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Der Wert der inne­ren Abtö­tung

in Diskussionsplattform (2) 04.04.2015 09:13
von Kristina (gelöscht)
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http://www.glaubenswahrheit.org/predigte.../1995/19951008/


Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen
Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May



Der Wert der inne­ren Abtö­tung

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Eine Erb­schaft der Ursünde ist das sinn­li­che Begeh­ren in unse­ren Glie­dern. Wir alle spü­ren, daß in uns eine Macht am Werke ist, die uns zum Bösen ver­füh­ren will. Die Wider­stände gegen das Gute, die wir spü­ren, müs­sen über­wun­den wer­den durch Selbst­über­win­dung, durch Selbst­ver­leug­nung, durch Abtö­tung. Abtö­tung ist ein Wort, das man nicht gern hört. Aber wir wer­den gleich sehen, daß die Abtö­tung, die hier gemeint ist, nicht das volle, starke, gesunde Leben ertö­ten will, son­dern das kranke, das brest­hafte, das dahin­sie­chende Leben. Abtö­tung besagt nicht, daß die Natur­kräfte und die Natur­triebe unter­drückt wer­den sol­len, es soll viel­mehr nur ihre Unord­nung bekämpft wer­den. Der Tod, der leib­li­che Tod, zer­stört den Leib, das Prin­zip unse­res Han­delns. Die Abtö­tung zer­stört nicht die mensch­li­chen Triebe, auch nicht das sinn­li­che Begeh­ren zur Gänze, son­dern nur des­sen Unord­nung. Abtö­tung ist also nicht eine Todes­kraft, son­dern eine Lebens­kraft. Sie will das Ver­der­ben besei­ti­gen, das dem segens­rei­chen Wir­ken unse­rer Triebe und Antriebs­kräfte ent­ge­gen­steht.

Die Abtö­tung wird uns in der Hei­li­gen Schrift von allen Auto­ren nahe­ge­legt. Beson­ders deut­lich spricht dar­über der Apos­tel Pau­lus. Im Gala­ter­brief schreibt er ein­mal: „Das Fleisch gelüs­tet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch. Beide wider­stre­ben ein­an­der, so daß ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Hier hat der Apos­tel Pau­lus die bei­den ent­ge­gen­ste­hen­den Kräfte im Men­schen benannt. Er nennt sie „Fleisch“ und „Geist“. Mit Fleisch ist nicht das mate­ri­elle Sub­strat unse­res Kör­pers gemeint, son­dern die Hin­fäl­lig­keit des Men­schen. Fleisch ist der irdi­sche Sinn, das Haf­ten am Ver­gäng­li­chen, die Unter­wer­fung unter die Triebe. Und von ihnen sagt er: „Das Fleisch gelüs­tet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch. Beide wider­stre­ben ein­an­der.“ Es ist also ein Kampf im Men­schen, „auf daß ihr nicht das tut, was ihr etwa wollt“. Und an einer ande­ren Stelle, im Römer­brief, heißt es: „Ich sehe ein ande­res Gesetz in mei­nen Glie­dern, das dem Gesetze mei­nes Geis­tes wider­strei­tet und mich gefan­gen­hält unter dem Gesetze der Sünde, das in mei­nen Glie­dern ist.“ Hier sieht er zwei Gesetze am Werk, das Gesetz in den Glie­dern, damit sind natür­lich auch die (unge­ord­ne­ten) Stre­bun­gen des Men­schen gemeint, und das Gesetz des Geis­tes. Und die bei­den Gesetze wider­stre­ben ein­an­der. Das eine zieht nach unten, das andere drängt nach oben. Von die­sem dop­pel­ten Gesetz bemerkt der Apos­tel ein wenig wei­ter unten: „Wir sind Schuld­ner, nicht dem Flei­sche nach, um nach dem Flei­sche zu leben. Wenn ihr nach dem Flei­sche lebet, wer­det iher ster­ben. Wenn ihr aber durch den Geist die Regun­gen des Flei­sches tötet, wer­det ihr leben.“ An die­ser Stelle haben wir sogar das Wort Abtö­tung. „Wenn ihr durch den Geist die Regun­gen des Flei­sches tötet, wer­det ihr leben.“

Ich sage noch ein­mal: Damit sind nicht die natür­li­chen Kräfte gemeint, die ver­nich­tet wer­den sol­len, son­dern damit ist das Unge­ord­nete in den Trie­ben und Lei­den­schaf­ten gemeint, die in uns leben. Es gibt auch gute und heil­same Triebe; es gibt auch gute und heil­same Lei­den­schaf­ten. Die Lei­den­schaft für das Gute, die Lei­den­schaft für die Gerech­tig­keit, die soll nicht unter­drückt, die soll nicht ertö­tet wer­den, die soll geför­dert und die soll begüns­tigt wer­den. Aber die nie­der­zie­hen­den Lei­den­schaf­ten, die nie­der­zie­hen­den Triebe, die sol­len bekämpft und über­wun­den wer­den.

Die Bekämp­fung des Nie­de­ren ist eine Lebens­auf­gabe für jeden Men­schen. Sie ist aus einem zwei­fa­chen Grunde gefor­dert, ein­mal als Buße, d.h. als Strafe für unsere Sün­den, zum ande­ren als Mit­tel zur Bewah­rung vor den Sün­den. Wer sich alles Erlaubte gestat­tet, meine Freunde, ist nicht mehr weit vom Uner­laub­ten. Man muß sich im Erlaub­ten Abbruch tun, damit man die Kraft fin­det, das Uner­laubte zu mei­den. Es ist ein stän­di­ger Kampf in uns, und die­ser Kampf muß das ganze Leben geführt wer­den.

Die Bekämp­fung der nie­der­zie­hen­den Kräfte in uns ist eine Auf­gabe, die beson­ders jenen gestellt ist, die durch Amt und Auf­trag für andere ver­ant­wort­lich sind, die zu einem höhe­ren Maße an Voll­kom­men­heit ver­pflich­tet sind, die durch ihr Bei­spiel andere vor­an­brin­gen, för­dern, erzie­hen sol­len. Ein Vater, eine Mut­ter, ein Leh­rer, ein Pries­ter, ein Offi­zier, ein Betriebs­lei­ter, sie alle haben beson­dere Ver­ant­wor­tung dafür, daß sie das Nie­dere bekämp­fen und die Seele frei­ma­chen für die Tugend. Die Tugend beginnt da, wo die Abtö­tung beginnt, und die Tugend schrei­tet da voran, wo die Abtö­tung vor­an­schrei­tet. „Soviel wirst du im Guten vor­an­kom­men, als du dir selbst Gewalt antust“, heißt es in dem Buch von der Nach­folge Christi. „Soviel wirst du im Guten vor­an­kom­men, als du dir selbst Gewalt antust.“ Über­win­den, ertra­gen, das Nie­dere bekämp­fen, die Seele frei­ma­chen für das Höhere, das ist unsere stän­dige Auf­gabe auf die­ser Erde. Und ich sage noch ein­mal: Das Gesetz der Abtö­tung, das für alle gilt, gewinnt seine beson­dere Schärfe für die­je­ni­gen, denen andere anver­traut sind. Der Apos­tel Pau­lus war der vom Herrn gesandte Ver­kün­der des Evan­ge­li­ums, und er schreibt ein­mal: „Ich züch­tige mei­nen Leib und bringe ihn in Bot­mä­ßig­keit, damit ich nicht, nach­dem ich ande­ren Herold gewe­sen bin, selbst ver­wor­fen werde.“ Der Zusam­men­bruch von füh­ren­den Men­schen ist immer ein beson­de­rer Schre­cken und Scha­den für alle, die ihnen anver­traut sind. Des­we­gen müs­sen sie in beson­de­rer Weise sich der Abtö­tung, der Selbst­ver­leug­nung ver­pflich­tet wis­sen. Sie sol­len sich ja auch den Men­schen im guten Sinne anpas­sen, d.h. sie sol­len auf ihre Eigen­art, auf ihre Schwä­chen, auf ihre star­ken Sei­ten ein­ge­hen. Sie sol­len sich der Men­schen anneh­men; sie sol­len sie ertra­gen. Es ist nicht leicht, Men­schen zu ertra­gen, aber dazu muß man sich eben erzie­hen. Man muß ein Mensch wer­den, der die ande­ren Men­schen annimmt, der sich ver­ste­hend zeigt, wie es der Apos­tel Pau­lus ein­mal im Ers­ten Korin­ther­briefe bemerkt. Er schreibt da im 9. Kapi­tel: „Ich bin unab­hän­gig von allen, aber ich habe mich doch zum Knechte aller gemacht, um recht viele zu gewin­nen. Den Juden bin ich wie ein Jude gewor­den, um Juden zu gewin­nen. Denen, die unter dem Gesetze sind, war ich, als wäre ich unter dem Gesetze, obwohl ich nicht unter dem Gesetze bin, um die zu gewin­nen, wel­che unter dem Gesetze sind. Denen, wel­che ohne Gesetz sind, bin ich wie einer der ihri­gen gewor­den, obwohl ich nicht ohne Gesetz Got­tes, son­dern unter dem Gesetze Christi bin, um sie, die Gesetz­lo­sen, zu gewin­nen. Den Schwa­chen bin ich ein Schwa­cher gewor­den, um die Schwa­chen zu gewin­nen; allen bin ich alles gewor­den, um auf jeden Fall etli­che zu ret­ten.“

Sehen Sie, meine Freunde, an die­ser Stelle hat der Apos­tel seine apos­to­li­sche Ver­fah­rens­weise ange­ge­ben. Wer andere her­auf­zie­hen will, muß sich zu ihnen her­ab­nei­gen. Wer ande­ren vor­an­ge­hen will, muß ein Stück des Weges mit ihnen gehen. Er muß die Men­schen ver­ste­hend und begrei­fend zu sich empor­zie­hen, um sie auf diese Weise für Chris­tus zu gewin­nen.

Es gibt in unse­rer Natur Wider­stand gegen die Abtö­tung. Wir alle ken­nen ihn nur zu gut. Wir alle wis­sen, daß ein dop­pel­tes Gesetz in uns herrscht, ein Gesetz, das uns nie­der­zieht, und ein ande­res, das nach oben strebt. Aber gleich­zei­tig begrei­fen wir auch, daß in uns eine Sehn­sucht nach dem Guten ist, daß wir ein Ver­lan­gen tra­gen, der Seele, dem Geist, der Ver­nunft die Herr­schaft ein­zu­räu­men gegen­über den Trie­ben und gegen­über den Lei­den­schaf­ten. Wir haben es ja schon oft erfah­ren. In der Auf­re­gung der gehät­schel­ten Lei­den­schaft emp­fin­den wir Unruhe, und wenn die Auf­re­gung sich gelegt hat, dann sind wir voll Bit­ter­keit und Reue und Scham. „Du hast es befoh­len, o Gott, und so ist es, daß seine Strafe sich selbst ist jeder unge­ord­nete Geist.“ Ja, so ist es: Die Sünde trägt ihre Strafe in sich sel­ber. Das Nach­ge­ben gegen­über den Trie­ben trägt seine Strafe in sich selbst. Aber auch die Über­win­dung, wenn sie lange und beharr­lich geübt wird, trägt ihren Lohn in sich selbst. Man tut das dann mit einer gewis­sen Selbst­ver­ständ­lich­keit, ja man emp­fin­det sogar eine gewisse Befrie­di­gung darin, daß man die Selbst­be­herr­schung, die Selbst­ver­leug­nung, die Abtö­tung geübt hat. Das Kreuz, meine lie­ben Freunde, ist ein Baum des Lebens. Wer davon ißt, wird leben. „Dem, der siegt, werde ich ver­bor­ge­nes Manna zu essen geben.“

Amen.


„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
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