vater Franziskus von Assisi, dessen geistliche Tochter sie als Tertiarin und dessen getreues Nachbild sie infolge ihrer heiligen Wunden, ihres Buße- und Liebelebens war, so flogen auch ihr Vögel und Tauben beim Fenster herein zu, setzten sich zu ihr aufs Bett, auf Schultern und Arme, worüber sie sich kindlich freute.



Doch die größte Wonne, die Sonne ihres Lebens war das heiligste Altarsakrament. Nach der Kommunion, die ihr der Beichtvater alle acht Tage brachte, fiel sie gewöhnlich in lange, selige Verzückung, oft schwebte sie über dem Bett, mit den Zehen kaum die Bettdecke berührend, und bei Versehgängen und Prozessionen mit dem Allerheiligsten drehte sich ihr Leib in der Ekstase unwillkürlich – wie eine Blume nach der Sonne – nach der Richtung der Prozession. Jeden Donnerstag sah sie und betrachtete in der Entzückung die Einsetzung des heiligsten Altarsakramentes und vernahm alle Reden des Herrn. Abends sah sie dann und litt die Todesangst Jesu am Ölberg mit, wobei sie sich jedes Mal dreimal mit geschlossenen Händen in ihrem Bett aufs Angesicht niederwarf. Von da an in der ganzen Nacht und den ganzen Freitag betrachtete sie die verschiedenen Leidensstationen bis zur Grablegung. Besonders von 1 bis 3 Uhr war ihre Teilnahme an den Schmerzen des göttlichen Opferlammes ganz deutlich sichtbar. Ihr Antlitz wurde bleich, die Lippen blau, die Zunge vertrocknet, sie stöhnte und zuckte in unsäglichem Schmerz, der Atem wurde immer mehr gepresster, stockend, röchelnd wie bei einer Sterbenden – endlich nach 3 Uhr sank gewöhnlich ihr Haupt wie sterbend herab, und sie selbst mit wie am Kreuz ausgespannten Armen aufs Bett zurück. Jeden Donnerstagabend und Freitag bluteten ihre Wundmale. Dieses allwöchentliche Mitmachen der Leiden des Herrn war natürlich am Karfreitag noch viel peinlicher und ergreifender.



Der Prüfstein jeder Tugend – besonders außergewöhnlicher – ist der Gehorsam. Sie wurde von der geistlichen und weltlichen Obrigkeit verschiedenen Proben unterzogen, die sie glänzend bestand. Mochte sie noch so tief in der Ekstase und für äußere Dinge unempfänglich sein, ein einziges leises Wort ihres Beichtvaters, ja ein nur in Gedanken gegebener Befehl rief sie im Augenblick zurück. Sehr peinlich war ihr und ihrer Demut der große Zulauf des Volkes. Auch an Spöttereien und häuslichen Verdrießlichkeiten fehlte es nicht, darum sehnte sie sich nach einem ruhigen, verborgenen Plätzchen, das sie endlich gefunden zu haben glaubte. Als nämlich 1841 ihr Vater starb, übersiedelte sie samt ihrer Magd in das hiesige Tertiarinnenkloster, wo sie sich dicht neben der Kirche eine kleine, eigene Wohnung bauen ließ. Ein Fenster ihres Gemaches mündete gerade zum Tabernakel hinab. Hier verlebte sie noch 27 Jahre meist kniend auf ihrem Schmerzensbett in verzückter Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter, im Gebet und in sühnenden Leiden für Kirche und Welt. Doch auch hier wurde sie noch von Besuchen belästigt, da auf Einflussnahme hochgestellter Personen das kirchliche Verbot ihres Besuches öfter wieder zurückgenommen wurde.



Aber wie einst Christus am Ende seines Lebens erst noch den Hauptzweck seiner Sendung zu erfüllen hatte, nämlich sein genugtuendes Leiden, so hatte auch Maria von Mörl erst noch kurz vor ihrem Ende das schrecklichste Leiden, den schwersten Kampf zu bestehen. In der Nacht zu Mariä Geburt 1867, so erzählt ihr Beichtvater, fühlte sie sich plötzlich mächtig angetrieben, für den Heiligen Vater in Rom und für den Kaiser von Österreich zu beten und hernach überfielen sie so schreckliche, körperliche und geistige Plagen, Angst und Trostlosigkeit, wie noch nie, sie konnte nicht mehr beten, keine Sakramente mehr empfangen, sie hielt sich für betrogen, verloren, ja ganz von Gott verlassen – wie Christus am Kreuz, so jammerte auch sie über Gottverlassenheit –, sie fand nicht einen Augenblick Ruhe noch Schlaf, weder bei Tag noch bei Nacht, sie litt schrecklichen Hunger und brennenden Durst – und konnte die ganze lange Zeit – von Mariä Geburt bis Mitte Oktober! – kein Bissen essen, keinen Tropfen Wasser trinken!



Endlich wie Christus der Herr in seiner Todesangst von einem Engel gestärkt wurde, so scheint auch ihr ihre zweite Namenspatronin, die heilige Theresia, zum tröstenden Engel geworden zu sein, denn seit ihrem Fest, 15. Oktober, wurde es wieder besser, die Angstbilder verschwanden, sie konnte wieder beten, kommunizieren, die Verzückungen stellten sich wieder ein, sie konnte endlich auch wieder leiblich etwas genießen. Schließlich kam sie in einen ganz außergewöhnlichen Zustand der Freude, sie hörte den ganzen Tag Triumphgeläute und Jubelgesänge und sang und jubelte selbst den ganzen Tag: „Gott sei gedankt, die Kirche hat gesiegt . . . wie groß – so hörte sie der Beichtvater einmal sagen – wie groß bist du o Gott, ein armes Mädel wie ich, hast du erwählt, um deine Feinde zu Schanden zu machen!“ –



Aber körperlich konnte sie sich nicht mehr erholen, es ging rasch ihrem Ende zu, das sie selbst schon längst für diese Zeit vorausgesagt hatte, ihre Aufgabe war erfüllt. Am Fest der heiligen drei Könige spendete ihr der Beichtvater die heiligen Sterbesakramente, und am Morgen des 11. Januar 1868 entschlief sie sanft und ruhig im Herrn, nachdem sie kurz vorher noch gesagt haben soll: „o wie schön, o wie schön!“ Ihr Leib ruht in einem Metallsarg in der von Mörlschen Grabstätte am hiesigen Friedhof. Im Jahr 2015 wurde das Verfahren zu ihrer Seligsprechung eingeleitet.


Liebe Grüße, Blasius

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