Eine wahre Begebenheit aus einem heute erhaltenen Weihnachtsbrief einer Kusine, die sich in der Kärntner Landeshauptstadt begab:
Vergangenen Samstag ging ich situationsbedingt über den Christkindlmarkt am Neuen Platz. Ja, das war auch der Tag für unsere italienischen Nachbarn. Wie die Wanderheuschrecken kamen sie in Scharen, um alles "aufzufressen" was so ein Markt zu bieten hat. Ein Geplapper und Lebensfreude pur war das, ist mir schon zeitweilig abhanden gekommen. Man wurde geschoben, geschupst, mit Punsch bekleckert....
Also ging ich so gut ich konnte bei einbrechender Dunkelheit durch das Menschengewühl.
Ein kleines Mädchen folgte mir auf Schritt und Tritt; blieb ich stehen, machte es auch stopp. Änderte ich die Richtung, tat es dasselbe. Dunkle Augen, dunkle Haare, also sicherte ich meine Handtasche besser...
Nach geraumer Zeit erreichten wir den Ausgang. Da, wo man in die Wiener Gasse einpendelt stehen an solchen Tagen auch Polizei und andere Sicherheitspersonal.
Das Mädchen, absolut nicht verängstigt oder scheu, ging punktgenau auf den Polizeimann zu, gab ihm einen Zettel mit einer Nummer (Handy der Eltern) mit dem Ersuchen sie anzurufen und ihren Standort bekannt zu geben. Ich konnte nicht umhin, mit der kleinen Dame zu reden.
Gabriela Maria sei ihr Name, 5 Jahre sei sie alt, sie stamme aus Treviso, spreche italienisch und deutsch, die Oma lebe in der Stadt Villach. Sie sei mit ihren Eltern hier und deren Auftrag lautete: Sollte man sich verlieren in diesem Gedränge, nichts wie zum Ausgang in die Nähe eines Polizisten oder dergleichen.
Warum ist Gabriela M. gerade mir gefolgt? "
Du hast so einen schönen leuchtenden Stern auf deinem Rücken." - Deshalb war sie meine stille Begleiterin.
Ich und ein Stern auf meiner Rückenpartie? Tatsächlich klebte auf meiner Jacke ein großer fluoreszierender Stern. Irgendwelche Spinner oder Missionare sind unterwegs und wollen ihre Botschaften unter bzw. auf die Leute bringen. Ja, und was stand auf diesem Stern?
ICH MÖCHTE LICHT SEIN FÜR ALLE DIE DANACH SUCHEN. Die Idee alleine war schon großartig, aufgefordert zu werden, Lichtträger zu sein!
Nix wie runter mit dem Stern, ihn auf Gabrielas Mantel picken, worauf diese sich wie der Erzengel gefühlt haben musste, ihre Augen und die Körperhaltung sprachen dafür.
Wir hatten noch die Wahl von ihr ein Lied zu hören in deutsch oder italienisch, aber da kamen schon ihre jungen, sehr sympathischen Eltern daher und wir haben nur noch italienisch gezählt, wie oft sie und ihre Brüder, die auch am Markt waren, ins Bett gehen müssen, bevor das Christkind kommt.
Bin mir sicher, das Mädchen hat mich für einen Boten vom Jesuskind gehalten und ist meinem Stern gefolgt.
Arrivederci Gabriella, a presto!
Mich hat diese Geschichte so nachdenklich gemacht auf dem Heimweg, diese Gedankenwelt eines Kindes zwischen Wirklichkeit und Traum, der Glaube an das göttliche Kind, welches Boten aussendet, die die Gestalt von Helga B. haben. Und daneben das ganze unsinnige Treiben und der Kommerz.