Ehrgeiz und der Durst nach hohen Taten hatte diesen Mann nach Amerika geführt, um dort in der damals neu entdeckten Welt sich zu bereichern und zu einer hohen Stelle sich hinauf zu schwingen. Als Gonzales Pizarro den Versuch machte, das spanische Amerika dem Kaiser Karl V. zu entreißen, hielt er es mit diesem Rebellen, und kämpfte gegen seinen rechtmäßigen Fürsten.
Er war General eines Korps von Soldaten, aber in einer Hauptschlacht wurde er mit Pizzaro im Jahre 1548 geschlagen, und konnte nur durch schnelle Flucht sein Leben retten. In fremde Gewande verkleidet, hielt er sich einige Tage im dichten Buschwerk am Saum der Wälder auf, und fristete mit genauer Not sein Leben.
Da vernahm er an einem Sonntags-Morgen die Glockentöne einer ziemlich nahen Kirche und fühlte sich davon so ergriffen, daß er sich`s nicht versagen konnte, dem heiligen Messopfer beizuwohnen. Unerkannt und unbeachtet stand er hinter einer Säule der Kirche, und hoffte nach beendigtem Gottesdienst in aller Sicherheit wieder weiter ziehen zu können. Doch wie groß wurde jetzt seine Bestürzung, als von der Kanzel herab eine Verordnung des Vizekönigs verlesen wurde, welche allen Rebellen gegen den Kaiser Verzeihung verhieß, nur ihm allein nicht. Er wurde für vogelfrei erklärt und dem Tode verfallen. Voll der Sorge, daß etwa die Angst und der Schrecken, welcher ihn erfaßte, und die Blässe seines Gesichtes ihn verraten könnten, zog er sich in eine kleine Kapelle zurück, wo ein der allerseligsten Jungfrau geweihter Altar stand. Dort warf er sich vor dem Bild Unserer L. Frau nieder und flehte in der Stille, aber aus der Tiefe des Herzens, zur Mutter der Gnade, der Zuflucht aller Bedrängten, um Rettung aus der selbst verschuldeten Not.
Da kam ihm plötzlich ein lichter Gedanke, der in ihm eine gänzliche Umwandlung bewirkte, und ihn zu einem großartigen Entschluss antrieb und ermutigte. Er verließ die Kirche, wanderte durch die dichten Wälder und unbewohnten Täler und erreichte endlich glücklich die Hochgebirge der Cordilleras. Dort wählte er sich eine Felsenhöhle zur Wohnung, wo er, mit Waldfrüchten sein Leben fristend, in den Übungen der Reue und Buße seine bisherigen und künftigen Wege bedachte. Bald nachher fühlte er sich mächtig angetrieben, aus seiner Einsamkeit hervor zu gehen und den halbwilden Indianern, in deren Sprache er schon geübt war, das Evangelium zu verkünden. Er widmete sich aber diesem schweren und gefahrvollen Werk mit solchem freudigen Mut und so wunderbarem Erfolg, daß in kurzer Zeit die Nachricht davon bis nach der Hauptstadt von Peru, Lima, gelangte. Nun beeilte sich der Vizekönig, nicht bloß ihn zu begnadigen, er berief ihn auch zurück, um ihn zu einem hohen Staatsdienst zu verwenden. Gonsalvus aber begnügte sich, die Indianer auf den Weg des Heils zu führen; später vertauschte er seine Arbeiten als Missionar mit der Krankenpflege im Siechenhaus, wo er auch gottselig sein Leben beschloss. (Veit.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 179 – Sp. 180
Liebe Grüße, Blasius