Evangelium nach Lukas 12,39-48.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht.
Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen?
Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt?
Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.
Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht,
dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.
Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Guerric von Igny (um 1080 - 1157), Zisterzienserabt
1. Predigt zum Advent, 2-3; SC 166
„Haltet euch bereit“
„Ich setze große Hoffnung auf dein Wort“ (Ps 119,81 Vg)… Wenn ich auf Gott hoffe, wenn ich sogar von Hoffnung überflutet werde, dann fügt sich Hoffnung an Hoffnung, selbst wenn Prüfung auf Prüfung folgt und Aufschub auf Aufschub. Denn ich bin sicher, „dass er schließlich kommt und uns nicht täuscht“. „Deshalb werde ich auf ihn warten, selbst wenn er auf sich warten lässt; denn er wird zweifellos kommen und nicht lange zögern“ (Hab 2,3), nicht über den festgelegten und rechten Zeitpunkt hinaus.
Wann ist der rechte Zeitpunkt da? Wenn die volle Zahl unserer Brüder erreicht ist (Offb 6,11), wenn die Zeit der Barmherzigkeit, die der Reue gewährt wird, verstrichen ist. Jesaja erklärt uns, warum der Herr das Gericht verschiebt: „Wenn der Herr wartet, dann deshalb, um euch Gnade zu erweisen; denn er wird verherrlicht dadurch, dass er euch verschont. Der Herr ist ein gerechtet Gott; selig sind alle, die ihn erwarten“ (30,18). Wenn du weise bist, dann sieh zu, wie du die Pause nützen kannst, die sich diesem Aufschub verdankt. Bist du ein Sünder, so wird sie dir zur Buße gegeben und nicht, um achtlos dahinzuleben. Bist du heilig, so um noch heiliger zu werden und nicht, um im Glauben nachzulassen. Denn „wenn der Knecht denkt: mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen“…
Wirklich warten auf den Herrn heißt: den Glauben an ihn bewahren, auch wenn wir des Trostes seiner Gegenwart beraubt sind; dem Versucher nicht erliegen, sondern gespannt auf die Wiederkehr des Herrn warten. Das sagt der Herr durch den Propheten Hosea: „Mein Volk wird gespannt auf meine Rückkehr warten“ (Hos 11,7 Vg). „Gespannt“ ist ein gutes, zutreffendes Wort, es bedeutet zwischen Himmel und Erde ausgespannt sein: Die himmlischen Güter sind noch nicht erreichbar, ebenso wenig aber soll man den irdischen anhangen.
http://evangeliumtagfuertag.org/main.php...aldate=20141022