HEILIGER GEIST, heilige uns! O Kostbare Heiligkeit, wie wenig bist Du erstrebt und geachtet! Fast alle wollen fromm, nur wenige wollen heilig sein. Die Mittelmäßigkeit regiert bei uns. Und doch braucht die Heilige Kirche GOTTES wahrhaft und nicht mittelmäßig Heilige Männer. Ist doch der Strom des Verderbens mehr als mittelmäßig. Wie sollte er durch Mittelmäßigkeit überwunden werden!... Darum sende, o HEILIGER GEIST, Deiner Kirche Heilige Männer und lass uns selbst heilig werden! Amen.
Druck und Verlag der Missionsdruckerei in Steyl proftl. Kaldenkirchen (Khld.) 1901
I m p r i m a t u r. Baarlo, die 9. m. Maii 1901. Dr. J. H. Geenen, Libr. Cens.
HAUSSEGEN. Wo Glaube, Da Liebe. Wo Liebe, Da Friede. Wo Friede, Da Segen. Wo Segen, Da GOTT. Wo GOTT, Keine Not.
Vorwort.
Dieses Lehr- und Gebetbuch soll dir, liebe Gattin und Mutter, behilflich sein, einerseits die Heiligkeit und den Ernst deiner Pflichten immer besser kennen zu lernen und zu würdigen, anderseits Trost und Stärke im Gebet zu finden. Zu diesem Zwecke wird im ersten Teile aufmerksam gemacht auf die großen und sehr wichtigen Pflichten, welche jede Gattin und Mutter zu erfüllen hat. Der Verfasser hat in seiner mehr als 20jährigen Tätigkeit als Priester und Ordensmann bei Missionen, Exerzitien und in der Seelsorge in Stadt und Land nur zu oft Gelegenheit gehabt, bei Eheleuten die größte und verderbenbringendste Unkenntnis und Gleichgültigkeit in Bezug auf ihre Standespflichten zu entdecken. Um nun etwas zur Beseitigung dieser Verantwortungsvollen und folgenschweren Unwissenheit und Gleichgültigkeit beizutragen, hat derselbe seit Jahren sich angetrieben gefühlt, dieses Buch zu schreiben. Von den verschiedensten Seiten wurde er auch, besonders nach Herausgabe der Gebet- und Lehrbücher für Jünglinge, Jungfrauen und Studierende, dazu aufgefordert. Aber erst dann hat er sich entschlossen, dasselbe dem Drucke zu übergeben, nachdem mehrere in der Seelsorge erfahrene Welt- und Ordensgeistliche das Manuskript durchgesehen und erklärt hatten, das dieses Buch in praktischer Gediegenheit seinesgleichen suche und sehr großen Segen stiften werde in allen Familien, in denen es gelesen werde. Besonders hielt man es für ein empfehlenswertes Hochzeitsgeschenk. In den Belehrungen wird auf die sehr großen Pflichten des Gattinnen- und Mutterberufes eingehend aufmerksam gemacht und der Gattin sowie der Mutter Belehrung, Rat und Anweisung gegeben, wie sie ihre Lebensaufgabe nach dem Heiligen Willen GOTTES zu erfüllen habe. Überaus wichtig ist die Kenntnis dieser Pflichten. Die Erfahrung aller Zeiten beweist nur zu deutlich, dass das Glück oder Unglück der Ehegatten sowie ihrer Kinder vorzüglich davon abhängt, ob die Gattin und Mutter ihre Heiligen Pflichten treu erfüllt. Unermesslich groß ist ihr Einfluss auf den Gatten wie auf die Kinder. Wo eine gute Gattin und Mutter ist, da ist oder wird der Gatte gut, da sind die Kinder brav. - „Gute Frauen,“ sagt das Sprichwort, „machen gute Männer.“ „Durch Freundlichkeit, Folgsamkeit, liebevolles Bitten, durch, wenn es sein muss, eine recht von Herzen kommende Träne können sie auf die Männer einwirken,“ sagte mit vollem Rechte der allverehrte und beliebte Zentrumsführer Windthorst. Nur ein ganz verkommener Mann hört nicht mehr auf die Stimme seiner guten Gattin. Und wer wollte nach Gebühr schildern, welchen Einfluss eine gute Mutter auf das zeitliche und ewige Glück ihrer Kinder ausübt! Im zweiten Teile sind diejenigen Gebete und Andachtsübungen, welche für eine Gattin und Mutter bei den verschiedenen Lagen, Verhältnissen und Anliegen in der Ehe am passendsten und wichtigsten sind, zusammengestellt. Als letzte Heilige Messe wurde die Braut- oder Hochzeitsmesse, mit den Gebeten vor und nach der Trauung aufgenommen, damit dieses Lehr- und Gebetbuch desto eher als Brautgeschenk recht willkommen sei und bereits am Hochzeitstage benutzt werden könne. Bei der Auswahl der übrigen Gebet und Andachtsübungen wurde besonders Rücksicht auf jene genommen, welche unsere Heilige Kirche mit Ablässen begnadigt hat, damit so der Gattin und Mutter Gelegenheit geboten werde durch die Ablässe ihre Sündenstrafen immer mehr zu tilgen und vielen armen Seelen Linderung, Trost und endlich Befreiung zu verdienen. Gute Gattin und Mutter, benutze doch fleißig dieses Lehr- und Gebetbuch zu deinem eigenen Nutzen und zum Vorteil deines Gatten, deiner lieben Kinder und deiner ganzen Familie. Bete und lies recht oft darin, wenigstens jeden Sonntag, nicht allein in der Kirche, sonder auch zu Hause; aber ich möchte dich bitten, nicht zu viel auf einmal zu lesen, sondern jedesmal bloß einige Seiten und zwar langsam. Beherzige ernstlich die darin enthaltenen Wahrheiten, Mahnungen und Warnungen, befolge sie immer treu und sei überzeugt: Nur so wirst du in diesem Leben und besonders im Jenseits in alle Ewigkeit, mit deinem Gatten und deinen Kindern wahrhaft glücklich werden. Damit dieses desto eher geschehe, verspricht dir der Verfasser, deiner am Altare GOTTES zu gedenken. Mögest du auch seiner in deinem frommen Gebete nicht vergessen!
Ich widme dieses Buch der Allerseligsten Gottesmutter, welche durch Ihre gewissenhafte Erfüllung all Ihrer Standespflichten mit vollem Recht verdient hat, allen Gattinnen und Müttern als Muster zur Nachahmung vorgestellt zu werden. Demütig und inständig bitte ich Sie, allen, die dieses Lehr- und Gebetbuch gebrauchen, durch Ihre so Mächtige Fürsprache zu helfen, Ihrem erhabenen Tugendbeispiele immer mehr nachzufolgen.
Steyl, am Feste Maria Heimsuchung 1901.
Erster Teil.
B e l e h r u n g e n
für
d i e g u t e G a t t i n u n d M u t t e r.
I. Habe immer eine recht große Hochschätzung vor der christlichen Ehe!
GOTT selbst, der Unendlich Heilige, hat die Ehe im Paradiese eingesetzt. Nachdem Er Adam und Eva erschaffen hatte, segnete Er sie und sprach: „Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde.“ (1.Mos. 1,28) Es war GOTTES Wille, dass dieser Bund zwischen einem Manne und Weibe eine innige, unauflösliche Lebensgemeinschaft bilde. Doch wurde im Alten Testamente infolge der Sünde und der Herzenshärtigkeit der Juden sowohl das Band der Einheit, als auch das der Unauflösbarkeit vielfach gelockert. Darum sprach der Göttliche Heiland zu den Juden Seiner Zeit: „Moses hat euch eurer Herzenshärtigkeit wegen erlaubt, eure Weiber zu entlassen; im Anfange war es nicht so.“ (Matth. 19,8) Jesus Christus hat nun die ursprüngliche Einheit und Unauflöslichkeit des Ehebundes wieder hergestellt und verordnet, dass die Ehe wie im Anfange nur zwischen e i n e m Manne und e i n e m Weibe und zwar bis zum Tode des einen von beiden bestehen solle. Hinweisend auf diese ursprüngliche Einrichtung GOTTES sagt Er: „Was GOTT verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.“ (Matth. 19,6) Und als Seine Jünger zu Haus Ihn um näheren Aufschluß darüber baten, sprach Er zu ihnen: „Wer immer sein Weib entlässt und eine andere nimmt, der begeht an ihr einen Ehebruch. Und wenn ein Weib ihren Mann entlässt und einen andern heiratet, so bricht sie die Ehe.“ (Mark. 10, 8-12) So spricht der Höchste Gesetzgeber und Herr aller Völker. Wenn also ein christlicher Mann und ein christliches Weib diesen Bund gültig geschlossen und die Ehe vollzogen haben, so kann keine Macht der Erde, keine geistliche oder weltliche Gewalt, kein Bischof oder Papst, kein Gerichtshof oder Staatsgesetz dieses Band wieder lösen. Und hätte selbst nach solcher gerichtlichen Ehescheidung einer der Ehegatten aus Treulosigkeit oder Unwissenheit (z. B. der protestantische Gatte bei gemischter Ehe) eine neue Ehe geschlossen, so kann doch der andere Teil, falls er seine Seele retten will, keine zweite Ehe eingehen, bevor nicht das erste Eheband durch den Tod in Wirklichkeit gelöst ist. Auch wenn die Eheleute kirchlich geschieden sind, d. h. aus sehr wichtigen Gründen mit Erlaubnis der kirchlichen Obrigkeit getrennt leben, so kann doch kein Eheteil bei Lebzeiten des andern keine zweite Ehe gültig eingehen. Diese unauflösliche Verbindung der Ehe hat Christus der Herr sogar zur Würde eines Heiligen Sakramentes erhoben. Die Ehe ist somit ebenso ein Sakrament wie die Taufe, Firmung und so weiter. Um den Göttlichen und sakramentalen Charakter der Ehe recht hervorzuheben, bedient sich der Heilige Paulus des schönen Vergleiches der Verbindung Christi mit Seiner Kirche. Gleichwie nämlich die Kirche alle Gnaden von ihrem Haupte, nämlich von Jesus Christus, erhält, so auch die Ehe in ihrer Stellung als Sakrament. Und nachdem der Heilige Völkerapostel die erhabene Würde der Ehe als Sakrament klargelegt hat, ruft er aus: „Die Ehe ist ein großes Sakrament; ich sage aber: In Christus und in der Kirche.“ (Eph. 5,32.) Der gelehrte Cornelius a Lapide erklärt die Bedeutung dieser Worte des Apostels folgendermaßen: „Die Ehe Adams uns seiner Nachkommenschaft bis auf Christus war eine Vorbedeutung der zukünftigen Verbindung Christi mit der Kirche. Die eheliche Verbindung der Gläubigen des Neuen Testamentes aber ist ein Sakrament, nämlich das vollkommenste Zeichen jener schon vollzogenen Vereinigung der Heiligen Kirche mit Christus. Dieses Sakrament verleiht den Verehelichten Gnade und gegenseitige Liebe, damit diese wahre und vollkommene Liebe ein Abbild der Liebe zwischen Christus und Seiner Kirche darstelle.“ Wie nämlich Christus nur e i n e Kirche als die Seinige anerkennt und liebt, so soll auch der Gatte nur e i n e Gattin als die seinige ansehen und lieben, und diese soll nur e i n e n Gatten kennen und lieben, wie die Kirche nur e i n e n Christus, ihren Göttlichen Bräutigam, kennt und liebt. Ferner wie Christus mit der Kirche bis zum Ende der Zeiten vereinigt bleibt, so sollen auch die christlichen Eheleute bis zu ihrem Lebensende in Treue und Heiliger Liebe miteinander verbunden bleiben. An dieser Lehre, dass die christliche Ehe ein Sakrament sei, hat unsere Heilige Kirche durch alle Jahrhunderte hindurch stets so fest gehalten, dass sie jeden, der dieselbe leugnet, von ihrer Gemeinschaft ausschließt. „Jeder Katholik“, schrieb Papst Pius IX, „weiß, dass die Ehe wahrhaft und eigentlich als eines der sieben Sakramente des neuen Bundes von Christus eingesetzt ist, und das es deshalb unter den Christen keine Ehe geben kann, die nicht zu gleicher Zeit ein Sakrament ist. Unter den Christen ist daher jede andere Verbindung zwischen Mann und Frau, die kein Sakrament ist, auch wenn sie in Kraft irgendeines Zivilgesetzes abgeschlossen wurde, nichts anderes als ein abscheuliches und verderbliches und von der Kirche von jeher verdammtes Konkubinat. Es kann also das Sakrament niemals von Ehebündnisse getrennt werden, und es steht der kirchlichen Gewalt allein zu, das zu bestimmen, was sich irgendwie auf die Ehe bezieht.“ Weil nun die Ehe ein Heiliges Sakrament ist, so sind auch mit ihrem Empfange Heilige Gnaden verbunden, und zwar vermehrt das Sakrament der Ehe, wie unsere Heilige Kirche lehrt, die Heiligmachende Gnade, und erteilt außerdem Licht, Kraft und Stärke zur treuen Erfüllung der vielen und schweren Pflichten der christlichen Eheleute. Nach der Lehre der Heiligen Väter hat das Ehesakrament, ähnlich wie die Heilige Priesterweihe, noch den besonderen Vorzug, dass die bei ihrem Empfange verliehenen Gnaden so lange wirken, als man sich in diesem Stande befindet. Diese sakramentale Würde gibt der Ehe eine hocherhabene Heiligkeit, so dass wir mit Tertullian sprechen müssen: „Wie vermöchten wir das Glück jenes Ehebündnisses zu schildern, welches die Kirche stiftet, das Opfer bekräftigt, der Segen besiegelt, die Engel kundmachen und der Himmlische Vater genehmigt!“ Der Mann ist nicht mehr, wie im Heidentum, der Tyrann der Familie, sondern als lebendiges Abbild des Erlösers der geliebte Freund seiner Gattin und der besorgte Vater seiner Kinder; die christliche Frau bekleidet nicht mehr, wie im Heidentume, die entwürdigende Stellung einer Sklavin ihres Mannes, sondern wie die Kirche die zärtlich geliebte Braut des Erlösers ist, so ist sie die Freundin ihres Mannes und die gleichberechtigte Genossin seiner Freuden und Leiden. Christliche Gattin, vergiss nie diese erhabene Würde der Ehe als Sakrament! Erinnere dich stets an all diese Gnaden, die du im Heiligen Sakrament der Ehe empfangen hast! Bedenke immer, dass deine Ehe ein getreues Abbild der wundervollen Vereinigung Jesu Christi mit Seiner Heiligen Kirche sein soll! Der Gedanke hieran wird dir eine große Ehrfurcht und Hochschätzung vor deinem Stande einflößen, er wird dich antreiben, ihn immer Heilig zu halten, er wird dich in allen Gefahren beschützen, er wird dir helfen, all deine Standespflichten treu zu erfüllen, mit einem Worte, er wird eine unvergessliche Quelle Göttlicher Gnaden für dich sein.
Der Heilige Erzengel Michael Auszug aus einem Bischöflich anerkannten Buch von ca. 1880
Der Heilige Erzengel Michael d. i. „Wer ist wie GOTT“ ist nach der Lehre der Heiligen Schrift und der Überlieferung einer der sieben Geister, welche zunächst am Throne GOTTES stehen; Er ist somit ein besonders hervorragender Diener und Bote des Allerhöchsten, dem GOTT zum Heile Seiner Auserwählten wunderbare Kräfte und wichtige Ämter verliehen hat. Bei dem Propheten Daniel wird der Heilige Michael einer der vornehmsten Himmlischen Fürsten und insbesondere „der Fürst der Juden“ genannt und damit geoffenbart, dass Er der Schutzengel des Auserwählten, von GOTT wunderbar geliebten und beschützten, mit Seinen Offenbarungen und Verheißungen begnadigten Volkes ist. Deshalb heißt Er auch „der große Fürst, der für die Söhne Seines Volkes einsteht und sich erhebt zu seiner Rettung“. Da nun an die Stelle der alten Synagoge die Katholische, Apostolische Kirche getreten ist, da wir durch den Empfang der Heiligmachenden Gnade und durch den Glauben an Jesus Christus, den von den Juden verworfenen und gekreuzigten Erlöser in die Rechte und in das Erbe des alttestamentlichen Volkes Israel eingetreten sind, so wird der Heilige Michael stets verehrt als der Schutzengel der Heiligen Kirche, des regierenden Papstes und aller Seelenhirten, der auf GOTTES Befehl den Antichrist einst töten wird. Dieser Glaube ist in tiefsinniger Weise ausgedrückt im Heiligen Messopfer: Priester und Volk bekennen an den Stufen des Altares reumütig ihre Sünden, „vor GOTT dem Allmächtigen, vor Maria der Seligen Jungfrau, vor dem Heiligen Michael,“ und rufen demütig Maria, den Heiligen Michael... um Ihre Fürbitte bei GOTT dem Herrn an; und der Priester segnet beim Offertorium den Weihrauch mit den Worten: „Durch die Vermittelung des Heiligen Erzengels Michael, welcher zur Rechten des Rauchaltars steht, und aller Seiner Auserwählten möge der Herr diesen Weihrauch segnen und als lieblichen Wohlgeruch aufnehmen.“ In der Offenbarung des Heiligen Johannes wird der Heilige Michael uns vorgestellt als der Mächtige Himmelsfürst und Glorreiche Streiter für die Sache GOTTES. Es ist ein großer Kampf im Himmel entstanden, groß in Ansehung der Kämpfenden, ihrer Zahl und ihrer Macht, groß auch in Ansehung des wichtigen Gegenstandes, weil Lucifer und sein Anhang der Vater der Lüge und der Menschenmörder von Anbeginn, der Teufel nicht bestanden ist in der Wahrheit. Auf der einen Seite kämpften Michael und Seine Engel, Er war Ihr Fahnenträger und Oberfeldherr; auf der andern Seite stand der Drache mit seinen Engeln. „Und es ward hinabgeworfen jener große Drache, die alte Schlange – der Teufel und Satan genannt, - welcher die ganze Welt verführt: er ward hinabgeworfen auf die Erde und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“ Dieser Kampf zwischen den Guten und Bösen, zwischen den Bekennern der Wahrheit und den Kindern der Lüge dauert seitdem fort, und die Christenheit Verehrt im Heiligen Michael und Seinen Engeln ihre Fürbitter und Verteidiger. Daher haben das erst 1806 schmachvoll aufgelöste Heilige römische Reich und der alte Ritterstand, als die irdischen Beschützer und Verteidiger des Reiches GOTTES und der Heiligen Kirche wider Ihre Feinde den Heiligen Michael als ihren Schutzpatron erkoren und verehrt. Der Heilige Apostel Judas Thaddäus erwähnt in Seinem Briefe einen Streit, den der Erzengel Michael mit dem Teufel über den Leichnam des Moses stritt. Die Ausleger geben als Grund dieses Streites an, der Teufel wollte sich der Leiche des Moses, den GOTT im Lande Moab begrub, auf dass Niemand Sein Grab wissen möchte, bemächtigen unter dem Vorwande, er habe wegen der Ermordung des Ägypters ein Recht auf ihn, und in der Absicht, denselben den Israeliten zu zeigen und sie zur abgöttischen Verehrung desselben zu verführen. Der Heilige Michael aber stellte sich zur Gegenwehr, weil Er diese Leiche als die eines Gerechten für GOTT in Anspruch nahm und deshalb sie vor so teuflischem Missbrauche schützte. Darauf stützt sich der christliche Glaube, dass der Heilige Michael den Sterbenden im letzten Todeskampfe tätig beistehe und die abgeschiedenen Gerechten in Seinen besondern Schutz nehme. In diesem Sinne betet die Kirche in Ihrem Offizium: „Dem Erzengel Michael, dem Führer der englischen Heerscharen, hat GOTT die Seelen der Heiligen übergeben, dass Er sie einführe in das Paradies der Freude; denn Er ist der Fürst des Paradieses und aller in dasselbe aufzunehmenden Seelen.“ Es ist daher in der Christenheit ein sehr löblicher und heilsamer Brauch, den Heiligen Michael um eine glückselige Sterbestunde anzurufen; und in den Gebeten der Heiligen Messe legt die Katholische Kirche die Seelen der Abgestorbenen in Seine Hände, dass Er sie in das Reich des Lichtes begleite und ihre Begräbnisstätten auf Erden bewache. Schon Hermas lehrt, dass der Heilige Michael auf dem Sterbebett diejenigen heimsuche, welche im Leben die Gebote des Herrn beobachtet haben, und dass Er ihnen nach dem Tode ihre Sitze anweise. Hieran schließt sich die schon dem Heiligen Basilius und andern Heiligen bekannte Vorstellung, dass der Heilige Michael die Seelen der Verstorbenen wäge, und die christliche Kunst drückt diesen Gedanken so aus, dass der Teufel dieses Wägen mit boshafter Gier beobachtet und sich bemüht, es zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Tradition berichtet, dass schon in der frühesten Zeit die Christen dem Heiligen Erzengel Michael Kirchen, Kapellen und Altäre geweiht haben, von denen einige durch ihr Alter und durch die in denselben geschehenen Wunder und wunderbaren Erscheinungen in der ganzen Katholischen Kirche berühmt sind. So erzählt Metaphrastes, dass der Heilige Michael schon zur Zeit der Apostel zu Thonis erschien und einer dortigen Quelle eine Heilkraft mitteilte, die sehr vielen Kranken schnelle und sichere Hilfe brachte und so viele Wunder wirkte, dass die Stadt Laodicea und die ganze Umgebung den christlichen Glauben annahm. Die freudige Dankbarkeit baute daselbst zu Seiner Ehre eine prachtvolle Kirche, welche jahrhundertelang für das ganze Morgenland ein sehr besuchter und durch unzählige Wunder leuchtender Wallfahrtsort war. Als Kaiser Konstantin der Große seine neue Residenzstadt am Bosporus gründete, erbaute er auch in der Nähe derselben die sehr berühmte St. Micheals Kirche, von welcher der alte Geschichtschreiber Sozomenos erzählt: „Diese Kirche trägt den Namen Michaelion, weil man allgemein glaubt, der große Erzengel erscheine in derselben. Das an diesem Orte große Wunder geschehen, davon bin ich selbst Zeuge, weil mir in einer besondern Bedrängnis und Not eine unvergängliche Wohltat zuteil wurde. Auch viele Andere haben da Wohltaten empfangen; denn wer sich in Unglück und Gefahr befindet, wer von schwerer Krankheit geplagt wird und dort betet, erhält Befreiung von seinem Übel.“ Dann erzählt er die wunderbaren Heilungen des Advocaten Aquilin und des Arztes Probian, zweier ausgezeichneter Männer. Zur Zeit des Heiligen Papstes Gelasius um 493 erschien der Heilige Erzengel Michael auf dem Berge Gargano im Neapolitanischen. Ihm zu Ehren wurde ein prächtiges Gotteshaus errichtet, zu dem das ganze Abendland wallfahrtete. Zahlreiche gnadenvolle Gebetserhörungen fanden daselbst statt. Zu Rom wütete furchtbar die Pest um 590. Der Heilige Papst Gregor der Große suchte Hilfe im Gebete und ordnete die „siebenfache Litanei“ an: Die Gläubigen zogen in sieben Prozessionen oder Chöre geteilt, betend und singend aus sieben verschiedenen Kirchen aus, um in der Kirche „Maria der Größern“ zusammen zu kommen. Während dieser Andacht sahen die Betenden über dem Grabmahl des Kaisers Hadrian einen Engel schweben, der Sein Schwert in die Scheide steckte. Von dieser Stunde an hörte die Pest auf. Man hielt diesen Engel für den Heiligen Michael, nannte das hadrianische Denkmal von da an die „Engelsburg“ und weihte die auf derselben befindliche Kirche zu ehren des Heiligen Erzengels Michael. Um Ihn als Anführer der Himmlischen Heerscharen zu ehren, waren in Rom am heutigen Tage auch militärische Feierlichkeiten herkömmlich, zum Beispiel der Papst weihte Waffen, Fahnen und so weiter. Nicht minder berühmt war seit dem 10. Jahrhundert eine Erscheinung des Heiligen Michael in der Diözese Abranches in Frankreich. Der Heilige Erzengel Michael befahl, auf einer Felsenspitze (Michaelsberg in der Normandie) eine Kirche zu bauen und dieselbe unter Seinen Schutz zu stellen. So geschah es, und diese Kirche, von Benedictinern lange Jahrhunderte besorgt, war stets eine von unzähligen Pilgerzügen verehrte und mit besondern Gnaden gesegnete Wallfahrtsstätte. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Katholiken ihrem ehrfurchtsvollen Vertrauen auf die Macht dieses Heiligen Himmelsfürsten in neuester Zeit einen schönen Ausdruck gegeben haben durch die Stiftung der St. Michaels Bruderschaft, deren zahlreiche Mitglieder sich zum Gebete für den Schwerbedrängten und zu Almosen für den seines Landes beraubten Papst verpflichten. Sehr beachtenswert ist, dass das Fest des Heiligen Erzengels Michael, welches man schon in den frühesten Zeiten und in vielen Katholischen Ländern feierte vom 8. Jahrhundert an vielfach als gebotener Feiertag begangen wurde und in den Kirchenbüchern „die Kirchweihe des Erzengels Michael“ genannt wird. Da es aber völlig ungewiss ist, welche Kirche gemeint sei, so ist die Auslegung ganz annehmbar, es sei damit die ganze Katholische Kirche als „die Gemeinschaft der Heiligen“ gemeint. Denn der Heilige Erzengel Michael hat dadurch, dass Er die gefallenen Engel aus dem Himmel stürzte, denselben gleichsam zum friedlichen Wohnorte der guten Geister geweiht und dadurch, dass Er auf Erden den Teufel und seinen Anhang von der Katholischen Kirche abwehrt, dieselbe zum sichern Wohnort der Gläubigen geweiht. Deshalb sagt die Volkssprache: „Am Michaelitag ist Kirchweih im Himmel und auf Erden.“
St. Michaels Hymnus
Der Papst Pius VII. hat am 6. Mai 1817 den Gläubigen für jeden Monat einmal an einem beliebigen Tage nach Empfang der Heiligen Sakramente der Buße und des Altars einen vollkommenen Ablass bewilligt, wenn sie während dieses Monats täglich zu Ehren des Heiligen Erzengels Michael folgenden Hymnus nebst Antiphon, Vers und Gebet verrichten:
Jesu, des Vaters Kraft und Licht, Lass uns der Herzen Zuversicht, Gleichwie die Engel Dich erhöh´n, Die Deines Wink´s gewärtig steh´n.
In Schaaren zahllos dicht und hehr Folgt ihr zum Kampf das Heil´ge Heer, Als Sieger mit der Kreuzesfah´n Heilbringend Michael voran.
Er stürzt des Drachen grause Macht Tief in des Abgrunds finst´re Nacht, Vom Himmel treibt mit Blitzen Er Haupt und Rebellen vor sich her.
Den stolzen Feind bekämpfen wir, St. Michael, wir folgen Dir! Gegeben wird uns dann zum Lohn Am Thron des Lamm´s die Siegeskron`!
Dem Vater und dem Sohn zugleich Und Dir, o Geist, an Gnaden reich, Sei ewig, wie es ist und war, Lob, Preis und Ehre immerdar. Amen.
Antiphon:
Glorreicher Fürst, Heiliger Erzengel Michael, sei unser Eingedenk hier und überall und bitte für uns immerdar beim Sohne GOTTES! V: Im Angesichte der Engel will ich Dir lobsingen; R: Dich anbeten in Deinem Heiligen Tempel und preisen Deinen Namen.
Lasst und beten. O GOTT, der Du die Dienste der Engel und Menschen in wunderbarer Ordnung verteilest, verleihe gnädig, dass unser Leben auf Erden von jenen beschützt werde, welche Dir im Himmel unaufhörlich dienen, durch unsern Herrn Jesum Christum.
Der Lobgesang der drei jungen Männer (Dan. 3, 51-90) 51Da sangen die drei im Ofen wie aus einem Mund, sie rühmten und priesen Gott mit den Worten: 52Gepriesen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, / gelobt und gerühmt in Ewigkeit. Gepriesen ist dein heiliger, herrlicher Name, / hoch gelobt und verherrlicht in Ewigkeit. 53Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit, / hoch gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit. 54Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront, / gelobt und gerühmt in Ewigkeit. 55Gepriesen bist du auf dem Thron deiner Herrschaft, / hoch gerühmt und gefeiert in Ewigkeit. 56Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels, / gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit! 57Preist den Herrn, all ihr Werke des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit. 58Preist den Herrn, ihr Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 59Preist den Herrn, ihr Engel des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 60Preist den Herrn, all ihr Wasser über dem Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 61Preist den Herrn, all ihr Mächte des Herrn; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 62Preist den Herrn, Sonne und Mond; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 63Preist den Herrn, ihr Sterne am Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 64Preist den Herrn, aller Regen und Tau; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 65Preist den Herrn, all ihr Winde; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 66Preist den Herrn, Feuer und Glut; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 67Preist den Herrn, Frost und Hitze; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 68Preist den Herrn, Tau und Schnee; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 69Preist den Herrn, Eis und Kälte; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 70Preist den Herrn, Raureif und Schnee; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 71Preist den Herrn, ihr Nächte und Tage; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 72Preist den Herrn, Licht und Dunkel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 73Preist den Herrn, ihr Blitze und Wolken; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 74Die Erde preise den Herrn; / sie lobe und rühme ihn in Ewigkeit. 75Preist den Herrn, ihr Berge und Hügel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 76Preist den Herrn, all ihr Gewächse auf Erden; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 77Preist den Herrn, ihr Quellen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 78Preist den Herrn, ihr Meere und Flüsse; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 79Preist den Herrn, ihr Tiere des Meeres / und alles, was sich regt im Wasser; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 80Preist den Herrn, all ihr Vögel am Himmel; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 81Preist den Herrn, all ihr Tiere, wilde und zahme; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 82Preist den Herrn, ihr Menschen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 83Preist den Herrn, ihr Israeliten; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 84Preist den Herrn, ihr seine Priester; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 85Preist den Herrn, ihr seine Knechte; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 86Preist den Herrn, ihr Geister und Seelen der Gerechten; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 87Preist den Herrn, ihr Demütigen und Frommen; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! 88Preist den Herrn, Hananja, Asarja und Mischael; / lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! Denn er hat uns der Unterwelt entrissen / und aus der Gewalt des Todes errettet. Er hat uns aus dem lodernden Ofen befreit, / uns mitten aus dem Feuer erlöst. 89Dankt dem Herrn, denn er ist gütig; / denn seine Huld währt ewig. 90Preist alle den Herrn, ihr seine Verehrer, / preist den Gott der Götter; singt ihm Lob und Dank; / denn ewig währt seine Güte.
Himmlischer VATER, Göttliche Majestät, Herr der Heerscharen, ich bete Dich an. VATER, ich möchte Dir mein Leben weihen! Da es bei Dir keine Vergangenheit oder Zukunft gibt, sondern nur Gegenwart, weihe ich Dir mein Leben von dem Augenblick an, wo Du meine Seele erschaffen hast, bis zu dem Moment, wo ich vor Jesus, meinem Richter stehe. Ich weihe Dir alle Fähigkeiten, die Du in mich gelegt hast, aber auch alle Fehler, die noch in mir sind. Ich weihe Dir meine Arbeit, meine Gefühle, mein Sehnen und Wollen. Schaffe Du, o GOTT, in mir ein reines Herz; lehre Du mich, Herr, Deine Wege gehen; führe Du mich Deine Pfade. Dein Heiliger Geist möge mir in allen Dingen Deinen Heiligen Willen offenbaren. Dies erbitte ich in Jesu Namen. Amen!
Ich will, spricht GOTT, ihm helfen aus und segnen Heimat ihm und Haus. Denn er, der Meinen Namen kennt, Mich nicht vergeblich VATER nennt. Sein Leben steht in Ehre da, in jeder Not bin Ich ihm nah. Mein Auge bleibt ihm zugewandt und Heil geb´ Ich in seine Hand!
O GOTT der Güte und Barmherzigkeit, Deinem Allmächtigen Schutze empfehlen wir unser Haus, unsere Familie und alles, was wir besitzen. Segne uns alle, wie Du die Heilige Familie in Nazareth gesegnet hast. Heiligster Erlöser Jesus Christus, durch die Liebe, mit der Du Mensch geworden, um uns zu erretten, durch die Barmherzigkeit, kraft welcher Du für uns am Kreuze gestorben bist, bitten wir Dich, segne unser Haus, unsere Familie und unsere Hausgenossen. Bewahre uns vor allem Übel und den Nachstellungen der Menschen, behüte uns vor Blitz, Hagel, Feuersgefahr, vor Überschwemmung und ungünstiger Witterung; bewahre uns vor Deinem Zorne, vor dem Hass und den bösen Absichten unserer Feinde, vor Pest, Hungersnot und Krieg. Lasse nicht zu, dass jemand von uns ohne die Heiligen Sakramente sterbe. Gib uns Deinen Segen, auf dass wir standhaft unseren Glauben bekennen, der uns zur Heiligung führt: Auf dass wir auch in Leiden und Trübsal unsere Hoffnung bewahren und in der Liebe zu Dir und zum Nächsten stets Fortschritte machen. O Jesus, segne und beschütze uns! O Maria, Mutter der Gnade und Barmherzigkeit, segne uns, beschütze uns gegen den bösen Geist, führe uns an Deiner Mütterlichen Hand durch dieses Jammertal; versöhne uns mit Deinem Sohne und empfiehl uns Ihm an, auf dass wir Seiner Verheißungen würdig werden. Heiliger Joseph, Du Nährvater unseres Erlösers, Beschützer Seiner Heiligen Mutter und Haupt der Heiligen Familie, sei unser Fürsprecher, segne und beschütze jederzeit unsere Wohnstätte. Heiliger Michael, verteidige uns gegen alle Bosheit der Hölle. Heiliger Gabriel, lass und den Heiligen Willen GOTTES erkennen. Heiliger Raphael, bewahre uns vor Krankheiten und Lebensgefahr. Heilige Schutzengel, erhaltet uns Tag und Nacht auf dem Wege des Heiles. Ihr Heiligen Patrone, bittet für uns am Throne GOTTES. Ja segne dieses Haus, o GOTT Vater, der Du uns erschaffen, Du, GOTT Sohn, der Du für uns am Kreuze gelitten, und Du, GOTT Heiliger Geist, der Du uns in der Taufe geheiligt hast. Möge die Allerheiligste Dreifaltigkeit unsern Leib beschützen, unsere Seele reinigen, unser Herz lenken und uns zum Ewigen Leben führen. Ehre sei dem Vater, Ehre dem Sohne, Ehre dem Heiligen Geiste. Amen. (200 Tage Ablass einmal täglich. Leo XIII. 19. Januar 1889)