Evangelium nach Lukas 11,42-46.
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen.
Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden.
Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken.
Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns.
Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern!
Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.
Mittwoch der 28. Woche im Jahreskreis
Kommentar zum heutigen Evangelium
Die Sentenzen der Wüstenväter (4.-5. Jh.)
Systematische Sammlung, Kap 9; SC 387
„Wehe euch! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können“
Ein Bruder, der gesündigt hatte, wurde vom Priester aus der Kirche gejagt; Abba Bessarion stand auf, ging mit ihm hinaus und er sagte: „Auch ich bin ein Sünder“…
In Scété beging einmal ein Bruder einen Fehltritt. Es wurde eine Ratssitzung abgehalten, zu der Abba Mose geladen wurde. Der aber weigerte sich zu kommen. Da ließ der Priester ihm ausrichten: „Komm, es erwarten dich alle.“ Abba Mose stand auf, füllte einen löchrigen Korb mit Sand, lud ihn sich auf den Rücken und trug ihn so herbei. Die anderen, die zu seiner Begrüßung herausgekommen waren, sagten zu ihm: „Was soll das, Vater?“ Der Greis sagte: „Meine Fehler rieseln gerade hinter mir weg, und ich sehe es nicht; und da bin ich heute gekommen, um über die Fehler anderer zu richten?“ Als sie das hörten, stellten sie den Bruder nicht zur Rede, sondern verziehen ihm.
Abba Josef fragte Abba Poemen einmal: „Wie wird man denn Mönch?“ Der Alte sagte: „Wenn du hier auf Erden und im kommenden Leben Ruhe finden willst, dann sage bei jeder Gelegenheit: Wer bin ich schon? Und sprich über niemanden dein Urteil!“
Ein Bruder befragte einmal denselben Abba Poemen:
„Wenn ich einen Fehler meines Bruders entdecke, soll ich ihn dann geheim halten?“ Der Greis sagte:
„In dem Augenblick, wo wir die Fehler unseres Bruders geheim halten, hält Gott auch unsere Fehler geheim; sobald wir sie aber ins Licht stellen, stellt Gott auch unsere Fehler ins Licht.“
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