Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Petrus Chrysologus (um 406 - 450), Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
Predigt 148; PL 52,596
„Wessen Bild und Aufschrift ist das?“
Mensch, warum kommst du dir selber so wertlos vor, wenn du doch in den Augen Gottes so kostbar bist? Warum schätzt du dich selber so gering ein, wenn Gott dich so erhoben hat? Warum fragst du, womit du geschaffen wurdest, und versäumst es herauszufinden wozu? Für dich strahlte das Licht auf, um die Finsternis zu vertreiben; für dich wurde die Nacht eingerichtet und der Tag ausgemessen; für dich erstrahlt der Himmel im Sonnenglanz, im Schein des Mondes und der Sterne; für dich bedeckt sich die Erde mit Blumen, Wäldern und Früchten; für dich lebt in der Luft, auf den Feldern und im Wasser die wunderbare Vielzahl der Tiere, aus Furcht, es könnten Traurigkeit und Einsamkeit die Freude an der werdenden Schöpfung verdunkeln.
Gott hat dich aus Erde vom Ackerboden geformt (Gen 2,7), damit du Herr seiest über alles, was auf Erden ist, und doch mit allem dieselbe Natur teilest. Dabei hat Gott, magst du noch so irdisch sein, dich nicht so sehr dem Irdischen angeglichen, dass du, was deine Seele angeht, nicht mehr auf der Stufe des Himmlischen wärest. Damit du den Verstand gemeinsam mit Gott habest und den Leib gemeinsam mit den Tieren, gab dir Gott eine himmlische Seele und einen irdischen Leib. So sind in dir Himmel und Erde eine bleibende Verbindung eingegangen.
Dein Schöpfer wollte deine herausgehobene Stellung noch mehr zur Geltung bringen und prägte dir sein Abbild ein (Gen 1,26), damit in diesem sichtbaren Abbild der unsichtbare Schöpfer auf Erden gegenwärtig werde... Wenn es so ist, wie kann man es dann als Ärgernis betrachten, dass Gott in seiner Güte das in sich aufnimmt, was er in dir geschaffen hat und wirklich als Mensch sichtbar werden möchte?... Die Jungfrau hat ein Kind empfangen, und sie hat einen Sohn geboren (Mt 1,23-25).
Aus:
http://evangeliumtagfuertag.org/main.php...aldate=20130604