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Pre­digtreihe: Chris­tus und die Kir­che (Teil 1) „Du bist Chris­tus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes“

in Predigten 02.04.2019 17:43
von Blasius • 3.793 Beiträge



Chris­tus und die Kir­che

„Du bist Chris­tus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes“

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Jesus hatte sich mit sei­nen Jün­gern in das Gebiet der Syro­p­hö­ni­zier zurück­ge­zo­gen, um sie zu beleh­ren und um sie zur Erkennt­nis sei­nes eige­nen Wesens zu füh­ren. Als er dann in das jüdi­sche Gebiet zurück­kehrte, näm­lich an der Ost­seite des Sees Genesa­reth, da fragte er sie: „Für wen hal­ten die Leute den Men­schen­sohn?“ Da pras­sel­ten die Ant­wor­ten auf ihn nie­der: „Die einen für Elias, die ande­ren für Jere­mias, wie­der andere für einen der Pro­phe­ten.“ Die Apos­tel schon­ten Jesus, denn es wur­den ihm auch noch ganz andere Titel gege­ben, die sie ver­schwie­gen. Die einen sag­ten: „Das ist der Zim­mer­mann­sohn“, andere spra­chen von ihm als dem „Fres­ser und Wein­säu­fer“, und wie­der andere nann­ten ihn den Freund der Zöll­ner und Sün­der oder gar den Volk­s­auf­wieg­ler. Das waren die Bezeich­nun­gen, wel­che die Zeit­ge­nos­sen Jesu unse­rem Herrn Jesus gaben.

Und heute sehe ich Chris­tus die Frage stel­len: Für wen hal­ten mich die Men­schen des 21. Jahr­hun­derts? Es gibt ohne Frage auch heute noch gläu­bige Men­schen, die in Jesus den Got­tes­sohn, den wah­ren Gott, Licht vom Lichte, Gott von Gott erken­nen. Die gläu­bi­gen katho­li­schen Chris­ten und ein klei­ner Häuf­lein gläu­bi­ger Pro­tes­tan­ten sind noch von die­sem Glau­bens­be­kennt­nis über­zeugt. Aber viele andere sehen in Jesus vor allem einen Gro­ßen der Welt­ge­schichte oder einer hel­di­schen Men­schen, der die jüdi­schen Händ­ler zu Paa­ren treibt. Einer beschreibt Jesus als den „char­man­ten Tisch­ler“. Der Sohn Got­tes der „char­mante Tisch­ler“! Und der an allen Orten der gan­zen Welt bekannte ehe­ma­lige katho­li­sche Theo­loge Hans Küng spricht von Jesus als dem „Sach­wal­ter Got­tes“. Ja, meine lie­ben Freunde, Sach­wal­ter Got­tes sind wir auch! Das ist ein Ver­such, Jesus sei­ner gött­li­chen Würde zu ent­klei­den.

Es gibt auch andere, die ihn heute wie ges­tern mit Haß ver­fol­gen. Und der Haß gebiert den Spott, und der Spott bringt die Ver­leum­dung her­vor, die Ver­un­glimp­fung, den Hohn. Wenn Jesus uns fra­gen würde, meine lie­ben Freunde: Für wen hal­tet ihr mich?, wir wür­den doch ant­wor­ten: „Du bist Chris­tus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes.“ Aber hat uns diese Wahr­heit wirk­lich in gan­zer See­len­tiefe erfaßt? Heißt das für uns wirk­lich, dass Jesus unser ein und alles ist? Der Beherr­schende, der Erneu­ernde, unser König, der die Wahr­heit und das Leben ist? Ist unser Chris­tus­glaube stark und leben­dig genug, um den Zwei­feln und den Zweif­lern zu wider­ste­hen?

Was dünkt euch von Chris­tus? Wes­sen Sohn ist er? Diese Frage wol­len wir ver­su­chen, heute in drei Schrit­ten zu beant­wor­ten. Wenn ich fragte: Wer ist denn Bud­dha?, dann würde ich die Ant­wort erhal­ten: Über ihn lässt sich nichts Bestimm­tes sagen. Seine Gestalt steht im Däm­mer­dun­kel der indi­schen Mär­chen­welt. Um ihn hat die Phan­ta­sie jahr­hun­der­te­lang gedich­tet. Von Jesus kön­nen wir – Gott sei es gedankt! – ande­res sagen. Von ihm kön­nen wir mit Petrus sagen: „Wir sind nicht Fabeln, die wir aus­ge­dacht haben, gefolgt, son­dern wir haben seine Herr­lich­keit gese­hen.“ Er steht im Licht­ke­gel der Geschichte, in einem Zen­trum des geis­ti­gen Lebens, Jeru­sa­lem, der Haupt­stadt des Juden­tums. Chris­tus ist eine Gestalt der Geschichte. Hier malt nicht Sage, hier spre­chen Tat­sa­chen.

Wir wis­sen von ihm durch das Zeug­nis sei­ner Jün­ger. Es ist ein unbe­zwei­fel­ba­res Zeug­nis, aber es wird flan­kiert durch Zeug­nisse neu­tra­ler Beob­ach­ter. Viele von uns haben in der Schul­zeit die Anna­len des römi­schen Geschichts­schrei­bers Taci­tus gele­sen. Er hat ja auch ein Büch­lein über Ger­ma­nien geschrie­ben. Taci­tus bringt in sei­nen „Anna­len“ den Brand Roms zur Zeit des Kai­sers Nero in Ver­bin­dung mit den Chris­ten. Und dabei spricht er von Chris­tus, der unter der Herr­schaft des Tibe­rius durch den Land­pfle­ger (Pro­ku­ra­tor) Pon­tius Pila­tus hin­ge­rich­tet wor­den war. Und Taci­tus steht nicht allein. Im Jahre 96 n. Chr. gab der Statt­hal­ter Pli­nius von Bithy­nien (das ist in der heu­ti­gen Tür­kei) dem Kai­ser Tra­jan einen Bericht, und in die­sem Bericht steht: „Die Chris­ten kom­men am ers­ten Tag der Woche, am Sonn­tag, zusam­men und sin­gen Chris­tus als ihrem Gott Wech­sel­ge­sänge.“ Chris­tus ist eine Gestalt der Geschichte, aber eine Gestalt, die nicht in der Men­schen­ge­schichte auf­geht, son­dern eine Gestalt, die das Men­schen­maß über­schrei­tet. Und des­we­gen kön­nen wir ers­tens sagen: Chris­tus gehört zu den geis­ti­gen Füh­rern der Mensch­heit.

Wir ken­nen viele in der Geschichte, die ernst und geis­tig gewal­tig sich bemüht haben, um die letz­ten Fra­gen des Lebens: Laotse, Kon­fuze im fer­nen Osten, die Wei­sen der indi­schen Welt, die Phi­lo­so­phen Grie­chen­lands. Um alle diese Fra­gen rin­gen auch die Gelehr­ten Israels. Sie ste­hen in leben­di­ger Ver­bin­dung mit den dama­li­gen Hoch­schu­len in Alex­an­drien, in Athen, in Antio­chien. Und nun tritt vor sie hin die­ser Mann aus Naza­reth, aus der Welt­ab­ge­schie­den­heit der gali­lä­i­schen Berge. Er hat keine Hoch­schule besucht, er hat nicht stu­diert, er kommt von der Hobel­bank des Zim­mer­manns. Aber er tritt auf mit einer Kraft der Spra­che, ganz anders wie die gelehr­ten Rab­bi­nen. „Er lehrt wie einer, der Macht hat“, so sagen sie, nicht wie ihre Schrift­ge­lehr­ten. Keine Unsi­cher­heit in dem, was er sagt, kein Schwan­ken, kein Zurück­neh­men, kein Ver­bes­sern, kein „Ich weiß nicht“ oder „Viel­leicht“. Nein, Leh­ren voll Selbst­be­wusst­sein: „Den Alten ist gesagt wor­den… Ich aber sage euch.“ Die Gelehr­ten Jeru­sa­lems lächeln. Das dumme Volk mag ihm nach­lau­fen, aber wir wer­den mit ihm schon fer­tig wer­den. Und so stel­len sie ihm ihre Fra­gen, Fang­fra­gen, die Sad­du­zäer, die Pha­ri­säer, die Hero­dia­ner. Chris­tus hört sie an, ruhig, gesam­melt wie immer. Er beant­wor­tet ihre Fra­gen. Er stellt ihnen selbst Fra­gen und ant­wor­tet mit einer Über­le­gen­heit, die sie jedes Mal beschämt, daher müs­sen sie von dan­nen zie­hen, so dass sie schließ­lich – das steht in der Hei­li­gen Schrift – so dass sie es schließ­lich gar nicht mehr wagen, ihn zu fra­gen. Denn er trägt dem Volke Israel den letzt­ver­bind­li­chen Wil­len Got­tes vor. Er pro­kla­miert die neue Ord­nung des Heils, die alles bis­he­rige hin­ter sich lässt.

Vor uns steht das Lehr­ge­bäude Christi, hin­auf­ra­gend in die Höhen der Gott­heit und wie­der auch hin­ab­stei­gend in alle Ein­zel­fra­gen des Lebens. Fest wie Gra­nit sind seine Worte. Mit der Schärfe des Schwer­tes fal­len seine Ent­schei­dun­gen. Zwei­tau­send Jahre hat man sich bemüht, in die Tiefe sei­ner Worte ein­zu­drin­gen. Die größ­ten Geis­ter haben die Weis­heit des Herrn zu ent­schlüs­seln ver­sucht: Augus­ti­nus und Tho­mas, Alber­tus Magnus und Johan­nes Duns Sco­tus. Diese Worte, diese Wahr­heit, diese Weis­heit hat die Welt erleuch­tet. Er hat die Wahr­heits­ele­mente, die ja in allen Kul­tu­ren vor­kom­men, geeint und gesam­melt, geläu­tert und ein­ge­fügt in seine Lehre. Vor die­sem Geiste zer­brach das harte Skla­ven­joch der Alten Welt, schmolz die eiserne Härte des römi­schen Rech­tes. Vor ihm fie­len die Schran­ken der Stände, und waf­fen­strot­zende Völ­ker wand­ten sich im Zei­chen des Kreu­zes fried­lich zuein­an­der, reich­ten sich die Hand. Seine Wahr­heit drang auch in die Urwäl­der unse­rer Vor­fah­ren und schuf aus die­sen Wäl­dern Staa­ten, Län­der, Bur­gen, Kir­chen, Klös­ter. Chris­tus, der Naza­re­ner, wirkt fort in der christ­li­chen Kunst. Nie­mals sind die Werke, wel­che die christ­li­che Kunst schuf, von ande­ren über­bo­ten wor­den. Er hat die Stät­ten des Gebe­tes errich­ten las­sen. Auch die ihn heute schmä­hen, atmen noch sei­nen Geist.

Er war ja kein Mus­ter­christ, unser Johann Wolf­gang von Goe­the. Aber er hatte Ehr­furcht vor dem Chris­ten­tum. Und in sei­nen letz­ten Lebens­jah­ren hat er ein­mal zu sei­nem getreuen Ecker­mann gesagt: „Mag die geis­tige Kul­tur nur immer fort­schrei­ten, mögen die Natur­wis­sen­schaf­ten in immer brei­tere Aus­deh­nung und Tiefe wach­sen und der mensch­li­che Geist sich erwei­tern, wie er will, über die Hoheit und sitt­li­che Kul­tur des Chris­ten­tums, wie es in den Evan­ge­lien schim­mert und leuch­tet, wird er nicht hin­aus­kom­men.“ Chris­tus ist tat­säch­lich unter den Geis­tes­füh­rern der Welt­ge­schichte der Erste, der Unüber­treff­li­che.

Chris­tus steht aber auch zwei­tens auf dem Gip­fel sitt­li­cher Voll­endung. Sein Name ist makel­los. Er steht mit­ten im hei­ßes­ten Kampf, und sie belau­ern ihn von allen Sei­ten. Wie gern hätte man ihm etwas ange­hängt, um sein Anse­hen zu zer­stö­ren. Man geht ihm nach, wenn er mit Zöll­nern und Sün­dern bei­sam­men ist. Aber sie sehen und hören nur ver­ste­hende Liebe und sün­den­ferne Würde. Er kann es wagen, seine Tod­feinde zu fra­gen: „Wer von euch kann mich einer Sünde beschul­di­gen?“ Und sie blei­ben stumm. Gerichts­höfe bemü­hen sich, Aus­sa­gen gegen ihn zusam­men­zu­brin­gen und schei­tern daran. Sie sehen keine Schuld. „Ich finde keine Schuld an ihm“, sagt der Pro­ku­ra­tor Pon­tius Pila­tus. So ist noch kei­ner durch seine Zeit gegan­gen. Alle haben sie Fle­cken an sich getra­gen, alle haben sie der Sünde ihren Tri­but gezollt. Er geht durch Nie­de­run­gen und Gas­sen, an ihm haf­tet kein Schmutz. Groß und weit war sein Cha­rak­ter, zum Lei­den bereit und doch voll inne­rer Freude. Ganz auf das Jen­seits gestimmt und den­noch nicht lebens­feind­lich, hart gegen die Sünde und doch mild zu den Sün­dern. Es ist der­selbe Chris­tus, der mit der Gei­ßel den Tem­pel rei­nigt und der die Ehe­bre­che­rin begna­digt. Es ist der­selbe Chris­tus, der sei­nen Zorn aus­gießt über Ver­lo­gen­heit und Heu­che­lei der Pha­ri­säer, der aber am Kreuze für seine Feinde betet: „Sie wis­sen nicht, was sie tun!“ Er kann sei­nen Jün­gern das Höchste abfor­dern: „Ler­net von mir, denn ich bin sanft­mü­tig und demü­tig von Her­zen. Ein Bei­spiel habe ich euch gege­ben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Und ent­spre­chend ist auch seine Sit­ten­lehre. Es gibt ja viele Ethi­ken auf die­ser Welt, meine lie­ben Freunde, aber es gibt keine ein­zige Ethik, die in ihrem Stan­dard an die christ­li­che Ethik her­an­reicht. Die christ­li­che Ethik steht über allen. Christ­li­che Sit­ten­lehre ist die Voll­endung des sitt­li­chen Stre­bens. Nichts mensch­lich Gutes und Fei­nes wird von ihr ver­wor­fen. Was die Leh­rer der Weis­heit an Wah­rem gelehrt haben, das ist alles auf­ge­nom­men, ist beschlos­sen und über­trof­fen vom Gesetz Christi. Höchste eigene Kraft­ent­fal­tung und gleich­zei­tig demü­ti­ges Ver­trauen auf die Gnade Got­tes. Ein fei­ner Mensch wer­den, und den­noch ein demü­ti­ges Got­tes­kind blei­ben. Rein­heit, die doch kei­nen Unrei­nen ver­ach­tet, Demut, die sich der Würde der Per­sön­lich­keit bewusst bleibt. Fro­her Genuß der irdi­schen Güter und doch star­kes Ent­sa­gen­kön­nen. So steht das Bild Jesu vor uns, das erha­benste Cha­rak­ter­bild der Geschichte.

Heute hat eine wun­der­li­che, unbe­greif­li­che Begeis­te­rung für den Islam man­che Chris­ten ergrif­fen. Wir hören von Über­trit­ten zum Islam. Ja, meine lie­ben Freunde, wie kann so etwas gesche­hen? Wer ist denn die­ser Islam? Wer ist denn sein Urhe­ber? Moham­med, ein zer­rüt­te­ter Kerl, voll Grau­sam­keit und Sinn­lich­keit, ein Mann voll Rach­sucht und voll List und Ver­stel­lung. Das ist der Vater die­ser Reli­gion. Seine Lehre hat er zusam­men­ge­bas­telt aus christ­li­chen, jüdi­schen und heid­ni­schen Ele­men­ten. Moham­med ist kein Kon­kur­rent für Chris­tus.

Und schließ­lich noch eine dritte Tat­sa­che: Die­ser Chris­tus nennt sich den Sohn Got­tes, und er ist es. Als Ende des 1. Jahr­hun­derts der Irr­leh­rer Ker­inth auf­trat, der die Gott­heit Christi leug­nete, griff Johan­nes, der Apos­tel, noch ein­mal zur Feder und schrieb sein Evan­ge­lium, sein Evan­ge­lium von der Gott­heit Christi. „Die­ses ist auf­ge­zeich­net, damit ihr glau­bet, dass Jesus der Chris­tus der Sohn Got­tes ist.“ Das geben auch die Geg­ner Jesu zu, dass im Johan­nes­evan­ge­lium von der Gott­heit Christi ein kla­res Zeug­nis abge­legt ist. Aber bei den Syn­op­ti­kern, also bei Matt­häus, Lukas und Mar­kus, da machen sie schon Abstri­che. Da wäre, so mei­nen sie, die Gott­heit Christi nicht zu erken­nen. O wie falsch, meine lie­ben Freunde, o wie falsch! Die drei Syn­op­ti­ker stel­len Jesus als einen dar, der alles Men­schen­maß über­steigt. Jesus, das ist ihr Zeug­nis, bean­sprucht sou­ve­räne Lehr­ge­walt, er inter­pre­tiert das alt­tes­ta­ment­li­che Sit­ten­ge­setz und das alt­tes­ta­ment­li­che Kult­ge­setz, wie es nur ein Gesetz­ge­ber tun kann, der über ihnen steht. Wie Got­tes Wort in Ewig­keit bleibt, so auch über­dau­ern seine Worte Him­mel und Erde. Er ver­fügt über die Macht, Wun­der zu wir­ken, die er auf allen Gebie­ten und in jedem Augen­blick aus­übt. So schal­tet nur der Herr der Natur. Der Aus­sät­zige kommt zu ihm und sieht ihn voll Ver­trauen an: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen.“ Wenn du willst. Und der Herr ant­wor­tet: „Ich will – sei rein!“ Und in die­sem Augen­blick ist der Aus­sät­zige geheilt durch ein ein­zi­ges Wort sei­ner Macht, nein, sei­ner All­macht. Kenn­zeich­nend für die Hei­lun­gen Christi ist das Motiv des Glau­bens. Es bringt die Unver­füg­bar­keit der Taten Jesu zum Aus­druck. Der Glaube rich­tet sich auf Jesus. Er ver­mag über die Hei­lung des Kör­pers den gan­zen Men­schen zu ret­ten.

Die Leute nen­nen ihn einen Pro­phe­ten, aber das ist zu wenig. Die Köni­gin des Südens, die Köni­gin von Saba, kam mit ihren Geschen­ken zu Salo­mon in all ihrer Pracht. Sie kamen von den Enden der Erde, um seine Weis­heit zu hören. Doch hier ist mehr als Salo­mon! Der Tem­pel in Jeru­sa­lem war das höchste Hei­lig­tum der Juden. Es war das Haus Got­tes. Aber Chris­tus sagte: „Hier ist mehr als der Tem­pel!“ Er lässt Sün­den nach, und die Juden sehen darin eine Got­tes­läs­te­rung. „Wer kann Sün­den ver­ge­ben als Gott allein?“ Chris­tus beweist, dass er Sün­den ver­ge­ben kann. Er lässt seine Wun­der­macht spie­len. „Damit ihr wisst, dass der Men­schen­sohn Macht hat, Sün­den zu ver­ge­ben“, sagt er zu dem Gicht­brü­chi­gen: „Steh auf, nimmt dein Bett und geh nach Hause!“ Und der Mann stand auf, nahm sein Bett und ging nach Hause. Es ist also wahr: Jesus besitzt die Macht, Sün­den zu ver­ge­ben, eine Macht, die nur Gott zukommt. In ihm ist eben wesen­haft und wahr­haft Gott auf Erden erschie­nen.

Und so ist er auch der Herr des kom­men­den Gerich­tes. Das end­gül­tige Heil ist in seine Hand gelegt, ist an seine Per­son gebun­den. Die alte Sehn­sucht nach dem defi­ni­ti­ven Heil erfüllt sich in ihm. „Wenn ich durch den Fin­ger Got­tes die Dämo­nen aus­treibe, dann ist ja das Reich Got­tes zu euch gekom­men.“ In ihm, allein in ihm ist es zu den Men­schen gekom­men. Er ist der Herold, er ist der Trä­ger des Rei­ches Got­tes. Von der Annahme oder der Ableh­nung sei­ner Pre­digt hängt das end­gül­tige Geschick des Ein­zel­nen ab. „Wer mich vor den Men­schen bekennt, den werde ich vor mei­nem Vater beken­nen.“ Er ret­tet sein Volk, aber nicht, indem er mit einem Heere die Besat­zungs­macht aus dem Lande treibt, son­dern indem er am Kreuze sein kost­ba­res Blut für das Heil der Welt ver­gießt.

In der Woche des Lei­dens steht Chris­tus noch ein­mal vor den Pha­ri­sä­ern und Schrift­ge­lehr­ten und erzählt ihnen ein Gleich­nis. Ein Haus­va­ter legte einen Wein­berg an, er ver­pach­tete den Wein­berg an Win­zer, und dann ver­reiste er. Als die Zeit der Wein­lese her­an­rückte, schickte er seine Knechte zu den Win­zern, um den Ertrag in Emp­fang zu neh­men. Die Win­zer fie­len jedoch über seine Knechte her. Den einen schlu­gen sie, den ande­ren töte­ten sie, einen drit­ten stei­nig­ten sie. Der Herr schickte noch ein­mal andere Knechte, aber mit denen ver­fuh­ren sie genauso. Zuletzt sandte er sei­nen Sohn. Er dachte näm­lich: Vor mei­nem Sohn wer­den sie Respekt haben. Als die Win­zer jedoch den Sohn erblick­ten, da sag­ten sie zuein­an­der: „Das ist der Erbe. Wir töten ihn, und dann fällt uns das Erbe zu.“ Sie ergrif­fen ihn also, war­fen ihn hin­aus aus dem Wein­berg und töte­ten ihn. Seine Zuhö­rer haben sehr gut ver­stan­den, was er damit aus­drü­cken wollte. Zuerst kamen die Knechte Got­tes, die Pro­phe­ten. Jetzt aber ist der Sohn gekom­men, viel grö­ßer, viel erha­be­ner als die Pro­phe­ten. Er ist der Sohn Got­tes, der Wesen­heit, der Natur nach. So ver­ste­hen ihn die Juden. Und des­we­gen stel­len sie ihn in sei­ner letz­ten Stunde zur Rede. Als er vor dem Hohen Rate steht, da fragt ihn der Hohe­pries­ter: „Ich beschwöre dich bei dem leben­di­gen Gott: Sag uns, ob du bist Chris­tus, der Sohn Got­tes!“ Und die Ant­wort kommt ohne Wenn und Aber: „Ja, ich bin es!“ Da zer­reißt der Hohe­pries­ter seine Klei­der: „Ihr habt die Got­tes­läs­te­rung gehört. Was dünkt euch?“ „Er ist des Todes schul­dig.“

Meine lie­ben Freunde, das Chris­tus­pro­blem aller Zei­ten ist gelöst. Als der Herr den See­sturm stillte, da frag­ten die Men­schen: „Wer ist die­ser, dass ihm sogar der Wind und die Wel­len gehor­chen?“ Jetzt wis­sen wir es. Er ist der Got­tes­sohn, das ewige Wort, durch den Gott alles schuf, der den Win­den gebie­tet und den Wel­len gebeut, weil er ihr Herr ist. Wir wis­sen es, weil er Kranke heilt, die sich erhe­ben, und Tote zum Leben erweckt wer­den. Wir wis­sen es, wes­halb nicht Grab und Sie­gel und Stein ihm wider­ste­hen konn­ten, als er sieg­reich von den Toten erstieg.

Als das junge Chris­ten­tum sei­nen Weg durch die Zeit nahm, da wurde im Hohen Rat berat­schlagt, wie man die­ser Bewe­gung Herr wer­den könne. Da stand einer von den Räten auf, Gama­liel – wir ken­nen sei­nen Namen – und sagte: „Ist sein Werk von Men­schen­hand, so wird es von selbst ver­ge­hen. Ist es aber Got­tes Werk, so könnt ihr es nicht zer­stö­ren.“ Sein Werk hat alle Jahr­hun­derte über­dau­ert, hat die Welt erobert ohne Waf­fen, ohne Geld, ohne – und das ist viel­leicht das Wich­tigste – ohne den Lei­den­schaf­ten zu schmei­cheln. Zwei­tau­send Jahre Geschichte set­zen das Sie­gel unter Christi Wort. Und des­we­gen beken­nen wir mit Petrus, beken­nen wir mit den Blut­zeu­gen aller Jahr­hun­derte, beken­nen wir mit den gro­ßen Geis­tern der christ­li­chen Geschichte, beken­nen wir mit der gan­zen Welt­kir­che von heute: „Du bist Chris­tus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes, der in diese Welt gekom­men ist.“
Amen.

von Prälat Prof. Georg May

Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 02.04.2019 17:44 | nach oben springen


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