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Die gute Gattin und Mutter
Die gute
Gattin und Mutter.
Ein Katholisches
Lehr- und Gebetbuch.
Herausgegeben
von
P. Heinrich Müller, S.V.D.
Mit bischöflicher Approbation
Druck und Verlag
der Missionsdruckerei in Steyl
proftl. Kaldenkirchen (Khld.)
1901
I m p r i m a t u r.
Baarlo, die 9. m. Maii 1901.
Dr. J. H. Geenen, Libr. Cens.
HAUSSEGEN.
Wo Glaube, Da Liebe.
Wo Liebe, Da Friede.
Wo Friede, Da Segen.
Wo Segen, Da GOTT.
Wo GOTT, Keine Not.
Vorwort.
Dieses Lehr- und Gebetbuch soll dir, liebe Gattin und Mutter, behilflich sein, einerseits die Heiligkeit und den Ernst deiner Pflichten immer besser kennen zu lernen und zu würdigen, anderseits Trost und Stärke im Gebet zu finden. Zu diesem Zwecke wird im ersten Teile aufmerksam gemacht auf die großen und sehr wichtigen Pflichten, welche jede Gattin und Mutter zu erfüllen hat.
Der Verfasser hat in seiner mehr als 20jährigen Tätigkeit als Priester und Ordensmann bei Missionen, Exerzitien und in der Seelsorge in Stadt und Land nur zu oft Gelegenheit gehabt, bei Eheleuten die größte und verderbenbringendste Unkenntnis und Gleichgültigkeit in Bezug auf ihre Standespflichten zu entdecken. Um nun etwas zur Beseitigung dieser Verantwortungsvollen und folgenschweren Unwissenheit und Gleichgültigkeit beizutragen, hat derselbe seit Jahren sich angetrieben gefühlt, dieses Buch zu schreiben. Von den verschiedensten Seiten wurde er auch, besonders nach Herausgabe der Gebet- und Lehrbücher für Jünglinge, Jungfrauen und Studierende, dazu aufgefordert. Aber erst dann hat er sich entschlossen, dasselbe dem Drucke zu übergeben, nachdem mehrere in der Seelsorge erfahrene Welt- und Ordensgeistliche das Manuskript durchgesehen und erklärt hatten, das dieses Buch in praktischer Gediegenheit seinesgleichen suche und sehr großen Segen stiften werde in allen Familien, in denen es gelesen werde. Besonders hielt man es für ein empfehlenswertes Hochzeitsgeschenk.
In den Belehrungen wird auf die sehr großen Pflichten des Gattinnen- und Mutterberufes eingehend aufmerksam gemacht und der Gattin sowie der Mutter Belehrung, Rat und Anweisung gegeben, wie sie ihre Lebensaufgabe nach dem Heiligen Willen GOTTES zu erfüllen habe. Überaus wichtig ist die Kenntnis dieser Pflichten. Die Erfahrung aller Zeiten beweist nur zu deutlich, dass das Glück oder Unglück der Ehegatten sowie ihrer Kinder vorzüglich davon abhängt, ob die Gattin und Mutter ihre Heiligen Pflichten treu erfüllt. Unermesslich groß ist ihr Einfluss auf den Gatten wie auf die Kinder. Wo eine gute Gattin und Mutter ist, da ist oder wird der Gatte gut, da sind die Kinder brav. -
„Gute Frauen,“ sagt das Sprichwort, „machen gute Männer.“ „Durch Freundlichkeit, Folgsamkeit, liebevolles Bitten, durch, wenn es sein muss, eine recht von Herzen kommende Träne können sie auf die Männer einwirken,“ sagte mit vollem Rechte der allverehrte und beliebte Zentrumsführer Windthorst. Nur ein ganz verkommener Mann hört nicht mehr auf die Stimme seiner guten Gattin. Und wer wollte nach Gebühr schildern, welchen Einfluss eine gute Mutter auf das zeitliche und ewige Glück ihrer Kinder ausübt!
Im zweiten Teile sind diejenigen Gebete und Andachtsübungen, welche für eine Gattin und Mutter bei den verschiedenen Lagen, Verhältnissen und Anliegen in der Ehe am passendsten und wichtigsten sind, zusammengestellt.
Als letzte Heilige Messe wurde die Braut- oder Hochzeitsmesse, mit den Gebeten vor und nach der Trauung aufgenommen, damit dieses Lehr- und Gebetbuch desto eher als Brautgeschenk recht willkommen sei und bereits am Hochzeitstage benutzt werden könne.
Bei der Auswahl der übrigen Gebet und Andachtsübungen wurde besonders Rücksicht auf jene genommen, welche unsere Heilige Kirche mit Ablässen begnadigt hat, damit so der Gattin und Mutter Gelegenheit geboten werde durch die Ablässe ihre Sündenstrafen immer mehr zu tilgen und vielen armen Seelen Linderung, Trost und endlich Befreiung zu verdienen.
Gute Gattin und Mutter, benutze doch fleißig dieses Lehr- und Gebetbuch zu deinem eigenen Nutzen und zum Vorteil deines Gatten, deiner lieben Kinder und deiner ganzen Familie. Bete und lies recht oft darin, wenigstens jeden Sonntag, nicht allein in der Kirche, sonder auch zu Hause; aber ich möchte dich bitten, nicht zu viel auf einmal zu lesen, sondern jedesmal bloß einige Seiten und zwar langsam. Beherzige ernstlich die darin enthaltenen Wahrheiten, Mahnungen und Warnungen, befolge sie immer treu und sei überzeugt: Nur so wirst du in diesem Leben und besonders im Jenseits in alle Ewigkeit, mit deinem Gatten und deinen Kindern wahrhaft glücklich werden. Damit dieses desto eher geschehe, verspricht dir der Verfasser, deiner am Altare GOTTES zu gedenken. Mögest du auch seiner in deinem frommen Gebete nicht vergessen!
Ich widme dieses Buch der Allerseligsten Gottesmutter, welche durch Ihre gewissenhafte Erfüllung all Ihrer Standespflichten mit vollem Recht verdient hat, allen Gattinnen und Müttern als Muster zur Nachahmung vorgestellt zu werden. Demütig und inständig bitte ich Sie, allen, die dieses Lehr- und Gebetbuch gebrauchen, durch Ihre so Mächtige Fürsprache zu helfen, Ihrem erhabenen Tugendbeispiele immer mehr nachzufolgen.
Steyl, am Feste Maria Heimsuchung 1901.
Erster Teil.
B e l e h r u n g e n
für
d i e g u t e G a t t i n u n d M u t t e r.
I.
Habe immer eine recht große Hochschätzung vor der christlichen Ehe!
GOTT selbst, der Unendlich Heilige, hat die Ehe im Paradiese eingesetzt. Nachdem Er Adam und Eva erschaffen hatte, segnete Er sie und sprach: „Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde.“ (1.Mos. 1,28) Es war GOTTES Wille, dass dieser Bund zwischen einem Manne und Weibe eine innige, unauflösliche Lebensgemeinschaft bilde. Doch wurde im Alten Testamente infolge der Sünde und der Herzenshärtigkeit der Juden sowohl das Band der Einheit, als auch das der Unauflösbarkeit vielfach gelockert. Darum sprach der Göttliche Heiland zu den Juden Seiner Zeit: „Moses hat euch eurer Herzenshärtigkeit wegen erlaubt, eure Weiber zu entlassen; im Anfange war es nicht so.“ (Matth. 19,8)
Jesus Christus hat nun die ursprüngliche Einheit und Unauflöslichkeit des Ehebundes wieder hergestellt und verordnet, dass die Ehe wie im Anfange nur zwischen e i n e m Manne und e i n e m Weibe und zwar bis zum Tode des einen von beiden bestehen solle. Hinweisend auf diese ursprüngliche Einrichtung GOTTES sagt Er: „Was GOTT verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.“ (Matth. 19,6) Und als Seine Jünger zu Haus Ihn um näheren Aufschluß darüber baten, sprach Er zu ihnen: „Wer immer sein Weib entlässt und eine andere nimmt, der begeht an ihr einen Ehebruch. Und wenn ein Weib ihren Mann entlässt und einen andern heiratet, so bricht sie die Ehe.“ (Mark. 10, 8-12)
So spricht der Höchste Gesetzgeber und Herr aller Völker. Wenn also ein christlicher Mann und ein christliches Weib diesen Bund gültig geschlossen und die Ehe vollzogen haben, so kann keine Macht der Erde, keine geistliche oder weltliche Gewalt, kein Bischof oder Papst, kein Gerichtshof oder Staatsgesetz dieses Band wieder lösen. Und hätte selbst nach solcher gerichtlichen Ehescheidung einer der Ehegatten aus Treulosigkeit oder Unwissenheit (z. B. der protestantische Gatte bei gemischter Ehe) eine neue Ehe geschlossen, so kann doch der andere Teil, falls er seine Seele retten will, keine zweite Ehe eingehen, bevor nicht das erste Eheband durch den Tod in Wirklichkeit gelöst ist. Auch wenn die Eheleute kirchlich geschieden sind, d. h. aus sehr wichtigen Gründen mit Erlaubnis der kirchlichen Obrigkeit getrennt leben, so kann doch kein Eheteil bei Lebzeiten des andern keine zweite Ehe gültig eingehen.
Diese unauflösliche Verbindung der Ehe hat Christus der Herr sogar zur Würde eines Heiligen Sakramentes erhoben. Die Ehe ist somit ebenso ein Sakrament wie die Taufe, Firmung und so weiter. Um den Göttlichen und sakramentalen Charakter der Ehe recht hervorzuheben, bedient sich der Heilige Paulus des schönen Vergleiches der Verbindung Christi mit Seiner Kirche. Gleichwie nämlich die Kirche alle Gnaden von ihrem Haupte, nämlich von Jesus Christus, erhält, so auch die Ehe in ihrer Stellung als Sakrament. Und nachdem der Heilige Völkerapostel die erhabene Würde der Ehe als Sakrament klargelegt hat, ruft er aus: „Die Ehe ist ein großes Sakrament; ich sage aber: In Christus und in der Kirche.“ (Eph. 5,32.)
Der gelehrte Cornelius a Lapide erklärt die Bedeutung dieser Worte des Apostels folgendermaßen: „Die Ehe Adams uns seiner Nachkommenschaft bis auf Christus war eine Vorbedeutung der zukünftigen Verbindung Christi mit der Kirche. Die eheliche Verbindung der Gläubigen des Neuen Testamentes aber ist ein Sakrament, nämlich das vollkommenste Zeichen jener schon vollzogenen Vereinigung der Heiligen Kirche mit Christus. Dieses Sakrament verleiht den Verehelichten Gnade und gegenseitige Liebe, damit diese wahre und vollkommene Liebe ein Abbild der Liebe zwischen Christus und Seiner Kirche darstelle.“
Wie nämlich Christus nur e i n e Kirche als die Seinige anerkennt und liebt, so soll auch der Gatte nur e i n e Gattin als die seinige ansehen und lieben, und diese soll nur e i n e n Gatten kennen und lieben, wie die Kirche nur e i n e n Christus, ihren Göttlichen Bräutigam, kennt und liebt. Ferner wie Christus mit der Kirche bis zum Ende der Zeiten vereinigt bleibt, so sollen auch die christlichen Eheleute bis zu ihrem Lebensende in Treue und Heiliger Liebe miteinander verbunden bleiben.
An dieser Lehre, dass die christliche Ehe ein Sakrament sei, hat unsere Heilige Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch stets so fest gehalten, dass sie jeden, der dieselbe leugnet, von ihrer Gemeinschaft ausschließt. „Jeder Katholik“, schrieb Papst Pius IX, „weiß, dass die Ehe wahrhaft und eigentlich als eines der sieben Sakramente des neuen Bundes von Christus eingesetzt ist, und das es deshalb unter den Christen keine Ehe geben kann, die nicht zu gleicher Zeit ein Sakrament ist. Unter den Christen ist daher jede andere Verbindung zwischen Mann und Frau, die kein Sakrament ist, auch wenn sie in Kraft irgendeines Zivilgesetzes abgeschlossen wurde, nichts anderes als ein abscheuliches und verderbliches und von der Kirche von jeher verdammtes Konkubinat. Es kann also das Sakrament niemals von Ehebündnisse getrennt werden, und es steht der kirchlichen Gewalt allein zu, das zu bestimmen, was sich irgendwie auf die Ehe bezieht.“
Weil nun die Ehe ein Heiliges Sakrament ist, so sind auch mit ihrem Empfange Heilige Gnaden verbunden, und zwar vermehrt das Sakrament der Ehe, wie unsere Heilige Kirche lehrt, die Heiligmachende Gnade, und erteilt außerdem Licht, Kraft und Stärke zur treuen Erfüllung der vielen und schweren Pflichten der christlichen Eheleute. Nach der Lehre der Heiligen Väter hat das Ehesakrament, ähnlich wie die Heilige Priesterweihe, noch den besonderen Vorzug, dass die bei ihrem Empfange verliehenen Gnaden so lange wirken, als man sich in diesem Stande befindet.
Diese sakramentale Würde gibt der Ehe eine hocherhabene Heiligkeit, so dass wir mit Tertullian sprechen müssen: „Wie vermöchten wir das Glück jenes Ehebündnisses zu schildern, welches die Kirche stiftet, das Opfer bekräftigt, der Segen besiegelt, die Engel kundmachen und der Himmlische Vater genehmigt!“
Der Mann ist nicht mehr, wie im Heidentum, der Tyrann der Familie, sondern als lebendiges Abbild des Erlösers der geliebte Freund seiner Gattin und der besorgte Vater seiner Kinder; die christliche Frau bekleidet nicht mehr, wie im Heidentume, die entwürdigende Stellung einer Sklavin ihres Mannes, sondern wie die Kirche die zärtlich geliebte Braut des Erlösers ist, so ist sie die Freundin ihres Mannes und die gleichberechtigte Genossin seiner Freuden und Leiden.
Christliche Gattin, vergiss nie diese erhabene Würde der Ehe als Sakrament! Erinnere dich stets an all diese Gnaden, die du im Heiligen Sakrament der Ehe empfangen hast! Bedenke immer, dass deine Ehe ein getreues Abbild der wundervollen Vereinigung Jesu Christi mit Seiner Heiligen Kirche sein soll!
Der Gedanke hieran wird dir eine große Ehrfurcht und Hochschätzung vor deinem Stande einflößen, er wird dich antreiben, ihn immer Heilig zu halten, er wird dich in allen Gefahren beschützen, er wird dir helfen, all deine Standespflichten treu zu erfüllen, mit einem Worte, er wird eine unvergessliche Quelle Göttlicher Gnaden für dich sein.
Fortsetzung folgt!
II.
Zeige immer eine echt christliche Liebe gegen deinen Gatten!
Christliche Gattin, deine erste Pflicht gegen deinen Gatten ist eine wahre christliche Liebe. Niemand auf der Welt darf dir jemals so lieb und teuer sein als dein Gatte. Ihm allein musst du nach dem lieben GOTT dein Herz schenken. Ihm allein in allen deine Worten und Handlungen zu gefallen suchen. Was deinen Mann bewegt in Freud oder Leid, Hoffnung und Enttäuschung, das sollst du liebevoll mit ihm teilen; deines Mannes Freude muss deine eigene Freude, deines Mannes Leid dein eigenes Leid sein. Du musst mit ihm e i n Herz und e i n e Seele sein.
Diese Liebe zum Gatten verlangt zunächst GOTTES strenges Gebot: „Dieses ist Mein Gebot, dass ihr euch einander liebt, wie Ich euch geliebt habe.“ (Joh. 13,14) Wenn wir nun als Christen schon alle Menschen lieben müssen und zwar nach den Worten der Ewigen Wahrheit wie uns selbst, um wieviel mehr musst du alsdann gegen deinen Gatten, der dir am nächsten steht, fortwährend eine große Liebe zeigen!
Diese Liebe verlangt das Verhältnis, in welchem du zu deinem Gatten stehst. Du hast ihm diese Liebe wiederholt versprochen, versprochen bei deiner Verlobung mit Worten, die dich binden mit einer schweren Verpflichtung, versprochen in feierlichster Weise an den Stufen des Altars in jenem ernsten Augenblicke, als du ihm deine Hand zum unauflöslichen Ehebundes reichtest. Endlich verlangt dein eigenes Glück und das Wohl deiner ganzen Familie, dass du deinen Gatten liebst. Zeigt eine Gattin sich kalt und lieblos gegen ihren Mann, so wird auch dieser bald seine Liebe zu ihr verlieren. Ist aber die Liebe aus der Ehe verschwunden, so zieht Unfriede, Missmut, Hass, Argwohn, Zank, Feindschaft, Eifersucht, Untreue und Verwirrung aller Art in die Familie ein. Das Leben wird dann zur Last und Qual, jedes Kreuz und Leiden doppelt schwer, auf dem ganzen Hause ruht der Fluch GOTTES, es wachsen die Kinder ohne ordentliche Erziehung heran und bereiten den Eltern nur Kummer und Verdruss. Weder Reichtum noch Ehre, weder Ansehen noch Gesundheit, weder Vergnügungen noch Festlichkeiten können die Liebe ersetzen. Und wäre auch dein Haus voll Gold und Silber, ohne Liebe ist es eine Hölle. Nur wo echt christliche Liebe die Herzen vereint, kann man glücklich sein.
Diese Liebe, diese wahre christliche Liebe der Eheleute beruht aber nicht so sehr in natürlichen Gründen, sondern vielmehr in der Liebe zu GOTT, welcher allen Gatten gegenseitige Liebe streng gebietet. Darum ist sie, wie der Göttliche Wille, zunächst beständig, unwandelbar und unzerstörbar. Man kann auf dieselbe das Wort des Apostels anwenden: „Die Liebe hört nie auf.“ In der Ehe gibt es manches, was aufhört: Die Jugend hört auf, die Wohlgestalt hört auf, die Lebenskraft hört auf, aber eines ist, was nie aufhören darf, die gegenseitige Liebe. Christliche Gatten, dauert auch dein Ehestand 30, 40, 50 oder 60 Jahre, ist dein Gatte gebrechlich und von Alter und Krankheit entstellt, du musst ihn so lieben wie am Tage der Vermählung. Deine eheliche Liebe darf nie und unter keinen Umständen aufhören; sie muss beständig und unzerstörbar sein.
Diese Liebe zum Manne darf aber nie größer sein als die Liebe zu GOTT. Es gibt Verhältnisse, wo die Gattin sagen muss: „Man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apgsch. 5,29) Wenn der Mann verlangte, dass die Gattin an Ungerechtigkeiten, an sündhaften Vergnügungen, an Feindschaften Anteil nehmen sollte, so müsste sie mit aller Entschiedenheit Widerstand leisten.
Die wahre Liebe ist, wie die Heilige Schrift sagt, ferner geduldig. „Die Liebe ist geduldig; sie erträgt alles, sie leidet alles, sie lässt sich nicht erbittern.“ (1. Kor. 13, 4. 7.) Eheleute sind noch ganz besonders zu dieser geduldigen Liebe verpflichtet, weil sie durch die Heiligsten Bande miteinander verknüpft sind. Bemerkst du aber, christliche Gattin, Fehler an deinem Gatten, so darfst du dich nie kränkender Vorwürfe oder Schmähworte gegen ihn bedienen, sondern du musst den gelegenen und günstigen Augenblick abwarten, um ihn in Sanftmut und Liebe auf seine Fehler aufmerksam zu machen. Nur liebevolles, freundliches Ermahnen kann den Fehlenden gewinnen, während rohe Beschimpfung ihn nur erbittert. Immer wahr bleibt, was der Heilige Franz von Sales sagt: „Mit einem einzigen Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem ganzen Fass Essig.“ Alles heftige Aufbrausen, alles Schelten und Schimpfen kann nur Verderben anrichten, aber „ein gutes Wort – zu passender Zeit- findet einen guten Ort.“ Eine verständige Frau schweigt daher geduldig, wenn der Mann gereizt und zornig oder gar berauscht ist. Sie ist nicht so einfältig, Feuer dadurch löschen zu wollen, dass sie Öl hinein gießt. Zur rechten Zeit aber weiß sie ein liebevolles Wort und auch eine ernste Bitte anzubringen; und selten ist ein Mann so roh, dass er einer geduldigen, guten, liebevollen Frau lange widerstehen könnte.
Wird dir, christliche Gattin, dieses geduldige Ertragen der Fehler und Unvollkommenheiten deines Gatten recht schwer, so bedenke, dass du ihn nicht seiner Eigenschaften wegen, sondern aus Pflicht lieben musst. Er ist nun einmal nach deiner eigenen Wahl durch die Heiligsten Bande mit dir verbunden. Er ist und bleibt dein Mann. Ertrage daher seine Gebrechen im Geiste der Buße, und du kannst so hier dein Fegfeuer abbüßen. Erinnere dich auch an die schöne Krone, welche den Friedfertigen im Himmel bereitet ist.
Willst du jedoch deine Lage nicht von dieser Seite betrachten, dann wirst du viel leiden und zwar nicht bloß ohne Trost, ohne Aussicht auf ewige Vergeltung, sondern auch mit der begründeten Befürchtung, ewig für deine Lieblosigkeit bestraft zu werden, so dass du eine doppelte Hölle zu erleiden hast, eine Hölle hier auf Erden und eine Hölle in der Ewigkeit.
Vergiss ferner nicht, dass du auch selbst deine Fehler und Unvollkommenheiten hast, und das somit die Gerechtigkeit verlangt, dass du ebenso nachsichtig die Fehler deines Gatten erträgst, wie du wünschest, dass er die deinigen ertrage.
Denke endlich öfters daran, wieviel Geduld und Langmut GOTT stets mit deinen Vergehen und Sünden hat.
Christliche Gattin, ist deine Liebe zum Gatten eine wahre, so wird dieselbe auch tätig sein. Sie wird dich veranlassen, gegen deinen Gatten immer freundlich, gefällig und zuvorkommend zu sein, sie wird dich antreiben, in deinem Benehmen und Reden alles zu vermeiden, was als Härte und Gefühllosigkeit aufgefasst werden könnte, und gern jede Gelegenheit zu benutzen, deinem Gatten eine Freude zu bereiten. Du wirst zum Beispiel deinem Gatten ein aufmunterndes Wort sagen, wenn er zur Arbeit geht, ihn freundlich grüßen, und durch die Kinder grüßen lassen, wenn er zurückkommt, ihm ab und zu, namentlich am Namenstage, ein Geschenk, wie es deine Vermögensverhältnisse erlauben, machen, zur Zeit einer Krankheit als tröstender Engel an seinem Lager stehen, dich immer gern mit ihm liebevoll unterhalten und durch fortwährende Zeichen der Aufmerksamkeit ihn zu erfreuen suchen.
Die tätige Liebe muss aber noch besonders dadurch zeigen, dass die Gattin mit Fleiß und eingehender Umsicht Sorge trägt für die gute Zubereitung der Nahrung, für eine musterhafte Ordnung und Reinlichkeit im Hause, für eine vernünftige Sparsamkeit in der Haushaltung und für die Erhaltung des häuslichen Friedens.
Was wird denn die gute Gattin zur Erhaltung des häuslichen Friedens tun?
Ist der Mann wegen irgendeines Vorfalles aufgebracht, macht er ihr bittere und wohl auch unverdiente Vorwürfe, so wird sie alles vermeiden, was ihn noch mehr zum Zorne reizen könnte, und in liebevoller Geduld abwarten, bis der Sturm sich wieder gelegt hat. Sind gegenseitige Mißhelligkeiten und kleine Streitigkeiten, was ja in den besten Familien vorkommen kann, ausgebrochen, dann überschüttet sie ihren Gatten nicht mit Vorwürfen und Klagen, sondern sie zeigt, dass sie aus Liebe zum Frieden auch zu schweigen und nachzugeben versteht, und das sie nicht das letzte Wort haben muss. Sie sagt nicht: „Ich habe Recht.“ Alle streitsüchtigen Menschen pochen auf ihr Recht. Die christliche Frau aber legt ihr Recht auf den Altar der Liebe und des Friedens nieder und schweigt. Und was auch immer vorfallen mag, niemals beklagt sie sich bei andern, selbst nicht bei ihren Eltern und vertrautesten Freundinnen und um keinen Preis bei ihren Kindern.
O gäbe es doch recht viele solche Frauen! Wie viele Männer wären dann glücklicher, als sie es jetzt sind! O wie viele sind allein deshalb Trinker geworden und haben ihre Familie ins Elend gestürzt, weil ihre Frauen mürrisch und unfreundlich waren und aus kleinlicher Rachsucht sich oft tagelang in ein peinvolles Schweigen hüllten oder durch endlose Vorwürfe denselben das Leben verbitterten!
Christliche Gattin, möchtest du doch fortwährend dir alle Mühe geben, die gegenseitige Liebe, welche im Ehestande so notwendig ist, zu unterhalten, zu pflegen und zu nähren durch Freundlichkeit, durch liebevolles Benehmen und tausenderlei kleine Aufmerksamkeiten! Sei überzeugt, dass du desto mehr das Herz deines Mannes gewinnest, je freundlicher und liebevoller du gegen ihn bist! Sei überzeugt, dass du als liebevolle Gattin von einem unendlichen Segen für deinen Gatten, deine Kinder und deine ganze Familie sein wirst, und dass du nur so wahrhaft glücklich sein kannst!
III.
Bewahre deinem Gatten unverbrüchliche Treue!
Hat eine Gattin eine wahre Liebe zum Gatten, dann wird sie auch bis in den Tod die Treue, die ewige Treue, die sie ihrem Gatten am Fuße des Altars vor dem Allerheiligsten, in Gegenwart von Zeugen und dem Stellvertreter GOTTES auf die feierlichste Weise versprochen hat, unverbrüchlich halten. Wie der Trauring, den sie bei dieser Gelegenheit erhalten hat, und den sie als beständige Mahnung immer trägt, kein Ende hat, so muss auch ihre eheliche Treue ohne Ende sein. Sie wird vor dem geringsten Gedanken an eine Untreue zurückschrecken und bei jeder Versuchung und Gefahr alles aufbieten, um nicht im geringsten untreu zu sein, sie wird immer viel lieber sterben wollen als sündigen.
„Du sollst nicht ehebrechen,“ lautet das sechste der zehn Gebote GOTTES, und nach der Bestimmung des Allerhöchsten, des Herrn Himmels und der Erde, unseres zukünftigen Richters, stand im Alten Testamente die Todesstrafe auf den Ehebruche. „Beide sollen sterben, der Ehebrecher und die Ehebrecherin,“ befiehlt GOTT im Alten Testamente. (5. Mos. 22,22) Selbst bei manchen heidnischen Völkern wurde der Ehebruch mit dem Tode bestraft, und es geschieht dieses auch jetzt noch zum Beispiel bei manchen afrikanischen Volksstämmen. Wenn nun auch im neuen Bunde diese zeitliche Strafe nicht mehr besteht, so ist jetzt die Verletzung der ehelichen Treue dennoch ein weit größeres Verbrechen als im Alten Testamente, weil die Ehe von Jesus Christus zu einem Heiligen Sakramente erhoben worden ist.
Der Ehebruch ist eines der allergrößten und verabscheuungswürdigsten Verbrechen, deren der Christ sich schuldig machen kann. Er ist ein Bruch jenes Ehrwürdigen Bundes, den GOTT im Paradiese zwischen Adam und Eva, zwischen Mann und Weib gestiftet; er ist ein Bruch jenes Erhabenen Bundes, dem der Erlöser die Würde eines Heiligen Sakramentes verlieh; er ist ein Bruch jenes Heiligen Bundes; der das getreue Abbild der Gnadenvollen Verbindung Christi mit der Kirche sein soll; er ist ein Bruch jenes Feierlichen Bundes, den die Eheleute am Fuße des Altars, im Angesichte GOTTES und der Kirche geschlossen haben. Und dieser Ehrwürdige, Erhabene, Heilige und Feierliche Bund wird gebrochen aus Antrieb der niedrigsten und schmählichsten Leidenschaft, mit schnöder Verletzung der ehelichen Liebe und Treue, mit himmelschreiender Ungerechtigkeit gegen die rechtmäßigen Kinder und die ganze Familie.
Was Wunder, wenn eine solche Treulosigkeit, ein solch verabscheuungs-würdiges Verbrechen von GOTT, dem Dreimal Heiligen, schon hier auf Erden und ganz besonders im Jenseits furchtbar bestraft wird! David beging einmal die Sünde des Ehebruchs, und dennoch sprach der Herr durch den Propheten Nathan zu ihm: „Das Schwert soll nicht weichen von deinem Hause für und für.“ (2. Kön. 12,10) Und die Drohung des Herrn ging buchstäblich in Erfüllung. Das Schwert des Aufruhrs und des Bruderzwistes wütete fort und fort im Schoße der Familie Davids.
Die Ehebrecher, die GOTT in Seiner Langmut und Barmherzigkeit wie ehedem den gefallen König David durch schwere zeitliche Strafe zur Bekehrung führt, sind noch glücklich zu nennen, da sie so der furchtbarsten ewigen Strafe entgehen, die der Ehebrecher harren nach den Worten der Heiligen Schrift: „Ehebrecher werden das Haus GOTTES nicht erlangen!“ (1. Kor. 6,9) „Der Unkeuschen Anteil wird sein im Pfuhle, der von Feuer und Schwefel brennt.“ (Off. 22,8)
So zart und innig ist das Band, welches christliche Eheleute umschlingt, dass sie nach dem neunten Gebote GOTTES sich nicht einmal in Gedanken und Begierden einander untreu werden dürfen, wie unser Göttlicher Heiland ausdrücklich lehrt, indem Er versichert: „Wer eines andern Weib“ - oder eines andern Mann - „mit Begierde nach ihr“ - oder nach ihm - „ansieht, der hat im Herzen schon die Ehe gebrochen,“ (Matth. 5, 28) das heißt in der Absicht, mit dem Wunsche, mit ihr – oder mit ihm – zu sündigen ansieht, der hat sich eines Ehebruches in Begierde schuldig gemacht.
Christliche Gattin! Sorge doch dafür, dass du immer fest entschlossen bist, viel lieber die allergrößten zeitlichen Verluste zu erleiden, selbst dein Leben hinzugeben, als dich des Treuebruches auch nur im geringsten schuldig zu machen. Sei daher beständig wachsam und misstraue deinen Neigungen zu andern und anderer zu dir, auch wenn sie noch so unschuldig scheinen, oder dir sogar wegen Verwandtschaft, Dankbarkeit und so weiter als berechtigt vorkämen. Weiche jedem Schatten einer ehelichen Untreue mit Entsetzen aus. Fliehe fortwährend mit Sorgfalt jeden unnötigen Verkehr, und besonders jeder Vertraulichkeit mit einer Person des andern Geschlechtes. „Wer die Gefahr liebt, kommt darin um.“ (Eccli. 3,27) Dieser Ausspruch des Heiligen Geistes gilt nicht bloß für ledige, sondern auch für verheiratete Personen. Daher verabscheue jede ungeziemende Freiheit, jeden unpassenden Scherz, jede Vertraulichkeit mit einer Person anderen Geschlechtes und nimm von niemand als von deinem Gatten irgend einen Beweis der Liebe an und gib auch keiner andern Person einen solchen Beweis.
Sei stets bescheiden und sittsam in deiner Kleidung, in deinen Blicken, im Reden, im Lachen und in deinem ganzen Benehmen; sprich niemals ein unanständiges, unkeusches Wort und betrage dich nie leichtsinnig und flatterhaft. Denn dieses ist der Würde des Ehestandes zuwider und bahnt den Weg zur Sünde. Meide das Alleinsein mit einer Person des anderen Geschlechtes, zumal im Verborgenen oder zur Nachtzeit oder bei Lustbarkeiten. Hüte dich vor Schmeichlern und der gefahrvollen Gefallsucht, unterdrücke das Verlangen, außer deinem Gatten noch andern zu gefallen. Sei vorsichtig auf Reisen, auf der Eisenbahn, verlange ein Damen-Coupé und kehre nur in recht anständige Gasthäuser ein.
Sei behutsam in deinem Umgange, in deinen Worten und in deinen Gedanken. Etwaige frühere Verhältnisse seien ganz und gar vergessen und jede verkehrte Neigung mutig und entschieden unterdrückt.
Meide mit der größten Vorsicht alle Gelegenheiten zur ehelichen Treulosigkeit. Oft entsteht gerade dadurch das Schlimmste, dass man nicht vorsichtig ist, dass man mit der Gefahr spielt. Lass du dich, christliche Gattin, durch das Unglück anderer warnen, fliehe sofort und für immer die nächste Gelegenheit, und wäre sie dir auch so lieb wie dein Auge, so notwendig wie deine Hand oder dein Fuß.
Dulde in deinem Hause keinen Verwandten, keinen Dienstboten, überhaupt keine Person des andern Geschlechts, die dir leicht zum Stein des Anstoßes werden könnte; sieh doch bei diesem so überaus wichtigen Punkte auf keinen noch so großen irdischen Nutzen oder Schaden. Unterlass und verhindere mit aller Entschiedenheit jeden Versuch, welcher für dich die nächste Gelegenheit zur Sünden werden kann.
Arbeitest du in fremden Häusern, so zeige, dass du nur deine Arbeit, aber nicht deine Ehre verdungen hast, und lass dir nicht das geringste Unpassende gefallen. Wirst du unversehens überfallen, so bist du streng verpflichtet, dich aus allen Kräften zu wehren und zwar noch mehr zu wehren, als wenn dein Leben in Gefahr stände. Du sollst auch um Hilfe schreien, und wenn du weißt, dass du in die Sünde einwilligen würdest, wofern du nicht um Hilfe riefest, so bist du streng in deinem Gewissen verpflichtet, um Hilfe zu rufen. In einem solchen Falle wäre es gar keine Entschuldigung, wenn man sagte: „Ich wollte kein Aufsehen machen,“ oder: „Ich schämte mich.“ Die Tugend braucht sich doch nicht zu schämen.
Mit dieser Vorsicht, mit dieser Entschiedenheit und Flucht der nächsten Gelegenheit verbinde eifriges Gebet und öfteres Andenken an den Tod.
Nur so kannst du, gute Gattin, hoffen, die eheliche Treue inmitten einer verdorbenen Welt immer treu zu bewahren. Möge der Liebevolle Gnadenspender, GOTT der Heilige Geist, dir diese große Gnade verleihen!
Fortsetzung folgt!
IV.
Übe immer treu und gewissenhaft die standesgemäße Keuschheit!
Die Bewahrung der standesgemäßen Keuschheit ist für jeden Menschen die schönste Zierde und eine der allerwichtigsten und notwendigsten Tugenden sowohl für das zeitliche als auch Ewige Glück; sie ist ein so hohes Gut, ein so wertvoller Schatz, dass alles Gold und Silber, alle wertvollen Diamanten und Schätze dieser Welt mit diesem kostbaren Kleinode gar nicht zu vergleichen sind; sie ist jene Tugend, von deren Hochschätzung und Bewahrung nicht nur vorzüglich das Glück der Familie, die Heiligkeit der Ehe und das Wohl der ganzen menschlichen Gesellschaft abhängt, sondern auch in einem solchen Grade unsere ewige Glückseligkeit, dass nach der Lehre vieler großen Heiligen die allergrößte Zahl der Verdammten wegen der Nichtbeachtung der Keuschheit in der Hölle sind.
Nicht ohne Grund ruft uns daher Jesus, der Liebhaber keuscher Seelen, der Allwissende GOTT, zu: „Selig sind, die ein reines Herz haben; denn sie werden GOTT anschauen.“ Nicht ohne Grund ist die Heilige Schrift, das Buch der Ewigen Wahrheit, unerschöpflich im Lobe der Reinheit: „Gnade über Gnade ist eine heilige und schamhafte Frau. Alles, was man hochschätzt, ist mit ihr nicht zu vergleichen. Wie die aufgehende Sonne an GOTTES hohem Himmel, so ist die Schönheit des guten Weibes zur Zierde ihres Hauses.“ (Eccl. 26, 19-22) Und an einer andern Stelle heißt es: „Wer die Reinheit des Herzens liebt, hat den König zum Freunde.“ Urteile nun selbst, christliche Gattin: Kann es ein größeres Vorrecht und Glück geben, als Jesum, den Allerhöchsten König, den Allmächtigen, den Liebenswürdigsten, den Freigebigsten zum Freunde zu haben!
Die Herzensreinheit, versichern die Lehrer des geistlichen Lebens, übertrifft so sehr die restlichen Tugenden, wie der Diamant die andern Edelsteine, sie ist die Lilie und die Perle unter den Tugenden; mit ihr ist das Gewissen in Ruhe, Heiterkeit strahlt auf dem Antlitze, Freude wohnt in der Seele, sie verleiht einem ruhigen Tod und die unendlich große, Ewig dauernde Seligkeit als sicheren Lohn.
Nichts sollst du daher, christliche Gattin, höher schätzen und sorgfältiger bewahren als die standesgemäße, Heilige Keuschheit. Was du deshalb zur treuen Bewahrung derselben in Bezug auf Personen des anderen Geschlechtes tun sollst, habe ich dir im vorigen Kapitel bereits gesagt; was aber die Heilighaltung deiner Ehe angeht, ist folgendes zu bemerken: Es ist den Eheleuten, wie weltlich gesinnte Menschen meinen, durchaus nicht alles und jedes erlaubt, sondern sie können sich auch miteinander gegen die standesgemäße Keuschheit sogar sehr schwer versündigen, wie das im Brautunterricht auseinandergesetzt wird. (Sind Eheleute im Zweifel, ob für sie etwas Sünde ist, so dürfen sie im Zweifel nicht handeln, sondern müssen sich zuvor Sicherheit verschaffen.) Darum ruft die Heilige Schrift allen Eheleuten warnend zu: „Die Ehe sei ehrbar in allem und unbefleckt in allem; denn die Unzüchtigen und Ehebrecher wird GOTT richten.“ (Hebr. 13,4) Und an einer andern Stelle heißt es: „Wir sind Kinder der Heiligen und können nicht zusammenkommen wie die Heiden, die GOTT nicht kennen.“ (Tob. 8,5.) Ebendaselbst steht geschrieben: „Diejenigen, die so in den Ehestand treten, dass sie GOTT von ihrem Herzen ausschließen und ihren Begierden frönen, wie die Tiere, welche keinen Verstand haben, über diese hat der Teufel Gewalt.“ (Tob. 6,17.) „Das ist,“ sagt der Völkerapostel Paulus, „der Wille GOTTES, eure Heiligung, dass ein jeder von euch seinen Leib in Heiligkeit und Ehre zu besitzen wisse, nicht in leidenschaftlicher Lust, (die Peinen der Eheleute, welche im Leben nicht die standesgemäße Reinheit bewahrt, schildert die Gottselige Maria Anna Josepha a Jesu Lindmahr also: „Im Jahre 1709 bin ich vom Heiligen Schutzengel an einen mir unbekannten Ort geführt worden. An diesem Orte sah ich einen großen See, der mit Schwefel und Pech angefüllt war. In diesem See sah ich nichts, weil er an der ganzen Oberfläche wie von starken Sieden heftig aufwallte. Als ich wieder zu mir kam, begab ich mich ins Gebet vor meinen Ecce homo und bat den Heiligen Geist und die Seligste Jungfrau um Erleuchtung, was dieses Gesicht bedeute. Es wurde mir geoffenbart, dass dieses eine Stelle des Fegfeuers sei und eine ganz unaussprechliche, unbeschreibliche Pein für eine gewisse Gattung von Menschen, und das in diesen See die Menschen ganz versenkt seien, die im Ehestande den fleischlichen Lüsten sich ganz ergeben und ein mehr viehisches als menschliches Leben geführt haben.“ P. Frz. Jos. Rock. O. S. B. ; Leben und Wirken der M. A. Jos. a Jesu Lindmahr II, 149) wie die Heiden, die GOTT nicht kennen. Denn nicht hat uns GOTT zur Unlauterkeit, sondern zur Heiligung berufen.“ (1. Thess. 4, 3-8.)
Die Ehegatten sollen also nie vergessen, dass sie Menschen, Christen, Kinder GOTTES und Tempel des Heiligen Geistes sind, sie sollen immer denken an die Allgegenwart des Dreimalheiligen GOTTES und an die Gegenwart ihrer Heiligen Schutzengel und überzeugt sein, dass der ganze Himmel desto mehr Freude an ihnen hat, und das sie desto mehr Segen in der Familie haben, je Heiliger sie ihre Ehe halten.
Glücklich, überaus glücklich die Kinder, die Eltern haben, welche ihre Ehe immer recht Heilig halten! Leicht wird es solchen Kindern, die so wichtige, so notwendige Tugend der Herzensreinheit zu bewahren (die Gottselige Anna Katharina Emmerich sagt hierüber: „Ich hatte die Belehrung, welch großen Einfluß die Reinheit der Eltern, ihre Enthaltsamkeit und Abtötung auf die Kinder haben.“ P. Schmöger O. Ss. R.: Leben Jesu von A. K. Emmerich, S. 84.) und die Ewige Seligkeit zu erlangen. Bedauernswert aber die Kinder, welche keine braven, keuschen Eltern haben, die Heilige Keuschheit zu üben und in den Himmel zu kommen! Möchten dieses doch alle Ehegatten recht bedenken!
V.
Betrachtungen der Gottseligen Emmerich
über den Ehestand.
Sehr schöne Lehren über den Heiligen Ehestand hat uns die Gottselige Anna Katharina Emmerich (die Gottselige Emmerich wurde geboren am 8. September 1774 in der Diözese Münster. Ihre Jugend verfloss in harten Arbeiten und Leiden für andere. Am 18. November 1803 wurde sie Augustinernonne im Kloster Agnetenberge zu Dülmen. Nach Aufgebung dieses Klosters war sie fast beständig krank und bettlägerig. Am 24. Dezember 1812 empfing sie die Heiligen fünf Wunden des Herrn, von welcher Zeit an sie ohne leibliche Nahrung lebte. Die Dornenkrone des Herrn hatte sie schon im Jahre 1798 empfangen. Von erster Jugend an hatte sie Gesichte, welche erst die letzten fünf Jahre ihres Lebens von Brentano aufgeschrieben wurden. Sie starb in Dülmen am 9. Februar 1824. Ihr Andenken ist dort und in vielen andern Orten in großer Ehre. Auch viele wunderbare Gebetserhörungen auf ihre Anrufung sind bekannt geworden. Möge sie bald der Zahl der Seligen und Heiligen einverleibt werden, damit der Kirche aus ihren Beispielen und Lehren noch mehr geistlicher Nutzen zufließe!) in ihren frommen Betrachtungen über den Ehestand gegeben, welche so viel der Erbauung und des Trostes in sich bergen, dass man sie nicht genug frommen Ehegatten zur Beherzigung empfehlen kann.
Diese Betrachtungen sind niedergelegt in einem dreibändigen Werke: „Das Leben unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi,“ welches Pater Schmöger Redemptoristen-Provinzial, nach den von Brentano hinterlassenen Papieren im Jahre 1860 mit Approbation des hochwürdigsten Bischofs Blum von Limburg herausgegeben hat. Im dritten Bande dieses Werkes auf Seite 267 und den folgenden heißt es:
„Gegen vier Uhr nachmittags sah ich Jesum unter der Laube des Festhauses lehren und erzählen. Er stand etwas höher als die vielen Zuhörer. Die Frauen standen im Hintergrunde, und ich fürchtete, sie möchten nicht alles hören können. Der Herr war von diesen Leuten gefragt worden, woher Er sei, und Er antwortete immer in Parabeln, und sie glaubten ganz einfältig... So kam Er endlich auf die Ehe und ihre Gesetze und die Mäßigung in derselben, und wie viele Menschen tief unter den Tieren ständen in diesem Triebe, und wie er müsse gezügelt werden, damit er Früchte trage...
„Am folgenden Tage lehrte Jesus wieder öffentlich vom Weinbau, vom hacken, düngen, schneiden, und zwar auf eine ganz wunderbar tief belehrende Weise in Bezug auf die Ehe.“
Vom Eheweibe lehrte Er: „Sie könne nur dulden und leiden, und müsse es; …..Sie könne durch Arbeit in ihrer Seele in sich und in ihrer Frucht alles ausgleichen. Sie erziehe die Frucht in sich....., und all ihr Tun gereiche dem Kinde zum Heile oder Schaden.“ (Auch Alban Stolz weißt in seinem Werke „Erziehungskunst“ VI, 25 und 26 hierauf hin, indem er sagt: „Eine Mutter, welche in gesegnetem Zustande ist, soll auch aus Rücksicht auf ihr Kind niemals schlechten Gedanken und Stimmungen irgend einer Art nachhängen und in einer christlichen Gemütsverfassung sich möglichst zu erhalten suchen. Eine christliche Mutter sollte daher mehrmals während dieser Zeit auch aus Rücksicht auf ihr Kind die Heiligen Sakramente empfangen. Indem sie nämlich dadurch sich selbst religiös erneuert und stärkt, wird ihre geheiligte Stimmung auch diesem Kinde zu gut kommen. Ich hörte einmal von einer Frau, welche während dieser Zeit ein schweres Familienkreuz hatte, dass die deshalb sehr viel gebetet habe. Der Knabe, welcher aus dieser Zeit stammt, zeigte später, da er etwas herangewachsen war, außerordentliche Frömmigkeit. - Eine alte Witwe in den Rheinlanden bekam die Nachricht, dass sich ihr Sohn erhängt habe, aber bald gefunden und abgeschnitten worden und noch am Leben sei. Die Frau war sehr bestürzt und jammerte: „Wenn ich den Selbstmord meines Sohnes nur nicht selbst verschuldet hätte!“ Auf Befragen darüber erzählte sie, dass sie, während sie mit diesem Sohne gesegnet war, in der Nacht vom Hause fort gegangen sei, um sich im Rhein zu ertränken. Es sei ihr nämlich das Elend, in welches der des Trunke ergebene Mann sie versetzte, ganz unerträglich vorgekommen; nur eine plötzliche Warnung im Gewissen habe sie zurückgehalten. Es sei nun wohl anzunehmen, dass ihre eigenen Selbstmordgedanken in dem Kinde sich festgesetzt haben.)
„Jesus sagte noch sehr vieles und Bestimmtes von der Ehe, und ich war von der Wahrheit und dem Bedürfnisse dieser Lehren sehr ergriffen.“
Einige Tage später sprach sie: „Jesus lehrte auch noch lange von der Liebe (der Eheleute) untereinander, und wie sie Anker ineinander werfen sollten, dass der Sturm der Welt sie nicht zerstreue und einzeln vernichte. Auch sprach Er in Parabeln vom Weinbau, Überfluss der Triebe, Schneiden der Zweige, Mäßigung und so weiter. Zu den Neuverehelichten von der Liebe und der Reinheit derselben, auf dass sie reine Früchte brächten. Er wolle nur noch dem neuen Ehepaar den Weinberg anlegen und sie lehren die Reben pflanzen, und dann werde Er scheiden, Seines Vaters Weinberg zu bauen.
„Dieses Alles lehrte Er so einfach und so künstlich, dass sie immer in der Ahnung des Wirklichen mehr wuchsen, und doch in der Einfalt blieben. Er lehrte sie im ganzen Leben und in der Natur ein verborgenes, Heiliges Gesetz erkennen, das durch die Sünde entstellt worden sei.“
An einem folgenden Tage erzählte sie: „Ich sah heute unsern Herrn bei der Braut der Eltern. Er lehrte noch vieles von der Ehe und der reinen Liebe, welche reine Früchte bringe, und von dem Überflüssigen im Menschen, welches gebändigt werden müsse, sonst treibe er Holz statt Früchte.“
„Er ging nachher mit den Männern hinaus, und sie mussten Ihm Reben bringen. Er wollte sie lehren die Reben zu pflanzen..... Dabei lehrte Jesu wieder von der Ehe, welche nur geordnet und in der Bändigung, Enthaltung und in Verbindung mit Arbeit, Schmerzen und Sorgen reine und süße Früchte bringe.....
„Jesus wurde mit den Leuten hier immer vertrauter, Er sprach heute vieles von der Liebe und der Mäßigung in einer Einkleidung von der Saat. Man müsse mäßig in der Saat sein, sonst ernte man taube und brandige Frucht und Unkraut.“
„Er ging auch zu zwei Parteien, welche im Begriffe standen, in unerlaubten Verwandtschaftsgrade zu heiraten; ein Paar war blutsverwandt. Jesus ließ sie zu Sich berufen und sagte ihnen ihr Vorhaben, und dass sie es aus Absicht zeitlichen Besitzes täten, und wie es nicht erlaubt sei. Sie waren sehr erschrocken, dass Er ihre Gedanken wusste, denn niemand hatte es Ihm gesagt, und sie gaben ihr Vorhaben auf.“
Zwei Tage später: „Jesus lehrte an diesem Tage noch vieles von der Ehe und immer unter Bildern von Weinstock und Saat. Er wendete sich dabei besonders zu dem jungen Ehepaare und sagte zu Salathiel: „Du hast dich von der Schönheit deines Weibes bewegen lassen! Bedenke aber, wie schön muss eine Seele sein, dass GOTT Seinen Sohn zur Erde sendet, mit dem Opfer Seines Leibes die Seele zu retten! Wer aber dem Leibe dient, dient der Seele nicht. Die Schönheit gebiert die Begierde, und die Begierde verdirbt die Seele durch Übersättigung. Diese unmäßige Befriedigung ist die Schlingpflanze, welche den Weizen und die Reben erstickt und verdirbt.“
Drei Tage danach erzählte sie: „Heute am Mittage sah ich Jesus mit Salathiel und seiner Frau in einem Hause zu Kebar über den Ehestand reden. Er ermahnte sie recht im einzelnen und sagte ihnen, wie sie zusammen leben müssten nach allen Bedingungen, um ein guter Weinstock zu werden. Sie sollten sich rein halten von Begierden und bei jeder Handlung der Ehe bedenken, warum sie es tun. Wo bloße Begierde sie treibe, würden sie bittere Früchte der bösen Begierde hervorbringen. Er warnte sie vor dem Überfluss in allen Dingen, ermahnte sie zum Gebet und zur Gottwohlgefälligen Entsagung, und sich zu hüten vor dem Rausche des Weines. Er sprach von gegenseitigem Vertrauen und dem Gehorsame der Frau. Der Mann solle nicht schweigen, so sie frage; er solle sie ehren und schonen als ein schwaches Gefäß. Er solle nicht misstrauen, so er sie mit andern reden sehe, und sie solle nicht eifern, so er mit einer andern rede; doch soll keines dem andern Ärgernis geben. Sie sollten keinen dritten Zwischenträger zwischen sich dulden, und alles mit Liebe untereinander abhandeln. Er sprach sehr strenge über die bloße Befriedigung der Begierde und schilderte die Ehe und ihre Erfüllung in den gefallenen Menschen für fromme Eheleute als eine Handlung, welche von dem Gefühle der Buße und Erniedrigung begleitet sein müsse. Sie sollten nie zusammenkommen ohne Gebet und Überwindung und sollten die Früchte GOTT empfehlen.“
Wie wunderbar schön sind alle diese Lehren! Möchten diese angeführten, sehr schönen Lehren über den Ehestand zur größeren Heilighaltung desselben beitragen! Ohne allen Zweifel würde dieses zum zeitlichen und ewigen Glücke sowohl der Eltern als auch der Kinder und zum Wohle der ganzen menschlichen Gesellschaft sein.
VI.
Sei stets in allem Erlaubten deinem Gatten gehorsam!
Es ist keine Anmaßung, wenn der Mann als Herr des Hauses auftritt und somit Gehorsam von seiner Gattin fordert. Denn der Mann ist das Haupt der Gattin und der Familie, ihm gebührt also die Herrschaft im Hause. GOTT Selbst hat ihm diese übertragen. „Du sollst,“ so hat nämlich der Herr Himmels und der Erde schon zu Eva gesprochen, „du sollst unter der Gewalt des Mannes stehen.“ (1. Mos. 3,16) Diese von GOTT verlangte Unterwürfigkeit der Frau unter den Mann spricht der Völkerapostel Paulus mit den deutlichsten Worten aus, indem er sagt: „Die Weiber sollen ihren Männer untertänig sein, wie dem Herrn! Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie Christus das Haupt der Kirche ist.“ (Eph. 5, 22 und 23)
Darum ermahnt auch der Priester bei der Trauung die Braut, dem Mann Gehorsam zu leisten, und sie muss dieses feierlich versprechen. Hält nun die Gattin dieses feierlich abgelegte Versprechen nicht, will sie allein über das Hauswesen und die Familie regieren, will sie sich nicht nach den Wünschen ihres Mannes richten, sondern alles ihrem Willen und ihren Launen unterwerfen und immer das letzte Wort haben, so kehrt sie die von GOTT gewollte Ordnung um und stört den häuslichen Frieden. Ihre Anmaßung raubt dem Manne seine Rechte, verleidet ihm das traute Heim und zieht ihm den Spott und Hohn der Leute zu. Über solche schlimmen Frauen sagt die Heilige Schrift: „Besser ist es, in einer Wüste zu wohnen als mit einer zanksüchtigen und jähzornigen Frau.“ (Sprichw. 21, 19.) „Zusammenwohnen mit Löwen und Drachen ist nicht so arg, als mit einer schlimmen Frau.“ „Klein ist jede Bosheit gegen die Bosheit einer Frau.“ (Eccl. 25, 23 und 26, 10.) Christliche Gattin, sorge doch durch einen willigen und freudigen Gehorsam dafür, dass diese Worte der Heiligen Schrift auf dich niemals Anwendung finden!
Wie weit soll sich dieser Gehorsam erstrecken? Um selbst nicht zu viel oder zu wenig zu sagen, will ich lieber wieder den Heiligen Apostel Paulus sprechen lassen. Dieser nun lehrt folgendes: „Wie die Kirche sich Christo unterwirft, so sollen sich die Weiber in allem ihren Männern unterwerfen.“ (Eph. 5, 24.) Christliche Gattin merke dir wohl: „in allem,“ sofern nur nichts gegen GOTT und Seine Geboten befohlen wird; denn in sündhaften Dingen dürftest du dem Manne nicht gehorchen, du müsstest alsdann nach den Worten der Heiligen Schrift: „Man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen,“ handeln. Sonst aber ist nichts auszunehmen. Du musst, abgesehen von diesem Falle, in allem, möge es auch dem Eigenwillen und der Bequemlichkeit noch so sehr widerstreben, gehorchen. Sagt dein Gatte, du sollst zu Hause bleiben, du musst als gute Gattin gehorchen; du sollst zu einer bestimmten Zeit das Essen fertig haben, du musst gehorchen; du sollst zu der und jener Gesellschaft nicht hingehen; du musst gehorsam sein; du sollst die und die Arbeit vornehmen, du sollst die Kinder so und so bestrafen, so und so kleiden, vorausgesetzt, dass es eine anständige Mode ist, du musst gehorsam sein. In all diesen und ähnlichen Fällen, kurz, in allem Erlaubten darf die Gattin zu ihrem Manne nicht sagen: „Was du mir befiehlst, tue ich nicht, du hast mir nichts zu befehlen“; denn das wäre eine Lüge, Empörung und Sünde, das müsste Streit und Unfrieden verursachen und das Familienglück zerstören.
Es kann wohl hie und da vorkommen, dass eine Frau eine Sache besser versteht und mit den Anordnungen ihres Mannes nicht einverstanden sein kann, alsdann sind Vorstellungen und Einreden zur rechten Zeit, am rechten Orte und in passender Weise ganz angezeigt. Geschieht dieses mit Sanftmut, Liebe und Bescheidenheit, wo möglich unter vier Augen, so wird der Erfolg auch meistens nicht ausbleiben. Besteht der Mann aber dennoch auf seiner Anordnung, so muss die Frau schweigen, auch wenn sie Recht hat, und bedenken, dass es weit besser ist, Unrecht zu leiden und einen zeitlichen Schaden zu ertragen, als den Familienfrieden zu stören und in Unfrieden zu leben. Wären doch alle Frauen so klug! Wie manchen Mißhelligkeiten, wie manchem Streite und Zank, wie manchem Verdruß und Kummer würden sie vorbeugen!
„Aber,“ wirst du vielleicht einwenden, „mein Gatte ist beschränkt, unfähig, ungeschickt und unfähig der Geschäftsführung, es fehlt ihm zudem an aller Tatkraft.“ Wohlan, dann suche ihn zu ergänzen und hilf ihm in Liebe, aber vergiß niemals, dass er dennoch der Hausherr ist. -
Oder du denkst vielleicht: „Der Pater hat gut schreiben. Ich habe das Unglück, einen unzufriedenen, mürrischen, grausamen Mann zu haben, der mich nicht als seine Frau, sondern als Sklavin behandelt, einen Mann, der bis spät in die Nacht im Wirtshause sitzen bleibt und, wenn er dann halb betrunken nach Hause kommt, nur poltert, schimpft und flucht.“
Was soll ich dieser unglücklichen Frau antworten? Ich gebe zu, dass es leider Männer gibt, die ihre Pflichten gegen ihre Gattin schlecht erfüllen, selbst ganz vernachlässigen – wie ich das in dem Buche für die Männer „Der gute Gatte und Vater“ ausführlich auseinandergesetzt habe – aber damit ist noch keine Frau ihrer eigenen Pflichten enthoben, die zwar dadurch doppelt schwer werden. Doch zum Troste kann ich einer solchen unglücklichen Frau zunächst folgende schöne Worte des Heiligen Chrysostomus sagen: „Überherrlich wird deine Krone sein, wofern du deinen lieblosen, pflichtvergessenen, grausamen Mann liebevoll erträgst.“ Einem liebevollen, guten und sanftmütigen Manne wird sich freilich jede Frau unterwerfen wegen ihrer natürlichen Liebe zum Gatten; die Liebe jeder christlichen Frau soll aber eine übernatürliche sein, sie soll den Heiligen Willen GOTTES zum Beweggrunde haben. GOTT will, dass die Frau auch einem lieblosen Ehemanne unterwürfig und gehorsam sei. -
Ferner behaupte ich, gestützt auf die tägliche Erfahrung, eine Gattin kann kein besseres und sichereres Mittel anwenden, um alle Gewalt über das Herz ihres Gatten zu bekommen, als einen bereitwilligen und liebevollen Gehorsam. (Gehorsam schuldet die Gattin ihrem Manne auch in Bezug auf die eheliche Pflicht. Mag die Erfüllung derselben für die Frau ein Opfer sein, sie ist streng dazu verpflichtet, wenn ihr Mann sie verlangt, ja sie begeht eine schwere Sünde, wenn sie ohne hinreichenden Grund sich weigert. Der Apostel Paulus lehrt dieses deutlich mit den Worten: „Der Mann leiste dem Weibe die Pflicht, ebenso das Weib dem Manne. Das Weib hat nicht mehr Gewalt über ihren Leib, sondern der Mann; in gleicher Weise hat auch der Mann nicht mehr Gewalt über seinen Leib, sondern das Weib. Entziehet euch also einander nicht, es sei denn in gegenseitiger Übereinstimmung.“ (1. Kor. 7, 3.) Die Nichterfüllung der ehelichen Pflicht ist aber nicht bloß sündhaft, sondern sie kann auch die schlimmsten Folgen nach sich ziehen. Wie viele Männer sind schon alleine dadurch in Sünden und Laster gestürzt und sogar zu Ehebrechern geworden!
Cornelius a Lapide, ein berühmter Schriftausleger, erzählt uns folgendes: Eine eben in den Ehestand getretene Frau kam zu einem alten, erfahrenen Manne und fragte ihn, wie sie sich im Ehestande benehmen sollte, damit in dem selben immer glücklich wäre. Der verständige Ratgeber antwortete: „Willst du über dein Mann gebieten, so sei ihm gehorsam und tu alles gern, was er haben will; denn eine gute Frau beherrscht ihren Mann durch willigen Gehorsam.“
Ein herrliches Beispiel hierzu erzählt der Heilige Augustinus in seine Selbstbekenntnissen von seiner Mutter Monika. „Meine Mutter,“ sagt er, „gehorchte ihrem Manne als ihrem Herrn. Mit wie viel Sanftmut ertrug sie seinen Unglauben und all seine Fehler! War er zornig, so widerstand sie ihm mit keinem einzigen beleidigenden Worte. War er wieder ruhig, so gab sie ihm gelassen Rechenschaft über ihre Handlungsweise. Wenn manchmal vornehme Frauen unserer Stadt, deren Männer doch viel sanftmütiger waren als mein Vater, auf ihren Gesichtern die Spuren empfangener Schläge trugen und sich bitter über die Misshandlungen ihrer Männer beklagten, so sprach sie zu ihnen: Das habt ihr euren Zungen zuzuschreiben. Lächelnd aber mit vieler Weisheit stellte sie ihnen vor, dass sie von dem Tage der eingegangenen Ehe die Pflicht übernommen hätten, den Männern als ihren Herren unterwürfig zu sein.
Diese Frauen, die gar wohl die Rohheit meines Vaters kannten, konnten sich nie genug wundern, dass man nie hörte, er habe sein Weib geschlagen. Wenn sie dann meine Mutter im Vertrauen fragten, wie sie es anfinge, um ohne Streit mit einem so rohen Manne zu leben, so schilderte sie ihnen, wie sie ihrem Manne in allem Erlaubten fortwährend mit Freude und Liebe gehorsam sei. Einige Frauen, die ihrem Beispiele folgten, hatten sich niemals mehr über Misshandlungen von seiten ihrer Männer zu beklagen.“
Befolge, christliche Gattin, das Beispiel der Heiligen Monika! Lerne von ihr zu schweigen, besonders wenn dein Gatte schon etwas aufgeregt ist! Lerne von ihr, deinem Gatten in allem Erlaubten stets mit Freuden gehorsam zu sein! So allein wirst du den ehelichen Frieden, der das kostbarste Gut der Familie ist, immer bewahren; so allein wirst du das Herz deines Gatten immer mehr gewinnen.
Fortsetzung folgt!
VII.
Liebe die Arbeit.
Arbeiten ist eine der wesentlichen Aufgaben des Menschen hier auf Erden. Denn „der Mensch ist zum Arbeiten geboren, wie der Vogel zum fliegen.“ (Tob. 5, 7.) GOTT will, dass jeder arbeite. Dazu hat Er ihm seine körperlichen Kräfte und geistigen Fähigkeiten gegeben. Sogar vor dem Sündenfalle, im Stande der Unschuld, musste der Mensch zu seiner Erholung arbeiten: „GOTT setzte den ersten Menschen in den Lustgarten, damit er ihn bebaue.“ (1. Mos. 2, 15.) Nach dem Sündenfalle unserer Stammeltern aber ist die Arbeit als Strafe, als Sühnungsmittel für unsere Sünden angeordnet worden. „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis du zur Erde wiederkehrst, von der du genommen bist.“ (1. Mos. 3, 19.) „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte tun.“ (2. Mos. 26, 9.)
Die Arbeit ist also jedem und somit auch der christlichen Gattin von GOTT befohlen, und gemäß der Heiligen Schrift gehört Arbeitsamkeit zu den vorzüglichsten Eigenschaften einer braven Hausfrau.
Liebe daher, christliche Gattin, die Arbeit, und sei überzeugt, sie ist die Würze des Lebens, sie befördert die Gesundheit. Deshalb sei nie müßig und verliere nie deine Zeit mit endlosen Schwätzereien und nutzlosen Besuchen. Beschäftige dich immer in nützlicher und passender Weise. Frauen, die, anstatt mit Eifer und Fleiß der Haushaltung vorzustehen, ihre Zeit vor dem Spiegel und Putztisch, auf unnötigen Besuchen und in eitlen, oft sogar gefährlichen Unterhaltungen leichtsinnig vergeuden, solche Frauen untergraben den häuslichen Frieden und Wohlstand und stürzen sich selbst, ihre Männer und ihre ganze Familie ins Unglück. Nicht umsonst mahnt daher der Apostel Paulus: „Es sollen die Weiber in anständiger Kleidung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit geflochtenen Haaren, oder Gold oder Perlen, oder kostbaren Gewanden, sondern wie es sich ziemt für Weiber, die Gottesfurcht an den Tag legen, durch gute Werke.“ (1. Tim. 2, 9. - 10.)
Liebe die Arbeit! Nur durch fleißiges Arbeiten kannst du deinem Gatten das häusliche Heim recht wohnlich, angenehm und lieblich machen. Die Erfahrung zeigt, dass einem Familienvater, wenn er sieht, dass seine Gattin durch Trägheit und Verschwendung das Hauswesen vernachlässigt, das Leben verbittert wird, und dass er gerade deshalb leicht auf Abwege gerät. „Ich habe gefunden,“ sagte ein großer Sozialpolitiker, „dass in fast allen Fällen, wo die Frau ordentlich und fleißig ist, der Mann ebenfalls musterhaft dasteht und in geordneten Verhältnissen lebt, und dass auf der anderen Seite in den meisten Fällen der beste und fleißigste Arbeiter durch eine liederliche Frau herunterkommt und den moralischen Halt verliert.“
„Eine junge Frau begegnete einer gleichfalls erst kurz verheirateten Freundin. Wie geht es dir? Fragte die Freundin. - „Gut.“ - Und dein Mann? - „Während der ersten Zeit war er sehr liebenswürdig, nur Güte und Sorgfalt für mich. Aber jetzt fängt er schon an, sich ein wenig in Reserve zu halten.“ Die Freundin erwiderte ganz trocken: Der meinige ist schon in der Landwehr. Wie oft kommt das vor, und die Schuld liegt meist bei der Frau, wenn die erste Liebe erkaltet und der Mann zur „Landwehr“ übergeht. Weil sie nicht arbeitet, so bleiben eben die berechtigten Wünsche und Forderungen des Mannes unerfüllt; er muss unzufrieden werden.
Nur eine arbeitsame Frau gestaltet das Heim recht behaglich und angenehm; sie empfängt den heimkehrenden Gatten mit Liebe und Zärtlichkeit und mit dem frohen Bewußtsein, das Möglichste getan zu haben, um den Mann zu befriedigen: alles ist einladend und freundlich; die Kinder sind sauber und nett; das Essen ist wohl zubereitet und steht schon auf dem Tisch: überall weht dem Hausvater Friede und Freude entgegen. Wo ist ein Mann, der da nicht zufrieden wäre? Sein zufriedener Blick sagt es der arbeitsmüden Frau, dass er ihr in Liebe dankbar sei. Und dieser eine Blick versüßt und belohnt alle Mühe und Arbeit tausendfach.“
Liebe die Arbeit! Sie erwirbt dir viele Verdienste für den Himmel. GOTT belohnt alles, selbst das Geringste, was wir im Stande der Gnade zu Seiner Ehre tun, mit ewigen Gütern. Welch zahlreiche Verdienste kannst du dir somit durch fleißiges Arbeiten in einem Tage für die Ewigkeit sammeln! Wie viele Verdienste erst in deinem ganzen Leben!
Bedenke ferner, dass die Arbeit sehr ehrenvoll ist. Denn die Arbeitsamkeit macht uns GOTT ähnlich, welcher der Ewig Tätige und der stetige Erhalter und Lenker der Welt ist. Sie macht uns Christus ähnlich, welcher die Arbeit liebte. Er wurde Selbst ein Arbeiter, Er wählte zu Seiner Mutter eine Jungfrau aus dem Arbeiterstande, zu Seinem Pflegevater einen gewöhnlichen Zimmermann, Er verrichtete bis zu Seinem 30. Jahre körperliche Arbeiten und wählte zu Seinen Aposteln schlichte Männer aus dem Arbeiterstande.
Die Arbeitsamkeit macht uns den Heiligen ähnlich. Die Allerheiligste Jungfrau Maria, die Königin Himmels und der Erde, der Heilige Joseph, der Heilige Paulus, kurz, alle Heiligen und edlen Personen, selbst aus den vornehmsten Ständen, liebten die Arbeit. Denke nur an die Heilige Elisabeth, Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn. Alle ihre freie Zeit war neben dem Gebete der Arbeit geweiht. Sie verpflegte die Kranken, sie verfertigte und flickte Kleider für Arme und verrichtete die gewöhnlichsten häuslichen Arbeiten. Deshalb sei auch du mit deiner Arbeit zufrieden und arbeite fleißig, um deine Familie in Ehren und standesgemäß zu ernähren.
Bist du vielleicht wegen mühsamer, schwerer und niedriger Arbeit viel geplagt, so zürne oder murre deshalb nicht, sondern sprich oft, besonders dann, wenn es schwer wird: „Das tue ich aus Liebe zu meinem für mich gekreuzigten Heilande.“ Die oft erneuerte gute Meinung wird die Beschwerden der Arbeit und des Lebens versüßen und dir einen hundertfältigen, ewigen Himmelslohn erwerben.
Ein Jesuitenbruder verlangte auf seinem Sterbebette nach seinem Himmelsschlüssel. Niemand wusste, was er wollte, man reichte ihm dieses und jenes hin, ohne ihn zu befriedigen. Er verlangte nach seiner Nadel, mit der er stets treu gearbeitet hatte.
Möge allen christlichen Frauen der Besen, das Putztuch und die Nadel Himmelschlüssel werden! Möchten alle die Arbeit lieben und aus Liebe zu GOTT und ihrer Familie recht fleißig sein, und so das Lob verdienen, welches GOTT der Heilige Geist dem tugendhaften, fleißigen Weibe spendet: „Wie von ferne, ja von den äußersten Grenzen kommend ist ihr Wert. Es vertraut auf sie ihres Mannes Herz, und es wird ihm nicht an Gewinn fehlen. Sie vergilt ihm Gutes, und nicht Böses, alle Tage ihres Lebens. ...Sie hat acht auf den Wandel ihres Hauses und isst ihr Brot nicht müßig. Ihre Kinder kommen empor und preisen sie überselig; und ihr Mann, er lobt sie. Viele Töchter haben sich Reichtümer gesammelt; du aber hast sie alle übertroffen! Betrügerisch ist die Anmut und eitel die Schönheit: ein Weib aber, dass den Herrn fürchtet, wird gelobt werden.“ (Spr. 31, 1. - 22.)
VIII.
Hüte dich vor Eifersucht!
Das Gift der ehelichen Liebe, das Grab der Einigkeit und des häuslichen Glückes ist oft die Eifersucht. Sie ist, wie das Sprichwort sagt, eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft; sie entsteht aus unbegründetem Mißtrauen und falschem Argwohn gegen den andern Eheteil. Die Eifersucht sucht jedem unbedachten Worte, jedem unvorsichtigen und harmlosen Scherze eine schlimme Bedeutung beizulegen; dieser schlimme Fehler, diese schreckliche Leidenschaft nimmt den Eheleuten, wie die tägliche Erfahrung lehrt, alle Freude, alle Liebe, allen Frieden und alles Glück.
„Mag der Gatte zu Hause bei der Arbeit, auf Besuch oder Reisen sein, immer verfolgt sie dieser böse Geist,“ sagt der Heilige Ehrysostomus, „und bringt das Gemüt in Unruhe und Pein. Die Krankheit der Eifersucht ist eine der bittersten Todesarten, da sie dem, der damit behaftet ist, keinen Augenblick Ruhe lässt, ihn beständig quält und ihn langsam, aber sicher auftreibt. Speise und Trank schmecken ihm nicht, der Schlaf flieht sein Lager, keine Freude, kein Trost vermögen die Fieberhitze seiner Leidenschaft zu kühlen.“
„Was ist doch elender als ein Mensch, welcher von Natur aus oder aus andern täuschenden Ursachen von dem Übel der Eifersucht ergriffen wird? Wer an diesem Übel leidet, ist nicht besser daran als ein vom Teufel Besessener oder ein im Kopf Verrückter. Er springt aus und ein und zürnt über alle. Vergnügen hat er keines, er ist bei allem voll Niedergeschlagenheit, Trauer und Bitterkeit. Überall verfolgt ihn sein Übel und lässt ihm keine Ruhe.“
„Die eifersüchtige Gattin findet immer Anlass und Nahrung für ihren falschen, ungerechten Argwohn, ein Verdacht treibt den andern. Tag und Nacht findet der Mann keine Ruhe vor ihr. Verlässt der Mann das Haus, um seine Geschäfte zu besorgen, einen Freund zu besuchen, sich eine kleine Erholung zu gönnen, dann quält sich die unglückliche Frau mit allerlei Verdacht: Wohin geht er? Warum aber dorthin? Wer ist noch da? Ist er munter und freundlich, sogar entgegenkommend, so hält sie ihn für falsch; ist er verstimmt und unfreundlich, so argwöhnt sie wieder Böses. Und so weiter.
Der Mann erträgt in Geduld manches unfreundliche Wort, manche Launen und Schwächen, indem er weiß oder denkt, es sei nicht so über gemeint: Aber ungerechter Verdacht empört ihn, er kann ihn nicht ertragen, nicht vergessen. Weil unschuldig, hält er es nicht selten unter seiner Würde, sich zu rechtfertigen und die Sache aufzuklären, und so ist die unüberbrückbare Kluft zwischen beiden fertig. Eine Frau, die ihren Mann mit Eifersucht quält, verwundet sein Selbstgefühl und seine Liebe tödlich. Er wird den Familienkreis fliehen, außerhalb des Hauses Zerstreuung suchen und vielleicht dem Laster sich ergeben. Wie können da ehelicher Friede, gedeihliche Kindererziehung bestehen? Ein falscher Argwohn ist leider zu oft die Ursache der unglücklichen Ehe.
Gestatte daher, christliche Gattin, um keinen Preis dieser so verderblichen Leidenschaft Zutritt in dein Herz. Hege keinen Zweifel gegen die Treue und Tugend deines Gatten, leihe nicht dein Ohr der Zuflüsterung, Verdächtigung oder Andeutung. Böse Zungen richten sehr viel Unheil in der Welt an, und ist nun die Frau aus Eifersucht den Lästerungen gegenüber nicht taub, so wird sie dem ungünstigen Geschwätz über ihren Mann gar leicht Gehör schenken, obwohl das Gerede jeglichen Grundes entbehrt.
Leider weiß der Teufel, dem natürlich die Zerstörung des ehelichen Friedens überaus lieb ist, durch boshafte Menschen die Sache oft so fein und schlau anzufädeln, dass der Schein der Untreue vorhanden ist; er facht das Feuer des Mißtrauens und der Uneinigkeit an, und die eifersüchtige Gattin glaubt in jedem Schritte und Blicke des Gatten Beweise seines geteilten Herzens zu finden, und aus ist es mit dem Hausfrieden und dem ehelichen Glücke.
Christliche Gattin, widerstehe daher gleich anfangs jedem lieblosen, eifersüchtigen Gedanken; sei immer überzeugt von der unverbrüchlichen Treue deines Mannes. Eine in schwacher Stunde auftauchende Befürchtung schwinde sofort vor der Erinnerung an die Beweise seiner Liebe und Tugend. Glaubst du aber einen wohlbegründeten Zweifel und Verdacht zu haben, so unterlass es nicht, sobald als möglich, zur rechten Zeit und auf passende Weise deinen Gatten zur Rede zu stellen und dich mit ihm zu verständigen.
Wie nun die Gattin sich einerseits vor der unseligen, verderblichen Eifersucht hüten muss, so ist sie wie auch ihr Gatte andererseits verpflichtet, alles aufzubieten, um in den Reden, Briefen, Handlungen und im Verkehr mit Personen des andern Geschlechtes jeden Schein der Untreue sorgfältige zu vermeiden. Und zwar ist diese Pflicht um so strenger, je leichter der andere Eheteil zur Eifersucht geneigt ist, weil eben die Ehegatten ganz besonders die Pflicht haben, sich einander zu ertragen und in ihren Eigenheiten zu schicken.
Was sollst du daher als gute Gattin tun?
Begib dich gegen den Willen deines Mannes niemals in ein fremdes Haus oder eine Gesellschaft. Gegen Personen des anderen Geschlechtes vermeide bei aller Freundlichkeit und Höflichkeit jede Vertraulichkeit und jede Zärtlichkeit oder einen allzu freundlichen Umgang, besonders mit noch jüngeren Dienstboten des Hauses, und beobachte immer einen gewissen Ernst und eine gewisse Zurückhaltung im Verkehrt mit denselben. Gleich giftigen Schlangen fliehe jene Personen und Gesellschaften, die sich mit unkeuschen Reden und Scherzen abgeben. Hüte dich vor jeder Gefallsucht anderen gegenüber; nur GOTT und deinem Gatten darfst du durch deine Kleidung, deine Unterhaltung, durch dein ganzes Wesen zu gefallen suchen und sonst niemand in der Welt. Gegen deinen Gatten zeige dich immer recht freundlich und liebevoll und verweigere ihm nie ohne dringende Notwendigkeit, worauf er ein Heiliges Recht hat. Benimm dich niemals gleichgültig, kalt oder abstoßend gegen ihn, sondern beweise stets, dass seine Anwesenheit dir lieb und angenehm ist.
Die Gottselige Anna Taigi (+ 1837) war die Frau eines einfachen Mannes in Rom. Im Verkehr mit andern beobachtete sie immer einen gewissen Ernst und eine gewisse Zurückhaltung. Oft ward sie von hohen, fürstlichen Personen um Rat gefragt; kam aber ihr Mann von der Arbeit nach Hause, so ließ sie jene stehen, um diesen zu bewillkommen und zu erfrischen.
Christliche Gattin, folge dem schönen Beispiel der Gottseligen Taigi immer treu nach! Vermeide sorgfältig jeden Schein der Untreue! Sollte der Mann jedoch trotz aller Vorsicht sich eifersüchtig zeigen, dann tröste dich mit dem Bewußtsein deiner ehelichen Treue und opfere dem lieben GOTT das schwere Kreuz auf zum Besten des Gatten. Nimm die unverdiente Handlungsweise ihm nicht übel, suche deine Unschuld durch noch größere Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit gegen ihn zu beweisen und bitte GOTT, dass dein Mann zur Einsicht komme. Verliere niemals die Geduld; denn du kennst ja das Sprichwort: „Geduld überwindet alles“ - also auch die Eifersucht deines Mannes.
IX.
Meide die Verschlossenheit!
„Das Leben,“ sagt eine amerikanische Schriftstellerin, „besteht aus zwei Zuständen, aus Sprechen und Zurückhalten, und jedes hat seine Pflichten. Liebe, Freude, Hoffnung, Vertrauen, Mitgefühl sollen wir kundgeben, Neid, Zorn, Bosheit, Rache, Unfreundlichkeit sollen wir zurückhalten und unterdrücken.“ Aber es gibt Eheleute, die den Fehler begehen, die Zurückhaltung auch auf dasjenige auszudehnen, was kundgegeben werden soll; sie denken nicht daran, das diese Verschlossenheit eine glückliche Ehe unmöglich macht. Ein wahres Glück kann nur in den Familien sein, wo die Eheleute aufrichtig und offen gegeneinander sind, wo der gegenseitigen Liebe und Achtung, der Freude und dem Mitgefühl offener Ausdruck gegeben wird.
Christliche Gattin, meide daher gegen deinen Mann alle Verschlossenheit. Erkenne mit Freude und Dankbarkeit seine Sorgen und Mühen für die Familie an. Teile liebevoll mit ihm Freud und Leid, Hoffnung und Enttäuschung. Sei gegen ihn in allem offen und aufrichtig; gib ihm Rechenschaft über deine eigenen Arbeiten, deine Ausgaben, deine Haushaltung; suche ihm nichts zu verhehlen, sage ihm alles, was dazu beitragen kann, den Frieden und die Eintracht zu bewahren, sonst sind Mißverständnisse und Unfriede unausbleiblich; dein Mann muss überzeugt sein, dass er unbedingt auf dich bauen kann.
Fortsetzung folgt!
X.
Verabscheue die Tadelsucht und die Unduldsamkeit!
Ein gefährliches Spiel der Eheleute ist es, wenn der eine am andern witzelt, spöttelt, tadelt, wenn er auch in der harmlosesten Absicht die Schwächen oder Fehler oder Übereilungen desselben zum Gegenstande seiner Witzeleien macht, namentlich noch, wenn es geschieht vor einem Dritten. Es beleidigt immer, weil sie der schuldigen Rücksicht und Liebe ganz widerstreben, um so mehr, als der Witz oder Spott oder Tadel vom Munde desjenigen kommt, mit dem man durch die Heiligsten Bande verknüpft ist. Und wie oft wird in dieser Beziehung gefehlt!
Hat der Mann zum Beispiel etwas verloren, zerbrochen, zu teuer gekauft oder zu wohlfeil verkauft, so sagt die Frau ironisch: „Hab ich etwas zu bewahren, so geb ich es nur meinem Manne, der verliert oder zerbricht es nicht; auch in An- und Verkauf hat er Verstand und ist er geschickt; nie wird er zu teuer oder zu billig verkaufen, und so weiter.“ Wenn solche oder ähnliche Sticheleien bei jeder Gelegenheit und sogar vor Fremden wiederholt werden, so wird dieses auch dem sanftmütigsten Manne unerträglich werden. Die kluge, verständige Frau wird sich daher vor diesem lieblosen Tadel in acht nehmen. Selbst wenn es sich nach ihrer Ansicht um etwas Wichtiges, aber doch Geschehenes handelt, so wird sie es liebevoll zu vergessen suchen und nach dem bekannten Sprichwort verfahren: „Was man nicht kann ändern, muss man lassen schlendern,“ da ja Geschehenes nicht ungeschehen gemacht werden kann.
Die Gattin muss sich ferner hüten, bei kleinen Mißhelligkeiten sich soweit zu vergessen, dass sie ihrem Gatten droht oder Worte und Ausdrücke gegen ihn gebraucht, die ihn erniedrigen. Wird dieses auch zuerst schonend überhört, mit Schweigen oder Lächeln verziehen, so wird es doch nicht so leicht vergessen, und es lockert Anhänglichkeit, Achtung und Liebe. Auch soll die Frau niemals ihre Mißstimmung, Erbitterung, ihren Groll oder Ärger gegen ihren Mann durch liebloses Tadeln auslassen, wenn sie von anderswoher in diese Gemüts-stimmung gebracht worden ist; es ist eine leider alltägliche Erfahrung, dass Eheleute ihre inneren Erbitterungen über andere Personen gegeneinander auslassen, weil sie dieselben nicht an Fremden, die sie dazu brachten, zum Ausdrucke kommen lassen dürfen. Es ist aber ohne allen Zweifel unliebsam und ungerecht, wenn die Gattin ihren Gatten zum Blitzableiter ihrer bösen Laune und ärgerlichen Stimmung durch liebloses Tadeln macht. Deshalb verabscheue die Tadelsucht!
Nicht weniger gefährlich als die Tadelsucht ist die Unduldsamkeit. Die Unduldsamkeit gegen die Eigentümlichkeiten, Unvollkommenheiten und Fehler des anderen Eheteiles ist eine der häufigsten Ursachen der unglücklichen Ehe. Dagegen liegt in dem gegenseitigen Verzeihen, Nachgeben und Zuvorkommen, in dem „Ineinanderschicken“ gleichsam eine Kraft des Glückes für Eheleute, und nur so können Gatten miteinander glücklich sein. Beide haben nämlich ihre kleineren oder größeren Eigentümlichkeiten, Unvollkommenheiten und Fehler. Daher werden sie nur dann miteinander glücklich sein können, wenn sie sich ineinander schicken, sich nichts in Bitterkeit und Hass nachtragen, sondern immer in Sanftmut und Geduld einander alles schnell und gern verzeihen.
Diese Nachsicht verlangt auch schon die Gerechtigkeit. Denn wie ein jeder wünscht, dass man mit seinen eigenen Fehlern Nachsicht und Geduld habe, so verlangt es schon die Gerechtigkeit, dass man dieses auch mit den Fehlern anderer tue, und je näher einer dem andern steht, desto mehr ist man zu dieser Nachsicht verpflichtet. Ohne allen Zweifel gilt somit für Eheleute an erster Stelle die Ermahnung des Heiligen Paulus: „Der eine trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal. 4, 2.)
Und wäre auch einmal das Blut in Aufwallung geraten und der eine heftig gegen den andern geworden, so sei damit die Sache abgetan, kein Zwist bleibe zwischen beiden unbeendigt und unversöhnt, man lasse die Sonne nicht über den Zorn untergehen. Sofort vergebe man sich gegenseitig Unbill, Hitze, Heftigkeit, Übereilung, und denke später an das Vorgefallene auch nicht im geringsten mehr. Ist ein Fehler einmal bereut, ist der Fehlende anders geworden, so darf man ihm denselben nie mehr, auch nicht mit einer Silbe vorwerfen; sonst ist an keinen ehelichen Frieden und eben deshalb auch an kein eheliches Glück zu denken. Sehr oft fehlt hierin gerade die Gattin. Mancher Mann kommt nur deshalb zum Trunke und Spiele und oft noch zu schlimmeren Dingen, weil seine Frau zu Hause ihm das Leben durch mürrisches und zänkisches Wesen und unvernünftiges „Predigen“ verbittert. Dass unter solchen Verhältnissen und Umständen eine rechthaberische, zänkische und streitsüchtige Frau zuletzt auch von Mißhandlungen des gereizten Mannes zuweilen nicht verschont bleibt, ist sehr leicht zu begreifen.
Eine Frau ging einst zu einem Einsiedler, der im Rufe eines Wuntertäters stand. Nachdem sie ihm ihr Leid geklagt, insbesondere die grausame Behandlung, die sie täglich von ihrem Manne zu erdulden hatte, bat sie ihn um Rat und das rechte Heilmittel. Der Einsiedler hatte schweigend zugehört, ging dann in seine Zelle und brachte ein Krüglein Wasser herbei und sagte: „Dies ist das rechte Mittel. Nimm einen Schluck jeden Abend, wenn der Mann ins Haus tritt, und behalte den Schluck solange im Munde, als du nur kannst; in kurzer Zeit wird dein Mann dich in Ruhe lassen.“ - Die Frau ging und tat nach der Anweisung des Einsiedlers, und der gute Erfolg blieb nicht aus. Der Mann wurde ruhig und schlug die Frau nicht mehr. Überfroh hierüber, eilte sie deshalb zum Einsiedler, ihm zu danken und mehr von diesem kostbaren Wasser zu erbitten. „O,“ sprach der Einsiedler, „nimm das Wasser nur aus deinem Brunnen, halt es nur gut im Mund, dann kannst du nicht schelten und widersprechen, sondern musst stillschweigen, und das macht, dass dein Mann sich auch stillhält und nicht aufbraust.“
Christliche Gattin, lerne von dieser Frau schweigen und dich fügen und deinem Gatten nie zu widersprechen, wenn er gereizt und aufgeregt ist. Sei überzeugt, dass nur durch Liebe, Versöhnlichkeit und Nachgeben, aber keineswegs durch Zank, Unduldsamkeit und Trotz der eine Eheteil den andern auf bessere Wege bringen kann. Biete daher deinem fehlenden Manne liebevoll die Hand, um ihn von seinem Irrtum, seinen Unvollkommenheiten und Fehlern zurückzuhalten. Stürmt dein Mann, so wirst du als verständige Gattin schweigen, weil du weißt, dass bei der Aufregung deine Vorstellungen keinen Anklang und Annahme finden; du wirst selbst Härte und unverdienten Vorwurf mit Geduld ertragen, um nicht durch Widerspruch die Erregtheit oder Erbitterung deines Mannes noch zu vergrößern. Und was wird die Folge einer solchen Handlungsweise sein? Dein Mann wird bald zur ruhigen Besonnenheit zurückkehren, er wird sich seiner Lieblosigkeit gegen dich erinnern, sich schämen und sich in Zukunft vor einem ähnlichen Fehler hüten. Auch wird er gegen deine Fehler und Unvollkommenheiten nachsichtiger und aus Dankbarkeit selbst da zum Nachgeben bereit sein, wo du im Unrecht wärest.
Noch wirksamer als nachgeben ist das gegenseitige Zuvorkommen. Liest du die Wünsche des andern in dessen Augen und erfüllst sie mit Güte und Liebe, bevor der Gatte es erwartet, so erhält die geringfügigste Kleinigkeit einen hohen Wert für denselben, und er wird die Gabe mit Liebe zu erwidern suchen. Dieser gegenseitige zärtliche Wettkampf, es dem andern in Liebe und Gunst zuvorzutun, macht die Eheleute glücklich.
Christliche Gattin, du wünschest nichts sehnlicher, als mit deinem Gatten in Frieden zu leben; daher fliehe immer sorgfältig die Tadelsucht und die Unduldsamkeit, welche den Familienfrieden und das Familienglück vollständig zerstören!
XI.
Sorge für Sauberkeit und Ordnung!
Ohne Sauberkeit und Reinlichkeit ist dein Haus, christliche Gattin, unbehaglich, das Verweilen darin lästig; Sauberkeit aber macht auch eine ärmliche Hütte wohnlich und angenehm. „Es gibt kaum etwas Undelikateres,“ heißt es in „Monika“ XIII, 143, „als wenn eine Frau, und sei es auch die Frau eines schlichten Arbeiters, mit ungekämmten Haaren beim Frühstück sitzt und nur notdürftig gekleidet ist; würde sie als Verlobte sich so vor dem Bräutigam haben sehen lassen? Gewiss nicht! Als Frau darf sie es ebensowenig, ja noch viel weniger; sie muss stets trachten, ihrem Manne zu gefallen, damit er das, was er zu Hause vermisst, nicht anderswo suche. Damit soll nicht gesagt sein, dass die Frau putz- und gefallsüchtig sein soll, GOTT bewahre! Sei sie noch so ärmlich, nett gekleidet und reinlich kann sie doch sein. Ebenso ist es auch mit ihrer Hauswirtschaft. Wenn die Möbel noch so dürftig sind, und es ist alles rein und sauber, der Fußboden blendend weiß, das Geschirr blank, so macht das einen wohltuenden, anheimelnden Eindruck, und gewiss geht dann der Mann vom Geschäfte gern in sein trauliches Heim.“
„Arbeit und Armut entschuldigen nicht die Unsauberkeit; bei den meisten häuslichen Arbeiten kann man nett und reinlich gekleidet sein, und Wasser gibt der liebe GOTT in Hülle und Fülle. Sei damit nicht sparsam und halte immer reinlich Zimmer und Möbel, keine Unreinlichkeit und keine zerrissene Kleidung an deinen Angehörigen, - vor allem nicht an dir selbst. Dein Haar sei geordnet, Hals und Gesicht gewaschen, deine Kleider reinlich und ganz. Es ist für den Mann schwer, eine Frau zu achten und zu lieben, von der sein Auge sich fast mit Ekel abwendet, weil er sie so oft unreinlich und unordentlich angezogen sieht. Sauberkeit aber gefällt immer, bewahrt die Gesundheit, fördert die Sittsamkeit und den häuslichen Sinn und schützt vor Krankheit.
Nicht minder wichtig als Sauberkeit und Reinlichkeit ist die Ordnung. Ordnung erhält den Menschen, oder wie ein altes Sprichwort sagt: Ordnung ist das halbe Leben. Alles sei an seinem richtigen Platze, alles geschehe zur rechten Zeit. Nach diesen beiden Grundsätzen müssen die Eheleute fortwährend handeln. Aufstehen und Schlafengehen, Beten und Arbeiten, Essen und Erholung, alles habe seine bestimmte Zeit, in all diesem müssen die Eheleute Ordnung beobachten.
Ordnung erspart Verdruss, Zeit und Geld; was ohne Ordnung geschieht, geschieht nicht nach dem Willen GOTTES, welcher die höchste Ordnung ist. In allem, was Er schafft und wirkt, ist Plan und Ordnung; Er liebt und will die Ordnung. Daher ermahnt dich der Apostel: „Tu alles wohlanständig und mit Ordnung.“ (1. Kor. 14, 40.) Wer mit Ordnung lebt, erfüllt seine Pflichten treuer, leichter und verdienstlicher, weil dies, zumal im Anfange, manche Opfer und Selbstüberwindung erfordert.
Die Ordnung führt zu GOTT: Im Himmel herrscht lauter Ordnung. Fange also schon hier ein Leben der Ordnung an, das du in der Ewigkeit fortsetzen kannst. GOTT wirst du dadurch wohlgefälliger, deinen Hausgenossen angenehmer, deinem zeitlichen und ewigen Wohle ist es nützlicher. Wenn du die Ordnung aufrecht erhältst, wird die Ordnung auch dich aufrecht erhalten.
Wie überaus wichtig es für jede christliche Familie ist, sich streng an eine gute, Gottwohlgefällige Lebensordnung zu halten, hat der Hochwürdigste Herr Bischof von Mainz, v. Ketteler, in einem Hirtenschreiben vom Jahre 1871 mit folgenden Worten ausgesprochen: „Der Hausvater, die Hausmutter haben nicht nur die Pflicht, für sich selbst, sonder auch für ihr Haus und für alle, die dazu gehören, eine christliche Haus- und Familienordnung einzuführen. Eine solche christliche Haus- und Familienordnung, die das ganze Familienleben für Eltern, Kinder und Dienstboten regelt, in welcher alles seine rechte Stelle, seine rechte Zeit, seinen rechten Ort hat: Gebet, Gottesdienst, Arbeit, Erholung, Aufstehen und Schlafengehen; wo alle, an der Spitze der Hausvater selbst sich dieser Ordnung pünktlich unterwerfen in dem Bewusstsein, dass diese Ordnung GOTTES Wille ist, und dass also alle Geschäfte des Tages bis auf die kleinsten nach GOTTES Willen eingerichtet werden müssen – ich sage, eine solche Hausordnung ist das Wichtigste in der ganzen Erziehung, das eigentliche Fundament derselben, ohne welches sie nie ihren vollen Einfluss auf das Kind üben wird. Wohl dem Kinde, welche in einer solchen Heiligen Zucht des christlichen Familienlebens von Jugend auf heranwächst; sie allein bildet den wahren Christen; sie allein bildet den festen Charakter; sie erzeugt Pflichttreue; sie bildet eine strenge Gewissenhaftigkeit, da in einer solchen Ordnung jedes Tagesgeschäft eine Pflichterfüllung gegen GOTT wird; sie erzieht so recht eigentlich den Menschen für den Himmel.“
Christliche Gattin, befleißige dich denn immer sowohl der Sauberkeit, als auch der Ordnung, und suche auf solche Weise deine Wohnung so einladend und anziehend zu machen, dass dein Gatte nirgends lieber ist, als zu Hause im Familienkreis.
XII.
Übe eine vernünftige Sparsamkeit!
Keine Ehe kann dauernd glücklich sein, wenn nicht schon früh eine vernünftige Sparsamkeit in der Haushaltung zum Grundsatze gemacht wird. Mehr als man glaubt, steht die Wärme oder Kälte der Herzen in engem Zusammenhange mit den Finanzen, und nur zu leicht erstirbt die glühende Liebe bei den Nahrungssorgen. Eine unvernünftige, kostspielige Haushaltung erzeugt über kurz oder lang Mangel, und dieser Mangel ist nirgends drückender als in der Ehe, welche vom lieben GOTT mit Kindern gesegnet wird.
Das Herz, welches so gern in Liebe, Frohsinn und Freude sich ergießen möchte, verstummt vor der drückenden Sorge. Der Anblick der Not verfinstert jede Freude über die Kinder; der Charakter wird mürrisch, kalt und lieblos; und das gequälte Gemüt bereut es, sich verheiratet zu haben. Solches Elend und Unglück kann ein Haushalt verhindern, der sich vom Anfange der Ehe fortwährend nach den vorhandenen Mitteln richtet. Niemals darf mehr ausgegeben werden, als eingenommen wird, und junge Eheleute müssen alle Genüsse sich versagen, welche die Kräfte und Mittel des Hausstandes überschreiten. Mann und Frau sollen sich immer, vom ersten Tage ihrer eigenen Haushaltung an, eine aufrichtige Rechenschaft über ihre Ausgaben und Einnahmen geben und durch eine vernünftige Sparsamkeit sich so einrichten, dass sie nicht nur das Familienvermögen nicht verlieren, sondern auch dasselbe vergrößern, damit sie später in der Lage sind, für das zeitliche Wohl und Fortkommen ihrer Kinder hinreichend zu sorgen.
Dass aber manche Haushaltung nicht nur keine Fortschritte im zeitlichen Erwerb machen, sondern oft sogar bettelarm werden, ist nicht selten einzig und allein die Schuld der Hausfrau, die nicht ans Sparen denken will und nur allzu oft ganz unnötige und unnütze Ausgaben macht. Nicht ohne Grund sagt der Heilige Geist: „Eine weiße Frau baut ihr Haus auf, eine törichte aber, bricht das erbaute mit eigenen Händen wieder ab.“ (Sprichw. 14, 1.) Wie mancher Mann ist schon durch die Verschwendung seiner törichten Frau bettelarm geworden!
Die Gattin soll daher immer sorgfältig alle unnützen Ausgaben vermeiden; denn solche Ausgaben machen im Laufe der Jahre eine große Summe und schädigen den Haushalt. Nehmen wir zum Beispiel an, eine Frau würde jeden Tag 10 Pfg., die sie bis jetzt zu unnützen Bedürfnissen ausgegeben hat, und so jeden Monat 3 Mk. zu 3 ½ Prozent in die Sparkasse bringen, dann würde sie auf diese Weise nach 10 Jahren mit Zins und Zinseszins ein Vermögen von 436,25 Mk. und nach 20 Jahren ein Vermögen von 1046,26 Mk. in der Sparkasse haben, eine Summe, womit man zur Ausbildung der Kinder oder bei Unglücksfällen schon etwas anfangen kann, eine Summe, womit man viele Tränen trocknen, viel Not und Elend verhindern kann, eine Summe, durch deren guten Gebrauch man sich ein sehr großes Verdienst für den Himmel erwerben kann.
Mache daher, gute Gattin, keine unnützen, ungewöhnlichen Ausgaben aus Eitelkeit, Putz- und Gefallsucht, weder für dich noch für deine Angehörigen. Fliehe die unsinnige Vornehmtuerei! Meide auch jene Frauen, die gern geistige Getränke zu sich nehmen oder anderen bösen, schlimmen Leidenschaften ergeben sind. Man kann sich leicht etwas angewöhnen, was nur sehr schwer wieder abgelegt wird, und was im Laufe der Jahre eine recht große Geldsumme verschlingt.
Sehr viel Geld kann auch erspart werden, wenn alles Schadhafte an Wohnung, Möbeln, Kleidung, Schuhwerk, Gerät, sobald man den Schaden bemerkt, ausgebessert wird, wenn man mit allem recht sorgsam und schonend umgeht und nichts mutwillig verdirbt oder leichtsinnig zu Grunde gehen lässt.
Wer sparen will, darf nicht borgen. Denn Borgen verteuert die Einkäufe und macht, dass man schlechtere Ware erhält. Borgen führt ferner zur Verschwendung, zu leichtsinnigen Ausgaben und zum Schuldenmachen. Warum kamen manche Familien gegen ihren Willen zur Verschwendung, und wodurch gerieten sie in Schulden, die sie nicht mehr leicht bezahlen konnten? Das kam daher, weil durch das Borgen beim Bäcker, Metzger, Kaufmann und so weiter lustig darauf gelebt wurde, ohne zu bedenken, was das Einzelne kostet, und wenn zuletzt die Rechnungen einliefen, war zu wenig Geld da. Deshalb bezahle alle Einkäufe bar!
Eine verständige, sparsame Hausfrau verabscheut die Kleiderpracht und Modesucht, weil sie nämlich gut weiß, dass der unordentliche Kleiderputz und die Modesucht, neben ihren übrigen traurigen Folgen, zur Verschwendung und nicht selten zum Schuldenmachen und zum Ruine eines ganzen Hauses führen. Sie kleidet sich mit ihren Untergebenen ihrem Stande gemäß sittsam, einfach und bescheiden, aber sie wird niemals eine Sklavin der Mode, die das Verdienst ihres Mannes vergeudet. Sie bedenkt wohl, wieviel Schweißtropfen gleichsam am Verdienste ihres Gatten hängen.
Besonders wichtig ist es, dass die Hausfrau in der Küche spare. Die eine braucht von allen Zutaten zweimal so viel und liefert doch elende Kost, während eine andere wenig nötig hat, um die Speisen trotzdem gut, wohlschmeckend und nahrhaft zu machen. Woher das? Die letzte versteht das Kochen, die erstere hat nie ordentlich kochen gelernt. Sie kann vielleicht Klavier spielen und tanzen, versteht etwas Französisch und Englisch, hat Schiller und Goethe und ein paar Dutzend Romane gelesen. Wenn aber eines Morgens die Magd krank wird, dann kann die Hausherrin nicht einmal den Kaffee kochen. Ist das nicht entsetzlich traurig? Manche Hausfrau wird daher gut tun, Versäumtes nachzuholen und sich vor allem in der Kochkunst gründlich auszubilden. Etwas zu lernen ist nie eine Schande, wohl aber hängt das Wohl oder Wehe einer Familie zum großen Teile von der Küche ab. So viele Frauen treiben nur dadurch ihre Männer ins Wirtshaus, weil sie nichts Ordentliches kochen können oder wollen. Insbesondere bringe die Frau das beste Nahrungsmittel, die Milch, wieder in Ehren. Das Volk verlangt immer mehr, was augenblicklich reizt: Wein, Kaffee, Branntwein, und kennt die milden, starken Nahrungsstoffe: Milch, Weizen und Mais, Hafer und Bohne gar nicht mehr nach ihrem wahren Werte ….. Die Chemiker sagen: „Die Milch ist das reichhaltigste, das zweckmäßigste und immer noch das wohlfeilste unserer sämtlichen Nahrungsmittel.“ Daher wird die kluge Mutter, obgleich sie ihre Kinder von Jugend an gewöhnt, genügsam und mäßig, sparsam und mit wenigem zufrieden zu sein, reichlich ihnen Milch verabreichen.
So spart die verständige Hausfrau. Trotz aller Sparsamkeit ist sie aber weit vom Geiz und von der Habsucht entfernt. Sie hat immer ein Herz für die Armen und Notleidenden. Ihr gelten die Worte der Heiligen Schrift: „Sie öffnet ihre Hand dem Armen und breitet ihre Armen nach dem Dürftigen aus.“ (Sprichw. 31, 20.) Nach ihren Verhältnissen unterstützt sie gern die Dürftigen, besucht selbst wo möglich die Kranken, um mit der milden Gabe ein teilnehmendes Wort zu verbinden, und sie gibt mit Freuden etwas zu guten Zwecken. Denn sie weiß, dass GOTT der Heilige Geist versichert: „Das Almosen errettet vom Tode, und dasselbe ist´s, was von Sünden reinigt und macht, das man Barmherzigkeit und das Ewige Leben finde.“ (Tob. 12, 9.)
Glücklich der Mann, dem eine solche Hausfrau zur Seite steht! „Wie von ferne, ja von den äußersten Grenzen kommend, ist ihr Wert. Es vertraut auf sie ihres Mannes Herz, und an Gewinn wird es ihr nicht fehlen. Sie erweist ihm Gutes und nie Böses alle Tage ihres Lebens.“ (Sprichw. 31, 1 – 4.)
XIII.
Sei immer zufrieden mit deinen Verhältnissen,
auch in Kreuz und Leid!
Um glücklich in der Ehe zu sein, muss man suchen immer zufrieden mit seiner Lage und seinen Verhältnissen zu sein. Zufrieden mit seiner Lage, auch in Kreuz und Leid wird man aber nur dann sein, wenn man das Leben im Lichte des Glaubens betrachtet, der uns sagt, „dass ohne den Willen des Himmlischen Vaters nicht einmal ein Haar von unserem Haupte fällt,“ „dass denen, die GOTT lieben, alles zum Wesen gereicht,“ und „dass GOTT diejenigen züchtigt die Er lieb hat.“
Christliche Gattin, bedenke immer, dass nichts auf Erden, die Sünde ausgenommen, ohne den Willen GOTTES geschieht. Wenn du oder deine Angehörigen von Krankheiten heimgesucht werden, wenn dein Gatte, der Ernährer der Familie, oder liebe, teure Kinder dir durch den unerbittlichen Tod entrissen werden, wenn die Ehe kinderlos bleibt, oder wenn der Allgütige Schöpfer sie mit einer zahlreichen Nachkommenschaft segnet, wenn dir schwere Beleidigungen zugefügt werden, wenn bitteres Kreuz und Leid an dich herantritt und du von harten Unglücksfällen heimgesucht wirst, dann vergiss nie, dass alles dieses der Wille deines Liebevollsten Vaters im Himmel ist, und sprich mit demütigem und liebevollen Herzen: „Herr, Dein Wille geschehe! Möge der Herr mit mir machen, was Er will, wie Er will und wo Er will!“ Durch eine solche christliche Auffassungsweise werden selbst die schwierigsten Dinge leicht. „Fühlt ihr es nicht,“ sagte die Heilige Maria Magdalena von Pazzis, „welche Süßigkeit das eine Wort: „Der Wille GOTTES,“ „in sich schließt? Dasselbe versüßt die größten Bitterkeiten, wie das dem Moses gezeigte Holz das bittere Wasser süß machte.“
Sind wir in Kreuz und Leid schon durch die Überzeugung, dass alle Leiden von unserem Liebevollsten Vater kommen, zufrieden, so werden wir das noch mehr sein, wenn wir bedenken, dass dieselben zu unserem Besten gereichen. „Nichts kommt aus der Anbetungswürdigen Hand GOTTES,“ versichert der Heilige Franz von Sales, „ohne Gottesfürchtigen Seelen Nutzen zu bringen, sie werden durch die Leiden entweder geläutert oder in Seiner Liebe gestärkt.“
„GOTT, der den Seelen,“ schreibt Fenelon, „so strenge scheint, lässt sie nimmermehr darum leiden, weil Er Wohlgefallen an ihren Leiden hätte. Die schmerzhafte Operation wird gefordert durch das Übel, welches gehoben werden muss. GOTT würde keinen Einschnitt tun, wenn alles gesund wäre. Er schneidet nur weg, was abgestorben und entzündet ist. Es ist also unsere verderbte Eigenliebe, die uns Schmerzen verursacht; die Hand GOTTES bereitet uns deren so wenig, als nur möglich ist. Erkennen wir, wie tief und giftig unsere Wunden sein müssen, da GOTT, trotzdem Er so Gnädig gegen uns ist, uns dennoch so sehr leiden lässt.
O wie glückselig ist, wer gut leidet! Wie unglückselig, wer nicht mit Jesus Christus leidet! Wie glücklich ist, wer leidet, wenn er gern leiden, und der Gerechtigkeit GOTTES genugtun will! Wie vieles sind wir Ihm schuldig, und welche Strafen verdienen wir nach strenger Gerechtigkeit! Eine Ewigkeit voll Qualen, die in leichte Krankheiten umgewandelt werden! Der Verlust GOTTES, die Wut und Verzweiflung der bösen Geister, die in ein ruhiges und kurzes Leiden abgeändert werden, wo man die Hand anbetet, die aus Barmherzigkeit schlägt! - Solche Kreuze verdienen Danksagungen und keine Klagen. Es sind Gnaden, die man mit einem von GOTTES Güte gerührten Herzen anerkennen muss.“
Nur, wo dieser praktische Glaube vorhanden ist, wird man stets auch bei Kreuz und Leiden zufrieden und glücklich sein. „Wenn du das Kreuz,“ sagt der Verfasser der Nachfolge Christi, „gern trägst, so wird es dich tragen und zu dem ersehnten Ziel führen, wo nämlich das Ende des Leidens sein wird, wie wohl das hienieden nie der Fall sein wird. Trägst du es ungern, so machst du dir eine Last und beschwerst dich selbst noch mehr, und tragen musst du es doch. Wenn du ein Kreuz abwirfst, so wirst du ohne Zweifel ein anderes finden, und vielleicht ein schwereres.“
Es trifft sich wohl bei manchem, wie bei jenem Kreuzträger, von dem die Legende erzählt, dass sein Kreuz ihm zu schwer erschien, und dass er von GOTT die Erlaubnis erhielt, sich ein anderes Kreuz unter vielen auszusuchen. Er suchte und versuchte manches Kreuz; aber alle legte er wieder hin, weil sie ihm zu schwer waren. Doch endlich fand er ein Kreuz, das ihm recht war. Als er es aber genauer betrachtete, fand er, das es dasselbe war, welches er früher schon getragen hatte.
„Wird dir, christliche Gattin, dein Kreuz und Leid sehr schwer, so denke,“ sagt der Heilige Franz von Sales, „an die große Verlassenheit, die unser Meister im Ölgarten erduldete, und siehe, wie dieser geliebte Sohn, nachdem Er Seinen Vater um Trost gebeten und erkannt hatte, dass Er Ihm denselben nicht zu teil werden lassen wollte, nicht mehr daran denkt, ihn nicht mehr sucht, sondern wie Er freudig und mutig das Werk unserer Erlösung vollbringt. Nachdem du daher den Vater um Abwendung des Kreuzes gebeten, denke nicht länger daran, wofern es Ihm nicht gefällt, deine Bitte zu erhören, sondern stähle deinen Mut, um dein Werk am Kreuzesbalken zu vollbringen, gerade, als ob du denselben nie mehr verlassen dürftest.“ Denn wenn es zum Heile der Menschen etwas Besseres und Ersprieslicheres gäbe als das Leiden, so würde es uns Jesus Christus durch Sein Wort und Beispiel gelehrt und nicht zugerufen haben: „Wer Mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.“ (Luk. 9, 23.)
Christliche Gattin, wenn du das in diesem Kapitel Gesagte recht beherzigest, so wirst du mit deiner Lage und deinen Verhältnissen selbst in großem Kreuz und Leid, immer zufrieden mit dem Heiligen Willen GOTTES sein, und dir so viele Verdienste für den Himmel sammeln. - Übrigens vergiss niemals den schönen Spruch:
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,
Ein jeder hat auch seine Last.
Genieße froh, was dir beschieden,
Entbehre gern, was du nicht hast!
XIV.
Mache dich nie des geringsten
Diebstahles schuldig!
Fremdes Gut bringt kein Glück und Segen, sondern Unheil, Angst, Fluch und leicht ein unseliges Ende. Daher die Sprichwörter: „Ungerecht Gut gedeihet nicht.“ „Wie gewonnen, so zerronnen.“ „Ein ungerechter Groschen frisst 99 gerecht erworbene wieder auf.“ Wir lesen in der Heiligen Schrift, dass am allgemeinen Gerichtstage der Göttliche Richter zu denen, welche auf der linke Seiten stehen, sprechen wird: „Weichet von Mir, ihr Verfluchte, in das Ewige Feuer, welches dem Teufel und seinem Anhange bereitet ist; denn Ich war hungrig, und ihr habt Mich nicht gespeist.“ (Matth. 25, 41.) Wenn nun die Unterlassung der Liebeswerke vor GOTT ein so großes Verbrechen ist, dass Er es mit dem Ewigen Feuer bestrafen wird, was für eine Sünde wird in Seinen Augen alsdann erst der Diebstahl, die Beraubung des Nächsten sein? „Was,“ sagt der Heilige Fulgentius, „was für eine Strafe wird derjenige erhalten, der fremdes Gut an sich reißt, da er schon zum Ewigen Feuer verurteilt wird, welcher von seinem Eigentume den Nächsten nicht unterstützt.“ Deshalb mache dich nie des geringsten Diebstahles, nie der kleinsten Ungerechtigkeit schuldig. Denn wer im Kleinen nicht treu ist, wird es auch nicht lange im Großen sein. Deshalb lass jedem das Seine und sei immer ehrlich und redlich! Oft lohnt GOTT die Ehrlichkeit schon auf dieser Welt.
In Brüssel lebte vor einigen Jahren ein reicher Herr. Er wollte einmal sehen, wieviel ehrliche Leute es in der Stadt gebe. Er setzte sich in den Wagen der Straßenbahn hart neben den Kondukteur, und wenn die Leute das Fahrgeld bezahlten und noch Geld herausbekamen, so legte er jedesmal unbemerkt noch ½ Franken dazu. Den ganzen Vormittag meldete sich niemand, dass er zu viel bekommen habe. Erst gegen Mittag rief ein ärmlich gekleidetes, junges Mädchen: „Herr Kondukteur! Sie haben mir ½ Franken zu viel gegeben.“ Der reiche Mann erkundigte sich noch näher nach dem Mädchen, und weil er auch sonst nur gutes vernahm, so setzte er es zur Erbin seines sehr großen Vermögens ein. - Christliche Gattin, vergiss nie: Ehrlichkeit währt am längsten, und: Eine ehrlich Hand geht durchs ganze Land. Vergiss nie die Worte der Heiligen Schrift: „Wehe dem, der sein Haus mit Ungerechtigkeit baut.“ (Jer. 22, 13.) Darum:
„Üb´ immer Treu´ und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von GOTTES Wegen ab.“
Fortsetzung folgt!
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