Das neue Zeitalter des Geistes? –
Pater Cantalamessa, Papst Franziskus und Joachim da Fiore
Das Geist-Zeitalter, das sich Joachim von Fiore ausgedacht hatte, erscheint ebenso nebulös, wie die Datierungsversuche beliebig:
Benedikt von Nursia lebte um das Jahr 500, Franz von Assisi um 1200, die franziskanische Richtung der Spiritualen, die der heilige Bonaventura bekämpfte, nannten das Jahr 1260 als Beginn des neuen Zeitalters, Pater Cantalamessa scheint der neo-joachimistischen Richtung anzugehören.
Diese ist der Meinung, Joachims Geschichtsdeutung sei richtig, er habe sich lediglich um 700 Jahre in der Datierung geirrt.

Das Geist-Zeitalter habe nämlich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen und das Zweite Vatikanische Konzil sei Ausdruck dieses Beginns.

Die Heilige Schrift weiß von einem solchen Zeitalter allerdings nichts zu berichten.
Joachims Spekulationen gingen von einem dritten und letzten Zeitalter des Heiligen Geistes aus, in dem sich alle Institutionen vom Staat bis zur Kirche in der vollkommenen Gesellschaft individueller, allein vom Geist bewegter Menschen auflösen oder besser gesagt, völlig vergeistigt in einer neuen, immateriellen Form existieren.
Der Mensch habe dann durch den Geist direkte Verbindung zu Gott und werde von diesem gelenkt.
Bereits der heilige Bonaventura, wie Joseph Ratzinger aufzeigte, erkannte die Gefährlichkeit dieses Schwärmertums, das durch „Vervollkommnung“ des Menschen, das Paradies auf Erden vorwegnehmen will.
Durch die in Joachim von Fiores Idee vertretene, radikale Vergeistigung, wurde er zu einem wichtigen Quell aller weltbezogenen revolutionären Strömungen und Ideologen der Weltverbesserer. Denn der Idee liegt der Drang zugrunde, die Natur einer gefallenen Schöpfung nicht anerkennen, ja überwinden zu wollen. In der Überwindung derselben steckt, so Joseph Ratzinger, derselbe revolutionäre Geist.
Das IV. Laterankonzil verurteilt 1215 einige Trinitäts-Thesen Joachims und erklärte sie für häretisch. Papst Honorius III. rehabilitierte den kalabresischen Ordensgründer kurze Zeit darauf zwar als „katholischen Menschen“, ohne jedoch dessen Geist-Thesen anzuerkennen.
2001 leitete die Erzdiözese Cosenza anläßlich des 800. Todesjahres ein Heiligsprechungsverfahren ein. Ihn deshalb in den Himmel zu schreiben, wie es bereits Dante tat, der von der Idee Joachims ebenso angezogen schien, wie viele andere seither, erscheint noch verfrüht. Das Verfahren ist noch anhängig.
http://www.katholisches.info/2013/04/03/...achim-da-fiore/