Fest der Bekehrung des Hl. Apostels Paulus
Apostelgeschichte 1,1a.3-16.
Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat,
Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, daß er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt.
Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Dann kehrten sie vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.
In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen - und sagte:
Brüder! Es mußte sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangennahmen.
Fest der Bekehrung des Hl. Apostels Paulus
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Johannes Chrysostomos (ca. 345 - 407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
4. Homilie über den hl. Paulus
„Herr, was soll ich tun?“
Der selige Paulus, der uns heute zusammengerufen hat, brachte der ganzen Erde Licht. Im Moment seiner Berufung wurde er geblendet, aber die Blindheit machte ihn zu einer Leuchte für die Welt. Er hatte sehen können, um das Böse zu tun: Gott in seiner Weisheit blendete ihn, um ihm das Augenlicht zu schenken, damit er das Gute tue. Gott zeigte ihm nicht nur seine Macht; er ließ ihn auch die Substanz des Glaubens erkennen, den er verkünden sollte. Dabei sagte er ihm, er solle die Augen schließen, d.h. vorgefasste Meinungen und Irrlichter der Vernunft von sich weisen und die gute Lehre annehmen, „töricht zu werden, um weise zu sein“, wie er später sagen sollte (1 Kor 3,18)…
Ungestüm in seiner Ungeduld, bedurfte Paulus eines energischen Zügels, um nicht von seiner Begeisterung fortgerissen zu werden und die Stimme Gottes zu überhören. Gott gebot also zunächst seinem Feuereifer Einhalt und beschwichtigte seinen Zorn, indem er ihn mit Blindheit schlug. Erst dann sprach er zu ihm. Er ließ ihn seine unauslotbare Weisheit erkennen, damit er den erkenne, den er bekämpfte, und begreife, dass er seiner Gnade nicht mehr widerstehen kann. Nicht der Mangel an Licht, das Übermaß an Licht ist es, was ihm das Augenlicht raubt… Gott hat den Zeitpunkt des Handelns gut gewählt. Paulus hat das als erster erkannt: „Als es Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, gefiel, offenbarte er mir in seiner Güte seinen Sohn“ (Gal 1,15f)… Hören wir es also aus Paulus‘ Mund selbst: Es gibt niemand, der allein von sich aus jemals Christus gefunden hätte. Christus ist es vielmehr, der sich offenbart und sich zu erkennen gegeben hat. Der Retter selber sagt es ja: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16).