Papst Benedikt XVI. hat uns im Rahmen seiner Frankreich-Reise und insbesondere bei seinem Aufenthalt als Pilger in Lourdes eine Reihe von Ansprachen hinterlassen. Sie sind es wert, als wahres Geschenk betrachtet und mehr als nur einmal überlegt und bedacht zu werden.
Am Gedenktag der Schmerzen Mariens, am 15. September 2008, spendete er auf dem Vorplatz der Basilika in Lourdes einigen Kranken das Sakrament der Krankensalbung und hielt bei der Eucharistiefeier jene Homilie über das Lächeln Mariens, aus der wir im Folgenden ein wenig schöpfen wollen.
Eingangs verweist der Heilige Vater darauf, dass weder Jesus noch seiner Mutter eine stoische Unempfindlichkeit zu eigen war, eine Gefühllosigkeit, die keine Freude und keine Trauer kennt.
Jesus hat geweint, und auch Maria hat geweint. Wie sollte sie auch nicht weinen, wenn sie, unter dem Kreuz stehend, den misshandelten, zerfleischten Leib ihres Sohnes sieht, der „Bein von ihrem Bein“ ist und dem sie durch so viele Jahre alle Sorgfalt hatte angedeihen lassen. Doch ist ihr Ja zum Willen des Vaters ungebrochen. Sie will das, was Jesus will, und vereint mit seinem Herzensopfer bringt auch sie ihr eigenes Beten und Bitten mit lautem Schreien und unter Tränen vor Gott (vgl. Hebr 5,7). In dieser Stunde wird ihr und uns die ihr eigene, universale Mutterschaft geoffenbart, als Jesus ihr den Jünger, den er liebte, anvertraut. Nun wissen wir, dass sie unsere Mutter ist.
Eure Trauer wird sich in Freude verwandeln (Jer 31,13), und die Tränen Mariens sind nun einem Lächeln gewichen, das sie, aufgenommen in die Auferstehungsherrlichkeit des Himmels, bei ihrer Mutterliebe zu uns begleitet. Sie lächelt, und wie könnten kleine Kinder ihre Mütter nicht zum Lächeln bringen, wenn ihnen das sogar bei den grimmigsten und rauesten Charakteren gelingt?
Dieses Lächeln Mariens zu suchen habe nichts mit Sentimentalität zu tun, sagt der Papst, es gilt ja allen und jedem Einzelnen und ist vorgegebene Tatsache. Die Edlen des Volkes suchen die Gunst und das Lächeln der Königin-Braut (vgl. Ps 45,13), die äußeren Zeichen von Zuneigung und Liebe.
So hat es Bernadette am Mittwoch, dem 3. März 1858, an der Grotte von Massabielle erfahren dürfen. Dieses Lächeln der überaus schönen Frau entschädigte sie gleichsam für alle Bedrängnisse und seelische Qualen, denen sich das einfache Mädchen in diesen Tagen und Wochen ausgesetzt sah, und war ihr Stütze und Ermutigung. Müssten wir es nicht auch selber wieder lernen, oft und oft in das Antlitz Mariens zu schauen, unsere Augen in ihre Augen und in das Herz dieser Mutter zu versenken und ihr Lächeln mit dem unseren zu erwidern? Dein Gesicht lass mich sehen, deine Stimme mich hören! (Hld 2,14). Und: Schön bist du, meine Freundin, ja, du bist schön! (Hld 1,15; 4,1).
Maria ist so schön, sagt Bernadette, dass man sterben möchte, um sie wiederzusehen.
Das alles muss in seiner Verbindung und Einheit mit Gott gesehen werden, der ja Ursprung und Quelle aller Schönheit ist. Im Lächeln, dieser ganz schlichten Äußerung von Zuneigung, erfassen wir, dass unser einziger Reichtum die Liebe ist, die Gott zu uns hat und die durch das Herz jener geht, die unsere Mutter geworden ist (Benedikt XVI.). Hat nicht auch Jesus selbst gelächelt, als er die Kinder zu sich rief und sie umarmte? (vgl. Mk 10,16). Dieses Lächeln gilt es nun weiterzutragen und allen Menschen zu bringen.
O Stern im Meere, Fürstin der Liebe,
aller Betrübten Labung und Trost!
Wenn Du mir lächelst, fürcht‘ ich kein Unheil,
alles ist heiter, alles ist gut!
|: Höre mein Flehen, neige Dein Antlitz,
gib, meine Herrin, Friede und Heil! :|
O Stern im Meere, Mutter der Schmerzen,
aller Bedrängten Hilfe und Trost!
Wenn Du mich tröstest, trocknen die Tränen,
schwindet all‘ Trübsal, schwindet all‘ Leid!
Höre …
O Stern im Meere, Pforte des Himmels,
aller der Pilger Hoffnung und Ziel!
Wenn Du mir leuchtest; wenn Du mich leitest,
schweigen die Stürme, find ich den Port!
Höre …
aus: http://www.gottgeweiht.at/archiv/gg2009heft1.html