1. STAUB BIN ICH UND ASCHE – GEBET AM BEGINN DER FASTENZEIT
Sieh mich, Herr!
Ich bekenne vor dir, Vater,
Herr des Himmels und der Erde:
„Staub bin ich und Asche“ (Gen 18,27),
und will dennoch Schätze sammeln
von den Reichtümern deines Wortes;
nicht nur für mich,
sondern auch für meine vielgeliebten Kinder.
Was soll ich Armer tun?
In mir sind alle Reichtümer des Elends
und der Niedrigkeit verborgen,
ja auch offenkundig;
in dir aber sind alle Schätze der Weisheit
und der Wissenschaft verborgen,
wenn auch jetzt nicht offenbar.
Aber die Schätze meines Elends
sind in der Erde vergraben,
die deinen sind im Himmel;
und soweit der Himmel
von der Erde entfernt ist,
so fern sind deine Gedanken meinen Gedanken.
Wie soll also der Mensch,
das heißt meine Armseligkeit,
Zugang finden zum erhabenen Herzen,
das heißt zu deinen reichen Schätzen?
Wie soll ich von Staub und Asche
zum Himmel gelangen?
Wohlan denn, meine Fürsprecherin,
Himmelsleiter, Gottesberg, Mittlerin,
durch die Gott zu meiner Armseligkeit kommt,
erwirke mir,
daß meine Armseligkeit vor Gott hintritt.
Meine teuerste Mutter und Herrin,
sage mir, ob jene Schätze der Weisheit
und Wissenschaft nicht im Wort Gottes,
im Sohn Gottes erstrahlten,
ehe du ihn in deinem Schoß empfangen hast?
Du aber, verehrungswürdigste Herrin,
hast diese Schätze in deinem Leib
bedeckt und verborgen;
in ihm sind sie ja verborgen.
Wer verbirgt sie demnach?
Nicht du, heilige Jungfrau?
Doch sage mir, gütigste Mutter,
für wen verbergen denn die Mütter die Schätze,
wenn nicht für ihre Kinder?
Also hast du sie für uns verborgen.
Doch breite nun aus, was du verborgen hast,
da dein Sohn,
vom Übermaß des Reichtums
seiner Schätze erfüllt,
gleichsam überfließt und ausruft:
„Sammelt euch Schätze im Himmel!“ (Mt 6,20)
Herr,
im Himmel gibt es nur Schätze der Weisheit,
der Wissenschaft und der Güte.
Du aber hast sie alle, denn alle sind in dir.
Wieso sagst du dann: „Sammelt Schätze“?
Gib du selbst uns Schätze,
und wir werden reich sein!
Da deine Mutter sie
gleichsam als Schatzmeisterin verborgen hat,
befiehl, daß sie uns diese eröffne.
Gütige Mutter,
öffne uns, was du verborgen hast.
Doch wenn wir Reichtümer gesammelt haben,
verbirg diese Schätze wieder in uns,
wie du sie in deinem Sohn verborgen hast.
Du hast die Reichtümer des Sohnes
unter der Niedrigkeit des sterblichen Leibes
verborgen;
in uns seien sie verborgen
im Gedanken an den Tod und das Ende.
Demütigste Herrin, lehre uns die Demut.
Herr, Gott, bedenke, daß wir Staub sind
und zum Staub zurückkehren werden.
Willst du deine Macht zeigen am Staub,
den der Wind des Todes
vom Angesicht der Erde fegt,
und willst du einen trockenen Strohhalm
verfolgen?
Herr, vergib uns, und wir werden Buße tun.
Gewähre uns vierzig Tage,
und wenn wir nicht Buße tun,
dann vernichte uns.
Ja, Herr,
im Eifer für deine Liebe will ich sprechen:
Wie du gütig denen verzeihst,
die Buße tun wollen,
so gebe ich zu, daß du jenen nicht vergibst,
die deiner spotten, Herr,
und deine Barmherzigkeit mißbrauchen.
Den Unbußfertigen droht ja die Strafe der Hölle,
den Bußfertigen gehört das Himmelreich.
Du aber, Herr, Vater, Sohn und Heiliger Geist,
gib uns allen deinen Segen.
DASal 9,136ff
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